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Emotionslos werden?

229 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Emotionen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Emotionslos werden?

29.03.2017 um 13:22
@Hyphaema
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Lebewesen schrieb:
Im übrigen wurde mir auch schon oft die Borderline-Störung unterstellt und auch ich empfinde mich emotional nicht gerade als stabli.. dennoch will ich mich nie mit einer Diagnose identifizieren.
Borderline-Störungen sind im Vergleich zu anderen Persönlichkeitsstörungen verhältnismäßig häufig und im Gegensatz zu manch anderer PS auch ziemlich gut erforscht. Leider diagnostizieren viele Ärzte gerne mal vorschnell. Selbst mir wurde mal die Verdachtsdiagnose "Borderline" gestellt, weil ich suizidal war. Dass ich den gesamten restlichen Kriterienkatalog des ICD-10 nicht erfüllte, schien die Ärztin nicht so wirklich zu interessieren - zum Glück erkannte man in der Klinik recht schnell, dass die Diagnose in meinem Fall völlig abwegig war. 
Borderline-Störung wird im allgemeinen oft dann diagnosiziert, wenn der Patient schwer zu diagnosizieren ist. Deshalb erhält man das mal ganz schnell. Meine Meinung dazu ist, dass jede Person die sehr sensibel ist und stark nach Gefühlen handelt schnell diese Diagnose erhält.
Auch mir wurde nach einen 10-Fragen Depression-test beim Hausarzt eine mittelschwere Depression unterstellt und gleich mal Tabletten verschrieben die ich dankend abgelehnt habe.
Ich bin der kritischen Meinung, dass es keine Depression gibt und auch kein Borderline. Es gibt eine tiefe Unzufriedenheit und auch emotionale Schwankungen und Bindungsprobleme etc. JA.
Aber das alles hat seinen Grund und niemals möchte ich diese Charakterzüge als "Störung" bezeichnen

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29.03.2017 um 13:26
Zitat von LebewesenLebewesen schrieb:Ich bin der kritischen Meinung, dass es keine Depression gibt und auch kein Borderline. Es gibt eine tiefe Unzufriedenheit und auch emotionale Schwankungen und Bindungsprobleme etc. JA.
Aber das alles hat seinen Grund und niemals möchte ich diese Charakterzüge als "Störung" bezeichnen
Das kann man jetzt aber so nicht stehen lassen.
Natürlich gibt es beide Krankheitsbilder.


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29.03.2017 um 13:40
@sunshinelight
Es gibt die Krankheitsbilder ja.
Personen die mehrere Symptome eines Krankheitsbildes erfüllen, erhalten dann die entsprechende Diagnose, Quasi einen Stempel.

Doch sind diese Symptome doch "nur" Charakterzüge, Strukturen der Persönlichkeit.
Und sind diese Strukturen zum eigenen Nachteil und belasten das Wohlbefinden und den Alltag ist es natürlich gut, sich helfen zu lassen.

Ich mag einfach keine Definitionen.
Wenn man jemanden sagt "Du hast Borderline" und der identifiziert sich damit, wird er es auch haben und das wohl auch für immer. Er schiebt sein Verhalten dann auf die Diagnose und kann es rechtfertigen. Die Idee sich selbst zu analysieren und herauszufinden, warum man welches Verhalten an den Tag legt und wie man das beeinflussen könnte, entfällt dann doch mit der Zeit, denn man hat ja "Boderline", eine Krankheit der man ausgeliefert ist und einem in seinem Verhalten "Bestimmt".

Genau so ist es mit Depressionen. "Mir geht es so schlecht weil ich depressiv bin". Wir erhalten dann Antidepressiva um die Symptome zu beseitigen und verlernen uns mit uns selbst zu beschäftigen um den Kern der Wahrheit auf den Punkt zu gehen.

Ich glaube mit Diagnosen ist es leichter, Verantwortung abzugeben.


