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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

466 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Doku, Doppelmord, Mainz ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 13:23
Hallo,

hat eigentlich schon jemand die erst diese Woche in der ARD-Mediathek erschienene " True Crime Doku" über den Doppelmord an der Mainzer Kinderärztin Margot Geimer und ihrer 17jährigen Tochter Dorothee aus dem Jahr 1970 gesehen?

Ich kannte diesen Fall nicht und bin erstaunt, daß es vorher dazu noch keinen Thread gab, weil er offenbar nicht nur bei mir m.E. Fragen ohne Ende aufwirft...

Für den Doppelmord sitzt seit 52 (!) Jahren der mittlerweile 78jährige Hilfsarbeiter Klaus Bräunig in der JVA Diez ein, der noch heute seine Unschuld beteuert, deswegen als "Tatleugner" und damit als "weiter gefährlich" gilt.
Berechtigterweise darf hinterfragt werden, was es noch über einen Fall zu diskutieren gibt, bei dem der Täter bereits seit 5 Jahrzehnten dingfest gemacht wurde, allerdings sind bei einigen involvierten Personen die Zweifel, ob es sich hier nicht um einen Justizirrtum handelt, so groß, dass eine "Münchner Spezialistin für Wiederaufnahmeverfahren" ( Dr. Arnemann) eben genau ein Solches nach so langer Zeit anstrebt .

Eigentlich tue ich mich mit Diskussionen über Fälle aus Deutschland, bei denen noch Angehörige der Opfer leben, aus Pietätsgründen eher schwer, siehe "Stuttgarter Mädchenmorde" ...
Allerdings tritt in dieser Doku auch der Cousin der damals 17jährigen Dorothee auf, Öffentlichkeit scheint also nicht das Problem zu sein.

Ich verlinke zunächst die Videos und noch ein paar andere Artikel (besonders interessant der vom SPIEGEL von 1972) und versuche den Inhalt der ca. 100 Min Film anschließend in meinen eigenen Worten zusammenfassen. Falls im Nachhinein in meiner Erinnerung wegen des langen Textes die ein oder andere Ungenauigkeit auftaucht, bitte ich das zu entschuldigen. An der Sachlage insgesamt sollte das nichts ändern ...

https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/lebenslaenglich-der-fall-klaus-braeunig/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2ODIzODM

https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/folge-2-das-gestaendnis-s07-e02/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2ODIzODU?playtime=1904

https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/folge-3-der-letzte-wunsch-s07-e03/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2ODIzODc?playtime=2136

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/42920364

https://merkurist.de/mainz/seit-50-jahren-mord-an-mainzerin-und-ihrer-tochter-sitzt-der-taeter-zu-unrecht-im-gefaengnis_dXn

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/truecrime-doku-unschuldig-gefaengnis-braeunig-mainz-100.html


Vorstellung:


Die Vorgeschichte:

SpoilerAm Abend des 10. April 1970 , einem Freitag, bemerken die Geimers eine fremde Person im Garten ihres Bungalows in einem ,wie es heißt, "gutbürgerlichen Mainzer Stadtteils" .
Herr Geimer, Entscheidungsträger eines bekannten Pharma-Konzerns, sieht nach und sich einem sportlichen Mann in Anzug und Krawatte gegenüber , der über den Gartenzaun flüchten kann.
Herr Geimer besitzt Waffen, er holt einen Revolver aus dem Waffenschrank und legt diesen in die Schublade seines Schreibtischs im Erdgeschoss .
Die Macher der Doku schlussfolgern daraus, daß er sich bedroht gefühlt haben könnte, dazu später mehr.
Dieser Revolver ist der einzige Gegenstand im Haus, der nach dem Doppelmord verschwinden wird.
Am Sonntagmorgen, dem 12.04., reist Herr Geimer geschäftlich nach Teheran. Seine Frau Margot, Kinderärztin, und ihre 17jährige Tochter Dorothee verbringen den Nachmittag mit Verwandschaft bei Kaffee und Kuchen in einer Nachbargemeinde, wobei Margot den Vorfall vom Freitag ( "Mann im Garten") erwähnt und auch, daß ihr deswegen und wegen der Abwesenheit ihres Mannes unbehaglich sei.
Am Abend fahren beide Frauen zu Bruno, dem Freund der Tochter, um sich dort einen "Durbridge-Krimi" anzuschauen, die in den 60er und 70er Jahren, als sog. "Straßenfeger" bezeichnet wurden, weil scheinbar die ganze Nation sich vor dem Fernseher versammelt hatte.
In diesem Umstand vermutet die Polizei später den Mangel an Zeugen.
Gegen 22 Uhr fahren die beiden zurück zum Bungalow der Familie...


