Rätselhafter Mord an Norbert Stolz, 23. Juni 1989

donbe schrieb:Das wäre für mich nur dann denkbar, wenn schon seit langem auf Seiten des Täters erhebliche Animositäten vorhanden waren.

In dieser Frage darf man sich, glaube ich, nichts vormachen.
Dass die Vorstellung schwer fallen mag, wie es auch ohne (erkennbare) "Vorgeschichte zwischen Täter und Opfer" in einer Situation und aus (vergleichsweise) "nichtigem Anlass" zu einem Tötungsdelikt kommen kann, ist verständlich.
Diese Vorstellung hat aber mit der Realität von Tötungsdelikten nur wenig zu tun.

Anders ausgedrückt: Dass aus vermeintlichen Nichtigkeiten Tötungsdelikte entstehen, kommt immer wieder vor und ist auch überhaupt keine Seltenheit.

Entscheidend ist ja letztlich das subjektive Empfinden des Täters in der Situation und im Moment der Tat. Und der Täter handelt nicht in dem klaren Bewusstsein, dass er gerade aus einem nichtigen Anlass "tötet", sondern er handelt aus einer ihm eigenen "Logik", einem "Impuls", einem "Gefühl" (oder wie auch immer man das nennen mag), wodurch sich sein fatales Tun - rein subjektiv! - für ihn als "richtig" darstellt.

Original anzeigen (8,7 MB)

Weil das im Rahmen der Diskussion von "Nichtgedienten" mal aufkam:
Im Bild zu sehen ist ein typisches UvD Dienstzimmer mit dem (unbewaffneten) Unteroffizier vom Dienst,
erkennbar an der weißen Armbinde, hier im Dienstgrad eines Stabsunteroffiziers.
Alles sehr spartanisch, ein Tisch, zwei Stühle, im Hintergrund die üblichen BW-Schränke.
Auf dem Tisch das primitive Diensttelefon, die UvD-Kladde mit dienstlichen Eintragungen / Meldungen und der damals (2003)
noch obligatorische Aschenbecher, sowie ein EPA (Essensration für das Wochenende da die Küche geschlossen hatte)
Im Hintergrund noch der übliche Mülleimer.
Nicht zu sehen ist die noch im Raum befindliche Pritsche zum Ruhen, nicht Schlafen!
Alles in allem ein Ort der schon auf den ersten Blick verrät, dass hier keine Schätze oder Reichtümer zu erwarten sind.

Quelle: Eigentum, privat

Noch einmal eine Frage an die, die es wissen müssen: Konnte man damals als einfacher Soldat am dienstfreien Wochenende nach Belieben ohne "Sperrstunde" in der Kaserne aus- und eingehen ( nach der Kontrolle am Eingang)?

donbe schrieb:Noch einmal eine Frage an die, die es wissen müssen: Konnte man damals als einfacher Soldat am dienstfreien Wochenende nach Belieben ohne "Sperrstunde" in der Kaserne aus- und eingehen ( nach der Kontrolle am Eingang)?

Ja konnte man. Es gab natürlich die üblichen Kontrollen an der Wache und am Gebäude (UvD) in dem man untergebracht war.

@donbe
Natürlich, es kam durchaus vor, dass jemand oder mehrere Kameraden zb nach einem Kneipenbesuch spontan beschlossen, in der Kaserne in ihrer Stube zu schlafen und dann nachts um drei den GvD rausklingelten, um ins Gebäude zu kommen.

KT schrieb:Es gab natürlich die üblichen Kontrollen an der Wache und am Gebäude (UvD) in dem man untergebracht war.

Außer, es gab ein Loch im Zaun, das gerne für Abkürzungen genutzt wurde, oder um Besuch mit reinzuschmuggeln

