Bücher / Lesen : Zurück ins Mittelalter

@niurick
"Die Zeiten, in denen sich der interessierte Leser von einer überforderterten Angestellten beraten lassen musste, neigen sich dem Ende. Zu groß sind die Anstrengungen des Internet-Giganten (z.B. Amazon) - der seinen Kunden die Artikel binnen Stunden liefern kann und nicht ausschliesslich Bücher anbietet. "

Inwieweit ein oder eine Angestelle/r überfordert ist, ist immer abhängig von der Person an die du gerätst. Und der persönliche Kontakt ist für viele noch immer wichtig.

Was Lieferzeiten anbetrifft. Wenn du bei uns um 18:00 ein Buch bestellst, liegt es am anderen Morgen bereit. Kostenlose Zusendung ist ebenfalls möglich.

"Die Kaufgewohnheiten haben sich nunmal verschoben. Wenn ich mich im Buchhandel umschaue, werden dort mittlerweile fast mehr Glückwunschkarten, digitale Filme, Kaffe & Kuchen oder Kalender angeboten."

Stimmt.

"Nicht das Lesen stirbt aus, sondern die Buchläden um die Ecke."

Wenn du das auf kleinere Buchhandlungen beziehst, stimmt es weitgehend. Bezüglich der Ketten nicht. Schau dir mal die jährlichen Neueröffnungen der Mayerschen auf deren Homepage allein in NRW an.
"Lesen" an sich stirbt aber tatsächlich nicht aus. Sehe ich auch so.

@Pantheratigris
Nö. Warum sollte er? Das übernehmen seine Verlage, die sich an ihm eine goldene Nase verdienen. Aber du kannst mich gerne Mit Fakten oder Links überzeugen, die deine Behauptung bestätigen.

In gewisser Weise kann man aber auch hier meiner Meinung nach einen Trend zurück ins Mittelalter erkennen. Lesen war damals ein Privileg der gebildeten "Beamten" am Hofe ihrer Herrscher. Somit war der Erhalt von aufgezeichneter Information dem einfachen Volk verwehrt. Dagegen hat sich das Volk gewehrt, so dass am Ende dem Staat nichts weiter übrig blieb als durch Einführung eines Schulsystems jedem Zugang zu schriftlichem Wissen zu gewähren.

Also änderte man seine Taktik und schüttet heutzutage soviel schriftliche Desinformation aus, so dass im Grunde wieder der gleiche Zustand erreicht ist. Zwar kann heute jeder lesen (dafür fällt das einfache Denken umso schwerer), aber an die wirklich wichtige Information unserer Zeit ranzukommen ist fast wieder genau so schwer wie im Mittelalter. Clever eingefädelt, finde ich.

Gruß greenkeeper

@greenkeeper


Du hast es auf den Punkt gebracht. Allerdings es muss ja nicht so sein dass die Desinformation bewusst gestreut wird. Sie entsteht durch die vermehrten Möglichkeiten der Informationsweitergabe. Der Treppenhausklatsch von früher, findet heut schon durch renomierte Verlagshäuser seinen Weg in Druckwerke und Internet. Eben gerade weil viele Leute, viel mehr als früher lesen, gibt es auch ein weitaus grösseres Angebot. Qualitativ allerdings eher fragwürdig, oder?

Es kann zwar fast jeder schreiben und lesen, aber wozu werden diese Fähigkeiten eingesetzt? Eigentlich für ganz primitive Sachen.

Ich möchte gerne den Optimismus mit dem Mitbegründer des Internets Tim Berners Lee und Ideologe Kalle Lasn teilen die im Internet die Chance für eine goldene Zukunft sehen.

@DeadPoet

Ich denke schon dass in gewissen Etagen Desinformation unter dem Deckmantel des Rechtes auf Informationsfrieheit bewusst gestreut wird. Das Problem is halt mit dem "Lesen können" is es für den Menschen nicht einfach getan. Das "Denken können" muss dem folgen. Und damit offenbart sich für mich ein grundlegendes Problm unserer Zeit. Das "Lesen können" kann heutzutage im gar nicht so seltenen Extremfall dazu führen, dass das "Denken können" dadurch sofort unterbunden wird, weil eben Lesestoff Alltagsware und damit zum großen Teil auch Alltagsmüll wird.

Das war meiner Meinung nach im Mittelalter anders. Da war neben dem "Lesen können" auch das "Denken" gefragt. Deshalb wurden ja auch viele Bücher, sogar die Bibel, dem einfachen Volk zum selber Lesen vorenthalten, weil man Angst hatte das Volk könnte dadurch zum Nachdenken angeregt werden. Eine Angst die scheinbar vollkommen unbegründet ist, wie es sich heutzutage leider allzuoft herausstellt. ;)

Gruß greenkeeper

Dann sollte man zunächst mal trennen. Es ist ja ein Unterschied ob ich einen Roman zur Unterhaltung lese - oder ein politisches Sachbuch um mich (vermeintlich) zu informieren.