Der Doppelmord:


SpoilerIn der Nacht von Sonntag auf Montag werden Margot und Dorothee in ihren Zimmern, die durch eine Wendeltreppe verbunden sind, auf brutalste Weise mit einer Stichwaffe getötet.
Der von Anwältin Dr. Arnemann beauftragte Hamburger Professor für Gerichtsmedizin spricht von dem ungewöhnlichen Umstand, daß diese Waffe sowohl als Hieb-, Schneide-, Stich- und auch Schlaginstrument (Knauf) eingesetzt wurde.
Die Aggressivität richtet sich gegen Gesicht, Kopf und Hals der Opfer, die Tatwaffe wird nie gefunden.
Die Polizei findet keinerlei Einbruchsspuren und kann sich nicht erklären, wie der Täter ins Haus gelangt sein soll
Am Montagmorgen erscheint wie üblich die Putzfrau der Familie und reinigt die ganze Wohnung außer den Schlafräumen der beiden Frauen, weil das so verabredet worden sei. Dabei werden wohl wichtige Spuren vernichtet.
Erstaunlich erscheint allerdings, daß auch in Dorothees Zimmer keine Spuren vom Täter zu finden sind, obwohl dort ein Kampf vom Bett hin zur Tür stattgefunden haben muß und Blut im ganzen Raum verteilt ist.
Schließlich werden die Leichen um die Mittagszeit von Bruno, dem Freund, gefunden, der einen Schlüssel zum Haus besaß und sich wunderte, warum Dorothee unentschuldigt der Schule ferngeblieben ist.
Ein Motiv kann nicht ermittelt werden. Nichts deutet auf einen Sexualmord, außer des bereits angesprochenen Revolvers scheint nichts zu fehlen


Die Mutter:

SpoilerBei der Suche nach einem Motiv wird u.a. auch die berufliche Tätigkeit von Margot Geimer ins Visier genommen.
Ist der Kinderärztin möglicherweise irgendwann ein Fehler unterlaufen, der so weitreichende Konsequenzen hatte, daß jemand Mordgedanken gegen sie und ihr eigenes Kind hegte ?
Dafür findet sich aber nicht die geringste Spur.


Der Vater:

SpoilerRudolf Geimer reiste am Sonntagmorgen des 12.04. geschäftlich nach Teheran. Sein Fahrer soll gesagt haben, daß er an diesem Tag "irgendwie stiller als sonst" gewesen sein soll.
Der Umstand des zunächst in den Fokus rückenden RG zeigt, daß die Polizei wirklich in alle Richtungen ermittelt.
Es wird überprüft, ob dieser die Reise überhaupt angetreten hat.
Und obwohl er sich in Teheran scheinbar verdächtig verhält, weil er in Touristenmanier vor Ort Fotos schießt, nachdem er vom grausamen Mord an Frau und Tochter erfuhr, kann ausgeschlossen werden, daß er sich zur Tatzeit in der Nähe von Mainz aufgehalten hat.
Die Doku erwähnt das damals vor Ort umgehende Gerücht , er stecke trotzdem mit drin und habe Killer engagiert, das Motiv sei die Lebensversicherung gewesen.
Die wird tatsächlich gefunden, allerdings sei die Summe so gering gewesen, daß sich daraus kein Mordmotiv ableiten lassen.
Das berufliche Umfeld des mit rumänischen Wurzeln ausgestatteten RG und seine privaten Geschäftsbeziehungen werden ebenso durchleuchtet.
Er vereiste oft geschäftlich in Länder des damaligen Ostblocks.
Dabei ergibt sich, daß der ehemalige rumänische Geheimdienst SECURITATE , bekannt für brutale Aktionen u.a. auch in der Bonner Republik, Akten über Herrn Geimer anlegte und diesen auch beobachtete.
Heutzutage sind in Rumänien solche Akten analog denen zur Stasi frei einsehbar, allerdings seien viele damals beim Zerfall des "alten Systems verloren gegangen". Anwältin Dr. Arneman zeigt diese verbliebenen Akten einem Rumänisch und Deutsch sprechendem Spezialisten für die Aufarbeitung der Geheimdienstverbrechen.
Aus den verbliebenen Akten lässt sich herauslesen, daß RG sogar von jemandem aus seinem näheren Umfeld beobachtet wurde, der wegen der üblichen Decknamen nicht mehr ermittelt werden kann. Hinweise auf ein geplantes Mordkomplott gegen ihn selbst , Frau oder Tochter ergeben sich aber nicht....


Die Tochter:

SpoilerBei der Durchsuchung des Hauses finden die Ermittler neben einer Wasserpfeiffe (nun gut, es war 1970!) auch das Tagebuch von Dorothee.
Sie finden heraus, daß die 17jährige nicht nur selbst Drogen konsumierte, sondern auch selbst (und zwar nicht nur mit weichen) Drogen handelte.
Erst über dieses Tagebuch erfahren die Beamten von einem (Zitat) " Drogenring im Rhein-Main- Gebiet" , der für damalige Verhältnissen beachtliche sechsstellige Umsätze hat.
Eine ehemalige Klassenkameradin Dorothees kommt zu Wort: sie sagt, daß Doro Schulden von "über 1000 Mark" hatte zu einer Zeit, als alle anderen in dem Alter lediglich ein paar Mark Taschengeld zur Verfügung gehabt hätten und die ganze Klasse deswegen konsterniert gewesen sei.


