"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

Jetzt nicht falsch verstehen, aber auch in dieser Branche laufen ab und an Aufträge unter der Hand. Herr Linzmaier mag gutgläubig oder naiv gehandelt haben, aber ein möglicher Auftrag in dieser Höhe war ihm wichtig. Der Täter kannte aber scheinbar das Verhalten von Herrn Linzmaier und das er nicht den Termin absagt.
Unklar bleibt für mich , warum Herr Linzmaier sich nicht wunderte, warum der Person beim ersten Termin nicht erschienen ist. Dann folgt der Anruf auf den Anrufbeantworter, dann ruft die Person Tage später wieder an und nennt wieder eine merkwürdige Uhrzeit. Auch auf die Nachfrage um welchen Auftrag es sich handelt kam nur: Das kann ich nur privat mit Ihnen besprechen.

Linzmaier hatte wohl die "Macke" im Beisein seines Kollegen immer beim Anruf auf Freisprechen zu drücken. Wusste das der Täter etwa ? Ich glaube das Linzmaier tatsächlich immer gemach hat, ansonsten wäre es im Film nicht mehrfach dargestellt wurden. Ein Telefonat ist in der Regel ein persönliches Gespräch. Spätestens hier hätte Herr Linzmaier stutzig werden müssen.

Das Umfeld von Linzmeier wurde sicherlich gründlich überprüft und da sich daraus keine heiße Spur ergeben hatte, tippe ich darauf, dass sich das Motiv aus bisher unbekannten Aktivitäten von ihm ergibt. Er scheint keine Skrupel gehabt zu haben, nachts an abgelegene Orte zu treffpunkte gefahren zu sein. Möglicherweise hatte er Dinge am Laufen, mit denen er lieber nichts zu tun gehabt hätte sollen

HchelH schrieb:Wenn es sich schon um so einen kaltblütigen Mörder handelte warum hat er dann nicht beim ersten Versuch beide umgebracht?

Genau das stößt mir auch auf.
Es wird in der Filmszene so dargestellt, dass AL und seine Freundin beim ersten Treffen mit der unbekannten Person im Auto gesssen sind. Vielleicht hatte der Täter geplant die Tür vom Beifahrer aufzureißen und zu schießen und die Freundin war ihm unerwarteterweise im Weg. Vielleicht wollte er ein Gerangel um die Waffe vermeiden und sicher gehen, dass er auch wirklich AL erwischt und dieser nicht dann einfach schnell wegfahren kann. Ein kaltblütiger Mörder hätte wohl beide sofort erschossen und niemand hätte Zeit gehabt zu reagieren.
Ich schließe ehrlich gesagt die Theorie mit den unzufriedenen polnischen Arbeitern aus. AL wird sehr freundlich dargestellt, er bringt Kuchen vorbei, versucht sein Polnisch zu verbessern und macht im XY Film einen guten Eindruck.
Ich denke eher, dass es mit Gläubigern oder mit der noch-Ehefrau Probleme gegeben hat. Es wurde ja auch verdächtig oft darauf angespielt, dass er noch verheiratet ist.

Thordis schrieb:Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass Frauen auch selbst Geld verdienen können?
Ich finde es bedenklich, dass hier unterschwellig solche Stimmung gegen Frauen gemacht wird.

Nicht nur das. Wenn seine Frau erheblich mehr verdient hat und er sich gerade mal so über Wasser halten konnte, dann hätte sie ihm Unterhalt zahlen müssen. Dann hat er sich auch noch eine Polin nach Deutschland geholt, die die dann indirekt mit unterhalten wird. Das kann schon für jemanden bitter sein.

janedoe95 schrieb:Ein kaltblütiger Mörder hätte wohl beide sofort erschossen

Das deutet ja darauf hin, dass der Täter eher ein "Amateur" bzw. ein Ersttäter oder doch eine Frau ist. Eine Frau hätte wohl eher Skrupel, eine Unbeteiligte zu erschießen. Auch könnten die drei Fehlschüsse und das kleine Kaliber eher auf eine ungeschulte Frau hinweisen. Allerdings dürfte der/die AnruferIn dem Opfer auch bei verstellter Stimme nicht bekannt gewesen sein.

Ein XY Film zielt immer auf eine bestimmte Zeugenzielgruppe und auf Thematiken die für den Fall wichtig sein können.

