Radtour in den Tod - wer tötete Anne Stephan?

Die 21-jährige Anne Stephan aus Dresden, von Beruf Krankenschwester, plante in ihrem Urlaub eine größere Fahrradtour. In mehreren Etappen wollte sie allein von Oranienburg bis an die Ostseeküste fahren.
Ihr Freund, ein Student, zu dieser Zeit in der Prüfungsphase, wollte sie zwar mehrfach davon abbringen, doch Anne möchte die freien Tage nicht zuhause sitzen. So leiht sie sich in der Stadtbibliothek Dresden mehrere Karten aus und bereitet sich auf ihre Reise vor.
Bei dieser Radtour möchte sie auch näher über ihre Beziehung nachdenken.

19.Juli 1993
Am ersten Tag fährt sie mit dem Zug von Dresden nach Oranienburg, wo sie schließlich die eigentliche Radtour beginnt. Sie schafft an diesem Tag problemlos um die 30 Kilometer. Es geht nach Rheinsberg und über Zechlinerhütte zum Campingplatz am Bickowsee. Dort möchte sie die erste Nacht verbringen und baut sie ihr Zelt auf.
Hier fängt sie an, den Brief ihres Freundes zu beantworten.

20.Juli 1993
Schon am frühen Morgen um 7:00 Uhr bricht sie wieder auf. Zunächst fährt sie mit ihrem Rad nach Wesenberg. Dort frühstückt sie zunächst in einem Café und schreibt den Brief an ihren Freund zu Ende. Diesen wirft sie um die sie Mittagszeit in Neustrelitz in den Briefkasten. Anschließen telefoniert sie noch mit ihrer Mutter zuhause, bevor sie wieder aufbricht. Ihr Tagesziel: Die Jugendherberge in Burg Stargard.

Zunächst sind das die letzten Lebenszeichen. Später kann ermittelt werden, dass sie noch in Wanzka war, dort fand an diesem Abend ein Konzert in der Kirche statt. Anne unterhielt sich dort gegen 19:00 noch mit dem Pfarrer. Ob sie das Konzert besucht hat, ist nicht bekannt

20.September 1993
Annes Rad wird zwischen Wanzka und Burg Stargard gefunden. Eine große Suchaktion im Anschluss bringt jedoch keine weiteren Erkenntnisse.

9.März 1994
500 Meter entfernt von der Fundstelle des Rades findet ein Mann eine skelettierte Leiche. Wie sich später feststellt, ist es die von Anne. Die Todesursache kann aufgrund der Skelettierung nicht mehr festgestellt werden.


Ermittlungsansätze:
-das fehlende Gepäck das der Täter vermutlich mitgenommen hat. Eine Tasche für Lenker und eine für denGepäckträger, ihr Zelt und der Schlafsack. Desweiteren sind der Fotoapparat und die Landkarten verschwunden.

Die Tat wird sich schwer klären lassen, nach all der Zeit... Leider sind ja im Raum Rostock/ MeckPomm so einige Fälle ungeklärt...

Ich schlüssele erst mal die gefahrene Strecke am 20.Juli auf.

Abfahrt Naturcamp Bikowsee 7:00

Ankunft Wesenberg nach ca.20 gefahrenen Kilometern zwischen 8:00 - 8:15.

Frühstück

Verfassen des Briefes

Abfahrt in Wesenberg zwischen 11:00 - 12:00

Ankunft in Neustrelitz nach ca. 16 gefahrenen Kilometern zwischen 11:50 - 12-50

Telefonat mit der Mutter


Nun macht es keinen Sinn mehr über Abfahrt und Ankunft der letzten Etappe zu spekulieren. Zwischen 13:00 und 19:00(letztes Lebenszeichen) liegen 6 Stunden.

Irgendwann im Laufe des Nachmittags trat sie die Fahrt von Neustrelitz, nach Wanzka an.

Wanzka erreichte sie nach ca.16 gefahrenen Kilometern in einer Zeit von ca. 60 Minuten.


