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Emotionslos werden?

229 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Emotionen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Emotionslos werden?

21.03.2017 um 18:07
Zitat von MaxFlanMaxFlan schrieb:Hey, Ich habe eine antwort auf diese fragen:
Nee, haste nicht :)
Es gibt mMn niemand der Emotionslos ist..
Das heißt ja, nicht lachen, weinen, wütend sein ect. Alles Emotionen ob im positiven oder negativen Sinne.
Da kommt keiner drumrum.
Zitat von DoorsDoors schrieb: Das ist eine knappe Stufe vor tot sein.
Kleiner Widerspruch, das wäre tot sein :)

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26.03.2017 um 05:48
Keine Emotionen zu haben wäre manchmal sehr hilfreich im leben .
Nur rein nach Logik zu leben wie die fiktionale Rasse der Vulkanier wäre nicht so übel.

Keine Trauer kein leid könnte einen ereilen.
Man könnte sich ungestört auf alles konzentrieren  sei es privat oder Beruflich.


Wäre da nicht die schöne Seite der Emotionen wie Liebe oder Freude wäre das der perfekte Lebensstil.

🖖


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26.03.2017 um 06:07
@KAALAEL
Zitat von KAALAELKAALAEL schrieb:Wäre da nicht die schöne Seite der Emotionen wie Liebe oder Freude wäre das der perfekte Lebensstil.
Du kannst dich nur entscheiden zwischen: Leben oder Tod.
Das Leid hat sehr viele traurige Seiten, aber die guten Seiten sind unbezahlbar.


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26.03.2017 um 23:30
Emotionen haben einen Grund für ihren übermächtigen Einfluss auf unsere Psyche. Niemand kann sich dem entziehen von Natur aus. Im Gegenteil sind wir dem ausgeliefert auf Gedeih und Verderb. Das Leben oder besser die Lebensqualität einiger Menscher leidet darunter enorm, temporär (Kummer, Herzschmerz, Trennung, Verlust von Lieben) oder andauernd (klinische Depression u.ä.). Wir Menschen haben jedoch Strategien entwickelt, um dem entgegen zu wirken. Wir sind nicht mehr das Tier, welches gezwungen ist in den Bruchteilen von Sekunden zu entscheiden für sein Überleben. Auch baut unser gegenseitiger Zusammenhalt nicht mehr auf biochemischen Gefühlszwängen auf, sondern wird durch gesellschaftliche Systeme gesichert.

Coping ist ds Stichwort. Abschalten ist schädlich. Emotionen können nicht völlig erledigt werden. Wer das versucht, unterdrückt sie entweder bis er daran zerbricht oder verleugnet sich selbst (was diese Emotionen umlenkt in Aggressivität, Reizbarkeit, Unausgeglichenheit und dergleichen). Coping (aus dem engl. in etwa "Klarkommen") setzt dem ein Konzept entgegen, welches Emotionen abfedern möchte und deren Auswirkungen für uns tragbar machen soll. Jeder von uns betreibt das, auch wenn er diesen recht neumodischen Begriff nicht kennt. Wesentliche Züge davon sind bswp.

a) Nutzung sozialer Ressourcen (die freundliche Schulter zum Ausheulen, die Übernachtung beim Freund, die Familie höchstselbst oft)
b) Symptombehandlung (Schokolade heilt durch Serotoninfreisetzung etwas die Depression bei Trennungen, wenn auch nur kurz)
c) Stressabbau durch produktive Lenkung der Gefühle (Gartenarbeit, Kampfsport, Politik, Kochen -- alles solide Hobbys mit Copingfaktor)
      --> Musik, Kunst, Gedichte und Gespräche, kennen wir alle, haben die meisten schon praktiziert

Wer also leidet, sollte sich dessen bewusst sein und dem begegnen. Normalerweise geht für jeden von uns das Leben weiter. Die Hochs und Tiefs sind normal und ihnen kann effektiv begegnet werden. Ausnahmen sind gehirnchemisch krank (bipolar bspw.) und können Hilfe durch Psychiater und Psychosomaten finden. Ich gehe mal davon aus, dass hier jedoch keiner das beabsichtigt. :)

Noch ein kleiner Nachschlag: Bedenklich aber wahrscheinlich funktional kann mittels Lobotomie das Empfinden empfindlich beschädigt werden. So wurden viele psychisch kranke Menschen, denen hätte geholfen werden können, seelisch massakriert. Wenig empfehlenswert, aber formal gehört es thematisch hier her. Ich hoffe aber mal, dass niemand ernsthaft erwägt sein Gehirn zerschnitzeln zu lassen wegen dem bisschen Gefühl. Vorher halte ich lieber als Briefkasten her und höre mir alle Sorgen an. Es gibt immer jemanden, der zuhört. (Suizidhilfenummern, Kinder- und Jugendtelefon usw. Google ist dein Freund und Helfer. Die sind immer da, falls du niemanden findest, den du sozial aktivieren kannst.)

Soviel von mir.

Gruß Drogan


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27.03.2017 um 01:46
Manchmal wünschte ich mir ich könnte alles abschalten wie ein schalter. Aber ich glaube einfach Emotionen machen uns zu Mensch ohne sind wir nur noch eine Hülle. Daher schätze ich meine Gefühle auch wenn sie mich manchmal fast umbringen. 


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Emotionslos werden?

