Rechtschreibfehler gleich Dummheit?

Doors schrieb:"Zusammenkommen" schreibt man seit der Rechtschreibreform "zusammen kommen"

Das ist eine urbane Legende:
http://www.duden.de/rechtschreibung/zusammenkommen

@cassiopeia1977

In meinen beruflichen Kontakten zum Ausland habe ich konsequent das "ß" gemieden. Das wurde meist als "B" missinterpretiert. Und wer als Europäer mit Deutschen zu tun hat, weiss mit den Buchstaben "SS" meist etwas anzufangen.

@Narrenschiffer

Aus der verlinkten Seite:

"aber wenn möglich, wollen wir zusammen (gemeinsam) kommen"

Schönes Ziel. :D

@Doors

Hihi, aber das war schon vor der Rechtschreibreform so. /zusammen kommen/ in der Bedeutung von /nicht getrennt kommen/.

Wer Rechtschreibfehler und fehlerhafte Zeichensetzung per se mit Dummheit gleichsetzt dessen Horizont kann im Grunde selbst nicht viel weiter als bis zur eigenen Nasenspitze reichen denn diese passieren, vom studierten Germanisten bis zum Förderschüler wirklich jedem Mal. Dem einen halt häufiger und vielleicht auch gravierender, dem anderen meist eben seltener. Bei den meisten Rechtschreibmuffel würde es wohl schon reichen einfach Mal häufiger ein gutes Buch in die Hand zu nehmen.

Allerdings bin ich zumindest bei einigen relativ häufiger vorkommenden Rechtschreibfehlern doch recht empfindlich, zumindest wenn es um solche wie seit/seid, wen/wenn oder mein/meinen usw. geht. Da rollen sich mir beim lesen schon Mal die Fußnägel auf, von unlesbaren Textwänden ganz zu schweigen was ja leider auch ein recht häufiges Phänomen hier bei Allmy zu sein scheint.

Commonsense schrieb:In diesem Zusammenhang fällt mir ein Phänomen ein, dass ich immer wieder mal erlebe und das wahrscheinlich auch anderen Menschen unter kommt:

Ich schreibe ein Wort absolut richtig, aber es sieht falsch aus. Nicht einmal ein schweres Wort oder gar ein Fremdwort, nein, ein ganz normales Wort des täglichen Gebrauchs. Es sieht einfach komisch aus und ich fange dann an zu überlegen, manchmal ändere ich es sogar, nur um festzustellen, dass es dann "noch falscher" aussieht.

Kenne ich. Geht mir bei z.B. dem Wort Schifffahrt auch immer so und dabei bin ich mit der Rechtschreibreform groß geworden. :D

@Libertin

Da verweigere ich die "richtige" Schreibweise! 3 Konsonanten hintereinander schreibe ich nicht, da lasse ich mir lieber Fehler nachsagen.

@Commonsense
Und das von so einem Balletttänzer wie dir. :)

Och, bitte, zusammen kommen und zusammenkommen wird doch jeweils ganz anders betont.

Wer im Bett zusammenkommt, macht ein Bed-in à la Lennon und Ono, wer im Bett zusammen kommt, macht auch was, aber meistens ohne weitere Gesellschaft.

Doors schrieb:Schönes Ziel. :D

ja :D

hallo-ho schrieb:Och, bitte, zusammen kommen und zusammenkommen wird doch jeweils ganz anders betont.

ehrlich?

und ich hab gehört, zu samen kommen geht auch ohne zusammen kommen?

Dogmatix schrieb: zu samen kommen

Da kennt sich Boris Becker besser aus, frag den ;) Oder wie  Makaay mal so schön gesagt hat: "Musst du nicht mir fragen, musst du Trainer fragen."

Dogmatix schrieb:ehrlich?

Ach so, darauf hab ich vergessen zu antworten.

zusámmen kómmen / zusámmenkommen (wenn ich mich mit lyrischen Versmaßen auskennen würde, könnte ich das noch präziser beschreiben, aber vlt. ist ja Germanistenvolk anwesend?)

@Libertin
Ich bin bei deinem ersten Absatz total deiner Meinung. Scheuklappen hat man auch, wenn man sich auf sowas versteift!

Meines Erachtens sollte man das ein bisschen differenzierter betrachten.

