http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/wiesbaden-vermisste-toetungsdelikt_14227563.htm (Archiv-Version vom 16.06.2014) Nachrichten Wiesbaden 13.06.2014
Tote Schwangere in Wiesbaden: Ehemann soll die Tat bei Polizei und Haftrichter gestanden haben
Von Wolfgang Degen
WIESBADEN - Der Haftrichter beim Amtsgericht Wiesbaden hat Haftbefehl erlassen gegen den Ehemann der getöteten Lan Vien-V.-G.. Es bestehe dringender Tatverdacht des Totschlags. Der 40-Jährige sitzt in Untersuchungshaft.
Holger G. soll in umfangreichen Einlassungen bei der Polizei am Donnerstag und später dann bei der Vorführung beim Haftrichter gestanden haben, seine zwei Jahre jüngere Frau getötet zu haben. Mit ihr hat er zwei gemeinsame Kinder. Die Frau war nun erneut schwanger, sie war im siebten Monat. Es war kein gemeinsames Kind der Eheleute gewesen, heißt es.
Trennung als Motiv?
Noch-Eheleute, denn es war die Trennung geplant. Staatsanwaltschaft und Polizei wollen sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern, welche Rolle das Bemühen der Frau, das alleinige Sorgerecht für die Kinder anzustrengen, als mögliches Motiv bei dem Tötungsdelikt gespielt haben könnte.
Die Trennungssituation gilt in Wissenschaft und polizeilicher Praxis als Hochrisikofaktor in der Dynamik von Tötungsdelikten, insbesondere wenn die Trennung auf die Initiative der Frau zurückgeht. Untersuchungen belegen, dass dabei mindestens ein Viertel dieser Tötungsdelikte von Männern verübt wird, die keinerlei Hinweise auf Gewalttätigkeiten in der Vorgeschichte haben, wie eine Studie des Instituts für Polizei und Sicherheitsforschung unterstreicht.
Die Leiche der Frau war am Donnerstagvormittag auf dem Gelände des früheren Dyckerhoff-Steinbruchs auf Amöneburger Gemarkung gefunden worden. Die Zufahrt zu dem Gelände erfolgt über die Straße Unterer Zwerchweg parallel zur Autobahn A 671. Zwischen der Wohnung der Eheleute in Erbenheim und dem Fundort liegt eine Strecke, die auf unterschiedlichen Routen in rund zehn Minuten mit dem Auto zurückgelegt werden kann.
"Da musste etwas Schlimmes passiert sein"
Der 40-Jährige will die Frau in der Wohnung getötet und dann weggebracht haben. Die Tat soll bereits am 5. Juni passiert sein. Der Zustand der Leiche hatte den zwingenden Schluss nahegelegt, dass die Tote bereits längere Zeit den extremen hochsommerlichen Witterungsbedingungen ausgesetzt gewesen sein musste.
Am Mittwoch hatte die Polizei eine offizielle Vermisstenmeldung herausgegeben, samt einem Foto der Verschwundenen. Von ihrem Mann sollen die Angaben stammen, dass die Krankenpflegerin am späten Abend des 5.Juni die gemeinsame Wohnung verlassen hätte. Angeblich habe sie sich an jenem Donnerstag gegen 22 Uhr auf den Weg gemacht, um einen Freund zu besuchen. Die Vermisstenanzeige bei der Polizei hatte nicht der Ehemann erstattet.
Mehrere Umstände nährten den Verdacht, dass das Verschwinden der Frau kein Vermisstenfall war. „Wer die Verhältnisse kannte, hat das von Anfang nicht glauben können, dass sie einfach verschwindet und ihre Kinder im Stich lassen würde“, hatte eine Verwandte kommentiert. „Da musste etwas Schlimmes passiert sein“.