27.03.2017 um 02:19
Als Mensch mit einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung, gehöre ich gewissermaßen zu einer am Durchschnitt gemessenen, äußerst rationalen und wenig emotionalen Gruppe von Menschen. Ich kann selbstverständlich nicht für alle Schizoiden sprechen, wenn ich sage, dass ich die Intellektualisierung und die Abspaltung meiner Gefühle vom Verstand perfektioniert habe. Nichtsdestotrotz wird es so etwas wie reine Emotionslosigkeit auch für mich nicht geben. 
Ich empfinde mich als Person eher von meinen Emotionen abgetrennt - es ist, als würden sie hinter einer Wand existieren. Ich kann sie zwar gelegentlich dumpf dagegen klopfen hören und habe eine leise Ahnung davon, wie gewisse Reize gerade auf mich wirken, konzentriere mich allerdings primär auf meinen Intellekt und eine rein rationale Wahrnehmung der Dinge. Dies bringt vor allem im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder Probleme mit sich, da ich in der Regel auf Sachebene kommuniziere und nicht empfänglich für Emotionen anderer Menschen bin, weswegen ich unabsichtlich häufig gesellschaftliche Konventionen und Regeln breche und auf fremde Menschen (zu denen ich keinen Kontakt suche, aber durch meinen Hund leider ab und zu gezwungen werde) bisweilen distanziert, unfreundlich, unhöflich, befremdlich und sonderbar wirke. Ich erlebe es nicht selten, dass Menschen mich nach einem Erstkontakt auffällig meiden - andere hingegen nutzen meinen Unwillen zur verbalen Kommunikation aus, indem sie mich bei jeder Gelegenheit in Gespräche über sich selbst verwickeln, die ich relativ geduldig aus sitzen kann, obgleich sich mein Interesse für das Innenleben anderer Menschen in Grenzen hält. 

Ich persönlich sehe in einem begrenzten emotionalen Spektrum den Vorteil, sich differenzierter, rationaler und objektiver mit Themen auseinander setzen zu können und auf wissenschaftlicher Basis zu umfassenderen Ergebnissen zu kommen. Häufig erlebe ich es in Diskussionen, dass Menschen aufgrund ihrer Emotionen, denen sie hoffnungslos unterlegen zu sein scheinen, nicht vernünftig diskutieren können. Sie sind nicht dazu in der Lage, auch bei kontroversen Themen einen nüchternen Blick für die Sachlage zu behalten und schlittern argumentativ leider oft in einen destruktiven und irrationalen Zustand, der einen konstruktiven Austausch unmöglich macht. In dieser Hinsicht schätze ich meine "Krankheit" sehr, denn sie eröffnet mir Möglichkeiten, die ich bei vielen anderen Menschen nicht sehe. 

Der Nachteil an einer eingeschränkten Emotionalität liegt allerdings ganz klar im sozialen Bereich. Dadurch, dass sich mein Interesse an Sozialkontakten sehr in Grenzen hält, leide ich nicht unter meinem Zustand, aber ich sehe selbstverständlich, wie mein Leben aussehen "könnte", wenn es mir möglich wäre, einen (emotionalen) Zugang respektive eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Ein konventionelles Leben, bestehend aus Freundschaften, Partnerschaft und Familie, ist zumindest in meinem Fall eher unmöglich. 
So bleibt einem emotional sehr eingeschränkten Menschen oft nur seine eigene Innenwelt und die Hinwendung zu Spezialinteressen auf sachlicher/fachlicher Basis, was einen auf Dauer eher einsam macht - was allerdings meiner Meinung nach ein sehr erträglicher Zustand ist, doch das ist wohl zum einen eine Charaktersache, als auch eine Frage der Gewöhnung. 


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27.03.2017 um 10:46
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich kann sie zwar gelegentlich dumpf dagegen klopfen hören und habe eine leise Ahnung davon, wie gewisse Reize gerade auf mich wirken, konzentriere mich allerdings primär auf meinen Intellekt und eine rein rationale Wahrnehmung der Dinge.
Ist das nicht etwas zu sehr in Richtung Leere gehend?
Was hält dich denn am Leben? Oder was gibt dir eine Bedeutung? 
Kannst du sie auch zulassen, wenn du es möchtest?
Oder ist das eher so, dass du keinen Zugriff darauf hast?


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27.03.2017 um 14:19
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ist das nicht etwas zu sehr in Richtung Leere gehend?
Das kommt vermutlich darauf an, wie man Leere definiert. Ich persönlich empfinde mich nicht als leer - ich hatte schon seit meiner Kindheit eine sehr ausgeprägte Vorliebe für Fantasien und habe mir über die Jahre eine eigene Welt in meinem Kopf aufgebaut, in die ich mich jederzeit zurückziehen kann. Darüber hinaus fülle ich mein Leben mit intellektuellen Dingen - ich häufe z.B. Fachliteratur zu Themen an, die mich interessieren, durchforste sie, tausche mich aus, e.t.c. All das füllt meinen Alltag und auch meine Gedanken, Langeweile erlebe ich selten und ich bin relativ gut in der Lage mich in solchen Situationen selbst zu beschäftigen.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Was hält dich denn am Leben? Oder was gibt dir eine Bedeutung? 
Vor einigen Jahren hätte ich dir diese Frage vermutlich nicht beantworten können, oder die Antwort wäre "Nichts ist von Bedeutung" gewesen. Eigentlich lebe ich noch immer nach dieser Devise. Es gibt nichts, dem ich eine höhere Bedeutung beimesse, ich habe keinen Glauben und ich sehe auch keinen Sinn oder Zweck im Leben. Allerdings habe ich für mich Zufriedenheit darin gefunden, mich den Dingen zu widmen, die mich interessieren. Das ist unter anderem meine Literatur, aber auch andere Dinge - bestimmte Kunstrichtungen, Medien und insbesondere mein Hund. Damit lässt sich die Zeit schon füllen und irgendwann liegen wir ohnehin alle unter der Erde. Und ob am Ende Menschen existieren, die sich an mich erinnern (können), ist mir relativ egal. 
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Kannst du sie auch zulassen, wenn du es möchtest?
Oder ist das eher so, dass du keinen Zugriff darauf hast?
Es ist kein Zustand der reinen Emotionslosigkeit. Ich würde es eher als sehr abgeschwächte Form der Emotionalität bezeichnen, wobei es schon richtig ist, dass ich zu meinen Gefühlen teilweise auch keinen geeigneten Zugang finde. 
In der Regel befinde ich mich im Gemütszustand "Neutral". Ich bin einigermaßen zufrieden mit mir selbst, aber weder glücklich, noch traurig. Abweichungen von diesem Zustand sind selten - ich lache zwar manchmal, wenn ich etwas lustig finde, habe aber einen sehr begrenzten Humor. Ich weine so gut wie nie, werde so gut wie nie wütend und Freude empfinde ich nur sehr abgeschwächt. 
Das alles resultiert dann letztlich in einer sehr begrenzten, spontanen Erlebnisfähigkeit - ich bin so gesehen kaum empfänglich für Außenreize, die in normalen Menschen Emotionen wecken. Ich könnte nie spontan mit jemandem tanzen und mich dabei beschwingt und glücklich fühlen - eher wäre ich der Holzklotz, der sich verloren wirkend vom Tanzpartner über den Boden schleifen lässt. 