Es stellt sich doch die die Frage, wäre der Mord auch geschehen wenn es die polnische Freundin nicht gegeben hätte ? Dem Zuschauer wird doch ein möglicher Zusammenhang suggeriert. Warum wird sonst die Geschichte mit der Frau aus Polen so ausgiebig dargestellt zuzgl. die mehrfache Erwähnung der Scheidung ? Es gibt keine Hinweise auf Stress mit Kollegen oder ähnliches. Die Konzentration
des Filmes lag nur auf diese erwähnten Vorkommnisse.

Silberkaute schrieb:Auch könnten die drei Fehlschüsse und das kleine Kaliber eher auf eine ungeschulte Frau hinweisen.

Das gibt mir zu denken! Ich ziehe meine Theorie mit den verärgerten Gläubigern zurück, das passt tatsächlich mit den Schüssen nicht zusammen.

Außerdem ist Herr AL ja sehr unbehelligt ohne großartig darüber nachzudenken und ohne auf die Bedenken seines Bekannten einzugehen zu dem Treffen gegangen. Würde das auch jemand machen, der genau weiß, dass er Schulden bei einem Gläubiger hat? Wahrscheinlich auch nicht.
Dann kommt doch eher eine Ex-Frau, ehemalige Geliebte etc. in Frage.

In dem verlinkten Artikel heisst es , die Polizei ermittelte , dass er von seiner Familie getrennt lebte. Hatte er demnach noch Kinder ?

Enterprise1701 schrieb:Hatte er demnach noch Kinder ?

Man findet diesbezüglich nichts dazu.
Im Beitrag ist mir auch aufgefallen, dass nur über die Ex-Frauen geredet wurde und nicht von daraus hervorgegangenen Kindern.
Möglich, dass er wirklich so ein Lebemann war und keine Kinder wollte.

Welcher Handwerker bäckt für seine Kundinnen Kuchen? Also ich kenne keinen!
AL scheint ein Charmeur gewesen zu sein. Vielleicht erhoffte sich eine Kundin mehr und dann kam seine neue Freundin dazwischen? Oder der Ehemann einer Kundin sah rot?

Es wurde intensiv im privaten und geschäftlichen Umfeld ermittelt. Die Ermittlungen gingen gar bis nach Polen.
Der Täter wusste welchen Beruf das Opfer ausübte. Der Täter musste wissen wie AL ausgesehen hat und er kannte das Auto.
Der Täter wusste um die neue Frau im Leben von AL. Der Täter hatte einen fahrbaren Untersatz bzw wurde gefahren. Im letzten Fall gäbe es gar einen Mitwisser der Tat. Es stellt sich die Frage warum der Täter seine Stimme als Frauenstimme tarnte.
Falls die neue Liebe tatsächlich zu dem Zeitpunkt ganz frisch war könnte man einen Zusammenhang aus Eifersucht, Ärgernis etc als Motiv sehen. Ich stolperte nur über den Hinweis "von der Familie getrennt". Zu einer Familie gehören Kinder, ansonsten hiesse es von der Ehefrau getrennt. Auffällig ist in dem Zusammenhang das Wortspiel der angeblichen "Kundin".

Wenn man Geschäftsmann ist , dann fragt man doch nach einer Tel. Nr. des anderen Geschäftspartners, der ihn einen Auftrag vermitteln will. Die Anruferin hatte seine Nummer, aber er hatte nur ihren Namen. Wenn jetzt ein Treffen ausgemacht ist und ihm was dazwischenkommt, wie will er Frau Lomeier benachrichtigen, das er nicht kommen kann - oder sein Wagen wäre evtl. nicht angesprungen - was dann? Er hätte ja auch seinen Buchhalter mitnehmen können. Ich wäre nicht zu solch einrm Treffen gefahren um diese Uhrzeit, wenn ich den anderen nicht gekannt hätte.

Der Cold Case wurde aufgrund von neuen Spuren wieder aufgenommen.

Quelle: https://www.tag24.de/justiz/mord/handwerker-artur-52-vor-fast-27-jahren-erschossen-jetzt-gibt-es-neue-spuren-1852540

Diese neuen Spuren werden aber nicht genannt. Damals wurden schon nach einem Jahr die Ermittlungen eingestellt, weil man nicht viele Dinge zum Ermitteln hatte. Nun wird ein XY Film gedreht weil es neue Spuren gibt.

In 2021 gab die Kripo Salzgitter und die Staatsanwaltschaft Hildesheim bekannt, die Ermittlungen aufgrund "neuer Spuren" erneut aufgenommen zu haben.