Hallo zusammen, ich war einige Monate nach der Tat in der Nachbarkompanie (3.801)als W12. Wir wurden damals über den Fall informiert und um Wachsamkeit gebeten. Das ganze verlief jedoch ziemlich unaufgeregt und sorgte insgesamt für kein ungutes Gefühl während unserer Wehrdienstzeit dort. Möglichkeiten zur eigenen Recherche gab es damals nicht, daher glaube ich das man uns eine etwas entschärfte Version der Tat mitgeteilt hat. Mit meinem heutigen Kenntnisstand wäre ein Dienst dort sehr schwer gewesen.
Zum Fall:Es wird bei XY Cold Case filmerisch so dargestellt als hätte man N.St.durch das Anmeldefenster auf der Liege liegen sehen (als er das kurze Gespräch wg. dem Meldezettels mit Schütze Weber führte) Nach meiner Erinnerung aus der 3.801 (identisches Gebäude) stand diese Liege aber nach Eintritt ins UvD Zimmer direkt rechts an der Wand. Somit konnten weder Weber noch der Täter Norbert sehen. Sollte Norbert die Türe zum Zimmer nicht verschlossen haben war der Weg für den Täter zu ihm an die Liege extrem kurz und Norbert hatte so so gut wie keine Möglichkeit auf diesen Angriff zu reagieren. Ich gehe bei meiner Schilderung davon aus das die UvD Zimmer in allen Kompanie identisch aussahen. Und ja, es ist korrekt das man ab 22 Uhr die Stiefel ausziehen dürfte. Ich habe das in meinem Jugendlichen Leichtsinn mal im 21.55 gemacht und prompt stand Hauptmann M. draussen vor der Tür und das gab einen ziemlichen Einlauf... Wege zur Toilette oder zum Waschraum hat man ergo entweder mit Schlappen oder auf Socken erledigt. Noch etwas zu dem Weg dorthin. Nach meiner Erinnerung musste man, sobald man das UvD Zimmer verlassen hatte, rechts in den Gang abbiegen und diesen bis zum Ende folgen. Das war alles am anderen Ende des Ganges. Circa 20 bis 30 m würde ich sagen. Der Weg war also nicht so kurz. Das sich in der Zeit wo Norbert im Waschraum war jemand unbemerkt ins möglicherweise offenstehende UvD Zimmer geschlichen haben könnte oder er auf dem Rückweg dorthin bereits Bekanntschaft mit dem Täter gemacht hat halte ich für möglich.

Aber die Eingangstür des Gebäudes müßte doch in jedem Fall verschlossen gewesen sein? Dann bliebe nur ein unbemerktes Eindringen durch die offengelassene Kellertür, falls man danach unbehindert durch den Keller ins Erdgeschoss gelangen konnte.

@donbe


Ja, die Haupteingangdtüre war nach Dienstschluss verschlossen und wurde nur geöffnet wenn ein Vorgesetzten ins Kompaniegebäude wollte, wenn ein bekannter Kamerade nochmal rein wollte oder ganz trivial man im Mannschaftsheim Essen bestellt hatte. Da war ein sehr netter Pächter der einem das persönlich brachte. Die besagte Kellertüre führte nicht gleich ins Treppenhaus sonder endete in einem Funktionsraum. Keine Ahnung was da war.. Vllt Heizungskeler oder so. Jedenfalls kann ich mich nicht entsinnen jemals an dieser Aussentüre vorbeigekommen zu sein. Somit muss die dshinterliegende Türe zur Kompanie entweder auch schon offen gewesen sein oder noch von jemandem zusätzlich geöffnet worden sein. Die Rundgänge habe ich bis 22 Uhr etwa alle 2 Std..gemacht.Wäre da etwas offen gewesen hätte ich es in dieser Zeit normal noch festgestellt. Nach 22 Uhr nicht mehr. Ich halte es aber durchaus für möglich das sich der Täter schon vorher im Kompaniegebäude versteckt hat und Norbert und der so genannte Schütze Weber es nicht gemerkt haben das da noch jemand ist. Im Filmfall bekommt man ein wenig den Eindruck Norbert hat alle fröhlich ins Wochenende verabschiedet. Sinngemäß. ".. Ihr seid die letzten beiden, schönes Wochenende""Ganz ehrlich, ich kann mich an keine Liste erinnern wo aufgeschrieben wurde wer alles gegangen ist. Da waren rund 160 Rekruten untergebracht. Wenn man mich nachmittags gefragt hätte wer denn noch da ist hätte ich es nicht mit absoluter Gewissheit sagen können. Meistens war aber keiner da. Trotzdem, wenn sich einer versteckt hätte und sich ruhig verhalten hätte wäre es mir vermutlich auch nicht aufgefallen Ich frage mich dann nur wo das möglich war...?

Oder Norbert hat den Täter, wie ich schon mal geschrieben habe, eben gekannt und ihn deshalb ins Gebäude gelassen, sei es, dass es sich um einen Kameraden oder einen Besucher von außerhalb handelte.

@donbe
Bei einem Kameraden kann ich es mir vorstellen. Bei Besuchern von außerhalb kann ich es mir, wenn Norbert so war wie er beschrieben wurde, eher nicht. Ich verfolge eher die Theorie das der Täter entweder gar nicht erst gegangen, oder sich noch Zugang zur Kompanie verschafft hat als die Haupteingangstür noch offen war. Vor offiziellen Diensrschluss war die nämlich offen. Sonst hätte ja bei jedem der rein und raus wollte immer wieder sufgesperrt werden müssen. Jemand der dann einen BW Kampfanzug an hatte hätte so ziemlich unbehelligt reinkommen können. Möglicherweise wäre das Norbert nicht aufgefallen da man ja bis Diensrschluss erstmal seiner normalen Verwendung nachgegangen ist. Bei mir war das zB die LKW Disposition im Kompanie Trupp. Danach ist man dann in den GVD Dienst bis zum nächsten Morgen gewechselt. 24 Stunden saß mit in dem Raum eigentlich nur von Samstag auf Sonntag und eben von Sonntag auf Montag. Richtig öde war Samstag auf Sonntag. Da war nichts los. Sonntag auf Montag war schon mehr los da die Kameraden der Grundausbildung alle bis zum Zapfenstreich kamen.