Der "Spanner":

SpoilerKnapp ein Jahr vor dem Doppelmord an Margot und Dorothee Geimer wird in Mainz innerhalb weniger Wochen die laut SPIEGEL "Tochter eines bekannten Mainzer Mediziners" zweimal in ihrem Zimmer überfallen und von dem Eindringling zuerst mit einer Taschenlampe und beim zweiten mal mit einem Stein lebensgefährlich verletzt.
Laut Spiegel war sie "ein ähnlicher Typ" wie Doro Geimer.
Die Polizei versucht, die sechs km auseinanderliegenden Tatorte und Taten in einen Zusammenhang zu bringen und findet heraus, daß es in dieser Zeitspanne in den sechs km vermehrt zu "Spannereien" kam, die in Mainzer Mundart wohl " Lubbereien" genannt werden .
Im Juni 1970, zwei Monate nach dem Doppelmord, wird der 26jährige Hilfsarbeiter Klaus Bräunig erwischt, wie er drei Studentinnen heimlich beim Umkleiden zuschaut und verhaftet.
Bräunig hat einen IQ im 70er Bereich, gilt damit als "lernbehindert" und kann zum damaligen Zeitpunkt kaum schreiben und lesen.
Die Polizei entwickelt folgende Theorie: Bräunig habe die beiden Frauen alleine beim Nachhausekommen beobachtet, daraus geschlussfolgert, daß kein Mann im Haus sei, abgewartet, bis diese ins Bett gegangen seien, indem er in einem Park gewartet und sich beim anschließend einsetzenden " heftigen Regen" erst einmal "stundenlang unter eine Tischtennisplatte" (!) setzte.
Dann sei er zurück zum späteren Tatort gegangen, irgendwie ins Haus gelangt, habe die Morde gegangen und sei geflüchtet.
Die Spannereien setzen sich auch nach den Morden fort, Gewalt gegen Frauen erfolgt nach dem Doppelmord und den Überfällen auf die Arzttochter nicht mehr, wobei letzteres mMn ein persönlicher Stalker war , sehr ungewöhnlich, daß ein Fremder, der willkürlich Frauen beobachtet und dabei nicht in die Häuser eindringt, das bei ein und demselben Mädchen gleich zweimal getan haben soll und sie fast totschlug!
Bräunig wird über mehrere Tage jeweils stundenlang ohne Rechtsbeistand verhört. Der Anspruch darauf wird ihm nicht mitgeteilt, erst der Gefängnis-Seelsorger kümmert sich nach zwei (!) Monaten darum, daß er einen Anwalt erhält.
Bräunig hat gegen die rethorisch hoch überlegenen Vernehmer keine Chance. Irgendwann gesteht er die Morde um, wie er später sagt, "...endlich Ruhe zu haben". Er widerruft, gesteht und widerruft erneut bis zu einem dritten Geständnis.
Als er es letztlich unterschreibt, ist ihm gar nicht klar, was er gerade unterschrieben hat.


Die Leumundszeugen:

SpoilerIn der Doku treten viele Personen aus dem Umfeld des KB bzw. am Prozess involvierte auf.

Eine durchaus resolute und etwas darstellende ältere Frau wird interviewt, die wohl im Jahr 1969 als erste Beziehung des Klaus Bräunig durchgeht.
Sie sagte auch im Prozess aus und beschreibt Bräunig als jemanden, der wohl etwas schüchterner und stiller, aber sonst "ein vollkommen normaler junger Mann" gewesen sei. Im Urteil wird sie sinngemäß als die Person bezeichnet, die den "sexuell kranken" KB "angelernt" hat und ärgert sich noch heute darüber, ebenso wie über den Umstand, sie könne sich "beim besten Willen nicht vorstellen, daß er zu so einer Tat fähig sei" überhaupt nicht eingegangen wurde.

Der während der Haft betreuende Psychologe (oder Psychiater?) wird mehrfach interviewt. Er betont, daß falsche Geständnisse nicht ungewöhnlich seien, eben, weil die Betroffenen solcher Verhöre of "einfach nur noch ihre Ruhe wollten", während sich schlichtere Gemüter denken würden, daß sich "ja eh alles irgendwann aufklärt, weil sie es ja schließlich letztlich doch nicht waren". Für ihn selbst sei Bräunig als Täter nur schwer vorstellbar.

Der langjährige Seelsorger (Pfarrer Jansen) wird interviewt: für ihn sei KB nicht als Täter vorstellbar.

Der langjährige Arbeitgeber während der Haftzeit (Wäscherei?) wird interviewt: er habe 500 Angestellte gehabt, die Hälfte davon seien weiblich gewesen. In all den Jahren habe es nicht eine Beschwerde über KB wegen unangemessenen Verhaltens gegenüber Frauen gegeben. Er hält noch heute Kontakt zu ihm und kann ihn sich beim besten Willen nicht als Täter vorstellen.

Der langjährige für die Zelle zuständige JVA-Beamte ( "Schließer") kann sich KB nicht als Täter vorstellen.

Es werden aber auch gegenteilige, m.E. aber nicht so ganz überzeugende Statements abgegeben:

So sagt ein langjähriger Leiter der Mainzer Mordkommission, der nicht selbst beteiligt war, daß damals "ganz sauber" ermittelt wurde. Warum er das bei den ganzen Ungereimtheiten, auf die ich noch komme, so empfindet, sagt er allerdings nicht.

Ein am Prozess beteiligter Schöffe (?) sagt sinngemäß ,daß er hoffe, den Fall richtig bewertet zu haben, aber wenn das Gericht KB verurteilt hat, wird es wohl so gewesen sein". --- Na dann....


Die Zweifel:

SpoilerDie Verurteilung von Klaus Bräunig beruht einzig und alleine auf dessen (mehrfach widerrufenen) Geständnissen.

