Wer ermordete Dr. Wolfgang Conzelmann

Der Berliner Arzt Wolfgang Conzelmann bezeichnete sich als Denker, nicht als Querdenker. Er hatte sich seit Jahrzehnten in der Versorgung von Suchtkranken engagiert, setzte sich für eine liberalere Drogenpolitik ein, verabreichte ihnen im Rahmen einer Therapie legal Tabletten, geriet seinerzeit deswegen in den Fokus von Polizei und Justiz geraten. „Ich habe Hunderte von Drogenpatienten erfolgreich therapiert und damit dem Schwarzmarkt und der Drogenmafia entzogen“, wehrte er sich.

Er trat wiederholt als Redner bei der Hanfparade auf. An den Fenstern seiner Praxis in der Genter Straße im Berliner Wedding hingen Zettel mit politischen Botschaften.

Dr. Wolfgang Conzelmann (76) wurde am 13. Juni tot gegen 15.40 Uhr zu seiner Praxis in der Genter Straße nahe dem Leopoldplatz gefunden. Es habe sich schnell herausgefunden, dass der Arzt keines natürlichen Todes gestorben sei.

Die 8. Mordkommission und die Staatsanwaltschaft Berlin bitten nun für die Klärung des Verbrechens die Bevölkerung um Mithilfe: Wer hat am Freitag, den 13. Juni 2025, insbesondere in der Zeit zwischen 13:30 Uhr und 15:45 Uhr eine oder mehrere auffällige Personen beziehungsweise Fahrzeuge im Bereich der Praxis in der Genter Straße wahrgenommen? Wer hatte noch am 13. Juni 2025 Kontakt zu Herrn Conzelmann? Wer kann sonst sachdienliche Angaben machen?

https://www.tagesspiegel.de/berlin/obduktion-von-berliner-arzt-abgeschlossen-76-jahriger-starb-keines-naturlichen-todes-13852645.html

Die Zeitung B.Z. berichtete am Sonntag, dass ein vor der Praxis in der Genter Straße geparkter Tesla von der Polizei gesichert wurde. Möglicherweise könnte das Auto einen Verdächtigen aufgezeichnet haben. Die Elektroautos sind mit Kameras ausgestattet, die die Umgebung des Fahrzeugs erfassen.

(...)

Zuletzt sorgte Conzelmann für Schlagzeilen, weil er in Berlin vor Gericht stand. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, eine Karikatur des damaligen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck auf Facebook geteilt zu haben. Eine Zeichnung, die an NS-Propaganda erinnerte. Die Ermittlungen führten im Sommer 2022 zu einer Razzia in Conzelmanns Praxis, bei der mehrere Handys und Laptops beschlagnahmt wurden. Vor Gericht leugnete Conzelmann, die Karikatur gepostet zu haben.

Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/news/weddinger-arzt-wolfgang-conzelmann-in-praxis-getoetet-ermittlungen-gehen-weiter-li.2333515

Das Verfahren im Zusammenhang mit der Karikatur wurde eingestellt.

Zuletzt wurde ihm am Dienstag der Prozess am Amtsgericht gemacht, weil er Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck bei Facebook beleidigt haben soll.

Ein Strafbefehl flatterte dem Hausarzt ins Haus. Er sollte 3000 Euro Strafe zahlen (30 Tagessätze à 100 Euro) – wollte er aber nicht. „Weder ist diese Karikatur eine Straftat noch bin ich der Täter“, sagte er im Gericht.

Am Ende wurde das Verfahren „wegen geringer Schuld“ auf Kosten der Landeskasse Berlin eingestellt.

Quelle: https://www.bz-berlin.de/polizei/berlin-arzt-76-praxis-getoetet

Nach B.Z.-Informationen war der Gewalttat ein Überfall auf die Praxis vorangegangen, der im Verlauf möglicherweise eskaliert ist. Der nahegelegene Leopoldplatz ist einer der Drogen-Hotspots in Wedding. Der Täter könnte demnach versucht haben, in der Praxis Betäubungsmittel zu beschaffen oder an ein Rezept zu kommen.

Quelle: https://www.bz-berlin.de/polizei/mensch-in-arztpraxis-wedding-getoetet

Vielleicht bin ich zu weit weg von der Thematik, aber warum sollte ein Täter versuchen, sich durch einen Überfall Betäubungsmittel oder ein Rezept zu beschaffen, wenn Herr Dr. Conzelmann Junkies aus freien Stücken behandelte?

@JamesRockford
Wenn man sich auf google die Bilder von der "Praxis" so anschaut, könnte es durchaus auch ein politisches Motiv gegeben haben. Für mich scheint es so, als ob der Dr. Conzelmann irgendwie geistig nicht mehr so ganz in der Spur gewesen ist...

JamesRockford schrieb:Vielleicht bin ich zu weit weg von der Thematik, aber warum sollte ein Täter versuchen, sich durch einen Überfall Betäubungsmittel oder ein Rezept zu beschaffen, wenn Herr Dr. Conzelmann Junkies aus freien Stücken behandelte?