Dieser als Soldat verkleidete Jemand hätte sich also bis zur Tat unbemerkt im Gebäude aufgehalten?

in1968 schrieb:Nach meiner Erinnerung aus der 3.801 (identisches Gebäude) stand diese Liege aber nach Eintritt ins UvD Zimmer direkt rechts an der Wand.

Das kann ich für das betroffene UvD-Zimmer, in dem Norbert sein Leben verlor, nicht bestätigen. Man kam vom Flur her in den Raum rein und das Bett / die Liege befand sich am Ende des Raumes links, genau in Blickrichtung des kleinen Fensters. Die Darstellung im XY-Film entspricht also der Tatsache.

EST schrieb:Das kann ich für das betroffene UvD-Zimmer, in dem Norbert sein Leben verlor, nicht bestätigen. Man kam vom Flur her in den Raum rein und das Bett / die Liege befand sich am Ende des Raumes links, genau in Blickrichtung des kleinen Fensters. Die Darstellung im XY-Film entspricht also der Tatsache.

Das ist interessant. Dann sah das Zimmer in der 2.805 tatsächlich anders aus als in der 3.801.Ich dachte diese Zimmer sahen vom Standort des Mobiliar alle gleich aus.

donbe schrieb:unbemerkt

Denkbar wäre es schon, die Frage ist nur wo er sich unbemerkt aufgehalten hat? Ich glaube aber eher, dass Norbert den Täter irgendwann nach 22 Uhr über den Haupteingang in die Kompanie gelassen hat. Wir waren damals alle um die 20 Jahre und entsprechend gutgläubig. Norbert kam, so wie er geschildert wird, aus behüteten Verhältnissen. Ich denke er hat damals nicht in Erwägung gezogen das ihn jemand nach dem Leben trachten könnte. Wenn während meines GVD Dienstes draussen vor der Tür ein Soldat gestanden hätte hätte ich voraussichtlich auch geöffnet. Das Norbert hingegen unten im Keller die Zwischentür zum Funktionsraum geöffnet haben soll passt nicht zu seiner Dienstauffassung und seiner Erziehung. Das kann eigentlich nur ein Dritter gemacht haben nach meiner Auffassung.

Das mit der geöffneten Kellertür ist meiner Meinung nach schon ein wichtiges Detail. Ich gehe davon aus, das diese Tür den Eintritt in das Gebäude ermöglich hat und nicht in irgend einen Raum führte der dann keinen weiteren Weg ins Gebäude darstellt.
Das hätte doch sonst keine Erwähnung gefunden, wenn da ein Tür zum z.B. Heizungsraum offenstand.

@KT
Ich war damals im Nachbargebäude einige Male GVD und habe keine Kenntnis davon das im Keller an der betreffenden Stelle im hinteren Bereich des Ganges eine Tür war die direkt nach aussen führte. Ich halte es für durchaus möglich das hier ein Heizung/Technikraum war zumal in den oberen Etagen an etwa gleicher Stelle die Duschen und Waschräume waren

@in1968
Erstmal Danke für die Info das dort wohl keine Tür nach außen war. Umso weniger verstehe ich dann die Aussage mit einer offenen Tür.
Wozu soll diese Bemerkung dann dienen?

KT schrieb:Das mit der geöffneten Kellertür ist meiner Meinung nach schon ein wichtiges Detail. Ich gehe davon aus, das diese Tür den Eintritt in das Gebäude ermöglich hat und nicht in irgend einen Raum führte

Dass es eine Kellertür gab, über die man nicht in den Rest des Gebäudes gelangen konnte (sondern z.B. nur in einen Heizungskeller, aber nicht weiter), halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.

Ich gehe davon aus, dass man über die geöffnete Kellertür das Gebäude betreten und verlassen konnte.

@Kielius
Nein, nein falsch verstanden. Da gab es schon Türen über die man ins Gebäude gelangen konnte. Nur die waren regulär verschlossen und wenn so eine Türe offen gestanden hätte wäre es die Aufgabe des GVD gewesen diesen Sachverhalt zu regeln. Ich gehe jedoch davon aus das Norbert bei seinen Rundgänge bis 22 Uhr mehrmals an dieser Tür war und es keine Beanstandung gab oder den Schließstatus der Türe nicht geprüft hat. Manche Türen hatten eine Klinke andere einen Knauf. Wie das da genau war weiß ich nicht mehr.