Es gibt keine einzige Spur von ihm am Tatort, niemand hat ihn in der Nähe gesehen. Ist ein intellektuell so eingeschränkter Mensch in der Lage gewesen, ein Gemetzel anzurichten, ohne jede Spur zu hinterlassen? Auf die Frage, wo er die (wegen fehlenden Fingerabdrücken von der Polizei vermuteten) Handschuhe gelassen habe, antwortete eher naiv, er habe im "Frühjahr doch keine Handschuhe mehr" gebraucht. Man hat übrigens auch keine Fingerabdrücke der beiden Opfer gefunden. Die müsste folgerichtig ja jemand planend entfernt haben.

Bei einer Tatortbegehung findet er das Haus nicht, obwohl er doch nach den Stunden unter der Tischtennisplatte im Dunklen dorthin zurückgegangen sein soll, das Messer beschreibt er nach dem Geständnis mit Marke und Namen des Modells, wobei die Ermittler später herausfinden, daß es dieses Modell gar nicht gibt. Auch der Revolver wird vollkommen falsch beschrieben. Er beschreibt das Einparken bei der Ankunft der Frauen falsch (rückwärts bzw. vorwärts in die Einfahrt) und was ist ist mit dem Mann im Garten? Laut Herrn Geimer soll der sportlich und Anzugträger mit Krawatte gewesen sein - Bräunig war beides nicht!

Wie er ins Haus gekommen sein will, kann er ebenfalls nicht plausibel erklären...

Was ist mit den ganzen Leumunden, die ihn sich als Täter nicht vorstellen können? Ich gucke auch "Tatort" und kenne die Geschichten der " kriminellen, hochintelligenten Master-Minds", die in der Lage sind, ihr ganzes Umfeld zu manipulieren, aber hätte das auch der minderbegabte Klaus Bräunig gekonnt?


Meinungen dazu sehr erwünscht ,das Anschauen der Doku lohnt sich m.E. wirklich.

Macht die Absicht der Anwältin, ein Revisionsverfahren anzustreben, für das es zu Recht hohe Hürden gibt, überhaupt Sinn?

Hat in Deutschland ,einem Land, das sich sicherlich mehr als die meisten anderen Länder der Welt als "Rechtsstaat" bezeichnen darf, jemand 52 Jahre zu Unrecht als Mörder im Gefängnis gesessen?

Wie statthaft ist es, einen "Spanner", der kaum in der Lage ist sich selbst zu wehren, gleich zu einem Doppelmörder machen zu wollen und ihm zwei Monate lang rechtlichen Beistand vorzuenthalten?

Hätte man nicht unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Familie trotz Anwesenheit des Vaters schon zwei Tage zuvor offenbar von einem "abendlichen Gast im Garten" heimgesucht wurde, nicht vielleicht intensiver in dessen Lebensumständen bzw. denen der Tochter recherchieren müssen. Laut Doku war der Ermittlungsdruck zu dieser Zeit hoch, da könnte ein hilfloser Sündenbock gelegen gekommen sein.

warum gesteht Klaus Bräunig weiterhin nicht, obwohl er im gegenteiligen Fall schon längst hätte frei sein können?

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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 13:56
@JestersTear

Puh, heftige Nummer.

Die Diagnose mit dem IQ von 70 ist doch sicher damals erhoben worden.

Das kann heute aber komplett anders aussehen, das kommt auf Art der Testungen, Situation, Alter etc an.

Wenn sich das so bestätigen sollte und er wirklich lernbehindert ist, ist die Frage, inwieweit er auf die Zeit damals kognitiv zurückgreifen kann.
Was ist mit ihm in der Haft passiert? Hat er Schule, Ausbildung, Therapie- oder Seelsorgeangebote bekommen?

Ich kann mir gut vorstellen, dass er dieses Leben in Haft inzwischen (!!) so akzeptiert, dass er gar keine weitere Vorstellung davon hat, wie es anders sein könnte.

Hat er denn ein Alibi?

Mit dem Mann im Garten hat er dem Augenschein nach ja nichts zu tun.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:sieht nach und sich einem sportlichen Mann in Anzug und Krawatte gegenüber , der über den Gartenzaun flüchten kann.



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29.06.2022 um 14:32
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Die Diagnose mit dem IQ von 70 ist doch sicher damals erhoben worden.

Das kann heute aber komplett anders aussehen, das kommt auf Art der Testungen, Situation, Alter etc an.
Da könnte was dran sein, denn er selbst kommt auch häufig zu Wort. So ganz einfältig kommt er mir dabei nicht vor...
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Hat er denn ein Alibi?
Da die Verhaftung wegen "Spannerei" erst zwei Monate nach den Morden erfolgte, konnte er sich möglicherweise nicht mehr an den betreffenden Abend erinnern. Ist aber nur eine Vermutung...
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Ich kann mir gut vorstellen, dass er dieses Leben in Haft inzwischen (!!) so akzeptiert, dass er gar keine weitere Vorstellung davon hat, wie es anders sein könnte.
Genau das hatte ich mir eigentlich auch gedacht. Aber Nein, er betont mehrfach, daß er die letzten fünf oder sechs Jahre, die ihm hoffentlich noch bleiben würden, unbedingt in Freiheit verbringen möchte.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Mit dem Mann im Garten hat er dem Augenschein nach ja nichts zu tun.
Nein, sehr wahrscheinlich nicht. In einem der verlinkten Zeitungsartikel wird erwähnt , daß auch "Gegenüberstellungen nichts gebracht" hätten. Ich glaube, er wurde bestimmt Herrn Geimer gegenübergestellt, um ihn als "Gartenmann" zu identifizieren. Die Doku betont, daß Bräunig zur damaligen Zeit genau das Gegenteil vom "sportlichen, gut gekleideten Gartenmann" gewesen sein soll.


