Tote in der Aisch

Guten Abend an alle!

Bis vor 20 Jahren habe ich in der Nähe von Emskirchen gewohnt und wohl deshalb hat mich diese Tat doch recht geschockt! Mein Mitgefühl gilt Nadine (R.I.P.), Roy sowie deren Angehörigen, Freunde und Bekannte und ich wünsche an dieser Stelle allen Kraft, Mut und Zuversicht!

Warum ich hier schreibe...
Ich habe jeden Beitrag hier gelesen und auch die Medienberichte verfolgt. Alles was ich über Nadine und Roy weiß, habe ich durch euch erfahren und was den Tathergang betrifft, der spielt für mich in diesem Fall letztendlich weniger DIE große Rolle. Was mich viel mehr interessiert sind die Menschen und das Motiv dieser Tat. Ihr kennt die "Beteiligten" teilweise sehr gut und schon lange und über den Charakter des Täters konnte ich auch schon so manches lesen. Was ich in eueren Beiträgen allerdings vermisse, ist ein Wort über Nadine. Wer war sie? Was war sie für ein Mensch? War sie für euch eine ebenso gute Freundin oder Bekannte wie Roy ein Freund und Bekannter ist oder war? Was könnte der Auslöser für diese schreckliche Tat gewesen sein? Wer hatte was gegen wen "in der Hand"?

Mir ist klar, dass hier viele emotional stark unter Stress stehen und - weiß Gott! - einiges zu verkraften haben. Umso wichtiger ist mir, niemanden zu Nahe zu treten und mit meinen Fragen zu verletzen! Sagt mir bitte, wenn dem so ist denn eines ist für mich tausendmal wichtiger als Antworten: ALLE, die mit dieser Tat leben müssen und Nadine, die hoffentlich in Frieden ruhen darf.

Alles liebe.

dein mitgefühl gilt unter anderen roy????

und du möchtest näheres über nadine erfahren und hoffst aber, dass sie in frieden ruhen darf, wie passt das zusammen???

versteh mich jetzt nicht falsch, ich mein das nicht persönlich, hab nur schwierigkeiten, das zu verstehen?

Hallo whathappened,

mein Mitgefühl gilt auch Roy, ja.

Und Nadine als Menschen zu beschreiben und sie trotzdem in Frieden ruhen zu lassen, steht für mich nicht in Widerspruch. Bei jeder Trauerfeier spricht man über den Betroffenen und mit sicherheit nicht, um ihn das Leben nach dem Tod schwer zu machen.

hallo,

er kann mit sicherheit mitgefühl gebrauchen, ich kann ihm da keins entgegen bringen.
ich kenne ihm nicht, aber was da alles abgelaufen ist, vor allem nach der tat, kann ich nicht nachvollziehen und muss da leider passen............das wäre geheuchelt

das mit nadine hab ich dann falsch verstanden. für mich klang das auch schon wieder so sensationslüstern. wahrscheinlich weil ich grad von der fb seite komme und wirklich eine große abneigung gegen einen gewissen schreiber dort habe!
für manche scheint das wirklich zu einer neuen beschäftigung, wenn nicht schon berufung geworden zu sein, sich da besonders wichtig machen zu wollen.
es wäre sicherlich auch für angehörige schön, mal was nettes zu lesen...........vielleicht hat ja jemand etwas zu sagen, der sie kannte!

Ich muss dir recht geben, bei Facebook ist ganz schön was los und ich respektiere selbstverständlich deine Meinung. Auch was Roy betrifft. Du kannst mir aber glauben, dass ich hier NICHT aus Sensationslust o.ä. schreibe sondern ich habe mich angemeldet, weil hier doch viele persönlich betroffen sind und dementsprechend recht emotional schreiben. Und...: ich war auch mal ein Freund eines Mörders, verstehe also, was die Menschen bewegt.
Was mich auch stört - in den Foren, Medien usw. - sind die bis ins kleinste Detail zerpflückten psychischen Analysen. Aber nur von den Tätern. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ein wenig anders gestrickt, aber für mich sind eben die Opfer auch wichtig.

ich kann verstehen, dass eine tat passiert. ich habe auch schon leute ausflippen sehen, von denen man es nicht kannte, bzw. nie erwartet hätte. es gab immer einen grund für die reaktionen, doch die leute die ich gesehen habe, haben das kurz danach alle sehr bereut und auch alles daran gesetzt um es wieder gut zu machen........war jetzt auch nicht immer in bezug auf personen, sondern teilweise mit oder anhand von gegenständen...........ich kann nciht verstehen, dass er das so eiskalt alles durchgezogen hat und ja dann selbst auch noch nach der verhaftung eine weile brauchte, bis er zugab...........also, kein bischen das gefühl von "ich hab was falsch gemacht" hat

hast du eine erklärung, für so ein verhalten, wie war das bei deinem freund, wenn ich fragen darf?
und wenn ich noch fragen darf, warum warst du sein freund und bist es nicht mehr?
ich versuche das alles hier nur zu verstehen...........kriegs aber nicht hin

Danke, @ omnia_delirius für deine Beiträge.
Dann hab ich noch Hoffnung, dass sich jemand wirklich Gedanken macht.