Einen Zugriff habe ich tatsächlich kaum auf meine Emotionen. Es besteht die Möglichkeit, mich mithilfe von Alkohol zu enthemmen, was mich wiederum für meine Verhältnisse sehr emotional werden lässt. Allerdings bin ich diese Form von Emotionalität überhaupt nicht gewohnt und ich finde sie so befremdlich und fast schon ängstigend, dass ich aufgrund dessen komplett auf Alkohol verzichte. 

Angst ist von all den unterdrückten oder abgetrennten Gefühlen noch das am stärksten durchbrechende, das ich zum Teil auch im Alltag spüren kann. Alle anderen Emotionen brechen dann eher unvermittelt wie ein Vulkan aus mir heraus, vorausgesetzt jemand bringt das Fass zum Überlaufen. Seit einigen Jahren, die ich nun in relativer Isolation lebe, passiert mir das nicht mehr - als ich noch gezwungen war, mit meinen Mitmenschen zu interagieren und mich dem nicht entziehen konnte, kam es des Öfteren zu unkontrollierten Wutausbrüchen und zu Depressionen, Suchterkrankungen und Panikstörungen, die aufgrund meiner unterdrückten negativen Gefühle und der Unfähigkeit mich einem krankmachenden Umfeld zu entziehen, auftraten.


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28.03.2017 um 00:05
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich weine so gut wie nie, werde so gut wie nie wütend und Freude empfinde ich nur sehr abgeschwächt. 
Das alles resultiert dann letztlich in einer sehr begrenzten, spontanen Erlebnisfähigkeit - ich bin so gesehen kaum empfänglich für Außenreize, die in normalen Menschen Emotionen wecken. Ich könnte nie spontan mit jemandem tanzen und mich dabei beschwingt und glücklich fühlen - eher wäre ich der Holzklotz, der sich verloren wirkend vom Tanzpartner über den Boden schleifen lässt. 
In dem selten weinen sehe ich durchaus was positives, aber auch ich weine selten, obwohl ich sehr emotional bin.
Freude leb ich aber total lebhaft aus, das ist einer der besten Momente im Leben. Also das, was das Leben meiner Ansicht nach erfüllt. Von daher stelle ich mir ein Leben ohne wirkliche Freude extrem düster vor und nicht gerade lebenserweckend. Das bringt mich zu dem Punkt, dass es auch so schon quasi einer Depression gleicht, auch wenn es gefühlt weniger belastend ist ohne die anderen Symptome. Aber so als Ganzes betrachtet, ist es schon relativ nah an der Nichtexistenz.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Einen Zugriff habe ich tatsächlich kaum auf meine Emotionen. Es besteht die Möglichkeit, mich mithilfe von Alkohol zu enthemmen, was mich wiederum für meine Verhältnisse sehr emotional werden lässt. Allerdings bin ich diese Form von Emotionalität überhaupt nicht gewohnt und ich finde sie so befremdlich und fast schon ängstigend, dass ich aufgrund dessen komplett auf Alkohol verzichte. 
Vermutlich ist es so, dass du nicht auf sie zugreifen kannst, da du dich selbst davor hemmst.
Du bist Analytiker, das ruft in mir den Verdacht auf, dass du wirklich alles so sehr zerdacht hast, dass die Ergebnisse auf jeden Fall auch dem inneren Häcksler entsprechen und nicht mehr als Ganzes zu betrachten sind und falsch interpretiert? Aber wie gesagt: mein persönliches Fenster Gelehne und eine gewagte Äußerung.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Angst ist von all den unterdrückten oder abgetrennten Gefühlen noch das am stärksten durchbrechende, das ich zum Teil auch im Alltag spüren kann. Alle anderen Emotionen brechen dann eher unvermittelt wie ein Vulkan aus mir heraus, vorausgesetzt jemand bringt das Fass zum Überlaufen. Seit einigen Jahren, die ich nun in relativer Isolation lebe, passiert mir das nicht mehr - als ich noch gezwungen war, mit meinen Mitmenschen zu interagieren und mich dem nicht entziehen konnte, kam es des Öfteren zu unkontrollierten Wutausbrüchen und zu Depressionen, Suchterkrankungen und Panikstörungen, die aufgrund meiner unterdrückten negativen Gefühle und der Unfähigkeit mich einem krankmachenden Umfeld zu entziehen, auftraten.
Ja, sich in eine Gesellschaft zu pressen kann ganz schön zehrend sein.
Einen gewissen Abstand braucht man da definitiv, aber sich innerlich so abzukapseln? War das der Notschalter? Hätte auch sicher eine bessere Lösung gefunden. Falls du sie nicht schon gesucht hast. :)