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29.06.2022 um 15:06
@JestersTear
Vielen Dank für deine Mühe, deine Beiträge sind immer absolut spitze.

Deine Fragen zum Schluss wären identisch mit meinen, und ich maße mir mal an herauszulesen, dass du erhebliche Zweifel an der Täterschaft hast. 😉 Für mich ist es auch nicht nachzuvollziehen. Das liest sich alles so nach dem Motto "Hauptsache, es sitzt jemand für die Tat im Bau.". Seit unfassbaren 52 Jahren. Keine Beweise und ein mehr oder weniger (eher mehr) erzwungenes Geständnis ohne Rechtsbeistand eines Menschen mit einem IQ von 70. Sehr starker Tobak.
Viel mehr fällt mir dazu nicht ein. Die Doku werde ich mir am Wochenende mal anschauen, wobei das nach deinem Beitrag fast gar nicht mehr nötig ist. 😉


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29.06.2022 um 15:33
Es hätte mich auch wirklich gewundert, wenn nicht wieder einer "Justizskandal" schreien würde bei so einem Fall. Deutschlands Gefängnisse müssen ja aus allen Nähten platzen vor armen Tropfen die völlig zu Unrecht verurteilt wurden.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 15:40
Ich meinte, ich hätte von dem Fall schon vor über 10 Jahren mal was gesehen im TV. Auch da wurden bedenken geäussert hinsichtlich der Schuld von Bräunig.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Im Juni 1970, zwei Monate nach dem Doppelmord, wird der 26jährige Hilfsarbeiter Klaus Bräunig erwischt, wie er drei Studentinnen heimlich beim Umkleiden zuschaut und verhaftet.
Also vom Doppelmörder der keine Einbruchspuren hinterlässt mi einem IQ 70 zum Spanner. Wie ist das möglich?
Man müsste eben auch mal die Gegenseite hören; welche Indizien vorliegen um einen Spanner zum Doppelmörder zu machen.

Selbst wenn da ein Wiederaufnahmeverfahren zustande kommt, wird der Schuldspruch an Bräunig nicht korrigiert. Davor werden sich die Richter hüten. Denkbar wäre höchstens noch, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird. Aber wie gesagt die Schuld bleibt.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 15:52
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Am Montagmorgen erscheint wie üblich die Putzfrau der Familie und reinigt die ganze Wohnung außer den Schlafräumen der beiden Frauen, weil das so verabredet worden sei. Dabei werden wohl wichtige Spuren vernichtet.
Wie kann das denn angehen? Verrichtet die Putzfrau erst mal ihr Tagewerk und reinigt den Tatort bzw. drumherum (man kann ja von "Glück" sagen, dass sie wenigstens die Zimmer, in denen die Leichen waren, arbeitsvertragsgemäß ausließ), bevor sie die Polizei informiert, dass Hausherrin und Tochter erstochen im Haus liegen? Wenn Sie die Polizei sofort informiert hat, würde ich schon erwarten, dass diese zu verhindern weiß, dass die Putzfrau da auch nur noch irgendetwas berührt.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Hat in Deutschland ,einem Land, das sich sicherlich mehr als die meisten anderen Länder der Welt als "Rechtsstaat" bezeichnen darf, jemand 52 Jahre zu Unrecht als Mörder im Gefängnis gesessen?
Ein Rechtsstaat zeigt Größe, wenn er sagen kann, "ja, wir haben uns geirrt". Ein totalitärer Staat wird das niemals tun. Ob man sich hier geirrt hat, das ist die Frage.

Das jedenfalls
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Bräunig wird über mehrere Tage jeweils stundenlang ohne Rechtsbeistand verhört. Der Anspruch darauf wird ihm nicht mitgeteilt, erst der Gefängnis-Seelsorger kümmert sich nach zwei (!) Monaten darum, daß er einen Anwalt erhält.
ist schon mal ein "dicker Hund" bzw. mehr als das: Ein schwerwiegender Verfahrensfehler. Denn möglicherweise hätte ein Anwalt ihm geraten, keine Einlassungen zur Sache zu machen. Ohne ein Geständnis hätte man ihm die Tat nachweisen müssen. Möglicherweise führte dieser Verfahrensfehler erst zur Verurteilung. 52 Jahre Knast versus 52 Jahre in Freiheit.

Zum Geständnis: Das Geständnis ist immer die Königin der Beweise - sofern das Geständnis glaubwürdig ist, weil es zum Beispiel Täterwissen enthält. Aber selbst da könnte ich mir in diesem Fall vorstellen, dass er das einfach unterschrieben hat, wenn dieses Täterwissen schon vorformuliert da stand. Wenn er natürlich wirklich etwas äußerte, was nur der Täter wissen konnte, sieht die Sache wieder anders aus.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Und obwohl er sich in Teheran scheinbar verdächtig verhält, weil er in Touristenmanier vor Ort Fotos schießt, nachdem er vom grausamen Mord an Frau und Tochter erfuhr, kann ausgeschlossen werden, daß er sich zur Tatzeit in der Nähe von Mainz aufgehalten hat.
Ja, das ist auch sehr auffällig, dass er eben zufällig genau zum Zeitpunkt des Mordes "richtig weit weg" war, so dass er von vorneherein als möglicher Täter ausscheidet. Man kann nicht gleichzeitig in Teheran Fotos schießen und in Mainz sein. Ein perfektes Alibi.