Mein Freund war einer der Sorte, denen man blind sein Leben anvertraut, whathappened. Wir kamen nach einer Heuer nach Hause und da hat er seine Lebensgefährtin erwischt. Mit einem unserer Kumpels, den wir schon im Kindergarten kannten. Mein Freund hat den Zeit gegeben sich anzuziehen und zu verschwinden. Ohne Geschrei, ohne Stress. Dann ist er in die Küche, hat sich ein Messer geholt und ist zurück ins Schlafzimmer. Zwei Stunden hat es gedauert, bis sie endlich sterben durfte. Mein Freund hat sich danach vor dem Haus auf eine Mauer gesetzt, ein Bier getrunken und eine Marlboro geraucht. Dann hat er von einer Telefonzelle aus die Polizei angerufen. 1 1/2 Jahre lang habe ich ihn besucht, wenn ich wieder im Lande war, bis er mich nicht mehr sehen wollte. Seit diesem Tag denke ich über viele Dinge anders und habe auch gelernt, Mitgefühl für Täter zu entwickeln. Mein Freund war kein Killer, nie ein Schläger oder sonst was in dieser Richtung. Er ist ausgerastet und hat alles zerstört. Purer Affekt also. Die Tat war so primitiv wie das Motiv. Für mich gibt es eigentlich nichts zu verstehen weil ich der Meinung bin, das Roy genauso wie mein Freund war. Und deswegen tut er mir leid. Niemals würde er diese Tat wiederholen! Mein Freund hat sich gestellt, Roy hat meiner Meinung nach noch versucht, die Kleine irgendwie abzusichern und deswegen ein Schauspiel veranstaltet. Scham, Ohnmacht, Angst und auch Trauer waren sicherlich auch mit im Spiel. Im Prinzip ist ALLES gar nicht so schwer zu verstehen.

danke für deine ehrlichkeit omnia_delirus!
ich sitz jetzt hier und denke nach!
und ich glaube, das sollten viele andere auch tun!

Starker Tobak, omnia.

Eine Affekthandlung ist von außen nicht nachvollziehbar. Hier enthalte ich mich jeder Wertung, weil noch gar nicht klar ist, was wirklich passierte.
Ein Totschlag ist schnell passiert, Streit, dumm gefallen, tot. In der Haut des Schuldigen möchte ich da nicht stecken. Es kann jedem passieren.
Ein geplanter Mord ist da etwas ganz anderes, und das sollten alle hier bedenken, die eine vorgefertigte Meinung haben.

Ich denk auch nach, whathappened.

Auch in diesem Punkt gebe ich dir recht, whathappened. dasAlp... danke für deine Meinung! Es ist nicht leicht für die Betroffenen und erst recht nicht jetzt, wo die Wunden noch so frisch sind. Ich bin kein Hellseher, aber eines Tages werden sich so manche die gleichen Gedanken machen wie auch. Meinen Freund habe ich nie vergessen und wann immer ich ins Wasser gehe um meinen Job zu erledigen, denke ich an ihn. Aber ich denke auch an das süße Mädchen, das er innig geliebt und für die er alles getan hat und ich musste schwer mit mir kämpfen, um sie nicht mehr hassen zu müssen. Für das was SIE getan hat. Keine Missverständnisse: meinen Freund werde ich die Tat nie verzeihen, aber ich habe auch nie vergessen, wer er vorher war.
Vielleicht versteht ihr, warum mich Nadine als Mensch interessiert...

Du bist überhaupt der erste Mensch, der hier nach Nadine fragt.

Meine Meinung zu deinem Beitrag, dasAlp:

Für mich ist eine Affekthandlung sehr viel einfacher zu verstehen und nachzuvollziehen, weil sich ein Motiv binnen Sekunden aus einer bestimmten Situation heraus enwickeln kann. Welches das sein kann... das kann sich sicherlich jeder von uns vorstellen. Ein Mord wird geplant und das ist eine andere Hausnummer! Überleg mal... bewusst den Tod eines Menschen planen und herbeiführen... sich Gedanken darüber zu machen, wie man ungeschoren aus dieser Nummer wieder herauskommt und alles was dazugehört... das ist irre. ICH kann das nicht nachvollziehen.

