"In den 90er Jahren wandelte sich die russische Politik auch in dem an die GUS im Süden angrenzenden Nahen und Mittleren Osten. Im außen- und sicherheitspolitischen Establishment wurde die Forderung erhoben, Russland müsse nicht nur seine Beziehungen zu den natürlichen Verbündeten im nahen Ausland, sondern auch zu seinen "traditionellen Partnern" verbessern. 12 Hierbei waren Verbündete der Sowjetunion oder diejenigen Staaten gemeint, mit denen Moskau besonders enge Beziehungen unterhielt. Im Nahen und Mittleren Osten traf dies vor allem für Libyen, Syrien, Irak und Iran zu. Problematisch ist bei derartigen Forderungen, dass die "traditionellen" Verbündeten Moskaus mit den "Schurken-" oder "Problemstaaten" in amerikanischer Sicht weitgehend identisch sind, insbesondere mit Irak und Iran.
Die gegen Irak verhängten wirtschaftlichen und militärischen Sanktionen hatte die Sowjetunion unter Gorbatschow 1990 im VN-Sicherheitsrat zwar mitbeschlossen. Bereits Anfang 1991 gab es aber Anzeichen dafür, dass Moskau von der harten Linie Washingtons gegenüber Bagdad abrücken wollte. Dies kam in den Bemühungen Sonderbotschafter Primakows zum Ausdruck, Saddam Hussein mit verschiedenen Kompromissvorschlägen zum Einlenken zu bewegen. Der sowjetische Präsident und die Regierung unterstützten dann zwar den Luft- und Bodenkrieg gegen Irak, außerhalb der Exekutive gab es aber auch viele kritische Äußerungen gegen die militärische Gewaltanwendung und insbesondere die "barbarische" Form der amerikanischen Kriegführung. Die im Westen im Zusammenhang mit der Krise im Persischen Golf geäußerten Hoffnungen auf eine Neue Weltordnung unter Einschluss der Sowjetunion begannen sich zu zerschlagen. Dies um so mehr, als Russland ab 1994 im wesentlichen aus wirtschaftlichen Interessen eine Lockerung des Sanktionenregimes forderte. Während einer neuen ernsten Krise zwischen den USA und Irak 1997/98 behauptete der neue russische Außenminister Primakow (ab Januar 1996) sogar, Irak produziere keine chemischen und biologischen Waffen mehr. Auf die Möglichkeit vorhandener Bestände an diesen Waffen und der Verpflichtung Saddam Husseins, diese zu beseitigen, ging er nicht ein (ITAR-TASS (russ.) vom 27.1.1998). Russland hält sich auch unter Putin weiterhin zwar an die im Rahmen der VN vereinbarten umfassenden Sanktionen gegenüber Irak, ist andererseits aber nicht bereit, amerikanische Pläne zu einem begrenzteren und wirksameren Sanktionenregime mitzutragen.
Ähnlich problematisch entwickelte sich die russische Politik gegenüber Iran. Im Prinzip unterstützt Moskau zwar all die Verträge und Abkommen gegen eine Weiterverbreitung von Nuklear- und anderen Massenvernichtungswaffen und deren Trägersysteme, insbesondere ballistische Raketen. Immer wieder aber wird im Westen vermutet, Russland liefere Technologien, die Iran in die Lage versetzen könnten, eine mit Mittelstrekkenraketen ausgerüstete Nuklearmacht zu werden. Konkret sind angebliche russische Lieferungen zum Bau der Schahab-3- und Schahab-4-Raketen mit einer Reichweite von ungefähr 2.000 km und die russisch-iranische Zusammenarbeit bei der Nutzung von Nuklearenergie einschließlich des Baus eines nuklearen Kraftwerks in Buscher gemeint. Die russische Präsidialadministration und die Regierung haben diesbezügliche Vorwürfe energisch zurückgewiesen. Russische Lieferungen für Mittelstreckenraketen gebe es nicht. Bei dem Kraftwerk gehe es ausschließlich um die friedliche Nutzung von Atomenergie; darüber hinaus handele es sich bei dem Projekt um einen Leichtwasserreaktor genau des Typs, den die Vereinigten Staaten unter anderem an Nordkorea lieferten. Russland halte sich auch genau an die Bestimmungen des Missile Technology Control Regimes (MTCR), in dem Russland Mitglied ist."
Zwar kein Lieblingsbuch, aber derzeit ganz interessant.
Die ganze Seite 242, da bei einer Passage der Kontext fehlen würde.
Mir A. Ferdowsi
Sicherheit und Frieden
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Bayerische Landeszentrale für politische Bildung
(
http://www.blz.bayern.de/blz/web/old_100111/adomeit.htm (Archiv-Version vom 22.06.2013) Hier herauskopiert. Ging schneller, als alles abzutippen.
:D )
Zum Hintergrund des Experiments:
Passt vll. ganz gut, hatte gerade das Video angesehen:
Unruhen in der Ukraine - reloaded (Seite 1476) (Beitrag von Glünggi)