Gefahrene Strecke......ca. 52 Kilometer

Gesamtfahrzeit ca. 3 Stunden





Den angepeilten Übernachtungsort in Burg Stargard, hätte sie nach ca.15 Kilometern in einer Fahrzeit von ca.50 Minuten erreicht.





Wetterverhältnisse am 19. und 20.Juli 1993

(Daten von der Wetterstation Berlin Tegel, 120 Kilometer von Wanzka entfernt. Ich musste auf diese relativ weit entfernte Station zurückgreifen, weil bei nähergelegenen Stationen, keine Informationen über die Niederschlagswerte verfügbar waren.)

Quelle:

https://www.wetteronline.de/wetterdaten/berlin?pcid=pc_rueckblick_data&gid=10382&pid=p_rueckblick_diagram&sid=StationHistory&iid=10382&month=07&year=1993&period=4&metparaid=TXLD





Montag 19.Juli 1993



Höchsttemperatur 24 Grad

Nächtliche Tiefsttemperatur 12 Grad

Sonnenstunden 6

Niederschlag 10mm



Dienstag 20.Juli 1993


Höchsttemperatur 23 Grad

Nächtliche Tiefsttemperatur 15 Grad

Sonnenstunden 7,5

Niederschlag 0,3 mm

Für mich gibt es 2 Knackpunkte

Erstens

Wo verbrachte sie den Nachmittag ?

Besuchte sie in Neustrelitz eventuell den sehenswerten Schlosspark und das Residenzviertel und brach erst am späten Nachmittag in Richtung Wanzka auf ?

Oder verließ sie Neustrelitz schon relativ früh gegen ca. 14 Uhr und fuhr nach Wanzka ? Dort hätte sich ein Besuch des Klosters angeboten, oder ein Verweilen am Wanzkaer See. Bei dieser Option ist es vorstellbar, dass sie bei einem Stadtbummel oder beim Besuch des Sees einen Kontakt zu einer bisher unbekannten Person knüpfte.



Zweitens

Wann trat sie die Fahrt nach Burg Stargard an ?

Direkt nach dem Gespräch mit dem Pfarrer um 19 Uhr ? Rechnen wir noch ein gemütliches Abendessen in einer Gastwirtschaft mit ein ( ca.1 Stunde), addieren noch die Fahrtzeit dazu.....Dann wäre sie gegen ca.21 Uhr an ihrem Übernachtungsort eingetroffen.

Sonnenuntergang am 20.Juli ist gegen ca. 21:30

Bei dieser Option, könnte sich noch alles bei Tageslicht abgespielt haben.


Hätte sie das Konzert besucht (geschätzter Beginn 20 Uhr, geschätzte Dauer 90 Minuten), danach noch eine kleine Einkehr in einer Wirtschaft, um noch etwas zu trinken, wäre sie frühestens bei Einbruch der Dunkelheit um 22 Uhr nach Burg Stargard aufgebrochen und gegen 23 Uhr an ihrem Übernachtungsort eingetroffen.

Also laut XY (dort wird ein Programmflyer gezeigt) begann das Konzert um 19:30

Das dachte ich mir auch schon, mit einer Laufzeit von 1 bis 2 Stunden und Weiterfahrt wurde das bestimmt spät. Ob das noch zum Check-In gereicht hat? Gerade in Jugendherbergen ist das Zeitfenster dafür ja recht begrenzt.

Die XY Folge mit dem Fall (gleich der 1. Filmfall):

https://www.youtube.com/watch?v=yTq72mMQyF8 (Video: (267) Aktenzeichen XY vom 15.07.1994)

Wie der Nachmittag verbracht wurde, wäre wirklich interessant zu wissen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie dort jemand kennen gelernt hat.

Seltsam, daß Annes Leiche nur 500m entfernt vom Fundort des Fahrrades gefunden wurde.
Dort fand doch einige Monate zuvor eine große Suchaktion statt?

Könnte bedeuten, daß sie dort erst später abgelegt wurde, was vielleicht für einen Täter aus der Umgebung sprechen könnte.

Wäre bestimmt auch hilfreich gewesen, wenn man gewusst hätte, ob sie auf dem Konzert war.