Was Nadine betrifft... ich hoffe so sehr, dass es keinen Grund gibt, sie hassen zu müssen! Und wenn es den gibt, macht nicht den selben Fehler wie ich.

ich kann es jetzt wirlich verstehen!
und ich hoffe auch, dass deine beiträge möglichst viele lesen!
ich finde es sind die sinnvollsten, des ganzen blogs!
es tut mir sehr leid, um deinen freund und das mädchen.
es macht mich ziemlich betroffen
ich glaube täter und opfer sind zwei begriffe, die sehr eng zusammen liegen

whathappened...

whathappened schrieb:ich glaube täter und opfer sind zwei begriffe, die sehr eng zusammen liegen

DAS ist es. Erst recht in einer Beziehungstat, die im Affekt geschieht. Wen darf man die Schuld geben und hassen?? Denjenigen, der austickt... für einen Wimpernschlag gemessen an der Zeit seines Lebens?? Denjenigen, der ein Motiv liefert, aus Dummheit vielleicht oder aus Rache für sonst was?? Ich bin der Meinung, je besser man die Beteiligten kennt, umso leichter fällt die Entscheidung. Wenn beide immer gut waren, wieso soll man dann nicht beide betrauern...

@stop_crime


Aufgrund Deiner Schilderung kann ich voll und ganz nachvollziehen, dass Du weiterhin zu Deinem Freund gestanden bist. Aber: Wäre es auch so gewesen, wenn Du es nicht so mit erlebt hättest. Wenn ihr euch an diesem Abend vorher getrennt hättet … er Dir am nächsten Tag erzählt hätte, seine Freundin ist verschwunden … er Dich benutzt hätte mit ihm nach ihr zu suchen obwohl er wusste, dass er sie getötet und beiseite geschafft hat. Wenn Du ihm geholfen hättest sie zu suchen …. Ihm mit Deinem Mitgefühl zur Seite gestanden hättest um dann zu erfahren dass von ihm alles nur inszeniert war

zeiler21...
wenn ich es hätte so erleben müssen wie du schilderst... zum Teufel, sicherlich nichtt!! Aber später bestimmt. Wenn Zeit vergeht und die Wunden heilen und der Tag kommt an dem sich alle BEWUSST fragen: Warum? Irgendwann fasst sich jeder an die eigene Nase und versucht herauszufinden, was er wohl in dieser Situation getan hätte. Oder danach oder wie auch immer. Irgendwann kommt auch der Moment, wo man über den Menschen nachdenkt, der er vorher gewesen ist. Vielleicht muss man nur ein Gruppenfoto mit lustigen Erinnerungen anschauen oder Orte besuchen, an denen man gemeinsam schöne und unbeschwerte Stunden verbracht hatte... es kann vieles sein. Ich wünsche euch jedenfalls vom ganzen Herzen, dass es bei euch nicht so lange dauert. Und vielleicht denken alle, die sich im Moment schon fast bekriegen, auch mal an das kleine Mädchen. Sie braucht euch genauso wie die Eltern von Nadine und Roy. Keiner von denen hat Schuld an dem, was geschehen ist. Oder nicht??

S_C schrieb:Zwei Stunden hat es gedauert, bis sie endlich sterben durfte

merkt ihr eigentlich noch etwas?

Gedankenexperiment.

Das, was man nur aus Filmen kennt. Ich bin Schuld, ich habe jemandes Tod verursacht, aber das habe ich nicht gewollt.
Schock. Herzrasen.
Verdrängen. Das passiert nur anderen, ich bin ein ganz normaler Mensch. Und ich versuche, Normalität zu bewahren. Was wäre normal in den Augen der Menschen ... sich so zu verhalten, als wäre das Ich ein Fremder, der das getan hat. Abwägen ... Selbstanzeige ist 100% Schuldeingeständnis, erwartetes Verhalten gibt mir noch eine Chance, der normale Mensch zu bleiben, der ich eigentlich bin und davon zu kommen. Also spiele ich diese Rolle, weil ich eigentlich ein ganz normaler Mensch bin. Ich finde Töten furchtbar, und damit habe ich nichts zu tun. Außerdem habe ich Freunde, die wissen, dass ich ein ganz normaler Mensch bin und ich bin doch immernoch derselbe, der ich immer war.

Gedankenexperiment2 ...

Ich befürchte, dass jetzt der Shitstorm losgeht.

Gedankenexperiment3 ... folgt, wenn sicher ist, dass die Tötung geplant war. Erst dann kann man von Mord sprechen.