Man müsste wirklich wissen, ob die Verurteilung von Klaus B. wirklich nur auf seinem (widerrufenen) Geständnis fußt. Oder ob es noch mehr Spuren gibt, die wir nicht kennen.

Der Ehemann und Vater
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:vereiste oft geschäftlich in Länder des damaligen Ostblocks.
Dabei ergibt sich, daß der ehemalige rumänische Geheimdienst SECURITATE , bekannt für brutale Aktionen u.a. auch in der Bonner Republik, Akten über Herrn Geimer anlegte und diesen auch beobachtete.
Das ist nichts Ungewöhnliches. Insbesondere, dass er Geschäftsreisen ins Ausland unternahm und damit eine gehobene Position innehatte, machte ihn für die dortigen Geheimdienste interessant. Sei es, dass man abklären wollte, ob er selbst für einen westlichen Dienst tätig war oder um an sein Wissen zu gelangen oder um Flecken auf seiner weißen Weste zu identifizieren, mit denen man ihn später erpressen konnte. Oder um ihn als Informanten zu gewinnen. Dienste würde ich mit dem Doppelmord eher nicht in Verbindung bringen. Aufsehen zu erregen war diesen Diensten zuwider, mit so einem Doppelmord war Rudolf G. als Quelle (oder was auch immer) verbrannt.


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29.06.2022 um 16:13
Zitat von sören42sören42 schrieb:Wie kann das denn angehen? Verrichtet die Putzfrau erst mal ihr Tagewerk und reinigt den Tatort bzw. drumherum (man kann ja von "Glück" sagen, dass sie wenigstens die Zimmer, in denen die Leichen waren, arbeitsvertragsgemäß ausließ), bevor sie die Polizei informiert, dass Hausherrin und Tochter erstochen im Haus liegen?
Wenn ich das richtig verstanden habe, hat die Putzfrau überhaupt nicht die Polizei verständigt. Gemäß der Vereinbarung die Schlafräume betreffend, verließ sie nach getaner Arbeit das Haus wieder, ohne die Toten zu bemerken
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Schließlich werden die Leichen um die Mittagszeit von Bruno, dem Freund, gefunden, der einen Schlüssel zum Haus besaß und sich wunderte, warum Dorothee unentschuldigt der Schule ferngeblieben ist.
Gefunden wurden die Leichen demnach erst später durch Bruno, den Freund der Tochter


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29.06.2022 um 16:26
Zitat von sören42sören42 schrieb:Wie kann das denn angehen? Verrichtet die Putzfrau erst mal ihr Tagewerk und reinigt den Tatort bzw. drumherum (man kann ja von "Glück" sagen, dass sie wenigstens die Zimmer, in denen die Leichen waren, arbeitsvertragsgemäß ausließ), bevor sie die Polizei informiert, dass Hausherrin und Tochter erstochen im Haus liegen? Wenn Sie die Polizei sofort informiert hat, würde ich schon erwarten, dass diese zu verhindern weiß, dass die Putzfrau da auch nur noch irgendetwas berührt.
Die Putzfrau hat die Morde nicht gemeldet, sondern Freund Bruno. Putzfrau "Zita Ochs" (finde immer wieder erstaunlich, wie sorglos früher mit Klarnamen umgegangen wurde) hat alles gereinigt - eben bis auf die beiden Schlafräume der Opfer und damit die Leichen nicht entdeckt. Im Spiegel-Artikel von 1972 werden auch volle Anschriften der Opfer und des vermeintlichen Täters genannt. Datenschutz ging damals auch anders als heute...
Zitat von schluesselbundschluesselbund schrieb:Man müsste eben auch mal die Gegenseite hören; welche Indizien vorliegen um einen Spanner zum Doppelmörder zu machen.
Ja, das würde mich auch interessieren und ich habe in ca. 100 Minuten Doku nach was Konkretem gesucht, allerdings nichts gefunden.
Ein ehemaliger Leiter der Mainzer Mordkommission sagt, alles sei korrekt verlaufen und dachte, daß der schon seine Gründe haben wird sowas zu sagen , fand´s dann aber wiederum schade, daß er "seine Gründe" nicht genannt hat.
Und bin dann gedanklich im "Muff von 1000 Jahren unter den Talaren" hängen geblieben. Die 68er sind ja nicht zufällig entstanden. Möglicherweise machen wir den Fehler, das Justizsystem von 1970 mit dem heutigen zu vergleichen - in das ich persönlich , obwohl noch nie damit konfrontiert, Vertrauen besitze
Zitat von Domino420Domino420 schrieb:Vielen Dank für deine Mühe, deine Beiträge sind immer absolut spitze.
Danke. Schön, dass wenigstens eine(r) mitliest :-)
Zitat von TheirSlaveTheirSlave schrieb:Es hätte mich auch wirklich gewundert, wenn nicht wieder einer "Justizskandal" schreien würde bei so einem Fall. Deutschlands Gefängnisse müssen ja aus allen Nähten platzen vor armen Tropfen die völlig zu Unrecht verurteilt wurden.
Ich hoffe, damit meinst du nicht mich. Ich schreie nämlich gar nix, sondern bekomme nur so eine " True Crime Doku" in der ARD-Mediathek vorgesetzt und frage mich, was davon zu halten ist?


