Vor- und Nachteile eines Metzgerei-Franchise für Metzgermeister!

Hallo zusammen,

eigentlich geht es schon mehr oder weniger aus der Überschrift hervor, worum es hier gehen soll.

Folgendes: In unserer Region geht ein sehr großer Fleischwarenproduzent (der Name tut nichts zur Sache) schrittweise dazu über, Metzgereifilialen in Form von Franchise-Filialen anzubieten.

Es handelt sich um einen regional sehr bekannten Anbieter, der im Hochpreissegment tätig ist.

Die Diskussion soll sich nun mit der Frage beschäftigen, ob es speziell für einen Metzgermeister eher Vor- oder Nachteile bietet, eine solche Filiale zu übernehmen.

Die Frage scheint berechtigt zu sein, da ein Metzgermeister ein hohes Fachwissen besitzt, was ihn auch dazu befähigen würde, eigene, hochwertige Produkte herzustellen und zu verbreiten. Diese hohe Fachkompetenz wird durch das Franchise jedoch weitestgehend negiert.

Da der Meister an strenge Auflagen des Franchisegebers gebunden ist, kann es unter Umständen sein, dass er nicht auf spezielle Wünsche der Kunden reagieren darf (Bsp: ein speziell angefertigter Spießbraten), obwohl er die Aufgabe fachlich bewältigen könnte, da der Franchisegeber dieses spezielle Produkt nicht im Angebot hat.

Auf der anderen Seite übernimmt der Franchisegeber die überregionale Werbung und bürgt mit seinem Namen für hohe Qualität.

Wie sollte sich ein Meister Eurer Meinung nach entscheiden?

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich Metzgermeister (oder generell Meister), falls es sie hier geben sollte, an der Diskussion beteiligen würde.

Ansonsten möchte ich @DonFungi gerne zu der Diskussion einladen, da auch er im Bereich Lebensmittel tätig ist und den Markt kennt.

Ich freue mich auf die Diskussion und bedanke mich bereits bei allen, die sich daran beteiligen möchten.

Wenn man wirklich gut in seiner Branche ist, dann benötigt man kein Franchise.

@Butterbirne
Ich sehe jedoch ein Problem darin, sich einen Namen zu machen; auch wenn man gut in seinem Bereich ist.

Das Franchise überwindet die Hürde des Bekanntheitsgrades und des guten Namens.

@fumo
Also ich kenne die Lebensmittelbranche jetzt nicht, aber mein Vater ist selber seit 25 Jahren als Handwerker selbstständig. Wenn du gute Arbeit leistest, dann läuft es sehr schnell sehr gut. Mittlerweile können wir aus Kapazitätsgründen keine neuen Kunden annehmen, weil wir mit alten Stammkunden so gut zutun haben. Wenn es läuft, kannst du alles für dich behalten und musst keine Franchfriesinggebühr von bis zu 20% (z.B bei Subway) abgebe.

@Butterbirne
Darf ich zunächst fragen, ob Dein Vater einen Meisterbetrieb führt, bevor ich auf Deinen Beitrag eingehe?

@fumo
Ja, er ist Glasermeister.

@Butterbirne
OK, ich kann Deine Argumentation nachvollziehen und akzeptieren.

Wahrscheinlich hat er irgendwann als Geselle damit begonnen, den Meister zu machen und als es soweit war und er in die Selbstständigkeit gewechselt ist, hat er seine Stammkunden, die sehr zufrieden mit ihm waren, mitgenommen und hat über diesen guten Leumund seinen Kundenstamm nach und nach vergrößert.

So ist zumindest der Weg, den ich von den meisten Meistern her kenne.

Hier liegt der Vorteil aber darin, dass der Glaser direkt mit seinen Kunden arbeitet und diese dadurch von seiner Arbeit überzeugen kann.

Ein Metzgermeister, der in einem Großbetrieb arbeitet, sieht seine Kunden in der Regel jedoch nicht. Es dürfte für ihn von daher schwer sein, eine Form der Stammkundschaft aufzubauen, die er später in seinen eigenen Betrieb mitnimmt.

Ich bin selbst Handwerksmeister und habe einen eigenen Betrieb. In meiner Branche gibt es keine Franchiseunternehmen, aber für mich wäre es keine Alternative zur Selbständigkeit. Ich sehe die eher als Geschäftsführer ohne große Gestaltungsmöglichkeiten.

@fumo
Naja, ganz so war es nicht. Als Geselle hat er zwar seinen Meister gemacht, aber er hat keine Stammkunden mitgenommen. In der Selbstständigkeit hat er einfach extrem unbeliebte da unlukrative Arbeiten gemacht, für die sich sonst viele zu Schade waren. Dadurch hat er denn am Ende auch die anderen Aufträge bekommen, weil die Arbeit einfach gut war.
Aber wie gesagt, ich kenne mich mit der Lebensmittelbranche nicht aus. Das es da härter zugeht, kann ich mir gut vorstellen. Besonders weil ja auch mittlerweile jeder gute Supermarkt seinen eigenen Schlachter mit teilweise echt gutem Fleisch hat. Also ich würde da keine Empfehlung abgeben. Ich denke aber als guter Schlachter hast du gerade in großen Städten gute Chancen schnell einen Kundenstamm aufzubauen, wenn du dann auch auf die Märkte gehst. Aber in Dörfern sieht das anders aus.