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28.03.2017 um 01:33
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:In dem selten weinen sehe ich durchaus was positives, aber auch ich weine selten, obwohl ich sehr emotional bin.
Freude leb ich aber total lebhaft aus, das ist einer der besten Momente im Leben. Also das, was das Leben meiner Ansicht nach erfüllt. Von daher stelle ich mir ein Leben ohne wirkliche Freude extrem düster vor und nicht gerade lebenserweckend. Das bringt mich zu dem Punkt, dass es auch so schon quasi einer Depression gleicht, auch wenn es gefühlt weniger belastend ist ohne die anderen Symptome. Aber so als Ganzes betrachtet, ist es schon relativ nah an der Nichtexistenz.
Ich denke, es ist schon relativ schwierig, sich so einen Zustand vorzustellen, wenn man ihn nicht kennt, ebenso wie es mir kaum möglich ist, mich in normal fühlende oder gar sehr emotionale Menschen hinein zu denken. 


Kurz das Psychiatrische vorweg, da du das Thema Depression ansprichst: Mir wurde im Laufe der Zeit auch eine Dysthymie diagnostiziert - eine chronische Form der Depression, deren Ausprägung meist eher leicht, aber dafür anhaltend ist. Allerdings ist das immer so eine Sache - es kann auch gut sein, dass die Symptome hauptsächlich von der Persönlichkeitsstörung ausgehen. Ich hatte allerdings bereits depressive Episoden mittleren und schweren Grades, weswegen ich an dieser Stelle sagen muss, dass mein jetziger Zustand damit nicht unbedingt vergleichbar ist. Sicher, wenn man es so will, befinde ich mich in einem permanent gedämpften Zustand, aber ich habe im Gegensatz zu meinen akuten depressiven Episoden durchaus Antriebskraft und Motivation meinen Alltag zu bewältigen und meine Interessen auszuleben. 

Zur Freude: Ich bin ebenfalls dazu in der Lage, Freude zu empfinden, allerdings stelle ich fest, dass die Intensität im Vergleich zu "normalen" Menschen eine andere ist. Es fällt mir schwer aus mir heraus zu kommen und ich empfinde Freude eher als einen Zustand der inneren Zufriedenheit und habe leider meine Schwierigkeiten damit, mir vorzustellen, was andere darunter verstehen. 
Wenn ich allerdings an einen Zustand der ausgelassenen Freude denke, muss ich mir unweigerlich die Kehrseite der Medaille vorstellen - ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass besonders emotionale Menschen häufig in alle Richtungen emotional sind und dementsprechend auch deutlich empfänglicher für Leid. Korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege - ich habe in einem anderen Thread gelesen, dass du Borderliner bist. Ich glaube die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist so ziemlich der absolute Gegensatz zur Schizoiden Persönlichkeitsstörung. Ich war in meiner Jugendzeit mal mit einer Borderlinerin befreundet und es war traurig mit anzusehen, wie sehr sie von ihren Emotionen beherrscht wurde und von Extrem zu Extrem schlitterte. Sicher konnte sie absolut nichts dafür und war ein liebenswerter Mensch, aber ich persönlich war und bin ehrlich gesagt auch froh, dass ich dieser "Naturgewalt" an Gefühlen nicht ausgesetzt bin. Ich stelle es mir sehr belastend vor - vor allem, weil ich damit keine Erfahrung habe. 

Von daher empfinde ich meinen Zustand persönlich sogar als recht angenehm. Sicherlich wäre eine totale Emotionslosigkeit etwas absolut nicht Wünschenswertes - auf der anderen Seite bedeuten starke Emotionen auch starkes potenzielles Leid. 
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Vermutlich ist es so, dass du nicht auf sie zugreifen kannst, da du dich selbst davor hemmst.
Du bist Analytiker, das ruft in mir den Verdacht auf, dass du wirklich alles so sehr zerdacht hast, dass die Ergebnisse auf jeden Fall auch dem inneren Häcksler entsprechen und nicht mehr als Ganzes zu betrachten sind und falsch interpretiert? Aber wie gesagt: mein persönliches Fenster Gelehne und eine gewagte Äußerung.
Mit deiner Vermutung triffst du sogar ziemlich ins Schwarze. Ich bin absoluter Kopfmensch und neige sehr dazu, alles um mich herum zu rationalisieren - auch meine Gefühle. Ich analysiere jeden meiner Gedanken bis ins kleinste Detail, es gibt keine Unterhaltung mit anderen Menschen, die nicht in ihre Einzelteile zerlegt wird und Dinge, die auf den ersten Blick irrational erscheinen (und es wahrscheinlich auch sind), werden im Nachhinein rational erklärt. Ich habe ein sehr großes Problem damit, mir Dinge nicht (wissenschaftlich) erklären zu können, weswegen ich z.B. nie verstehen werde, wie Menschen sich dem Glauben an einen Schöpfer oder Gott hingeben können, der sich faktisch niemals beweisen lassen wird. 
Ich schätze es liegt mitunter daran, dass ich ein ziemlicher Kontrollfreak bin - ich brauche immer den Überblick über mein Leben und bestimme sämtliche Abläufe gern selbst. Emotionen, die nicht vorher die "Kontrollschranke" passiert haben, lösen in mir Unsicherheiten aus, die ich tunlichst vermeiden möchte. Daher ist der Alkoholverzicht z.B. auch ein Schutz vor Kontrollverlust. 
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ja, sich in eine Gesellschaft zu pressen kann ganz schön zehrend sein.
Einen gewissen Abstand braucht man da definitiv, aber sich innerlich so abzukapseln? War das der Notschalter? Hätte auch sicher eine bessere Lösung gefunden. Falls du sie nicht schon gesucht hast. :)
Tja, da liegt Hund begraben. Die Schizoide Persönlichkeitsstörung ist in ihrem Kern eine Kontaktstörung. Auch, wenn das die Komplexität nicht so ganz wiedergibt, so ist es doch recht typisch, dass Menschen mit dieser Störung ein generelles Problem damit haben, sich selbst von ihrer Umwelt abzugrenzen. Kontakte zu Mitmenschen werden häufig als grenzüberschreitend wahrgenommen, insbesondere intensivere Kontakte. Mir persönlich fällt es aufgrund dessen und auch aufgrund zurückliegender traumatischer Erlebnisse, sehr, sehr schwer Vertrauen zu Menschen zu aufzubauen und mich auf eine persönliche Ebene zu begeben, die mich (aus meiner Sicht) anderen gegenüber angreifbar macht. Mitunter empfinde ich Nähe als etwas so Übergriffiges, dass ich das Gefühl habe, der andere Mensch würde ich mich eindringen und mir meine Identität stehlen. Daher belasse ich es bei unverbindlichen Kontakten, denen ich mich jederzeit entziehen könnte - da gelingt es mir dann auch, mich relativ normal zu präsentieren und Gefühle zu imitieren, die ich eigentlich nicht habe. Das ist allerdings auch sehr kräftezehrend. 