Wenn ich Texte in Zeitungen lese erwarte ich auch eine nahezu fehlerfreie Trefferquote in der Orthographie, schließlich werden diese Texte von Journalisten geschrieben in deren Ausbildung auch die Germanistik eine größere Rolle spielt. Mir stellen sich die Nackenhaare auf wenn dort der Dativ den Genitiv ersetzt und dadurch die Deutsche Sprache verhunzt wird.

Als Lehrer (Geschichte/ Deutsch) werde ich angehalten einen Fehlerquozienten zu errechnen und diesen dann auch auf die Klausuren anzuwenden, d.h. ab einer bestimmten Quote muss ich Punkte vom Gesamtergebnis abziehen. Sollte der gleiche Fehler (z.B. daß statt dass) auf einer Seite mehrmals auftreten so ist das nicht als neuer Fehler zu werten. Neben Rechtschreibfehlern werden auch Grammatikfehler, Zeichensetzungsfehler sowie der Satzbau und der Ausdruck gewertet. Hier gibt es noch Unterschiede zwischen Sekundarstufe I und Sekundarstufe II, dies würde an dieser Stelle jedoch zu weit führen und auch das eigentliche Thema verfehlen.

Diese Regelungen finde ich streckenweise sehr hart und ich wünschte mir manchmal eine freiere Auslegung. Hat ein/e Schüler/in inhaltlich den Kern erfasst und meinen gesteckten Erwartungshorizont erfüllt ist es ärgerlich ihm auf Grund des Quotienten einen oder zwei Punkte von der Gesamtleistung abziehen zu müssen. Im Umkehrschluss bedeutet das schlichtweg dass ich ihm/ ihr "Dummheit" attestieren muss obwohl inhaltlich alles richtig war.

Bin ich im Internet unterwegs und lese mich durch Beiträge von Usern, so ist es mir herzlich egal ob da Kommata richtig gesetzt sind, die Rechtschreibung 100%ig stimmt oder der Satzbau und die Grammatik stimmig ist. Solange es verständlich ist und man nicht zehnmal einen Satz lesen muss um das Geschriebene zu erfassen ist alles gut.

Auch ich kann mich nicht von Fehlern freisprechen. Gerade in Bezug auf die in den 1990er Jahren durchgeführte Rechtschreibreform ist es bisweilen wie Topfschlagen in einem Minenfeld. Hin und wieder trifft man mal eine...

Kiwi1980 schrieb am 18.09.2017:Solange es verständlich ist und man nicht zehnmal einen Satz lesen muss um das Geschriebene zu erfassen ist alles gut.

Das stimmt. Aber mittlerweile es hat sich bei manchen der jüngeren Generation wohl so eingebürgert, gänzlich auf Interpunktion zu verzichten. Nicht einmal am Satzende findet sich ein Zeichen. Da krieg ich schon beim Lesen Kopfschmerzen!
Auch manche neu erfundenen Abkürzungen wie z.B. "bez" anstatt bzw.! Da habe ich schon ein paar Momente gebraucht, bis ich den Sinn dieses Satzes erfassen konnte! :-)

Ich muss gestehen, dass ich in meinem privaten Umfeld auch hier und da auch mal spaßeshalber Leute verbessere (mir passieren auch Fehler, zumal ich auch etwas Dialekt spreche!), das hat sich mittlerweile schon zum Running Gag entwickelt. Und die meisten wissen nun zumindest, was ein erweiterter Infinitiv oder der korrekte Imperativ von geben, vergessen und/oder nehmen ist! :-D (Bitte alles mit einem Augenzwinkern sehen!!)

@mifaganie

Mit der Jugendsprache habe ich auch so meine Probleme. Da gibt es ja auch von Generation zu Generation unterschiede. Was Abkürzungen angeht sollt man sich schon an die Standards halten da sonst schnell Missverständnisse auftreten können.
Am Ende eines Satzes sollte schon das passende Satzzeichen zu finden sein. Wenn man mir eine Frage stellt erwarte ich da dann doch schon das entsprechende Fragezeichen.

Das Problem liegt in meinen Augen in den neuen Medien wie whatsapp, twitter und auch der guten alten SMS. Dort wird mit Abkürzungen um sich geschmissen und das T9 macht es auch nicht besser.


Wenn in meinem privaten Umfeld gravierende Fehler auftauchen, z.B. der oft unterschlagene Genitiv, dann verbessere ich auch schon mal mit einem Augenzwinkern.

Darf ich fragen welchen Dialekt zu srichst?