Sie war ein hübsches-recht großes -Mädchen (hab irgendwo gelesen 1,80),so ein Mädel prägt sich doch ein, wenn sie jemand auf dem Konzert oder in der Gegend dort gesehen hätte.

grausigerFund schrieb: Ob das noch zum Check-In gereicht hat? Gerade in Jugendherbergen ist das Zeitfenster dafür ja recht begrenzt.

Ich habe mir gerade die Webseite angeschaut.

Vom 1.Mai bis zum 30.September gelten aktuell folgende Zeiten:

Check-In

15 Uhr bis 18 Uhr.

Rezeption

8 Uhr bis 20 Uhr.


*Am Kopf kratz*

Das passt ja nun überhaupt nicht.

Für den Check-In war es nach 19 Uhr viel zu spät. Um noch jemanden an der Rezeption anzutreffen, hätte sie sofort nach dem Gespräch mit dem Pfarrer losfahren müssen um noch ein Zeitfenster zwischen 19:50 und 20:00 zu erreichen, wo die Rezeption noch besetzt war.

Eine Ankunft um 22 Uhr, oder später scheint wohl nicht zur Debatte zu stehen.

Ich denke nicht - das Fahrrad wurde im September gefunden, die Leiche wäre zu diesem Zeitpunkt bereits 2 Monate alt, bei den warmen Sommertemperaturen bestimmt schon in fortgeschrittenem Verwesungszustand.

Daher denke ich eher an „gesucht und nicht gefunden“

@EDGARallanPOE
Ja und das war 1993 sicher nicht besser. Vielleicht hat sie den Plan dort zu übernachten ja aufgegeben? Vielleicht gerade deshalb weil sie eine neue Bekanntschaft gemacht hat und der/die angeboten hat, dort zu übernachten?

grausigerFund schrieb:Vielleicht gerade deshalb weil sie eine neue Bekanntschaft gemacht hat und der/die angeboten hat, dort zu übernachten?

Ich weiß nicht so recht...

Gefühlsmäßig, würde ich das erstmal nicht annehmen.

Ich tendiere immer mehr dazu, dass A.S. nach dem Gespräch mit dem Pfarrer um 19 Uhr in Wanzka, in Richtung Burg Stargard aufgebrochen ist.

Sie hätte bei Tageslicht noch abseits der Straße fahren können. Außerdem war dann noch die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass der spätere Täter sich aus welchen Gründen auch immer, an ihrer Fahrtstrecke aufgehalten hat. Nach Beginn der Dämmerung und dem hereinbrechen der Dunkelheit, sinkt die Wahrscheinlichkeit dort noch auf eine Person zu treffen.

Wenn sie erst gegen 22 Uhr nach B. Stargard aufgebrochen wäre, würde ich eher annehmen, dass sie die Straßenverbindung genommen hat. Dann würde ich aber auch eine Zeugensichtung, von Autofahrern erwarten.


Meine Überlegungen sind aber zur Zeit wegen der begrenzten Anmeldezeit in der Jugendherberge in Schieflage. Ich würde annehmen wollen, dass sie sich vorher über das begrenzte Zeitfenster der Anmeldemöglichkeit informiert hat.

Trotzdem spricht sie aber mit dem Pfarrer gegen 19 Uhr, obwohl die Zeit (Rezeptionsschluss 20 Uhr) im Hintergrund schon mächtig drückt.


Damit landen wir dann wieder bei deiner Überlegung:

grausigerFund schrieb:Vielleicht hat sie den Plan dort zu übernachten ja aufgegeben? Vielleicht gerade deshalb weil sie eine neue Bekanntschaft gemacht hat und der/die angeboten hat, dort zu übernachten?

Aber weshalb wurde sie dann offensichtlich, auf dem Weg nach Burg Stargard überfallen ?

Vielleicht wollte sie nicht mehr unbedingt in die Jugendherberge, oder es war ihr nicht so wichtig, sie hatte doch ein Zelt dabei...

EDGARallanPOE schrieb:Ich tendiere immer mehr dazu, dass A.S. nach dem Gespräch mit dem Pfarrer um 19 Uhr in Wanzka, in Richtung Burg Stargard aufgebrochen ist.

