@Lorbet Lorbet schrieb am 12.06.2010:Jeder kennt sich doch selbst und weiß was er nicht verträgt, warum schaut man dann so einen Horror-Film an?
Meist ist es wohl so, dass man eben nicht weiss, was für eine Wirkung welcher Film auf einen haben wird. Zumindest nicht
bevor man ihn sich angeschaut hat.
Meist ist es ja auch nicht der Horrorfilm an sich und allgemein, sondern einzelne Machwerke dieses Genres, die dann plötzlich eine unerwartete oder unerwünschte Nachwirkung auf die Psyche des Zuschauers haben.
Wer jetzt allgemein eine "Horrorfilm-Phobie" hat, wird sich auch sicher keinen ansehen. So wie jemand mit Akrophobie nicht auf hohe Brücken geht. Aber Menschen, die allgemein Horrorfilmen zugeneigt sind, laufen natürlich schnell Gefahr auf den "einen Film" zu stossen, der sie weit über den Nachspann hinaus noch in unangenehmer Weise beschäftigt ...
Davon, dass es auch ausserhalb des Horrorgenres höchst verstörende Filme gibt, mal ganz abgesehen.
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In letzter Zeit hab ich den Eindruck, dass es speziell die japanischen Horrorfilme (Yu-on, Ringu etc) sind, die sehr verstörend wirken. Meiner Meinung nach hat das, doch etwas andere und auch krassere "Geisterbild", dass bei den Japanern vorzuherrschen scheint, etwas damit zu tun. Wir Europäer stellen uns das klassische Gespenst doch etwas anders vor als z.B. den Geist aus Yu-on/The Grudge, der für unsere Vorstellung doch sehr befremdlich daherkommen mag.
Dazu kommt noch, dass die japanischen Horrorfilme (wie auch viele italienische) meist recht "humorlos" inszeniert sind. Sieht man sich einschlägige US-Produktionen (Geister- aber auch Horrorfilme allgemein) an, stellt man doch fest, dass es immer wieder gewisse "Verschnaufpausen" und "Auflockerungen" für den Zuschauer gibt. Bei den J-Horrors ist meist Wahnsinn und Beklemmung von der ersten bis zur letzten Minute vorherrschend. Zwar nicht aus Japan, sondern aus Italien, hat auch die sogenannte "Lovecraft-Trilogie" von Lucio Fulci einen ähnlichen Effekt. Die kennt von den Jugendlichen heutzutage allerdings kaum jemand. Ein gutes Beispiel für einen sehr verstörenden Horrorfilm aus den USA ist "Death Ship" von 1980 mit George Kennedy. Nicht nur vom Titel sehr "Ghost Ship" ähnelnd, auch vom Plot, ist er doch von erheblich bedrückenderer Atmosphäre geprägt. Auch wenn "Ghost Ship" eigentlich der "bessere" Film ist, kommt er nicht an die "Dichte" von "Death Ship" heran.
So, genug der Beispiele.
Zum Abschluss noch einen kurzen Auszug aus dem "grossen Gespenster-Lexikon" von Peter Haining:
"Japanische Geister sind möglicherweise die abscheulichsten, die auf der Welt zu finden sind (darin den japanischen Horrorfilmen ähnelnd!), die meisten sind deformiert und haben keine oder nur unvollständige Gliedmaßen. Die schrecklichsten von ihnen sollen entweder nur ein oder aber drei Augen, lange schlangenhafte Hälse und lange Zungen besitzen. Sie haben die Gewohnheit, in alten Häusern und auf Friedhöfen zu spuken. Die japanische Überlieferung besagt, daß einige Geister als Samurai-Krieger erscheinen, mit all ihren Kriegsverletzungen. ..."