Tote in der Aisch

@dasAlb

dasAlb schrieb:Genauso wie ihr möchte ich mir die Tat auch erklären können, aber alles, was wir hier schreiben, ist Spekulation und vor allem: subjektiv bewertet.

Ich finde es schade, dass mancher die Diskussion als Selbstdarstellungsplattform benutzt und genauso schade finde ich die gegenseitigen Anfeindungen. Der Fall ist tragisch genug und ich möchte behaupten, dass dabei alle Beteiligten die Verlierer sind, auch der - und ich schreibe bewusst: mutmaßliche - Täter. Sein Leben und seine Zukunft hat er zerstört. Eine Wertung darüber steht uns dabei nicht zu, das hat das Gericht zu befinden.

Auch wenn ich aus deinem Post vielleicht nur das für mich "subjektive" zitiere, kann ich dem hier zitierten nur zustimmen

Danke, @Zeiler21.

Ich versuche vor allem, mich R. hineinzuversetzen, alles Spekulation, ich werde es nicht immer ausdrücklich hinzufügen.
Sich mit einem Fahrzeug mitnehmen zu lassen scheint erst mal ein grober Fehler zu sein. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass mit der Vortäuschung eines eventuellen Suizides oder der Straftat durch einen anderen für ihn die "Tat" abgeschlossen, um nicht zu sagen, abgespalten war. Verdrängung spielt da womöglich eine Rolle.
Auch alles, was danach passierte, dürfte nicht als vorsätzliche Lüge oder Theater gesehen werden. Durchaus vorstellbar, dass die Suchaktion, die Trauer und die Spendenaktion als real empfunden wurden. Nur für uns als Außenstehende ist das schwer nachvollziehbar.

dasAlb schrieb:Durchaus vorstellbar, dass die Suchaktion, die Trauer und die Spendenaktion als real empfunden wurden. Nur für uns als Außenstehende ist das schwer nachvollziehbar.

Find ich nicht: Wenn jemand im Affekt jemanden umbringt, kann er doch hinterher trotzdem trauern. Hinzu kommen dann womöglich noch Schuldgefühle, so dass man auf einer Beerdigung überhaupt nicht "spielen" muss - es geht einem dann von alleine dreckig genug.

Da stimme ich dir voll zu, die Trauer jedenfalls muss man nicht spielen.
Ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass, wenn man im Vorfeld so etwas zu inszenieren versucht hat, man das Nachfolgende trotzdem real so erleben kann, als hätte es ein anderer getan. Ich glaube, dass es für ihn selbst so unfassbar schlimm gewesen sein kann, dass selbst Schuldgefühle tief verdrängt worden sind.
Und in seiner Haut möchte ich nicht stecken, wenn er sich irgendwann dem Ganzen stellen werden muss.

ich glaube, R hat jetzt, wo ihm bestimmt so vieles klar wird, und er die tragweite dessen, was er ausgelöst hat.... genausowenig einen plan wie in dem moment seiner tat

ich schätze diese ganzen tage bis zu seiner verhaftung waren auch für ihn furchtbar und ein mega psychostress
so funktioniert man dann für das was grad sein muss

nur so kann ich mir erklären, wie die tage bis zur verhaftung verlaufen sind mit der beerdigung usw

letztendlich war ja er vor ort und hat sicherlich alles geregelt

bitte nicht falsch auffassen
aber ich versuche mich lediglich reinzuversetzen... nicht nur in R

ich möchte jetzt auch noch mal drauf hinweisen,
dass das opfer in keinster weise vergessen ist!!!