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29.03.2017 um 16:25
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ja, das stimmt. Es kostet Kraft. Aber nur so kann man sicher stellen, dass die Lebensweise, die man erreichen möchte, erreichbar wird.
Ich weiß, wie krass Gefühle sein können, möchte mich denen aber nicht verschließen. Auch wenn manche weniger schön sind.
Dass ich sie trotzdem will, sagt für mich, dass es ohne sie nicht besser wäre, sondern dass da was fehlen würde.
Ich schätze, es ist tatsächlich auch eine Sache der Gewöhnung. Wenn ich deine Texte so lese, könnte ich fast den Eindruck gewinnen, ich wäre ob meiner geringen Emotionalität benachteiligt. Dem ist aber gar nicht so - zumindest "fühle" ich mich nicht benachteiligt. Ich kann dagegen Menschen nicht verstehen, die nicht allein sein können, sich einsam fühlen und deren größer Wunsch es ist, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. Das wäre eher meiner persönliche Horrorvorstellung. 
Aber jeder, wie er will - ein Glück, dass nicht jeder in seinem Leben die gleichen Ziele hat! 
Zitat von LebewesenLebewesen schrieb:Doch sind diese Symptome doch "nur" Charakterzüge, Strukturen der Persönlichkeit.
Depressionen sind aber keine anhaltenden Charakterzüge, sondern, abgesehen von der Dysthymia, zeitlich begrenzte Hirnstoffwechselstörungen, die sich auch neurobiologisch nachweisen lassen. 

Da ich ja bereits 2 akute depressive Episoden durchgemacht habe, kann ich dir versichern, dass der Zustand, in dem man sich befindet, absolut nichts mit der eigenen Persönlichkeitsstruktur zu tun hat. 
Es gibt in der Psychologie schon so etwas wie die "depressive Persönlichkeit", aber das ist etwas anderes als die "Depression", wie sie im psychiatrischen Sinn geläufig ist. 
Zitat von LebewesenLebewesen schrieb:Ich mag einfach keine Definitionen.
Ich habe das Gefühl, dass hierin dein Kernproblem besteht. Ist ja völlig legitim - niemand sollte sich diesem "Labeling" unterziehen, wie es heute gern getan wird. 
Man sollte aber nicht vergessen, dass es eben die psychiatrische und psychotherapeutische Arbeit ungemein erleichtert, wenn ich die Beschwerden eines Patienten in eine bestimmte Richtung einordnen kann, denn schließlich haben diverse Störungen auch diverse Ursachen. Es gibt ja z.B. auch kombinierte Persönlichkeitsstörungen - in Fällen, wo sich Patienten einfach keiner eindeutigen Diagnose zuordnen lassen - und darüber hinaus Komorbiditäten. 
Eine Diagnose dient ja letztlich nur dazu, Anhaltspunkte für eine hilfreiche Behandlung zu finden. Nur, weil man eine bestimmte Diagnose hat, heißt das ja noch lange nicht, dass man sich mit seinem Symptomatiken identifizieren "muss". Der Mensch ist ja so viel vielfältiger, als ein schnöder 8-Punkte-ICD-10-Kriterienkatalog. 


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29.03.2017 um 16:28
Zitat von LebewesenLebewesen schrieb:Doch sind diese Symptome doch "nur" Charakterzüge, Strukturen der Persönlichkeit
Nein, das sind Folgen einer nicht entwickelten Persönlichkeit.
Es geht auch viel um Kontrollverlust.



Hier kannst du mal genauer gucken, worüber.

http://www.borderline-borderliner.de/borderline/borderline-syndrom.htm


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29.03.2017 um 16:30
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb: Ich kann dagegen Menschen nicht verstehen, die nicht allein sein können, sich einsam fühlen und deren größer Wunsch es ist, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. Das wäre eher meiner persönliche Horrorvorstellung.
Dem liegt es einfach zugrunde, dass Menschen eigentlich soziale Wesen sind.
Sie brauchen Kontakt.
Liebe. Halt.

Dein Lebensweg hat dich einfach anders strukturiert und anders in der Entwicklung gestört.