@greenkeeper
"Das war meiner Meinung nach im Mittelalter anders. Da war neben dem "Lesen können" auch das "Denken" gefragt."

Ja - aber nur bei eben einigen wenigen. Der Rest hatte so ungebildet wie möglich zu sein. Und eben auch keine Möglichkeiten das durch lesen zu ändern. Insofern ziehe ich doch die heutigen Begebenheiten gerne vor.

@Realistin

Realistin schrieb:Insofern ziehe ich doch die heutigen Begebenheiten gerne vor.

Ich auch :)

Anders als im Mittelalter hat heute "das gewöhnliche Volk" die Möglichkeit an öffentlichen Schulen weitgehend kostenfrei Lesen und Schreiben zu lernen, sowie die Möglichkeit, sich relativ preiswert Gedrucktes zu leihen oder zu kaufen und darüber hinaus z.B. das Internet zu nutzen. Es gibt auch keine Herrschenden, die ihr "Geheimwissen" der Schreib- und Lesekunst für sich behalten wollen.

Können kann man also schon - man muss halt auch nur wollen.

@Doors

Die Frage dann ist ja ob jemand mit durchschnittlicher Intelligenz, Wissen und Lust am Lesen überhaupt mal ein gutes Buch findet. Ich würde mich persönlich als Vielleser einstufen aber das letzte Buch, das ich als gut befand, liegt leider doch schon länger zurück.

Das Problem heute ist wohl, dass die guten Bücher kaum auffindbar sind weil auf jedes gutes Buch 100te mittelmäßige bis schlechte Veröffentlichungen kommen.

Ohne sich also vorher größer über ein Buch zu informieren findet man so schnell wohl nichts.

@horusfalk3

Es gibt eine Fülle von (mehr oder weniger) guten Literatur-Sendungen im TV und Radio, darüber hinaus Literatur-Beilagen und -Zeitschriften. Beispielsweise

http://www.konkret-verlage.de/kvv/lk.php?nr=34


Und nicht zuletzt das Internet.

Da findet man auch mit "durchschnittlicher Intelligenz" etwas.

Massendrück= Industriealisierung im 18 Jahrhundert, Anfänge in England durch Wollmaschienen und natürlich auch zu den Büchern.

Das hat uns allen geholfen uns auf eine durchschnittliche Bildungsstufe zu bringen die es nie gab in irgend einer Bevölkerung in irgend einer anderen Zeit.

@greenkeeper


Das war meiner Meinung nach im Mittelalter anders. Da war neben dem "Lesen können" auch das "Denken" gefragt. Deshalb wurden ja auch viele Bücher, sogar die Bibel, dem einfachen Volk zum selber Lesen vorenthalten, weil man Angst hatte das Volk könnte dadurch zum Nachdenken angeregt werden.

Auch unter den Mönchen die lesen und schreiben konnten, durfte nicht jeder Betbruder alles Lesen. Es gab Bibliothekare, die die Lesewünsche der Mönche prüften, und dann jenachdem ob es zu deren Studium passte und fromm genug war zusagten oder ablehnten.

Zu der Zeit hätte Wissen den Leuten nicht viel geholfen. Sie durften ja alles denken und auch von der Unabhängigkeit vom Lehnsherren träumen. Hätten sie ihnen aber zuwider gehandelt hätte das den sicheren Tod bedeutet.

Durchs Lesen verändert sich nichts elementar. Wenn alle nicht lesen können, ist es genauso als ob jeder lesen kann. Es geht nicht darum, das sich da ein Funken der Wahrheit entzünden würde, wenn die unteren Stände lesen können. Die wären trotzdem moralisch auf unterster Ebene, xenophob und gottesfürchtig.

Noch wichtiger als das Lesen & Schreiben selbst ist der Zugang zu Schulen und Universitäten. Lesen & Schreiben ist zwar zwangsläufig notwendig für den Zugang zu Bildungseinrichtungen und höheren Berufen, dadurch ergibt sich aber auch kein natürliches Recht.

Ich kann aber die Angst der höheren Stände vielleicht teilweise nachvollziehen. Wenn ein und dasselbe Buch ein Einfältiger und ein Kluger Mensch liest kommen eben ganz unterschiedliche Auffassungen davon raus, was das Buch vermitteln sollte.
Also war die Ansicht die, nur die Lesen zu lassen, die mit dem Wissen auch umgehen können.

@horusfalk3
Ob ein Buch "gut" ist, liegt aber im Auge des Betrachters.

Generell gilt bei allen kulturellen Hervorbringungen: Was "gut" oder "schlecht" ist, kann nur jeder ganz allein für sich entscheiden.
Ich möchte auch niemanden haben, der mich da bevormundet.