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 16:40
Zitat von sören42sören42 schrieb:Wie kann das denn angehen? Verrichtet die Putzfrau erst mal ihr Tagewerk und reinigt den Tatort bzw. drumherum (man kann ja von "Glück" sagen, dass sie wenigstens die Zimmer, in denen die Leichen waren, arbeitsvertragsgemäß ausließ),
Das sich die Putzfrau nicht gewundert hat das Mutter und Tochter an einem Montag morgen noch schlafen ? Ich denke sie wird da öfter am Montag geputzt haben und das sicher eher nachdem alle das Haus verlassen haben.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 16:44
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ja, das würde mich auch interessieren und ich habe in ca. 100 Minuten Doku nach was Konkretem gesucht, allerdings nichts gefunden.
Ich hab erst die 1.Folge gesehen und da wird ja ziemlich konkret geschildert wo sich KB vor der Tat aufgehalten hat, zb bei den Tischtennisplatten, dafür müsste es dann doch Zeugen geben.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 16:57
Zu diesem Fall gibt es übrigens auch einen aktuellen (28.06.2022) Podcast vom MDR: Die Spur der Täter: Lebenslänglich - Über 50 Jahre im Gefängnis, schuldig oder unschuldig?


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 17:04
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Die Polizei entwickelt folgende Theorie: Bräunig habe die beiden Frauen alleine beim Nachhausekommen beobachtet, ...................... und sich beim anschließend einsetzenden " heftigen Regen" erst einmal "stundenlang unter eine Tischtennisplatte" (!) setzte.
Zitat von 1cast1cast schrieb:Ich hab erst die 1.Folge gesehen und da wird ja ziemlich konkret geschildert wo sich KB vor der Tat aufgehalten hat, zb bei den Tischtennisplatten, dafür müsste es dann doch Zeugen geben.
Es wird nur gesagt , daß er dort gewesen sein soll. Ob diese Aussagen "unter der Tischtennisplatte" jetzt von Zeugen kommen, oder sogar von ihm selbst, als er nach dem "Geständnis" zum Tathergang befragt wird, bleibt offen.

Und erst recht bleibt offen, warum ihn der Aufenthalt in einem Park mit dem Tatort verlinken soll !

Kannst du mir einen Gefallen tun? Wenn du weiter schaust mal darauf achten, was zum im SPIEGEL-Artikel erwähnten " Vergewaltigung eines 7jährigen Mädchens" gesagt wird? Ich kriege das gerade nicht mehr zusammen...
Zitat von kg1980kg1980 schrieb:Zu diesem Fall gibt es übrigens auch einen aktuellen (28.06.2022) Podcast vom MDR: Die Spur der Täter: Lebenslänglich - Über 50 Jahre im Gefängnis, schuldig oder unschuldig?
Ah super, Danke! Höre ich heute noch rein :-)


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 17:16
Zitat von TheirSlaveTheirSlave schrieb:Es hätte mich auch wirklich gewundert, wenn nicht wieder einer "Justizskandal" schreien würde bei so einem Fall. Deutschlands Gefängnisse müssen ja aus allen Nähten platzen vor armen Tropfen die völlig zu Unrecht verurteilt wurden.
Wenn ein Fall Wellen wirft, wirft er diese nicht zum Nichts raus. Und selbst wenn in Fällen nach Jahrzehnten bewiesenermassen verurteilte zu 100% unschuldig sind, so übernimmt die Justiz absolut keine Verantwortung. Man redet sich hier schön raus. Und das ist ein Skandal.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 17:28
Zitat von 1cast1cast schrieb:Das sich die Putzfrau nicht gewundert hat das Mutter und Tochter an einem Montag morgen noch schlafen ? Ich denke sie wird da öfter am Montag geputzt haben und das sicher eher nachdem alle das Haus verlassen haben.
Wenn es aber explizit eine Vereinbarung gab, diese Räume nicht zu betreten, muss es ja einen Grund dafür gegeben haben. Möglicherweise um Störungen zu vermeiden? Es könnte also sein das es nicht so ungewöhnlich war, dass Mutter und Tochter länger schliefen

Ebenso hätten sie das Haus bereits verlassen haben können. Beide Varianten waren für die Putzfrau in diesem Moment nicht erkennbar

Das beide ermordet in ihren Zimmern liegen, auf die Idee kommt man wohl zu allerletzt
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Sie finden heraus, daß die 17jährige nicht nur selbst Drogen konsumierte, sondern auch selbst (und zwar nicht nur mit weichen) Drogen handelte.
Erst über dieses Tagebuch erfahren die Beamten von einem (Zitat) " Drogenring im Rhein-Main- Gebiet" , der für damalige Verhältnissen beachtliche sechsstellige Umsätze hat.
Es wird gesagt, dass die Tochter wohl tiefer in den Drogenhandel verwickelt war als nur selbst ab und zu mal zu kiffen

Ich frage mich, ob man bezüglich der Morde genau genug in diese Richtung geschaut hat?