@fumo
Beinhaltet das Franchise das man keine weiteren Geschäfte nebenher führen darf?

@fumo
Als ich den Meisterbrief in der Tasche hatte (vor 12 Jahren) habe ich mich direkt ohne jede potentielle Kundschaft selbständig gemacht. Ich hab ein paar Anzeigen geschaltet und nach ein paar Wochen hatte ich allein gut zu tun. nach nem halben Jahr hatte ich den ersten Gesellen, und es ging eigentlich seitdem aufwärts.
Aber wie Butterbirne schreibt, ist halt nicht die Lebensmittelbranche. Davon habe ich auch keine Ahnung.
Was ich allerdings sagen kann ist das sich Qualität eigentlich immer durchsetzt und auch bessere Preise rechtfertigt. Es gibt genug Kunden die der "Geiz ist Geil"-Mentalität noch nicht erlegen sind.

@fumo

Zugegebenermassen sind Wirtschaftsthemen nicht mein Spezialgebiet.

Aber soweit ich weiss, haben zum Beispiel Franchise-Nehmer von Burgerking und McDonalds schon häufiger Schwierigkeiten gehabt.
Weil sie das ganze Risiko tragen, an die Ketten Kohle bezahlen müssen, Löhne sind nicht so hoch...


Ich halte nicht viel von Ketten und Franchises.

@Kc
McDonalds und Burger King sind gerade die Beispiele für GUTES Franchise.
Als Negativbeispiel ist hier Subway zu nennen.

@icbm
Ich freue mich, dass Du an der Diskussion teilnimmst.

Gehen wir beide konfrom, dass ein Handwerksmeister immer den Vorteil hat, dass ihn seine Kunden persönlich kennen?

Beispiel: Der KFZ-Meister Mustermann arbeitet jahrelang in einer großen Fachwerkstatt; zusammen mit 5 anderen Meistern. Er kennt seine Kunden persönlich, die immer zu ihm persönlich kommen, da sie zufrieden mit seiner Arbeit sind.

Würde er den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, würde ihm wahrscheinlich ein Teil seiner Stammkundschaft folgen, da sie möchte, dass Meister Mustermann persönlich auch weiterhin an ihrem Auto arbeitet.

Der Handwerksmeister hat also einen Vorteil, den der Metzgermeister eher nicht hat, wenn er zuvor in einem Großbetrieb gearbeitet hat.

@fumo
Was bedeutet Franchise?
Wird da Ladenlokal, bzw. die Räumlichkeiten und die Ware gestellt?

@Butterbirne

Also laut der Doku, die ich gesehen habe, eher nicht.

@DonFungi

Das bedeutet, dass du zum Beispiel McDonalds Geld dafür zahlst, unter deren Namen einen Schnellimbiss zu betreiben.

Du kaufst bei Ihnen Zutaten, Technik, Logos etc., hältst dich genau an deren Regeln...

Und was du dann, nach Abzug der ganzen Kosten, erwirtschaftest, darfst du behalten.

@Kc
Ich habe selber als Schüler in einem McDonalds und später in einem Burger King gearbeitet.
Glaub mir, die Franchrisenehmer verdienen sehr sehr gut. Zumal die meisten auch nicht nur einen Laden haben. Mein McDonalds Chef hatte später 5 Filialen.

http://www.stern.de/tv/sterntv/fastfood-kette-subway-mit-franchise-in-die-pleite-646018.html (Archiv-Version vom 25.03.2014)
Hier zu Subway. Subway ist echt das letzte.

@emanon

emanon schrieb:Beinhaltet das Franchise das man keine weiteren Geschäfte nebenher führen darf?

Auf jeden Fall keine artverwandten Geschäfte. Ich habe den Fall als Kunde verfolgt, als eine Kundin vor mir in besagter Kette beim Meister mehrere Sonderwünsche für ein Fest bestellen wollte und der Meister antwortete, dass er das leider nicht machen dürfe (obwohl er es könnte), da diese speziellen Produkte nicht im Angebot des Franchisgebers enthalten sind.

@DonFungi

DonFungi schrieb:Wird da Ladenlokal, bzw. die Räumlichkeiten und die Ware gestellt?

Gegen Zahlung eines hohen Gedlbetrages stellt Dir der Franchisegeber ALLES: Räumlichkeiten, BGA und auch ALLE Formen der Ware! Du darfst dann nur die Produkte des Franchisegebers verkaufen!