Eine bessere Lösung ist leider schwierig. Ja, selbstverständlich gibt es auch in mir einen Wunsch nach Normalität, nach Nähe zu anderen und nach Gemeinschaft, aber ich musste im Laufe meines Lebens feststellen, dass dieser Wunsch mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, die den Nutzen nicht rechtfertigen. 
Dazu muss ich sagen, dass ich im Kontakt mit anderen Menschen grundsätzlich das Gefühl habe, geistig auf einem anderen Stern zu leben. Nicht nur meine Denkmuster und meine mangelnde Emotionalität scheinen sich grundlegend von anderen zu unterscheiden, nein, auch meine Interessen sind leider sehr eingegrenzt und spezifisch, sodass die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu finden, der dort ähnlich ambitioniert ist, ziemlich gering ist. Zudem pflege ich äußerst unkonventionelle Moralvorstellungen zu vertreten, die ich in der Regel für mich behalte, um keinen Eklat auszulösen. Ergo, muss ich mich im Kontakt mit anderen permanent hemmen und stelle auf der anderen Seite fest, dass ich die meisten Menschen ziemlich langweilig finde. Es baut sich einfach keine Verbindung auf und ich habe dann auch nicht das Bedürfnis mich weiter auszutauschen, sondern versinke, wie immer, eher in mich selbst. 

Hilfe habe ich bereits gesucht, dann aber schnell wieder verworfen. Mir wurden in Kliniken meist Gruppentherapien angeboten, die mir einfach absolut zuwider laufen. Zudem fällt es mir auch schwer, Vertrauen zu einem Therapeuten aufzubauen. Es ist in Deutschland ja leider auch nicht so, als würden einem die Hilfsangebote um die Ohren gehauen - es heißt zwar immer, jedem könne geholfen werden, aber oft sind das auch Phrasen von Leuten, die noch nie psychisch erkrankt waren. Es gibt einfach Menschen, die besonderen Bedarf hätten, der in unserer profitorientierten, schnelllebigen Zeit kaum erfüllt werden kann. Solche Leute wie ich werden dann schnellstmöglich in die Frühverrentung abgeschoben. Was in meinem Fall allerdings ein Segen (!) war. 

Ich hoffe, ich konnte deine Fragen einigermaßen zufriedenstellend beantworten und entschuldige mich für diesen irrsinnig langen Monolog. Kurzfassungen sind nicht unbedingt meine Stärke. :) 


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28.03.2017 um 08:18
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich denke, es ist schon relativ schwierig, sich so einen Zustand vorzustellen, wenn man ihn nicht kennt, ebenso wie es mir kaum möglich ist, mich in normal fühlende oder gar sehr emotionale Menschen hinein zu denken. 
Ja, ist es tatsächlich.
Aber das weckt meine Neugier. Gerade weil es so schwer ist, ist es interessant.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Mir wurde im Laufe der Zeit auch eine Dysthymie diagnostiziert
Ok, das ist natürlich nicht gerade vorteilhaft.
Irgendwie schon eine blöde Voraussetzung für ein ausgewogenes Gefühlsempfinden.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege - ich habe in einem anderen Thread gelesen, dass du Borderliner bist. Ich glaube die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist so ziemlich der absolute Gegensatz zur Schizoiden Persönlichkeitsstörung.
Du hast richtig gelesen. Ja, das könnte gut sein.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich war in meiner Jugendzeit mal mit einer Borderlinerin befreundet und es war traurig mit anzusehen, wie sehr sie von ihren Emotionen beherrscht wurde und von Extrem zu Extrem schlitterte.
Ja, Borderline ist nicht gerade toll.
Es ist ein ewiger Kampf und wirklich sehr anstrengend.
Zudem rutscht man gerne in die Depression.
Das ist wirklich krass. Aber es hat auch Vorteile.
Du spürst Glück halt auch sehr stark. So wie alle positiven Gefühle.
Aber alles ist instabil, die Gefühle wechseln sich halt schnell ab.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Auch, wenn das die Komplexität nicht so ganz wiedergibt, so ist es doch recht typisch, dass Menschen mit dieser Störung ein generelles Problem damit haben, sich selbst von ihrer Umwelt abzugrenzen. Kontakte zu Mitmenschen werden häufig als grenzüberschreitend wahrgenommen, insbesondere intensivere Kontakte. Mir persönlich fällt es aufgrund dessen und auch aufgrund zurückliegender traumatischer Erlebnisse, sehr, sehr schwer Vertrauen zu Menschen zu aufzubauen und mich auf eine persönliche Ebene zu begeben, die mich (aus meiner Sicht) anderen gegenüber angreifbar macht.
Klingt komplex. Vor allem, weil man eine Sache doch sehr intensiv verspürt (Nähe), alles andere aber nicht.
Ja, Vertrauen spielt bei uns Borderlinern genauso eine Rolle.
Würde gerne mal wissen, wie du empfinden kannst, wenn du tatsächlich jemanden vertrauen kannst.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ergo, muss ich mich im Kontakt mit anderen permanent hemmen und stelle auf der anderen Seite fest, dass ich die meisten Menschen ziemlich langweilig finde.
Ich glaube, du solltest echt mal einen weiteren Kontakt zu Borderlinern suchen. Die nehmen dich auf ihrer Achterbahnfahrt mit und das ist alles andere als langweilig. :D