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 17:47
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Ich frage mich, ob man bezüglich der Morde genau genug in diese Richtung geschaut hat?
In einem weiteren Spiegel-Artikel, in dem es um die Kindermorde von Pirmasens geht, fand ich Folgendes:
Die merkwürdigen Übereinstimmungen fielen dem Kriminalrat Ernst Fischer auf, kaum daß er im Juni 1973 zum Kripo-Chef von Pirmasens berufen worden war -- ein Kriminalist mit frisch erworbenem Renommee, der soeben in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz mit einer ausgeklügelten Methode unter 260 Verdächtigen den Mörder der Kinderärztin Margot Geimer und deren Tochter Dorothea entlarvt hatte.
https://www.spiegel.de/politik/schablone-x-a-987f1a8e-0002-0001-0000-000041599175

Wer all diese Verdächtigen waren, liegt wohl im Dunklen, so dass man sich da kein Bild machen kann. Der Artikel erzählt zwar von den Ermittlungsmethoden im Pirmasenser Fall, vielleicht lässt sich daraus aber auch etwas zum Fall Geimer ableiten.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 17:58
@sooma

Dieser Artikel von 1974 beschreibt m.E. die Anfänge von "Profiling", bevor man überhaupt wußte, was "Profiling" sein soll.

Bin jetzt im Fall Pirmasens nicht so firm: war es nicht so, dass auch dort zunächst ein Sonderling fälschlicherweise beschuldigt wurde ?
Zitat von soomasooma schrieb:Die merkwürdigen Übereinstimmungen fielen dem Kriminalrat Ernst Fischer auf, kaum daß er im Juni 1973 zum Kripo-Chef von Pirmasens berufen worden war -- ein Kriminalist mit frisch erworbenem Renommee, der soeben in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz mit einer ausgeklügelten Methode unter 260 Verdächtigen den Mörder der Kinderärztin Margot Geimer und deren Tochter Dorothea entlarvt hatte.
...offenbar mit der gleichen Methode wie im Geimer-Fall? Wenn ich da gerade was falsch verstehe , korrigiere mich bitte - und Entschuldigung an den Mainzer/Pirmasenser Ex-Kriminalisten


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 18:06
Im ersten Video ab 32:40 heißt es:
Der Angeklagte vermutete, dass die Frauen allein in dem Anwesen waren.
Die Anwesenheit eines Mannes schloß er aus.
Wie kam er denn darauf, das verstehe ich nicht, er müsste sie ja schon beobachtet haben.
Dann ging er in den Volkspark, in dieser Zeit hätte doch der Ehemann/Freund nach Hause kommen können.
Und er hätte nichts davon bemerkt. Da stimmt doch etwas nicht...
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Gefunden wurden die Leichen demnach erst später durch Bruno, den Freund der Tochter
Ja hatte denn dieser Freund einen Schlüssel vom Haus auch merkwürdig.


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 18:44
Zitat von MissWexfordMissWexford schrieb:Ja hatte denn dieser Freund einen Schlüssel vom Haus auch merkwürdig.
Ja, hatte er, steht etwas weiter unten im zitierten Beitrag
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Schließlich werden die Leichen um die Mittagszeit von Bruno, dem Freund, gefunden, der einen Schlüssel zum Haus besaß
Zitat von soomasooma schrieb:Wer all diese Verdächtigen waren, liegt wohl im Dunklen, so dass man sich da kein Bild machen kann
Ja leider, und ob man nach über 50 Jahren da noch Licht rein bringen kann?
Waren wirklich alle 260 Personen auch Tatverdächtige? Oder nicht eher einfach nur die Personen, die man in diesem Fall befragt hat?


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ARD True Crime Doku:Doppelmord an Margot & Dorothee G. 1970 in Mainz

29.06.2022 um 18:55
Zitat von kg1980kg1980 schrieb:Zu diesem Fall gibt es übrigens auch einen aktuellen (28.06.2022) Podcast vom MDR: Die Spur der Täter: Lebenslänglich - Über 50 Jahre im Gefängnis, schuldig oder unschuldig?
Und nochmal Danke hierfür :-)

Die Doku und der Podcast sind ja sehr ähnlich, bauen aufeinander auf, und trotzdem sind die Nuancen aufschlußreich:
Zitat von sören42sören42 schrieb:ist schon mal ein "dicker Hund" bzw. mehr als das: Ein schwerwiegender Verfahrensfehler. Denn möglicherweise hätte ein Anwalt ihm geraten, keine Einlassungen zur Sache zu machen. Ohne ein Geständnis hätte man ihm die Tat nachweisen müssen. Möglicherweise führte dieser Verfahrensfehler erst zur Verurteilung.
dazu heißt es z.B., daß Bräunig sehr wohl ein Pflichtverteidiger angeboten wurde, der aber abgelehnt hat, weil er dachte, daß er diesen bezahlen muß und sich das nicht hätte leisten können. Dazu wurde er offenbar nicht aufgeklärt.

Im Zusammenhang mit der Tochter wird das Wort "Drogenszene" gebraucht, in dem Tagebuch hätten die Adressen der Abnehmer gestanden.

Der zitierte "Drogenring mit dem Hauptumschlagplatz Mainz" habe LSD im Wert von 150 000 DM hergestellt.
Zitat von 1cast1cast schrieb:Ich hab erst die 1.Folge gesehen und da wird ja ziemlich konkret geschildert wo sich KB vor der Tat aufgehalten hat, zb bei den Tischtennisplatten, dafür müsste es dann doch Zeugen geben.
Im Podcast schildert eine Mainzer Journalistin, daß man zwar auch die Drogenszene abgeklopft und routinemäßig den Vater überprüft hätte, aber Letztenendes mit der Devise "Der Täter muß ein Spanner sein" die Ermittlungen fortgesetzt hat.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es damals in Mainz sogar eine "Spanner-Börse" gegeben haben.


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