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29.03.2017 um 16:52
@sunshinelight
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Lebewesen schrieb:
Doch sind diese Symptome doch "nur" Charakterzüge, Strukturen der Persönlichkeit
Nein, das sind Folgen einer nicht entwickelten Persönlichkeit.
Es geht auch viel um Kontrollverlust.



Hier kannst du mal genauer gucken, worüber.

http://www.borderline-borderliner.de/borderline/borderline-syndrom.htm
Ich kenne Borderline, sehe mich in einigen Punkten wieder und bin auch schon seit geraumer Zeit in diversen Foren unterwegs... und trotzdem bin ich der oben genannten Meinung, vielleicht auch nur mit der Hoffnung, dass ich somit die Kontrolle darüber bekomme, was auch Phasenweise funktioniert.


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29.03.2017 um 18:11
@Lebewesen

Hmm, ich denke man muss nicht die Existenz einer Störung im Allgemeinen negieren, um sich von ihr nicht beherrschen zu lassen. 
Ich weiß nicht genau, wie ich das einigermaßen treffend formulieren soll, aber versuch es vielleicht einmal so zu sehen: 

Eine Persönlichkeitsstörung ist ja im Grunde schlicht eine Persönlichkeitsstruktur, die aufgrund bestimmter genetischer und exogener Einflüsse entstanden ist. Die "Störung" wird erst dann als solche klassifiziert, wenn die Persönlichkeitsstruktur so unflexibel ist, dass eine Anpassung an die Umwelt nur mehr schwer möglich ist und die betroffene Person aufgrund dessen einen Leidensdruck verspürt, Nachteile sozialer/wirtschaftlicher Natur in Kauf nehmen muss und/oder eine Eigen - und Fremdgefährdung besteht. 

Gerade die Borderline-Persönlichkeit ist relativ gut erforscht und lässt sich, wenn dies denn gewissenhaft geschieht, gut eingrenzen. Es ist definitiv so, dass bestimmte Diagnosen vorschnell gestellt werden - das ist auch immer vom jeweiligen Psychiater und seiner persönlichen Sichtweise und Erfahrung abhängig. Aber dafür, dass die Borderline-Störung nicht existieren soll, gibt es meiner Meinung nach zu viele Nachweise für deren Existenz. 

Aber wie ich schon sagte - eine Diagnose sollte dazu da sein, die eigene Persönlichkeit grob zu beschreiben. Sie ist nicht dafür gedacht, seine eigene Persönlichkeit an eine Diagnose anzupassen. Das wäre in der Tat fatal. 


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29.03.2017 um 18:13
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Dem liegt es einfach zugrunde, dass Menschen eigentlich soziale Wesen sind.
Sie brauchen Kontakt.
Liebe. Halt.

Dein Lebensweg hat dich einfach anders strukturiert und anders in der Entwicklung gestört.
Dem ist wohl so, ja. 
Wobei ich denke, dass evolutionär schon Sinn ergibt, dass Menschen gibt, die mehr und weniger emotional sind. Allerdings meine ich damit nicht unbedingt die beiden Extreme.


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29.03.2017 um 20:34
Ich denke, das es Menschen gibt, die so wirken.
Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, ohne Emotionen zu leben. Die guten und die schlechten, das macht uns doch zu das, was wir sind, unterscheidet uns von Maschinen.
Wieso sollte man auf Schmerzen und Freude verzichten wollen? Diese Dinge machen doch letztendlich das Leben aus...


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04.04.2017 um 13:18
@Hyphaema
Naja, evolutionär ist immer ein unschönes Wort.

Die Gefühle haben Funktionen: Angst ist der Schutz vor Gefahren. Ekel ist der Schutz vor Gefahren und Krankheiten.

Trauer macht uns Verluste klar.
Wut macht uns einen nicht gewünschten Zustand klar.

Aber Freude und Glücksempfinden haben genauso eine Funktion: sie machen uns lebendig, beseelen uns.

Sie geben uns einen Sinn.


Von daher ist es nicht unbedingt gut, wenn manche weniger davon verspüren.