@Doors
Insbesondere bei reiner "Unterhaltungsliteratur". Wie will man einen Dan Brown Jünger davon überzeugen, dass das was er da liest Mainstream ist (zudem sich ständig wiederholender) ohne besonderen Anspruch.
Und was viel wichtiger ist - warum sollte man überhaupt?

Na is doch klar:
Das was früher der Marktschreier übernommen hat, macht jetzt das Fernsehen.

Aber ich kenne auch einige Lehrer. Wenn die mir erzählen wie es an den Grundschulen zugeht, muss man sich echt nur wundern.
Hier wird erzählt, das die Kinder nicht mal mehr in der Lage sind einen Stift richtig zu halten, vom Basteln ganz zu schweigen. Da wird lieber darauf verzichtet, bevor sie sich mit dem stumpfen Scheren sonst was antun...
Ich schaue meine Freunde (Lehrer) dann immer ganz ungläubig an und frag mich echt, obs wirklich so schlimm ist.
Laut meiner Freunde liegts auch an den Eltern, die sich wohl zu wenig mit den Kindern beschäftigen.
Kann sein, das da bestimmt etwas dran ist... Vielleicht ein Teil von vielen, die dazu führen, das immer weniger gelesen wird.

Ich habe allerdings auch nicht immer viel gelesen, später dann halt nur Fachliteratur. Das hat mir dann sehr geholfen um mich sprachlich zu verbessern. ;-)

Und wenn ich heute mir jetzt so in meinem Alltag vorstelle ich sollte mich mal in meiner Freizeit etwas freiwillig lesen, irgendwelche Belletristik, dann passt das so garnicht in den Zeitrahmen. Da denke ich auch, ist bei vielen die Zeit und Muse nicht mehr da sich wirklich ein dickes Buch von vorne bis hinten durchzulesen.

@coolcatn
Dass es sich ( in Grundschulen) verschlechtert hat, ist sicherlich richtig.
Aber auch hier kann ich mich nur wiederholen - es wird nicht eklatant weniger gelesen. Auch vor 20 Jahren galt Lesen nur selten als Hauptbeschäftigung unter den 10-20 jährigen. Und die Lust daran zu vermitteln obliegt dann halt den Eltern - oder auch den Lehrern. Wobei es mich bei der Auswahl der Schullektüren auch teilweise nicht wundert, wenn vielen Kindern der Spaß daran vergeht.

Bücher lesen ist nicht nur unterhaltsam, es kann sogar fit machen und einen gesund erhalten! Ganz einfach deshalb, weil das Unterbewusstsein kaum unterscheidet zwischen Gelesenem und realem Leben. Muss man in einem Krimi also innerlich mit der Hauptfigur davonrennen, so spannen sich tatsächlich die entsprechenden Muskeln an!

@Realistin
@Doors
Ja natürlich habt ihr Recht in dem Punkt, dass die Bewertung eines Buches im Auge des Betrachters liegt. Trotzdem kann ich von mir sagen, dass ich von den wenigsten Büchern hinterher noch so begeistert bin wie vorher. Auch alle Recherche Vorher kann da leider öfter nicht weiterhelfen.



Mir stellt sich jetzt doch mal die Frage warum das Lesen bei Einigen so unbeliebt ist. Ich persönlich finde einen Roman in der Regel spannender als einen vergleichbaren Film. Hier bin ich doch viel stärker im Geschehen drin. Ich bekomme mehr Hintergrundinformationen, verstehe die Hauptperson besser und und und. Was ist es also, das den Film anscheinend interessanter macht? Die spezial Effekte sind ja vielleicht mal schön anzuschauen aber das kann auf Dauer ja nicht der eigentliche Grund sein oder?

Eine Welt ohne >Bücher..unvorstelllbar.Nichts ersetzt das anfassen, den Geruch die Magie der Buchstaben..Jch liebe Bücher, Bibliotheken und das Lesen....mit nichts zu vergleichen , eine eigene Welt*
Für mich persönlich ein wichtiges Stück meiner Welt*

"Wenn du nicht all deine Bücher lesen kannst, dann nehme sie wenigstens zur Hand, streichle ein wenig über sie, schau' etwas hinein, lasse sie irgendwo auffallen und lese die ersten Sätze, auf die dein Auge fällt, stelle sie selbst auf's Bord zurück, ordne sie nach deinen Vorstellungen so, daß du wenigstens weißt, wo sie sind. Laß' sie deine Freunde sein; lasse sie auf alle Fälle deine Bekannten sein."

(Winston Churchill )
und ganz sicher, was ich unterschreibe*

Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen, und laufen. Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, daß man Flügel hat.

( Helen Hayes )

Ein Büchlein, welches in keinem gut sortierten Regal fehlen sollte

http://www.poetenladen.de/hannes-bajohr-pierre-bayard.htm