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28.03.2017 um 14:39
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ok, das ist natürlich nicht gerade vorteilhaft.
Irgendwie schon eine blöde Voraussetzung für ein ausgewogenes Gefühlsempfinden.
Ja, wobei ich wie gesagt auch nicht ganz sicher bin, ob diese Diagnose nicht fälschlicherweise gestellt wurde und die Symptome stattdessen nicht einfach auch ein Ausdruck der PS sind. Die Persönlichkeitsstörung wurde mir von mehreren Ärzten unabhängig diagnostiziert und ist relativ gut gesichert - die Dysthymie hingegen wurde nur einmal festgestellt und psychiatrische Diagnosen sind ja auch nicht immer so sicher, wie man das gern hätte. 
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ja, Borderline ist nicht gerade toll.
Es ist ein ewiger Kampf und wirklich sehr anstrengend.
Zudem rutscht man gerne in die Depression.
Das ist wirklich krass. Aber es hat auch Vorteile.
Du spürst Glück halt auch sehr stark. So wie alle positiven Gefühle.
Aber alles ist instabil, die Gefühle wechseln sich halt schnell ab.
Ich stelle mir das sehr, sehr schwer vor und würde damit niemals tauschen wollen. Sicherlich klingt es verlockend, die positiven Gefühle verstärkt empfinden zu können, aber dadurch, dass ich das in der Form nie kennengelernt habe, würde mich die Kehrseite davon einfach zu sehr abschrecken. Zumal ich aus Beobachtungen weiß, dass Menschen mit Borderline oft sehr anfällig für Unglück sind, weil sie zum einen recht sprunghaft und zum anderen durch ihr plötzlich auftretendes, sehr starkes Bedürfnis nach Nähe auch gern von anderen Menschen ausgenutzt und verletzt werden. Wenn man sich Vieles sehr zu Herzen nimmt und Gefühle nah an sich heran lässt, bietet das eben auch ein großes Potenzial von vielen Dingen im Leben verletzt und enttäuscht zu werden. 
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ja, Vertrauen spielt bei uns Borderlinern genauso eine Rolle.
Würde gerne mal wissen, wie du empfinden kannst, wenn du tatsächlich jemanden vertrauen kannst.
Es gibt sogar eine Person in meinem Leben, der ich für meine Verhältnisse ein besonders großes Vertrauen entgegen bringe. Diese Person ist Asperger Autist und mir in vielen Dingen sehr ähnlich. Nichtsdestotrotz hat die Entwicklung des Vertrauens eine sehr lange Zeit in Anspruch genommen und ich vermute, es wäre niemals zustande gekommen, wenn diese Person nicht genau so wäre, wie sie eben ist. Sie ist die einzige Person in meinem Leben, mit der ich mich völlig ungezwungen austauschen kann, weil sie ebenso wie ich keine engen moralischen Vorstellungen hat, keinen Wert auf gesellschaftliche Normen und Konventionen legt, Konflikte zu 100% rational ausdiskutieren kann, ebenso sehr wenig emotional und in ihrem Verhalten sehr konstant ist. Darüber hinaus pflege ich allerdings keinerlei Kontakte, zumindest nicht in der Form und Intensität.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ich glaube, du solltest echt mal einen weiteren Kontakt zu Borderlinern suchen. Die nehmen dich auf ihrer Achterbahnfahrt mit und das ist alles andere als langweilig. :D
Ich hatte bereits Kontakt zu einigen Borderlinern, auch in den Kliniken, in denen ich war. 
Ich habe nichts gegen Menschen mit diesem Krankheitsbild b.z.w. dieser Persönlichkeitsstruktur, aber ich merke, dass ich damit sehr schlecht umgehen kann. Wie du schon sagtest, und das ist auch meine Erfahrung, sind Borderliner bezüglich ihrer Gefühlswelt und z.T. auch ihres Verhaltens oft sehr instabil. Was ich jedoch zwingend brauche, um jemandem vertrauen zu können, ist Stabilität und Konstanz. Emotionalität, vor allem wenn sie auf mich bezogen ist, irritiert mich eher, schafft Unsicherheiten und führt letztlich dazu, dass ich mich zurückziehe und distanziere - weil ich damit nicht umgehen kann. 
Das ist sehr schade, ich weiß. :-/ 


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Emotionslos werden?