Aber auch nicht gut, wenn man zu viel davon spürt.


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04.04.2017 um 13:20
@Thefukisdis
Ich denke der größte Teil der Menschen haben gefühle auch wenn sie tun als hätten sie kein (oder es so wirkt)
Falls es Menschen ohne gefühle gibt dann haben die höchst wahrscheinlich eine fehlfunktion im Gehirn


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04.04.2017 um 15:03
@sunshinelight

Ich meinte damit eher, dass es evolutionär schon sinnvoll gewesen sein könnte, dass es Menschen gibt, die mehr und welche, die weniger emotionsgesteuert sind. Ja, Emotionen haben überlebenssichernde Funktionen - deswegen rede ich auch nicht von Menschen, die absolut emotionslos sind (was auch nicht wirklich repräsentativ wäre), sondern eher von Kopfmenschen/Analytikern vs. Gefühlsmenschen/Empathiebegabten.
Eine Intellektualisierung, also die Konzentration auf den Geist, statt auf die Emotionen, hat sicherlich im sozialen Bereich Nachteile, eröffnet dafür aber die Möglichkeit, viele Dinge nüchterner und differenzierter zu betrachten. Ich bin davon überzeugt, dass große (wissenschaftliche) Erfindungen der Menschheit eher von Kopfmenschen entwickelt wurden, nicht umsonst gibt es dieses Klischeebild vom einzelgängerischen, kauzigen Wissenschaftler.
Ich will damit mitnichten Emotionen schlechtreden oder Emotionslosigkeit glorifizieren. Nur bin ich der Meinung, dass sowohl die Emotionalität und Empathie, als auch das Gegenstück, in einer ausgewogenen Gewichtigung für die Menschheit Vorteile bringt und man nicht pauschal sagen kann, dass dieses oder jenes schlecht wäre. Ich denke es kommt darauf an, wie sinnvoll man die vorhanden Ressourcen nutzt.
Oder in einem simplen Beispiel erklärt: Eine Gruppe von Menschen lebt zusammen - die besonders sozialen und empathiebegabten Exemplare kümmern sich um den Gruppenzusammenhalt, die eher pragmatischen Typen um die Nahrungsbeschaffung und die Kopfmenschen um die Planung und Organisation. Alle 3 Typen zusammen ergeben eine gesunde, zielführende Mischung.


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04.04.2017 um 15:14
@Hyphaema
Gefühle wie Freude haben aber alle keinen Überlebenscharakter, viel mehr einen Lebenscharakter.

Wir könnten genauso nur instinktgesteuert sein wie Tiere, aber wir haben mehrere Gefühle zu bieten.
Warum wohl? Weil wir mehr brauchen. Zum Beispiel halt Freude.
Das hat mit dem Überleben nichts mehr zu tun.
Es geht um Qualität. Die Lebensqualität.

Dass einige da weniger ausgestattet sind, hat nichts mit einem großen Plan dahinter zu tun. Oder gar einem versteckten Sinn.
Das ist eigentlich weniger normal.


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04.04.2017 um 15:32
@sunshinelight