Jetzt wurde ein weiterer wichtiger Fund gemacht: Ein Mitschnitt eines Telefonats mit Artur Linzmaier soll Hinweise zu einem Mordplan geben!

Quelle: https://www.tag24.de/unterhaltung/tv/aktenzeichen-xy/mord-an-artur-linzmaier-52-ueberfuehrt-ein-anruf-den-taeter-nach-28-jahren-2448095

Das Tonband gab es schon damals und wurde doch hoffentlich ausgewertet. Der logische Gedankengang eines Mordes mit Vorsatz muss daher schon damals im Fokus gewesen sein. Daher kann der wichtige Fund nicht aktuell sein.

curt schrieb:Wenn man Geschäftsmann ist , dann fragt man doch nach einer Tel. Nr. des anderen Geschäftspartners, der ihn einen Auftrag vermitteln will. Die Anruferin hatte seine Nummer, aber er hatte nur ihren Namen. Wenn jetzt ein Treffen ausgemacht ist und ihm was dazwischenkommt, wie will er Frau Lomeier benachrichtigen, das er nicht kommen kann - oder sein Wagen wäre evtl. nicht angesprungen - was dann? Er hätte ja auch seinen Buchhalter mitnehmen können. Ich wäre nicht zu solch einrm Treffen gefahren um diese Uhrzeit, wenn ich den anderen nicht gekannt hätte.

Guter Punkt. Im Film wurde er ein wenig "trottelig" dargestellt. Er hatte es auch nicht so mit "seinem Papierkram". Das wirkte alles sehr unausgegoren.

Falls die Frage zu einer möglichen Lebensversicherung auftaucht:

Handelt es sich bei der Todesursache um Mord, wird zunächst mit der Zahlung der Versicherungssumme gewartet, bis der Fall geklärt ist. Sollte der Begünstigte unschuldig sein, wird die Summe ausgezahlt. Ist er jedoch der Mörder, beziehungsweise bleibt der Mord ungeklärt, erfolgt keine Leistung.

Quelle: Google

Fast jeder hatte damals doch auf dem Anrufbeantworter so einen Spruch: Bin zur Zeit leider nicht da. Hinterlassen Sie bitte ihre Tel. Nr. ich rufe zurück. Wenn Frau Lomeier nun mehrmals angerufen hätte ohne ihre Nummer anzugeben - da wäre man dann ja auch schon stutzig geworden.

Enterprise1701 schrieb:Das Tonband gab es schon damals und wurde doch hoffentlich ausgewertet

Ich frage mich aber auch ob die Aufnahmen schon damals veröffentlich wurde, so eine Aufnahme ist doch fast wie ein Foto eines Tatverdächtigen.

1cast schrieb:Ich frage mich aber auch ob die Aufnahmen schon damals veröffentlich wurde, so eine Aufnahme ist doch fast wie ein Foto eines Tatverdächtigen

Genau. Oder hat man damals fehlerhaft gearbeitet ? Ich würde ja auch davon ausgehen, dass man von der Aufnahme Sicherheitskopien erstellt :-). Nein eigentlich kein Scherz. Das macht man. Nun erfährt man gestern in der Sendung, dass man fieberhaft nach einem Abspielgerät gesucht hat. Wir reden von 1994! Auch damals konnte man schon Audioaufnahmen auf Festplatte/Disketten transportieren. Man hätte auch eine Kopie per Mikrofon machen können. Verstehe ich nicht. Es gab schon CD Brenner...kurios

Enterprise1701 schrieb:Nun erfährt man gestern in der Sendung, dass man fieberhaft nach einem Abspielgerät gesucht hat.

Das wundert mich genauso, wie der Aufruf, der Polizei alte Telefonbuch-CDs zur Verfügung zu stellen im Fall
Tötungsdelikt an Klaus Walter Pauli.

Was kann das für ein seltsames Kassettenformat gewesen sein? 1994 könnte das neben einer gewöhnlichen Compact-Kassette eine Mini- oder auch Microcassette gewesen sein - beides auch heute keine besonders exotischen oder seltenen Formate.

Eventuell wurden diese seltenen Kassetten verwendet (Memocord):

Original anzeigen (1,9 MB)

OT: Auf dieser Kassette waren Aufnahmen eines Privatdetektivs. Außerdem soll die Stasi derartige Geräte ebenfalls benutzt haben.