28.03.2017 um 15:29
Hmmm, bei mir ist es so, dass sich Gefühle oft körperlich zeigen, würgereiz, schluckbeschwerden, zittern, gliederschmerzen (wie bei einer schweren Grippe).


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28.03.2017 um 16:13
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:die Dysthymie hingegen wurde nur einmal festgestellt
Ja, das kann durchaus sein.
Vielleicht ein kleiner Ausrutscher, aber Fehler können ja immer wieder passieren.
Aber andersrum geht es auch. Dass mehrere etwas übersehen. Oft bringt auch nur eine Person eine Reihe von Personen die Lösung.
Oder du warst zu der Zeit einfach so, dass du diese Anzeichen einfach hattest, sie aber nicht von Dauer waren.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich stelle mir das sehr, sehr schwer vor
Ja, es ist sehr schwer. Es belastet halt ziemlich.
Aber man kann lernen. Und die positiven Dinge kann man sich da doch dann rausziehen.
Ich bin keine normale Persönlichkeit. Ich muss mich nicht anstrengen, individuell zu sein, ich bin es schon.
Zudem habe ich sehr viel gesehen und stehe noch.
Ich kann stolz auf mich sein. Ich habe Kämpfe und Krisen, das tagtäglich, manche stehen mit Mühe und Not, wenn sie mal ab und an in eine Krise fallen.
Ich weiß, dass ich stark bin und dass ich immer noch nicht aufgebe, zeigt, dass in mir ein Kämpfer steckt.
Viele Emotionen sind scheiße, ja, aber wenn ich erst mal so weit bin, dass ich sie handlen kann, dann bleiben viel weniger Nachteile.
Ich hab einen Willen. Und der ist mindestens genau so groß wie die Emotionen.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich hatte bereits Kontakt zu einigen Borderlinern, auch in den Kliniken, in denen ich war. 
Ich habe nichts gegen Menschen mit diesem Krankheitsbild b.z.w. dieser Persönlichkeitsstruktur, aber ich merke, dass ich damit sehr schlecht umgehen kann. Wie du schon sagtest, und das ist auch meine Erfahrung, sind Borderliner bezüglich ihrer Gefühlswelt und z.T. auch ihres Verhaltens oft sehr instabil
Ja, wir verstehen auch nicht so viel von uns. Ich meine, auf rationaler Art schon, man setzt sich damit auseinander, aber dass wir manchmal dem Ganzen doch erliegen, verstehen wir auch nicht. Gefühle sind stark.
Gefühle halten uns. Und daher ist es wichtig, welche zu haben. Sie zeigen uns den Weg. Das ist, was wir fühlen, was uns ausmacht. Ich bin keine Maschine und ich will keine sein.

Dafür freut man sich zu gerne, liebt man gerne, lacht man zu gerne.


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28.03.2017 um 16:55
@Hyphaema
@sunshinelight
Ich finde Eure Konversation extrem interessant und werde das auch weiterhin folgen.

Die Kontraste zwischen Euren "Persönlichkeitsstörungen", so wie man es ja nennt, ermöglichen einen tollen Austausch zwischen 2 verschiedenen Welten.

@sunshinelight
Im übrigen wurde mir auch schon oft die Borderline-Störung unterstellt und auch ich empfinde mich emotional nicht gerade als stabli.. dennoch will ich mich nie mit einer Diagnose identifizieren.


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28.03.2017 um 16:57
Je nachdem, was man erlebt hat, kann es tatsächlich so sein, das man für einige
Sachen kein wirkliches Mitgefühl aufbringt, kann alles auch Leute treffen, die
keine "Störung" haben.


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A.I. ehemaliges Mitglied

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28.03.2017 um 17:05
Zitat von boraboraborabora schrieb:Je nachdem, was man erlebt hat, kann es tatsächlich so sein, das man für einige
Sachen kein wirkliches Mitgefühl aufbringt, kann alles auch Leute treffen, die
keine "Störung" haben.
Dem schließe ich mich an. 

Manche Ereignisse errichten eine Blockade gegen viele Emotionale Empfindlichkeiten. Bei manchen prägt es sich mehr als bei den anderen aus. Letztlich liegt es auch an einem selbst, was man daraus macht, oder wie man anfängt zu denken.


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aero ehemaliges Mitglied

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Emotionslos werden?

28.03.2017 um 17:07
Ich bin in meinem leben doch vielen dingen gegenüber emotionsloser geworden.

Ich betrachte mich deswegen aber nicht als unmensch.

So wie man mit meldungen über schlimme und schlimmste dinge tagtäglich überflutet wird, ist es auch kein wunder das ich vieles zwar als schlimm betrachte, es aber versuche von einer neutralen seite aus zu betrachten.

Trotzdem gehen mir menschliche schicksale und auch andere immer wieder nahe.

Und da bin ich gar nicht sooo unglücklich drüber, denn es zeigt mir persönlich das ich immer noch mensch innendrin bin.


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Emotionslos werden?