Dann hast du mich falsch verstanden.
Ich sage nicht, dass ein "Plan" dahinter steht, dass Menschen in dieser Hinsicht verschiedenen sind, sondern dass die unterschiedlichen Ausprägungen der Emotionalität evolutionär sinnvoll gewesen sein können. Jemand, der von seinen Gefühlen weniger beherrscht wird, ist eher in der Lage sich mit den gegebenen Fakten auseinanderzusetzen, Wahrscheinlichkeiten zu analysieren und Dinge zu optimieren - Eine Fähigkeit, der die Menschheit Vieles zu verdanken hat. Damit sage ich nicht, dass emotionale Menschen das nicht auch könnten, aber ich habe, wie am Anfang dieser Diskussion schon einmal erwähnt, die Erfahrung gemacht, dass besonders emotionale Menschen leicht das Wesentliche aus den Augen verlieren, weil sie mit ihrer Wut, Trauer oder Freude situativ schlechter umgehen können bzw. ihnen diese Gefühle beim differenzierten Denken im Weg stehen. Das ist natürlich nicht pauschal auf alle Menschen zu übertragen, also bitte nicht falsch verstehen oder übel nehmen.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Weil wir mehr brauchen. Zum Beispiel halt Freude.
Das hat mit dem Überleben nichts mehr zu tun.
Es geht um Qualität. Die Lebensqualität.
Wie gesagt. Ich rede nicht von gänzlich emotionslosen Menschen, sondern von verminderter Emotionalität resp. Intellektualisierung. Ich empfinde ja auch Freude, vielleicht nicht so, wie es ein Großteil der Menschen tut, aber es reicht aus um klar zu sagen, dass mir absolut nichts an Lebensqualität fehlt.
Zudem braucht es nicht unbedingt die Fähigkeit zu ausgeprägter Freude, um sich mit Sachverhalten zu beschäftigen, die für eine Gruppe nützlich sein können - um noch einmal auf mein Beispiel einzugehen.

Ich denke die Frage nach der Lebensqualität ist höchst individuell.
Für dich, der sich als ausgesprochen emotional beschreibt, mag es eine Einschränkung sein, plötzlich weniger Gefühle empfinden zu können. Ich für meinen Teil, nenne das eher "Geistige Ressourcenoptimierung".
Oder ein anderes Beispiel: Mir hat letztens jemand erzählt, er könne gar nicht glücklich sein, wenn er nicht ständig reisen würden. Einfach mit dem Auto loszufahren und in Hotels zu übernachten, sei für ihn Freiheit. Er bemitleidete mich dafür, dass ich weder Auto noch Geld für Urlaube habe. Es war kein leichtes Unterfangen, ihm klarzumachen, dass ständiges Reisen und Übernachten in fremden Umgebungen für mich der absolute Horror wäre. Ich bin ein Mensch, der gern jeden Tag ähnlich strukturiert, am liebsten sein Leben lang am selben Ort verbringt und Unternehmungen, wenn überhaupt, Wochen im Voraus plant, damit auch alles seinen rechten Weg geht.
Die besagte Person hat über meine Einstellung den Kopf geschüttelt und sagte etwas wie: "Aber das ist doch kein Leben!". Tja - Selbiges könnte ich direkt zurück geben. Für mich wäre es auch kein Leben, ständig in Hotels zu übernachten.
Aber so ist das eben - jeder braucht andere Dinge um glücklich zu sein. Und ich bin mit meinem Gehirn soweit eigentlich ganz glücklich, auch ohne viel Gefühl.


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04.04.2017 um 15:40
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Dann hast du mich falsch verstanden.
Ich sage nicht, dass ein "Plan" dahinter steht, dass Menschen in dieser Hinsicht verschiedenen sind, sondern dass die unterschiedlichen Ausprägungen der Emotionalität evolutionär sinnvoll gewesen sein können. Jemand, der von seinen Gefühlen weniger beherrscht wird, ist eher in der Lage sich mit den gegebenen Fakten auseinanderzusetzen,
Nein, ich habe dich schon richtig verstanden.
Du denkst zu sehr ins Extreme und redest von beherrschenden Gefühlen.
Aber Gefühle sind, wenn sie normal ausgeprägt sind und nicht wie bei einer PS außer Kontrolle, keine Last und schränken uns nicht ein.
Und da du denkst, dass es evolutionär sinnvoll ist und man sich so deiner Meinung nach besser mit Analysen auseinandersetzen kann, schiebst du dem Ganzen tatsächlich einen Plan zu.
Das kann ich aber so nicht unterschreiben.
Denn Gefühle sind keine Last, keine Blockade, sondern füllen uns.


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04.04.2017 um 15:56
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Denn Gefühle sind keine Last, keine Blockade, sondern füllen uns.
Das mag für das persönliche Empfinden sicher so sein, dagegen sage ich auch gar nichts.