Kiwi1980 schrieb:Das Problem liegt in meinen Augen in den neuen Medien wie whatsapp, twitter und auch der guten alten SMS. Dort wird mit Abkürzungen um sich geschmissen und das T9 macht es auch nicht besser.

Ja, das kann gut sein. Bei der SMS waren die Zeichen ja noch begrenzt. Aber mittlerweile kann man doch romanartige Nachrichten schreiben, sodass man sich zumindest hierfür ein paar "Tipper" mehr leisten könnte... Aber na ja, gibt schlimmeres. ☺️

Kiwi1980 schrieb:Darf ich fragen welchen Dialekt zu srichst?

Hessisch. Na ja, zumindest sind noch ein paar Fragmente vorhanden. Komme vom Dorf und da wurde nur Dialekt gesprochen.

@mifaganie

Der Dialekt klingt gut im Ohr, zumindest die Version die über die Medien Verbreitung findet. Ich kann mir vorstellen wenn man vom Dorf kommt wird das schon komplizierter.
Bei uns in Südniedersachsen gibt es auf jedem Dorf ein unterschiedliches Platt, sodass sich die Dörfler zwar untereinander verstehen, aber eine Unterhaltung mit jemandem aus dem Nachbarort nahezu unmöglich ist.

Mein Senf zur Frage "Rechtschreibfehler gleich Dummheit?":

Wenn ich mein Gegenüber - wie hier im Forum - nicht kenne, würde ich nicht auf die Idee kommen, aus der Rechtschreibung einen Schluss auf seine Dummheit oder Intelligenz zu ziehen. Er kann Legasteniker sein, eine andere mir unbekannte Rechtschreibschwäche haben, Fremdsprachler sein oder im Alltag einfach nur wenig schreiben. Who cares!

Ich denke aber durchaus, dass die Texte eines Menschen - das hat dann zugegebenermaßen aber nichts mehr mit der Rechtschreibung zu tun - Rückschlüsse auf die Intelligenz zulassen. Denn wenn ein Text (meist _neben_ schlechter Rechtschreibung) völlig unstrukturiert und ohne inneren Zusammenhang oder sinnerfassenden Bezug auf die anderen Beiträge daherkommt, ist es mit der Intelligenz wahrscheinlich nicht weit her.

Was immer Intelligenz auch ist - und es es gibt bestimmt Threads in Psychologie und Philosophie dazu: ad-hoc würde ich zumindest mal die Fähigkeit dazu zählen, logisch zu denken. Also zum Beispiel einen Sachverhalt "Wenn A und/oder B, dann C" wenigstens nachvollziehen zu können.

Und dazu gehört unsere Sprache. Denn wir denken und träumen in Sprache, und bilden uns unser Bild von der Welt auch über die Begriffe, mit denen wir sie beschreiben. Und wenn jemand nicht in der Lage ist, seine Gedanken - wenn auch mit eingeschränktem Wortschatz und fehlerhafter Rechtschreibung - in den "richtigen" Worten auszudrücken und halbwegs sinnvolle Sätze zu bilden, dann ist das schon irgendwie "dumm". Auch wenn ich das Wort ungern benutze. :/

Und da gebe ich @Libertin teilweise recht, auch wenn ich da nicht ganz so empfindlich bin:

Libertin schrieb am 30.08.2017:Allerdings bin ich zumindest bei einigen relativ häufiger vorkommenden Rechtschreibfehlern doch recht empfindlich, zumindest wenn es um solche wie seit/seid, wen/wenn oder mein/meinen usw. geht. Da rollen sich mir beim lesen schon Mal die Fußnägel auf[...]

Es gibt Fehler (wen/wenn), die sehr deutlich darauf hindeuten, dass das Gegenüber seine Gedanken nicht logisch zu ordnen weiß. Das kann man Dummheit nennen.

@Libertin
@Commonsense

Libertin schrieb am 30.08.2017:Kenne ich. Geht mir bei z.B. dem Wort Schifffahrt auch immer so und dabei bin ich mit der Rechtschreibreform groß geworden. :D

Commonsense schrieb am 30.08.2017:Da verweigere ich die "richtige" Schreibweise! 3 Konsonanten hintereinander schreibe ich nicht, da lasse ich mir lieber Fehler nachsagen.

Gab es das nicht auch nach alter Rechtschreibung schon, wenn danach ein Konsonant folgte? Wie bei Auspuffflamme oder Pappplakat?

</opaerzähltvomkrieg>