Warum erzählen Eltern immer: "Was du willst, kannst du auch schaffen!"

@Pika
Einigen wir uns auf "anflunkern" ;)

Entweder sagen Eltern das, um ihren Kindern Mut zu machen, oder weil sie keine "Versager" als Kinder wollen. Hilfreicher wären Sprüche wie "Du bist ein wertvoller Mensch, egal, was du im Leben (nicht) erreichst" usw. Aber was soll's, Eltern können's ihren Kindern eh nicht recht machen und umekehrt. Es kommt ein Punkt, an dem es auch keine große Rolle mehr spielen sollte. Und klar gibt es Hürden, für einige Menschen mehr, für andere weniger. Ein reicher Bankierssohn wird's leicht haben.

@MissFortune

MissFortune schrieb:Man lügt Kinder doch eh ständig an: Christkind, Osterhase, Nikolaus... Also warum ihnen dann nicht durchs Lügen eine gesunde Portion Selbstvertrauen und Optimismus mitgeben :D

Ja, und Mann, war das noch schön, als ich ans Christkind glaubte *erinnerungschwelg*!! :-D

ich denke alles geschriebene geht an der wirklichen Ursache vorbei.

in Wirklichkeit handelt es sich dabei um ein bei den Eltern internalisiertes Herrschaftsinstrument. Das bedeutet, die Eltern glauben mittlerweile durch viele Jahre in dieser Gesellschaft, das Scheitern immer an einem selbst liegt und man alles erreichen kann wenn man sich nur Mühe gibt. Würden sich die Eltern wirklich eingestehen, dass dem nicht so ist und es ganz bestimmte Mechanismen und Vorkehrungen in der Gesellschaft gibt, damit eben nicht jeder alles machen und schaffen kann, müssten sie ja tatsächlich aufbegehren und etwas aktiv ändern. Da ist es aber einfacher die Phrasen der herrschenden Klasse zu wiederholen und einfach weiterzumachen, wirft dann auch keine unangenehmen Fragen von Seiten des Kindes auf.

Nicht zuletzt, sichern sich die Eltern damit auch ihre eigene Herrschaft über das Kind. Denn wenn etwas doch nicht klappt, sei es auch durch einen Fehler der Eltern, ist es natürlich Schuld des Kindes, weil es sich nicht genug angestrengt hat oder es nicht genug wollte...etc.

@Spektral
Ja, das waren noch Zeiten :) Und so ein kleines bisschen glaub ich heute noch dran ;) Wer weiß, wer weiß... :D

@Scorito

Scorito schrieb:Nicht zuletzt, sichern sich die Eltern damit auch ihre eigene Herrschaft über das Kind. Denn wenn etwas doch nicht klappt, sei es auch durch einen Fehler der Eltern, ist es natürlich Schuld des Kindes, weil es sich nicht genug angestrengt hat oder es nicht genug wollte...etc.

Mein Vater musste mir beim Lernen für Mathe immer helfen, weil mich das Fach wenig interessierte und daher nichts in meine Birne reinging. Er machte mir immer Mut, dass ich es schaffen kann, wenn ich mich anstrenge und genug lerne.

Wenn ich es dann trotzdem vergeigte, gab mir mein Vater nie die Schuld. Im Gegenteil, er sagte immer: "Du hast dein Bestes gegeben, mehr kannst du nicht! Du hast es zumindest versucht!"

Meine Eltern hätten mir nie (gut meine Mutter vielleicht manchmal ;-)) die Schuld an meinem Versagen zugeteilt.

@aseria23
Welche Revolution zum Beispiel? Klingt ja logisch, mir fällt aber keins ein.

@Scorito

Scorito schrieb:die Eltern glauben mittlerweile durch viele Jahre in dieser Gesellschaft, das Scheitern immer an einem selbst liegt

Also ich glaube das nicht. Scheitern kann viele Ursachen haben, aber wenn man es versucht und nicht von vornherein aufgibt, wie kann das Scheitern dann in einem selbst liegen?

Scorito schrieb:ganz bestimmte Mechanismen und Vorkehrungen in der Gesellschaft gibt

Und die wären?

Scorito schrieb:herrschenden Klasse

Wen verstehst du darunter? Die oberen Zehntausend?