Allerdings habe ich in etlichen Jahren der Diskussion mit anderen Menschen, sowohl verbal als auch schriftlich auf diversen Plattformen, die Erfahrung gemacht, dass normal emotionale Menschen sich schwerer damit tun, bei Themen sachlich zu bleiben, die Fakten nicht zu verdrehen und Aussagen nicht persönlich zu nehmen und sich daraufhin provoziert zu fühlen.
Ich habe auch schon mit Menschen diskutiert, die mir nachweislich ähnlich waren und mit ihnen habe ich dahingehend andere Erfahrungen gemacht.
Ich sage ja nicht, dass Gefühle schlecht sind, sondern dann sie situativ mal mehr und mal weniger angebracht sind. Es gibt mit Sicherheit auch normal fühlende Personen, die Sachlage und persönliche Gefühle auseinander halten und trennen können - das ist allerdings eine eher seltene Gabe, jedenfalls nach meiner persönlichen Erfahrung.
Wenn du dahingehend andere Erfahrungen gemacht hast, ist das natürlich vollkommen okay. Ich denke die Interpretation von "unangebrachter und angebrachter Emotion" hängt auch immer vom eigenen Standpunkt ab.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:schiebst du dem Ganzen tatsächlich einen Plan zu.
Nein. Es mag sein, dass wir in dieser Hinsicht vielleicht unterschiedliche Vorstellungen von Plänen haben.
Ein Plan wäre für mich, dass die Natur es so gewollt hätte. Das sehe ich aber nicht so - die Natur plant nicht wirklich viel, sehr viele Dinge passieren zufällig, durch Mutationen z.B.
Der Mensch ist nachweislich so erfolgreich geworden, weil er sich als besonders anpassungsfähig herausgestellt hat - die meisten Tiere sind in ihrer Physiologie und ihrem Verhalten perfekt an ihr jeweiliges natürliches Umfeld angepasst. Der Mensch ist nicht so spezifisch, dafür jedoch vielseitig wandelbar aufgrund seines Intellekts, d.h. er nutzt seine Umwelt und erschafft daraus Zustände, die sich optimal an seine körperlichen und geistigen Voraussetzungen anpassen. Und an dieser Stelle sage ich: Es war evolutionär sinnvoll, dass es Menschen gab und gibt, die eher analytisch-planend veranlagt waren und den Fortschritt vorangetrieben haben. Ich sage aber nicht, dass dies so gewollt war, sondern dass es einfach passierte. Wie in der Natur Vieles einfach so passiert.


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04.04.2017 um 16:11
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Allerdings habe ich in etlichen Jahren der Diskussion mit anderen Menschen, sowohl verbal als auch schriftlich auf diversen Plattformen, die Erfahrung gemacht, dass normal emotionale Menschen sich schwerer damit tun, bei Themen sachlich zu bleiben, die Fakten nicht zu verdrehen und Aussagen nicht persönlich zu nehmen und sich daraufhin provoziert zu fühlen.
Tja, Missverständnisse sind nicht unbedingt auf Gefühle zurückzuführen und dass man nicht sachlich bleibt, kann auch verschieden definiert werden. Besonders bei der Frage, warum diese Sachlichkeit gerade nicht mehr besteht.
Und eine Diskussion lebt von verschiedenen Meinungen und besonders von verschiedenen Erfahrungen und ganz besonders vom eigenem Empfinden dabei.
Wir sehen, ohne Emotionen funktioniert es nicht.
Die Unausgeglichenheit einer Diskussion kann also gegeben sein, wenn jemand zu emotionslos daran geht, denn er untergräbt in einer Form den Bezug des anderen, worauf sich seine Meinung dazu halt aufbaut.
Er kann also sagen, dass er etwas gut findet, während du zu sachlich versuchst, es einem abzusprechen, da du keinen Bezug dazu hast.
Von daher sind weniger Emotionen eher nachteilig. 