........aber, was soll man schreiben, wenn man sie nicht kannte?
fakt ist, sie ist tot und nichts das man sagen könnte wird sie wieder lebendig machen!

für ihre eltern wünsche ich mir, dass sie in der kleinen ein stück weit ihre tochter weiterleben sehen und hoffentlich irgendwann vergeben können, was passiert ist

ich bin mir auch nciht sicher, ob es für die eltern wichtig oder hilfreich ist, irgendwelche details zu erfahren!?
ich kann mir vorstellen, dass es dem ganzen noch eins draufsetzt!

wichtig ist meiner meinung nach, dass das opfer gefunden wurde und beerdigt werden kann.
dies ermöglicht es einen gewissen abschluss zu finden und einen ort zu haben, an dem man sich ihr nahe fühlen kann!

meiner meinung nach gilt das interesse hier im forum mehr der aufklärung der tat, was aber doch nicht heißen muss, dass das opfer vergessen oder gar verhöhnt wird..........

@whathappened


könnte man hier pluspunkte wie bei google oder den daumen-hoch klicken wie bei FB
würde ich das jetzt tun, wie schon des öfteren hier

@whathappened
du hast es sehr genau auf den Punkt gebracht...

Nach langer Zeit des stillen mitlesens möchte ich doch gern ein paar Worte zum Thema sagen

whathappened schrieb:ich bin mir auch nciht sicher, ob es für die eltern wichtig oder hilfreich ist, irgendwelche details zu erfahren!?
ich kann mir vorstellen, dass es dem ganzen noch eins draufsetzt!

aus der harten Erfahrung einer recht ähnlichen Tragödie in der Familie kann ich dazu sagen: nein...Details und Gründe sind weder wichtig noch hilfreich (oder waren es für meine Familie zumindest nicht) ....es kann keinen Grund geben, der das Geschehene verstehen lässt, Details belasten nur noch mehr...und so konzentriert man sich auf das naheliegenste...das Wohl des Kindes (in unserem Fall das der Kinder) und damit hat man auch erstmal genug zu tun (hier nehm ich mal bezug auf die vorher angesprochene Hilfe/Unterstützung der Großeltern)....zuerstmal dauert es eine ganze Weile bis (vor allem) finanzielle Hilfe überhaupt anläuft....ich versuche es mal in groben Zügen anhand unseres *Falls* zu erläutern...

zuerstmal wurde dem inhaftierten Vater das Sorgerecht für die beiden Kinder nicht gänzlich entzogen, es ruht nur und lag damit erstmal beim Jugendamt.
von den Großeltern mütterlicherseits wurde ein Antrag auf das vorläufige Sorgerecht gestellt, das allein dauerte schon mal und bedeutete allerhand Papierkram und Formalitäten (in einer Situation wo man noch mittendrin ist im *begreifen wollen* und trauern)

Nun wollte man den Großeltern die Pflegschaft übertragen, das Sorgerecht aber beim Jugendamt belassen weil eine Übertragung von beidem nicht üblich ist....Sorgerecht ohne Pflegschaft hätte aber finanzielle Schwierigkeiten bedeutet (da dann nur Kindergeld für die Kinder bei einer kleinen monatl. Rente des Großvaters), für Unterhaltsvorschuss hätte man im Namen der Kinder den regulären Unterhalt zuerst beim Vater versuchen müssen einzuklagen, der ja aus der Haft gar keinen leisten kann...die Pflegschaft ohne Sorgerecht hätte zwar Pflegegeld bedeutet, allerdings auch ständige rennereien um Vollmachten für Arztbesuche,Schule,Kindergarten etc...nunja...mit Hilfe eines Anwalts bekamen die großeltern letztendlich doch sowohl das vorläufige Sorgerecht als auch den Status Pflegeeltern....

Übrigens kam von einer *großen Institution für Opferhilfe* die um kurzfristige Hilfe angefragt wurde zwecks Überbrückung der Antragszeiten lediglich der *Tipp* doch die Eigentumswohnung (die der großeltern9 zu verkaufen, damit wären doch genügend Barmittel vorhanden....

Kurz noch zum *Verhältnis* zwischen Familie des Opfers und Täters.....durch das nur ruhende Sorgerecht des Vaters und einer nicht ausgeschlossenen Rückführung der Kinder nach Haftentlassung bleibt manchmal gar keine andere Wahl als sich *zu arrangieren* wenn man nicht eines Tages auch die Enkel verlieren will....