EDGARallanPOE schrieb:Trotzdem spricht sie aber mit dem Pfarrer gegen 19 Uhr, obwohl die Zeit (Rezeptionsschluss 20 Uhr) im Hintergrund schon mächtig drückt.

Der Pfarrer ist ja der Letzte, der sie, soweit bekannt ist, lebend gesehen hat. Hier wäre es wirklich interessant zu wissen, um was es in diesem Gespräch ging.
Ich denke auch, dass sie direkt im Anschluss an das Gespräch aufgebrochen ist. Sie ist ja sonst auch bei Tageslicht gefahren. Wahrscheinlich war Ihr das mit dem Check in nicht bewusst und sie hatte nur die Rezeptionszeiten gelesen.
Im Filmbeitrag von XY wird erwähnt dass 70 Konzertbesucher im Kloster waren. Vielleicht ist ihr auch einer gefolgt und nicht ins Konzert gegangen.

Ich denke auch eher dass sie sich um 19:00 auf den Weg nach Burg Stargard gemacht hat.
Die anbrechende Dunkelheit und Ortsunkundigkeit haben sie bestimmt dazu gebracht loszufahren, so lange es noch hell ist

grausigerFund schrieb:Ermittlungsansätze:
-das fehlende Gepäck das der Täter vermutlich mitgenommen hat. Eine Tasche für Lenker und eine für denGepäckträger, ihr Zelt und der Schlafsack. Desweiteren sind der Fotoapparat und die Landkarten verschwunden.

Habe den Eindruck als wenn hier ein Raubmord vorgetäuscht werden sollte.
Ich gehe mal davon aus das Anne Stephan gut vorbereitet ihre Reise unternommen hat und über die Check- In Zeiten der Herbergen informiert war, gut zur Not hatte sie ein Zelt dabei .
Irgendwie denke ich zunächst mal das das Verbrechen sich in Wanzka anbahnte .

Cosmo69 schrieb:grausigerFund schrieb:
Ermittlungsansätze:
-das fehlende Gepäck das der Täter vermutlich mitgenommen hat. Eine Tasche für Lenker und eine für denGepäckträger, ihr Zelt und der Schlafsack. Desweiteren sind der Fotoapparat und die Landkarten verschwunden.
Habe den Eindruck als wenn hier ein Raubmord vorgetäuscht werden sollte.

Aber warum hat er das Fahrrad liegen gelassen....ist ja schon ganz schön viel Gepäck....

radimon schrieb:Aber warum hat er das Fahrrad liegen gelassen....ist ja schon ganz schön viel Gepäck....

Ja der war schon ganz schön bepackt mit der Beute.
Vielleicht war der Täter selber auf Fahrrad Tour und bot Anne Stephan an sie ab Wanzka zu begleiten das würde erklären warum das Fahrrad zurückgelassen wurde .

Cosmo69 schrieb:Ich gehe mal davon aus das Anne Stephan gut vorbereitet ihre Reise unternommen hat und über die Check- In Zeiten der Herbergen informiert war, gut zur Not hatte sie ein Zelt dabei .

Ich hatte das in dem AZ Xy-Clip anders verstanden. Das Zelt sollte nicht als Notbehelf dienen. Vielmehr wollte sie grundsätzlich Campingplätze anfahren, dort ihr Zelt aufschlagen und übernachten.

Die Übernachtung in der JH Burg Stargard, sollte wohl wegen des schlechten Wetters stattfinden.

radimon schrieb:Aber warum hat er das Fahrrad liegen gelassen....ist ja schon ganz schön viel Gepäck....

Die mitgenommenen Sachen, hat er möglicherweise in seinem Fahrzeug abtransportiert. Eventuell passte das Rad nicht in das Fahrzeug. Das würde dann auch erklären, warum das Rad einen halben Kilometer von der Leiche entfernt gefunden wurde. Vermutlich wollte er, nachdem er erfolglos versucht hatte das Rad im Auto unterzubringen, nicht mehr zu der Leiche zurückkehren und hat es dann in der Nähe des Abstellortes seines Fahrzeuges in die Büsche geworfen.