Hallo an alle.

Mir ist bewusst, dass der alte Faden über den YOGTZE-Fall leider geschlossen wurde. Diese Entscheidung wird sicher gute Gründe gehabt haben und auch nicht leichtfertig getroffen worden sein.
Dennoch möchte ich meinen Senf dazu geben und eventuell eine erneute Diskussion über diesen Fall anregen. Falls dies nicht erwünscht ist, entschuldige ich mich natürlich dafür.

Der YOGTZE-Fall beschäftigt mich in letzter Zeit immer mehr. Ich habe schon vor Jahren darüber erfahren, nicht viel darüber nachgedacht und ihn kürzlich wieder entdeckt.
Es gibt zahlreiche unterschiedliche, teils mehr, teils weniger realistische Theorien, was in dieser Nacht passieren könnte. Diese Theorien haben meist eines gemeinsam: Sie klingt plausibel, könnte stimmen, bis man dann eine Tatsache bedenkt, die dann wieder nicht passt und diese Theorie wieder relativ unwahrscheinlich macht.

Meine Gedangen zu diesem Fall widersprechen sich teilweise gegenseitig, manche sind plausibel, manche wiederum sehr abenteuerlich. Ich habe sie über einen längeren Zeitraum hinweg zusammengeschrieben.

Zu den Theorien, dass Herr S. an psychischen Störungen litt, die schließlich zu seinem (freiwilligen oder unbeabsichtigten) Selbstmord/Unfall führten:

Wieso werden die Sorgen, die Herrn S. vor seinem Tod plagten, nicht ernst genommen? Alles traf schließlich ein. Er wusste scheinbar, dass ihm etwas schreckliches passieren würde.
Die ganze Theorie klingt ziemlich konstruiert: Ein geistig Verwirrter mit Verfolgungswahn oder schlimmeren Erkrankungen fühlt sich beobachtet und ist sich sicher, diese Nacht würde ihm etwas schlimmes passieren. Er geht in eine Kneipe, fällt plötzlich vom Hocker, besucht eine alte Bekannte und kündigt erneut sein bevorstehendes Schicksal an, fährt scheinbar ziellos durch die Gegend, beschließt plötzlich, anzuhalten, legt sich nackt auf die Straße, wird zufällig angefahren, mitgenommen, in einen zweiten Unfall verwickelt und dort dann auf dem Beifahrersitz angefunden - mit relativ wenig Blut im Auto, obwohl sein Arm fast abgerissen ist. Von denen, die ihn angefahren haben, ist keine Spur.

Wie wäre es, wenn eine oder mehrere Personen, die in diesen Fall verwickelt waren, Täter waren oder zumindest nichts gutes wollten? Oder wenigstens Falschaussagen verbreiteten?
Die Ehefrau, die möglicherweise den Zettel erfunden hatte und falsche Aussagen machte, um von sich selbst oder anderen Tätern abzulenken? Oder nachdem Monate lang die Ermittlungen zu keinen Ergebnissen führten, das ganze mit einem "mysteriösen Zettel" etwas "anheizen" wollte?
Die LKW-Fahrer, die ihn "zufällig" auffanden?
Die alte Frau?
Der Kneipenwirt und/oder andere Gäste?

Zu der Theorie mit dem Lebensmittelskandal:
Möglicherweise wusste S. von irgendeiner fragwürdigen Praxis der Firma, in der er vor seiner Arbeitslosigkeit angestellt war. Vielleicht wurde er auch hinausgeschmissen, weil er etwas gesehen hat, was nicht für seine Augen bestimmt war, und wurde nun eingeschüchtert.
An jenem Abend sah er dann die Vorschau für einen Fernsehfilm, der auch von einem Lebensmittelskandal handelte. Entweder befürchtete er nun, man würde ihn jetzt fälschlich verdächtigen, etwas trotz der Drohungen enthüllt zu haben; oder er befürchtete, dieses Thema würde jetzt mehr in die Öffentlichkeit rücken, was ihm auch schaden könnte.
Er fuhr also in seine Stammkneipe. Entweder, um sich von seinen Sorgen abzulenken, oder, um jemanden zu treffen und zu beteuern, er hätte mit diesem Film nichts zu tun gehabt.
In der Kneipe wurde er dann geschlagen. Die anderen Gäste wollten mit der Sache nichts zu tun haben und deckten den Täter - behaupteten also, dass er "einfach so vom Hocker fiel".
In seiner Sorge wandte Herr S. sich dann noch an die alte Frau H. - möglicherweise war sie schon seit seiner Kindheit eine Vertraute, die ihm in schwierigen Situationen gute Ratschläge erteilt hatte.
Vielleicht wollte er sich auch von ihr vestecken oder Geld ausborgen, in einem verzweifelten Versuch, seine Verfolger zu bestechen.
Irgendwann kam es dann zu einer Konfontation, S. wurde ausgezogen, mit einem Auto überrollt und dann so platziert, dass es wie ein Unfall aussehen sollte.
Sehr dilettantisch natürlich - was dagegen spricht, dass man es hier mit organisierter Kriminalität zu tun hatte. Drogenbanden oder andere "Profis" hätten wohl anders gehandelt. Die Mitarbeiter des Lebensmittelherstellers hatten natürlich mit Mord keinerlei Erfahrung und taten sich schwer, seinen Tod gut als Unfall darzustellen.

Andere Dinge, die mir eingefallen sind, und ich kaum bis gar nicht im alten Faden lesen konnte:

Weiß mann, woher die LKW-Fahrer stammen? Waren sie eventuell auch aus der Gegend?
Kann es sein, dass Frau H. eine Waffenbesitzerin war? Ich kenne das deutsche Waffenrecht der 80er Jahre nicht, falls aber die Möglichkeit bestünde, dass sie ein Pistole zuhause hatte, die Herr S. "ausborgen" wollte, wirft das ganze dann ein ganz anderes Licht auf diese Sache.
Wurden die LKW jemals auf Beschädigungen und andere Spuren untersucht, die auf einen Unfall oder ein Überrollen einer Person hindeuten können?
Wie viel Benzin befand sich noch im Tank des Autos von Herrn S.?
Woher weiß man, dass alle Zeitangaben genau stimmen?