Ich wünsche Nadines Eltern für die Zukunft viel,viel Kraft....und diese Kraft ist zu wertvoll um sie mit Details, Fragen die nichts ändern und Hass zu vergeuden....

Hallo zusammen,

kaum ist man hier ein paar Tage nicht online, geht der Punk ab :/

Gibt´s statt bösem Blut (ich will das jetzt nicht alles wiedergeben - ihr wisst was ich meine) irgendwo eine neue Nachricht, die verknüpft werden kann?

@Krabbe


Vielen lieben Dank für den sehr informativen Erfahrungsbericht!

Für Deine Familie auch weiterhin viel, viel, viel Kraft!

@Nitro
ich danke dir für deine Wünsche....und eigentlich den meisten hier für diese manchmal (für mich) schmerzhaft zu lesende. aber überwiegend sachliche und interessante Diskussion, ich war und bin oft sehr beeindruckt von euren Gedankengängen und davon wie nahe ihr oft gefühlsmäßig den Dingen gekommen seid ....bewahrt euch euer Gefühl und eure Intuition

@Krabbe

Vielen lieben Dank für deinen Bericht. Eine Unverschämtheit ist ja der „Tipp“ mit dem Verkauf der ETW – sehr hilfreich, wenn man in so einer Situation steckt.

Ich stell es mir ganz schrecklich vor, wenn man zu der Tragödie dann zusätzlich noch statt Hilfe Steine in den Weg geschmissen bekommt.

Was mich total schockiert ist dein Hinweis, dass aufgrund des nur ruhenden Sorgerechts des Vaters mit einer Rückführung der Kinder nach Haftentlassung in Frage kommen könnte. Da werden dann die Kinder wieder aus einer mühsam aufgebauten Geborgenheit gerissen und müssen dann zum Vater? Ich hoffe, die Kinder werden dazu gehört ob sie das überhaupt möchten und es wird nicht über ihren Kopf entschieden.

Eurer Familie und den Großeltern von Nadine weiterhin viel Kraft.

@Zeiler21
die kinder werden zum Zeitpunkt der Haftentlassung noch zu jung sein um selbst zu entscheiden...dann etwa knapp 10 und 8 jahre alt....es gab bisher bereits auf Wunsch des Vaters und Anraten des Jugendamts telefonischen Kontakt (im Beisein eines Kinderpsychologen), Besuche in der JVA sind angedacht.....auch darf man das Bedürfnis der Kinder nach Kontakt zum Vater und ihren Wunsch wenigstens ein Elternteil zu haben nicht unterschätzen, obwohl sie durchaus bereits einschätzen können das ihr Vater etwas sehr böses getan hat und ihn dafür ablehnen ist da auch noch das Bild vom Vater den sie bis dahin kannten und den sie nach wie vor lieben..man mag sich nicht vorstellen welchen Kampf solch eine Kinderseele durchmacht....der Familie bleibt daher nur ihre eigenen Gefühle hinten an zu stellen und und die Kinder nicht mit der eigenen Haltung zu beeinflussen, es kostet viel kraft, aber es verhindert auch das man von Hass und Wut zerfressen wird....wie ernst einem täter die Reue ist zeigt sich irgendwann darin wie er nach der Haft mit dem Wohl seiner Kinder und dem der Opfer-Familie umgeht und ob er ihnen ein 2tes mal das Liebste und den Bezug nimmt...es bleibt abzuwarten...

ich kann halt nur sagen...jede Beschimpfung des Täters, jedes böse Wort, jede Mutmaßung über ihn oder das Opfer sind für die hinterbliebenen Familien weder Genugtuung, noch Beistand oder Hilfe....sondern eine Belastung auf dem Weg zum wichtigsten Ziel das ihnen bleibt...dem Kind/den kindern eine einigermaßen lebenswerte Kindheit zu ermöglichen...und wenn Betroffene die Kontrolle über ihre Gefühle und ihr verhalten behalten müssen...dann kann und muss man diese Zurückhaltung von Aussenstehenden erwarten. im Interesse der betroffenen kinder...