28.03.2017 um 17:22
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ja, es ist sehr schwer. Es belastet halt ziemlich.
Aber man kann lernen. Und die positiven Dinge kann man sich da doch dann rausziehen.
Ich bin keine normale Persönlichkeit. Ich muss mich nicht anstrengen, individuell zu sein, ich bin es schon.
Zudem habe ich sehr viel gesehen und stehe noch.
Ich kann stolz auf mich sein. Ich habe Kämpfe und Krisen, das tagtäglich, manche stehen mit Mühe und Not, wenn sie mal ab und an in eine Krise fallen.
Ich weiß, dass ich stark bin und dass ich immer noch nicht aufgebe, zeigt, dass in mir ein Kämpfer steckt.
Viele Emotionen sind scheiße, ja, aber wenn ich erst mal so weit bin, dass ich sie handlen kann, dann bleiben viel weniger Nachteile.
Ich hab einen Willen. Und der ist mindestens genau so groß wie die Emotionen.
Ich ziehe davor meinen Hut. Sich seinen Gefühlen zu stellen und mit ihnen im Einklang zu sein oder es zumindest zu versuchen, ist sehr mutig und kostet extrem viel Kraft. Nicht umsonst gibt es so viele Menschen, die ihre Gefühle verdrängen, verleugnen oder in meinem Fall abspalten (auch wenn die Schizoidie vergleichsweise selten ist). 
Ich sehe es schon als einen wünschenswerten Zustand an, angemessene Gefühle empfinden zu können und damit so umzugehen, dass ein erfüllendes Leben möglich ist. Dazu gehört meines Erachtens aber auch eine gehörige Portion Glück - die Welt macht es einem nicht immer einfach, zufrieden in ihr zu existieren. Krankheitswertige Verhaltensweisen sind ja in der Regel der Versuch, sich einem krankmachenden Umfeld anzupassen und sich selbst davor zu schützen, daran zu zerbrechen.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Gefühle halten uns. Und daher ist es wichtig, welche zu haben. Sie zeigen uns den Weg. Das ist, was wir fühlen, was uns ausmacht. Ich bin keine Maschine und ich will keine sein.
Ich empfinde mich auch nicht als Maschine, obgleich ich ja, wie gesagt, äußerst rational bin. Ich denke zwar auch, dass Gefühle in einem angemessenen Rahmen gut und konstruktiv sind oder sein können, sehe aber auch den Vorteil darin, sich mehr von seinem Verstand leiten zu lassen. Der Mensch besteht ja nicht nur aus seinen Gefühlen, sondern auch aus Ideen und Gedanken, die nicht zwingend eines ausgeprägten Gefühlslebens bedürfen. Ich denke das Wichtigste ist, mit sich selbst irgendwie zufrieden zu sein und etwas zu finden, das einen, wenn schon nicht affektiv, kognitiv beschäftigt. Ein Mensch ganz ohne Emotionen, Wünsche, Ziele und Interessen, ist dann in der Tat wohl mehr Maschine.
Zitat von LebewesenLebewesen schrieb:Im übrigen wurde mir auch schon oft die Borderline-Störung unterstellt und auch ich empfinde mich emotional nicht gerade als stabli.. dennoch will ich mich nie mit einer Diagnose identifizieren.
Borderline-Störungen sind im Vergleich zu anderen Persönlichkeitsstörungen verhältnismäßig häufig und im Gegensatz zu manch anderer PS auch ziemlich gut erforscht. Leider diagnostizieren viele Ärzte gerne mal vorschnell. Selbst mir wurde mal die Verdachtsdiagnose "Borderline" gestellt, weil ich suizidal war. Dass ich den gesamten restlichen Kriterienkatalog des ICD-10 nicht erfüllte, schien die Ärztin nicht so wirklich zu interessieren - zum Glück erkannte man in der Klinik recht schnell, dass die Diagnose in meinem Fall völlig abwegig war. 
Zitat von boraboraborabora schrieb:Je nachdem, was man erlebt hat, kann es tatsächlich so sein, das man für einige
Sachen kein wirkliches Mitgefühl aufbringt, kann alles auch Leute treffen, die
keine "Störung" haben.
Ja, das stimmt schon. 
Gut, ich habe in diesem Fall eine "Störung", bin also vermutlich ein schlechtes Beispiel, aber diese Störung entstand ja auch aufgrund der Dinge, die ich in meinem Leben erlebt habe resp. die schief gelaufen sind. 
Ich persönlich habe eine sehr stark verringerte affekte Empathie. Meine kognitive Empathie ist dagegen normal ausgeprägt, was bedeutet, dass ich mich kognitiv zwar in Menschen hinein denken kann, aber aktiv (und affektiv) kaum mitfühle. Wenn ich beispielsweise Videos verletzter, schreiender Kinder sehe, löst das in mir gar nichts aus, während "normale" Menschen traurig oder schockiert sind.

Man erlebt aber auch im Alltag immer wieder Verhaltensweisen, die auf eine mangelnde Empathie hindeuten, von Menschen, die ansonsten hochfunktional sind, also ihren Alltag ohne Probleme bewältigen und keine psychischen Erkrankungen aufweisen. 
Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass das auch etwas mit unserer Zeit und Zivilisation zu tun hat. (An dieser Stelle kann ich das Buch "Der Verlust des Mitgefühls" von Arno Gruen empfehlen, auch wenn ich kein großer Fan der Psychoanalyse bin und Arno Gruen gern seitenlang dasselbe sagt - aber es erklärt schon einiges zu diesem Thema, wenn man sich dafür interessiert.) 

Mangelnde Empathie oder Empathielosigkeit kann im Übrigen auch angeboren sein.


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Emotionslos werden?

28.03.2017 um 23:53
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich ziehe davor meinen Hut. Sich seinen Gefühlen zu stellen und mit ihnen im Einklang zu sein oder es zumindest zu versuchen, ist sehr mutig und kostet extrem viel Kraft.
Ja, das stimmt. Es kostet Kraft. Aber nur so kann man sicher stellen, dass die Lebensweise, die man erreichen möchte, erreichbar wird.
Ich weiß, wie krass Gefühle sein können, möchte mich denen aber nicht verschließen. Auch wenn manche weniger schön sind.
Dass ich sie trotzdem will, sagt für mich, dass es ohne sie nicht besser wäre, sondern dass da was fehlen würde.


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