Fall Lena: Junger Mann in Emden festgenommenDrei Tage nachdem die elfjährige Lena tot in einem Emder Parkhaus gefunden wurde, hat die Polizei am Dienstagabend offenbar einen Verdächtigen festgenommen. Nachbarn hatten beobachtet, wie sechs Beamte am frühen Abend einen jungen Mann in Handschellen aus einem Sechs-Parteien-Haus im Emder Stadtteil Port Arthur geführt hatten und haben es im Internet sofort mitgeteilt, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Die Polizei bestätigte, dass es eine Festnahme gegeben hat, wollte bisher aber weder sagen, ob der Mann im Mordfall Lena dringend tatverdächtig ist, noch ob er schon gestanden hat oder wer er ist. Dass es einen Anfangsverdacht gibt, gilt aber als wahrscheinlich, da die Polizei die Festnahme bestätigt hat.
Video half offenbar bei der Fahndung
Wie das NDR Fernsehen am Dienstagabend berichtete, ist man dem jungen Mann offenbar nach der Veröffentlichung der Video-Aufnahmen aus dem Parkhaus auf die Spur gekommen. Es soll sich um einen Jugendlichen im Alter von etwa 15 bis 16 Jahre handeln. Aber auch diese Informationen bestätigte die Polizei bisher nicht. Die Bilder zeigen einen dunkel gekleideten Mann, der über das Parkdeck läuft. Die Ermittler suchen diesen Mann im Zusammenhang mit der Tat. Es könne sich um einen Zeugen handeln, möglicherweise aber auch um den Täter, sagte eine Sprecherin der Polizei Leer/Emden zu NDR.de.
Belohnung ausgesetzt
Die Beamten erhoffen sich Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Ergreifung des Mörders des Kindes führen. Die Stadt Emden stellte zudem nach einem Beschluss aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen eine Belohnung von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise zur Verfügung.
Parallelen zu anderem Fall?
In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass es vor einem halben Jahr in der Nähe des Fundortes der Elfjährigen einen Überfall auf eine Joggerin gegeben hatte. Die Polizei bestätigte gegenüber dem NDR den Angriff auf eine 27-Jährige im vergangenen November. Die Frau habe sich befreien und flüchten können. Der damalige Täter soll ebenfalls jung und dunkel gekleidet gewesen sein. Er konnte bisher nicht gefasst werden. Die Polizei prüft nach eigenen Angaben alle möglichen Zusammenhänge. Ob es Parallelen zwischen diesen beiden Fällen gibt, wollte sie nicht sagen. Bei der Mordkommission sind in der Zwischenzeit rund 75 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Dies teilte eine Polizeisprecherin am Dienstag mit.
Trauerfeier geplant
In der Stadt Emden herrscht weiterhin Fassungslosigkeit. Am Montagabend hatten sich am Hauptbahnhof in Emden rund 1.500 Menschen zu einer Gedenkveranstaltung versammelt und waren gemeinsam zum Parkhaus am Wasserturm gezogen, wo die Leiche des Mädchens am Sonnabend entdeckt worden war. In den nächsten Tagen soll es voraussichtlich eine Trauerfeier für das getötete Mädchen geben. Ort und Zeitpunkt stehen noch nicht fest.
Auf Initiative des Emder Polizisten Manfred Bruns ist nach Informationen der "Emder Zeitung" außerdem ein Spendenkonto für die Angehörigen von Lena eingerichtet worden. Die Idee, der Familie auf diese Art zu helfen, entwickelte sich, als sich Bruns mit Bekannten auf Facebook austauschte.
Tatort und Fundort vermutlich identisch
Bei einer Pressekonferenz am Montag bestätigten die Ermittler, dass Lena einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen ist. "Jeder Stein in der Stadt Emden wird umgedreht, um den Täter zu finden", sagte Bernard Südbeck von der Staatsanwaltschaft Aurich. "Nach jetzigem Kenntnisstand ist das Mädchen dort, wo es gefunden wurde, auch getötet worden", sagte Brandt. Was genau im Parkhaus geschah, will die Polizei jedoch nicht sagen - aus ermittlungstaktischen Gründen.
Lenas Freund hat den Täter vermutlich gesehen
Vor ihrem Tod war Lena laut Polizei mit einem Freund unterwegs gewesen. Die beiden Kinder fuhren mit dem Fahrrad im Bereich der Emder Wallanlagen, wollten dort Enten füttern. Offenbar sind die beiden Kinder dabei schon auf den Täter gestoßen. Der Junge, so Staatsanwalt Südbeck, habe den Mann vermutlich gesehen. Der Zehnjährige stehe aber noch unter Schock, seine Angaben seien daher noch lückenhaft und nicht hundertprozentig verlässlich, hieß es. Tatverdächtig sei der Junge aber nicht.
Familie wird betreut
Das Ereignis sei traumatisch für ganz Emden, sagte Oberbürgermeister Bernd Bornemann (SPD). "Ich verstehe auch die Angst der Eltern, dass ihrem Kind etwas geschehen könnte", so Bornemann. Der OB wertete es als gutes Zeichen, dass so viele Menschen ihre Mitgefühl gegenüber der Familie des Opfers gezeigt hätten. Die Familien des Opfers und des Jungen werden derzeit von Helfern betreut.
Unterdessen hat der Leiter der Mordkommission die Bevölkerung erneut aufgefordert, sich zu melden: Wer hat am Sonnabend zwischen 17.30 Uhr und 19 Uhr an den Wallanlagen in Emden etwas Verdächtiges beobachtet? Hinweise nimmt die Polizei unter den Telefonnummern (0491) 97 69 04 11 und 97 69 04 14 entgegen.
Quelle: NDR.de - Regional / Niedersachsen / Oldenburg/Ostfriesland
Stand: 28.03.2012 07:40 Uhr
Link:
http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/emden411.html (Archiv-Version vom 28.03.2012)