@Krabbe Deine Worte hat dieser Thread gebraucht!

Deine Gedanken, die Du uns hier vermittelst, sind sehr wichtig und für uns alle hier sehr hilfreich! In diesem Sinne nochmals ein ganz großes Dankeschön an Dich! :-)

@Krabbe

Vielen lieben Dank für deine Antwort – welch ein Balanceakt der Gefühle muss das für die Angehörigen von beiden Seiten sein. Und wie du schreibst … man mag sich den Kampf der Kinderseelen gar nicht vorstellen. Aber vielleicht hilft dieses „Hintenanstellen der eigenen negativen Gefühle“ auch den Beteiligten … indem sie eben Wut und Hass den Kindern zuliebe außen vor lassen, denn diese Gefühle verbrennen zu viel Energie die zu nichts führen.

Dir noch mal ganz lieben Dank … ich werde aufgrund deines Berichts in Zukunft oft in Gedanken bei Euch sein

@Zeiler21

deine Worte treffen genau den punkt...man kann tage,Wochen,monate und Jahre zurückschauen und nach Erklärungen und Gründen suchen, die man wahrscheinlich nie findet, sich von hass und Wut bestimmen lassen...oder man schaut nach vorne, sucht seinen Weg zurück ins Leben (*Normalität* findet man sicher nie mehr) konzentriert sich auf das was man eventuell für die anderen der Familie tun kann...für beides reicht die Kraft nicht.....für alle Betroffenen ist es ein komplett anderes leben als vorher...aber immerhin...man lebt....und ja...man glaubt es am Anfang nicht..irgenwann kann man selbst bei Erinnerungen wieder lächeln...und daran haben paradoxerweise gerade die kinder einen großen Anteil

ich habe irgendwie das Gefühl habe eure Diskussion gesprengt zu haben, das würde mir leid tun, denn es war absolut nicht mein Ziel.
Keiner von euch muss jetzt mit seiner Meinung/Einstellung hinterm Berg halten oder aus Rücksicht auf mich seine Worte auf die Goldwaage legen. Seid euch sicher...es gibt keine Meinung zu solch einer Tat mit der ich/wir nicht schon konfrontiert gewesen wären oder auch selbst durchlebt haben. im gegenteil...alle eure Reaktionen zeigen auch das alles was wir fühlten und dachten *normale* Reaktionen sind...
niemand darf einem anderen (ob betroffen oder nicht) seine Gefühle absprechen, ob es nun Wut ,Hass oder auch das Bemühen um Verständnis ist..... also auf mich muss wirklich keiner Rücksicht nehmen, aber vielleicht denkt ihr bei allem was ihr hier schreibt ab jetzt auch immer ein wenig an die Familien von Nadine und Roy, die sicherlich noch lange nicht an diesem Punkt sind. Ich persönlich würd mich freuen weiterhin (gern auch wieder als stiller mitleser) euere Diskussion verfolgen zu können. LG Krabbe

also,
ich finde es war ein sehr nötiger beitrag für das forum hier!

ich denke einfach, dass viele jetzt einfach nachdenken und mal abwarten wollen, wie sich die sache weiterentwickelt!

es war auch wichtig, einmal zu hören, wie sich direkt betroffene fühlen, was sie durchmachen, womit sie kämpfen und was da wirklich abgeht!
es wurde viel spekuliert, aber wenn man direkt betroffen war/ist......dann hat das eine ganz andere wertung und es sind halt auch fakten und kein geschwätz!

darum wirklich auch noch mal vielen dank für deinen beitrag...............keineswegs eine sprengung, eher ein denkanstoß!

was ich auch finde,

es wäre mal interessant von einem psychologen zu hören, wie er/sie die situation, bzw den fall sieht.
liest nicht zufällig einer/eine mit???

auch zu hören, was in einem täter vorgeht, vor, während und nach so einer tat.............