Der Täter wollte vielleicht keine Behandlung, sondern verschreibungspflichtige Medikamente….
Sah in dem älteren Mann vielleicht ein leicht zu überwältigendes Opfer und dann ist das eskaliert.

Swagger schrieb:Wenn man sich auf google die Bilder von der "Praxis" so anschaut, könnte es durchaus auch ein politisches Motiv gegeben haben.

In den Zeitungsberichten sind die Außen-Jalousien heruntergelassen. Wenn man aber ein bisschen im Internet stöbert, sieht man, dass die Scheiben mit politischen Botschaften beklebt sind. Conzelmann kritisierte u.a. Habeck und die Positionierung der deutschen Regierung im Ukraine-Krieg.

Der Notruf ging am Freitag um 15:40 ein. Durch wen wurde seitens der Behörden nicht gesagt. Ausweislich seiner Sprechzeiten hatte Conzelmann bis 14:00 Sprechstunde. Zumindest keine völlig ungewöhnliche Uhrzeit. In dem Zusammenhang stellt sich die Frage: War er allein in der Praxis? Normalerweise wäre doch zu erwarten, dass Praxispersonal, insbesondere medizinische Fachangestellte, doch nicht nur vor Ort, sondern insbesondere auch orientiert sein müssten, wer sich zur Tatzeit in der Praxis befand.

Ein in der Nähe geparkter Tesla scheint womöglich eine Rolle zu spielen - als "Zeuge". Möglicherweise filmte das Fahrzeug die Umgebung, eventuell auch den Täter? Jedenfalls wird er offenbar kriminalistisch untersucht.

@sören42
Er hatte in seinem Alter keine Kassenzulassung mehr. Seine Patienten waren also entweder privat versichert oder Selbstzahler. Für den klassischen Drogenabhängigen gibt es da normal andere Anlaufstellen.
Ich hatte den ersten Impuls, dass ich mich fragte, ob er denn überhaupt noch richtig praktiziert hat oder statt dessen diese Fensterblätter anfertigte.
Ärzte, die nach dem 68. Lebensjahr noch praktizieren, dann meist mit eingeschränkten Sprechstunden und weniger Patienten, verzichten oft ganz oder fast ganz auf Personal.
Vielleicht war er auch für ein Methadonprogramm oder Ähnliches tätig.
Wenn er bis 1400 geöffnet hatte, war dann Pause, Evtl waren da auch etwaige Angestellte außer Haus und er alleine in der Praxis und er wurde nach der der Pause von einer Angestellten aufgefunden.

JimRockford schrieb:Er hatte in seinem Alter keine Kassenzulassung mehr.

Anscheinend schon:

Kasse (sowie Privat und Selbstzahler)

Quelle: https://www.focus-gesundheit.de/arzt/dr-med-wolfgang-conzelmann-669659

Richtig ist natürlich, dass der streitbare Mediziner Konflikte mit vielen Menschen gehabt haben könnte. Von politischen Motiven über Konflikte mit drogenabhängigen Patienten bis hin zu persönlichen Konflikten ist vieles möglich.

Die Patienten äußern sich differenziert: Während viele dem Mediziner ihr Vertrauen geschenkt haben, gibt es auch kritische Stimmen. Viel Licht, aber auch Schatten...

@sören42
Krass, das ist aufgehoben worden.
Sorry und Danke für die Aufklärung.
Hat sich was getan, seit ich in dem Bereich tätig war.
Dem Ärztemangel geschuldet aber ich weiß nicht , ob ich das uneingeschränkt gut finde…
Man hat natürlich viele Konflikte mit Teilen dieses Klientels. Das wird sich die letzten 20 Jahre nicht geändert haben.
Dass er kritische Stimmen hatte, ist klar.
Seine Patienten waren natürlich nicht immer ausgeglichen und freundlich, ganz im Gegenteil.

@sören42
Er war als Hausarzt tätig. Welche Fachfichtung ist nicht ersichtlich.
Die Rezensionen sind teils schlecht, incl Meldung an die Polizei. Das kommt allerdings hie und da mal vor .
Ich hoffe, der Tesla hatte die Umgebungskamera aktiv.

Probleme mit Suchtkranken soll der Arzt schon seit längerer Zeit gehabt haben, weshalb er auch des Öfteren als Sicherheitsmaßnahme in der Praxis genächtigt hatte.

Anwohner der Genter Straße berichteten der Berliner Zeitung, dass Conzelmann seit vielen Jahren Probleme mit Junkies gehabt und oft in seiner kleinen Praxis übernachtet habe – aus Angst, das in den Räumlichkeiten gelagerte Methadon könne bei einem Einbruch gestohlen werden. Deswegen gibt es auch Spekulationen, dass Conzelmann von einem Suchtkranken überfallen und getötet worden sein könnte.

„Kommissar Tesla“: Wie Elon Musk dabei helfen kann, einen Mord in Berlin aufzuklären (Berliner Zeitung)

Geht für mich schon in Richtung außer Kontrolle geratenen Raubüberfalls.