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04.04.2017 um 16:33
@sunshinelight

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich deine Gedankengänge nachvollziehen kann und ich finde auch, dass du zum Teil durchaus richtige Sachen sagst.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Und eine Diskussion lebt von verschiedenen Meinungen und besonders von verschiedenen Erfahrungen und ganz besonders vom eigenem Empfinden dabei.
Ich gebe dir hier vollkommen recht. Der Sinn eines Austausches besteht m.E. auch nicht darin, Menschen von seiner eigenen Meinung zu überzeugen, sondern neue Sichtweisen kennenzulernen, ggf. mehr über sich selbst zu lernen und ein Nachdenken in alle Richtungen zu fördern, sich selbst natürlich eingeschlossen.
Allerdings schließt das einen sachlichen Austausch keineswegs aus. Im Gegenteil sogar - ich finde es zeugt von Sachlichkeit oder zumindest guten Manieren, sich auf Meinungen und Erfahrungen anderer einzulassen und auch zu akzeptieren, dass zunächst einmal jede Meinung eine Wertigkeit besitzt, so abstrus sie auch sein mag. Ob sie auch faktisch richtig ist, ist wieder eine andere Frage, aber dazu komme ich gleich noch.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Wir sehen, ohne Emotionen funktioniert es nicht.
Noch mal. Ich rede nicht von "gar keine Emotionen", sondern von "verringerter Emotion". Dass es gänzlich ohne nicht so recht funktionieren kann, stimmt natürlich.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Die Unausgeglichenheit einer Diskussion kann also gegeben sein, wenn jemand zu emotionslos daran geht, denn er untergräbt in einer Form den Bezug des anderen, worauf sich seine Meinung dazu halt aufbaut.
Er kann also sagen, dass er etwas gut findet, während du zu sachlich versuchst, es einem abzusprechen, da du keinen Bezug dazu hast.
Was dann aus meiner Sicht wieder nichts mit Sachlichkeit zu tun hat. Jemandes Meinung zu untergraben, weil man selbst eine vermeintlich bessere hat, ist meiner Meinung nach eher eine emotionale Reaktion.
Sachlichkeit wäre es, demjenigen seine Meinung zuzugestehen, ihm aber dennoch zu erläutern, weswegen man sie nicht ganz nachvollziehen oder teilen kann. Sachlichkeit wäre es, wenn dieser Mensch daraufhin erklären würde, weshalb er Bezug X oder Y hat, inwiefern seine Meinung subjektiv ist und meinetwegen auch, inwieweit er seine Emotionen in diesem Kontext für angemessen oder richtig hält.

Sachlichkeit wäre dann aber auch, sich ungeachtet der emotionalen Komponente, den beweisbaren Fakten zuzuwenden. Es gibt gewiss Themen, in denen es rein auf subjektives Empfinden ankommt und nicht auf Fakten, daher beziehe ich mich darauf auch nicht. Es geht mir da eher um wissenschaftlich belegbare Thematiken, die aber ebenfalls von verschiedenen Lagern äußerst emotional geführt werden. Selbstverständlich sollte man Menschen auch ihre Befangenheit bei einem Thema zugestehen - Problematisch wird es aus meiner Sicht allerdings dann, wenn Menschen ihre emotionale Befangenheit als Argument gegen wissenschaftliche Beweise gebrauchen und somit eine Diskussion ad absurdum zu führen.

Ich stimme dir zu, dass es nicht von Vorteil ist, Menschen mit der eigenen Meinung zu überrollen, aber ich erhoffe mir als einigermaßen rationale Person von einem Gesprächspartner, dass er dazu in der Lage ist, mir seinen, meinetwegen auch emotionalen, Standpunkt verständlich zu erläutern und sich der beweisbaren Faktenlage nicht verschließt.
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Von daher sind weniger Emotionen eher nachteilig.
Sehe ich, wie gesagt, nicht so. Es kommt immer auf den Kontext an, in dem eine Diskussion geführt wird. Eine Diskussion über die medizinischen Vorteile einer Abtreibung, z.B. bei Risikoschwangerschaften, ist nicht dadurch gewonnen, in Emotionsstürme auszubrechen und alle Abtreibungsbefürworter als Mörder zu beschimpfen, wenn es doch nur, ausschließlich und ganz simpel um die medizinischen Vorteile geht und um nichts anderes.


