martenot schrieb:Als jemand, der keine eigenen Kinder hat, kann ich nicht wirklich mitreden, aber ich könnte mir vorstellen, dass man als Eltern selbst versuchen könnte, ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Kindern zu schaffen. Denn einer der Knackpunkte, warum solche Taten überhaupt möglich waren, schien ja die Erpressbarkeit der Kinder und Jugendlichen zu sein. Das dürfte hauptsächlich funktioniert haben, weil die Opfer sich vor den Konsequenzen einer Bloßstellung gefürchtet hatten. Vielleicht hätte der eine oder andere Fall verhindert werden können bzw. wäre nicht passiert, wenn die Opfer sich schon bei Beginn der Erpressungsversuche vertrauensvoll an die Eltern oder andere Bezugspersonen hätten wenden können, ohne befürchten zu müssen, beschimpft oder verachtet zu werden.
Ja, genau diesen Ansatz sehe ich auch als (fast) den einzig möglichen. Und ich habe diese Ratschläge auch schon genau so von der Polizei oder Organisationen gehört, wenn es darum geht, wie man Kinder und Jugendliche vor so etwas schützen kann.
Wenn das Kind den Mut bzw. das Vertrauen hat, sich den Eltern anvertrauen zu können, dann es nicht mehr erpressbar (oder zumindest nicht mehr mit der Drohung "Ich sag dann Deinen Eltern, was Du getan hast").
Aber insgesamt ist das wircklich schwer zu verhindern, denke ich. Auf der anderen Seite sitzen skupellose Personen, die es genau darauf angelegt haben, unerfahrene Kinder und Jugendliche in ihre über die Zeit ausgetüftelte und perfektionierte Falle zu locken. Das ist schon eine sehr starke Gegenmacht, gegen sie man sich da stemmen muss.
Mich hat mal ein Podcast zu einem ähnlichen Thema extrem beeindruckt. Da ging es um einen Mann, der ganz kurz nach der Heirat auf einen "virtuelle Affäre" reingefallen ist, die ihm Videos angequatscht hat, auf denen er mit ihrem angeblichen Foto onaniert und der dann mit diesem Videos bitterböse erpresst wurde und sehr viel Geld gezahlt hat. Als er nicht mehr weiter konnte, hat er sich seiner Frau anvertraut, die ihm verziehen und ihn unterestützt hat. Aber die Erpresser haben die Videos, nachdem keine Zahlungen mehr kamen, tatsächlihc an seine Kontakte auf Social Media geschickt und ihn bloßgestellt.
Es war wirklich gut nachvolliehbar, in welcher seelischen Not sich dieser Mann befunden hat, was das mit ihm gemacht hat.
Und das war ein erwachsener Mann! Man kann sich leicht vorstellen, wie viel leichter Kinder in so eine Falle tappen können und wie viel hilfloser sie einer solchen Situation gegenüberstehen, wie viel leichter sie also Opfer werden können.
Der Podcast ist dieser hier:

Sexuelle Erpressung: Das Nacktvideo | Kriminalpodcast "ZEIT Verbrechen"
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(Dazu muss ich allerdings sagen, dass mit die Rückert da extrem widerwärtig aufgestoßen ist. Sie kann einen gewissen Hohn über die Situation des Mannes einfach nicht verbergen, nach dem Motto: "Selber Schuld, du notgeiler Bock!" Klar kann man sich sagen, dass der Mann seine Frau irgendwie betrogen hat, aber zuallererst ist er ein Opfer von skrupellosen Erpressern und Verbrechern, die es genau darauf abgesehen hatten, ihn reinzulegen und erpressbar zu machen. Und es kommt sehr sehr eindrücklich rüber, wie schlimm und demütigend die Situation für ihn war. Er ist also hier das Opfer, und ich finde ihren höhnischen und spöttischen Unterton echt daneben; zumal ich denke, dass sie, wenn das einer Frau passiert wäre, anders reagieren würde.)