Ich verstehe, auf was du hinaus willst, nur denke ich nicht, dass sich alle Eltern als "Herrscher" ihrer Kinder sehen. Das sind nur eine handvoll Eltern, die ihre Kinder in Sportkurse, Schulen, Sprachkurse usw. stecken, da sie ihren eigenen Ehrgeiz auf ihr Kind übertragen, das diesen aber oft nicht teilt. Ich finde, du verallgemeinerst etwas zu sehr.

Na, weil es geht.

Besonders toll ist es eigentlich, wenn Eltern das zu einem psychisch kranken Kind/Teenager sagen. So nach dem Motto "komm über deinen Beinbruch hinweg, Laufen ist gar nicht so schwer, andere schaffen das doch auch, 'kann nicht' gibt's nicht, man muss nur wollen!".

@probiotic
Das ist natürlich die Schattenseite dieser "Alles ist möglich"-Einstellung.
Aber da muss man als Eltern unterscheiden können. Und solche, die ihr Kind drillen, wird es wohl auch immer geben. Leider :-(

Pika schrieb:Liegt daran, dass wir die Erzieher von morgen sind. :king:.

E Power :rock: :D

Topic:

Man sollte dem Kind schon realistische Vorstellungen vermitteln. Natürlich soll man dem Kind nicht sagen, dass man alles umgehen kann, wenn man nur positiv genug denkt. Sondern ihm eben eine gesunde Portion Optimismus mit auf den Weg geben. An sich selbst glauben bedeutet ja nicht automatisch, dass man ein vollkommen realitätsfremdes Bild von der Welt hat und denkt alles sei nur rosa Zuckerwatte. Man muss sich schon auch selbst einschätzen können und auch einschätzen können was man sich zutrauen kann.

Aber es ist nun mal so, dass man deutlich mehr schafft, wenn man an sich glaubt :)

Wenn sie das Gegenteil erzählen würden, könnte ja niemand mehr für ihren Unterhalt aufkommen, sofern sie nicht in Rente sind.

Mal ehrlich, wer will denn nicht, dass aus seinen Kindern mal was wird?

martialis schrieb:Mal ehrlich, wer will denn nicht, dass aus seinen Kindern mal was wird?

Ach, ich kenne genug Eltern, die ihren Kindern einreden sie können nichts und seien nichts wert etc. Ich weiß auch nicht genau, warum das manche tun. Vielleicht weil sie sich dadurch selbst besser fühlen, wenn sie andere abwerten? Und bei den Kindern geht das halt recht "leicht", da sie sich dagegen ja meist nicht wehren. Ist also eine "einfache" Art sein Ego zu pushen.

Und so wird Generation um Generation kaputt gemacht.
Wenn man mal nicht erfolgreich ist, dann heißt das: "Du hast dich nicht genug angestrengt."

ahri schrieb:Ach, ich kenne genug Eltern, die ihren Kindern einreden sie können nichts und seien nichts wert etc. Ich weiß auch nicht genau, warum das manche tun. Vielleicht weil sie sich dadurch selbst besser fühlen, wenn sie andere abwerten? Und bei den Kindern geht das halt recht "leicht", da sie sich dagegen ja meist nicht wehren. Ist also eine "einfache" Art sein Ego zu pushen.

Das ist abgesehen von der falschen Erziehungsmethode natürlich eher armselig.
Nicht selten haben Kinder mehr drauf, als ihre Eltern. Man muss sie nur lassen und sie auch fördern oder halt ihr Ding machen lassen.
Würde dem nicht so sein, wäre die Menschheit wohl schon ausgestorben. ;)^^

Wraithrider schrieb:Wenn man mal nicht erfolgreich ist, dann heißt das: "Du hast dich nicht genug angestrengt."

Wie definierst du "erfolgreich"?
Das ist so eine Sache.

martialis schrieb:Das ist abgesehen von der falschen Erziehungsmethode natürlich eher armselig.

Ist es definitiv. Ich wollte eigentlich auch nur anmerken, dass es leider eben auch solche Eltern gibt. :vv:

martialis schrieb:Wie definierst du "erfolgreich"?
Das ist so eine Sache.

Das schaffen, wovon die Eltern gesagt haben, dass man es schafft, wenn man nur will.

ahri schrieb:Ist es definitiv. Ich wollte eigentlich auch nur anmerken, dass es leider eben auch solche Eltern gibt. :vv:

Das ist bekannt. Gibt auch welche, die sich garnicht für ihren Nachwuchs interessieren. Das ist alles schlimm und zum Kotzen , aber auch nicht so recht das Thema hier.^^