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04.04.2017 um 17:20
@Hyphaema
Zuerst einmal: zum ersten Mal wünschte ich, ich würde am PC sitzen. :D Du bietest guten Stoff und bei dir gibt es nicht so viele Passagen, die man ignorieren könnte, denn du schreibst nicht so viel Müll. :D

Ok, ich habe aber keinen PC vor mir, also weiter mit Handy. :D
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Noch mal. Ich rede nicht von "gar keine Emotionen", sondern von "verringerter Emotion". Dass es gänzlich ohne nicht so recht funktionieren kann, stimmt natürlich.
Ok, Menschen mit normal funktionierender Emotionalität sind natürlich stabil in ihren Gefühlen, das bedeutet, die sind nicht ständig überemotional.
Bei denen kann sich auch eine bestimmte Distanz zu einem Thema äußern, das eigentliche Problem ist dabei das Ego.
Mit Frauen diskutiert man sachlich besser, aber wehe, du bist in einer Beziehung. :D
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Was dann aus meiner Sicht wieder nichts mit Sachlichkeit zu tun hat. Jemandes Meinung zu untergraben, weil man selbst eine vermeintlich bessere hat, ist meiner Meinung nach eher eine emotionale Reaktion.
Hm, nee, ich empfinde es eher als fehlende Sicht, nämlich die Sicht auf die emotionale Schiene des anderen auf Erlebten und seinen Eindrücken.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Sachlichkeit wäre es, demjenigen seine Meinung zuzugestehen, ihm aber dennoch zu erläutern, weswegen man sie nicht ganz nachvollziehen oder teilen kann.
Klar, das ist eine wichtige Funktion in der Diskussion.
Wobei eigentlich klar ist, weshalb du es nicht nachvollziehen kannst, wenn derjenige weiß, dass du es nicht so erlebt hast und dadurch nicht nachfühlen kannst.
Hättest du die Erfahrung, wäre es wieder eine ganz andere Diskussion.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Sachlichkeit wäre dann aber auch, sich ungeachtet der emotionalen Komponente, den beweisbaren Fakten zuzuwenden.
Natürlich, da haben wir wieder die normale Distanz eines Menschen, der gefühlsmäßig stabil unterwegs ist.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Es geht mir da eher um wissenschaftlich belegbare Thematiken, die aber ebenfalls von verschiedenen Lagern äußerst emotional geführt werden.
Naja, es liegt ein gewisses Herzblut in der Faktenfindung und wenn eine Diskussion deswegen hitzig wird, wird es dadurch auch nicht fad und der Einsatz wird größer.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Problematisch wird es aus meiner Sicht allerdings dann, wenn Menschen ihre emotionale Befangenheit als Argument gegen wissenschaftliche Beweise gebrauchen und somit eine Diskussion ad absurdum zu führen.
Ja, na klar, da verliert das Ganze an Substanz.
Aber Gott sei Dank sind das einschlägige Fakten, die jemanden Recht geben und so sollte das auch sein.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich stimme dir zu, dass es nicht von Vorteil ist, Menschen mit der eigenen Meinung zu überrollen, aber ich erhoffe mir als einigermaßen rationale Person von einem Gesprächspartner, dass er dazu in der Lage ist, mir seinen, meinetwegen auch emotionalen, Standpunkt verständlich zu erläutern und sich der beweisbaren Faktenlage nicht verschließt.
Also es gibt Filme, die sollen super sein.
Die sind ausgezeichnet mit ner Million an Oscarn und trotzdem finde ich den Film voll nicht gut.
Die Fakten sind: Auszeichnungen ohne Ende, also gut.
Aber auch ein Fakt ist: ich find den Film total doof.
Muss ich den Film trotz Auszeichnungen jetzt gut finden?
Oder darf ich ihn rechtmäßig weiterhin doof finden?


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