Wunsch ohne Beistand zu sterben

Wanda1981 schrieb:Bei einer Diskussion im Familienkreis (Eltern) sorgte mein Wunsch bezüglich dieses Punktes für absolutes Entsetzen und Unverständnis.

Das verstehe ich nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden u. sollte dann auch okay für die Angehörigen sein.

Wanda1981 schrieb: Was wünscht Ihr Euch für Euer eigenes Lebensende?

Eine Tendenz ja oder nein hab ich schon. Wie ich es dann tatsächlich haben wollte... keine Ahnung.

borabora schrieb:Das verstehe ich nicht. Das muss jeder für sich selbst entscheiden u. sollte dann auch okay für die Angehörigen sein.

Letztendlich akzeptieren meine Angehörigen auch meinen Wunsch, und sie würden sich auch danach richten. Jedoch können sie es einfach nicht nachvollziehen oder verstehen; ich habe gar den Eindruck, dass ich sie mit der Äußerung dieses Wunsches verletzt habe.

Katori schrieb:sieht man sich andere Tierarten an, dann ziehen sie sich zum Sterben allein zurück

Kenne dies auch zum Beispiel von Katzen.

-Anna- schrieb:Ist es auch etwas schwierig, dass das was man sich wünscht auch so in die Tat umgesetzt wird.

Natürlich ist es sehr schwierig sich bezüglich allen Eventualitäten abzusichern, aber gerade um ein wenig Einfluss zu nehmen, habe ich mich für die Erstellung einer Patientenverfügung entschieden.

Ich habe jetzt hier schon mehrfach gelesen, dass geschrieben wurde, man wolle die letzten Stunden, den letzten Tag, die letzten Momente fuer sich alleine. Aber mal ehrlich - wenn man nicht gerade Selbstmord begeht, woher weiss man, wann das ist?

@Wanda1981 sicherlich, aber ich finde das es einem egal sein kann, man kann nun wirklich nicht jedes Gefühl anderer berücksichtigen.

@Alarmi was soll Suizid mit Altersschwäche z.b zu tun haben, Suizid ist immer ein gewaltvoller Tod, gewaltsam, da widernatürlich erwirkt.

@Katori
Ich glaube Du hast nicht verstanden was ich meine! Einige hier schrieben, dass sie die letzten Minuten, Stunden oder Whatever allein verbringen wollen. Aber man weiss ja nie genau, wann denn diese letzten Minuten eigentlich sind, es sei den, man plant den Zeitpunkt des Todes selbst, was ja nunmal nur durch Selbstmord moeglich ist.

Wie also soll dieses Alleinsein in den letzten Zuegen praktisch umsetz- und planbar sein?

@Wanda1981 ich weiß sehr wohl was du meinst.

Ist ganz individuell, aber die meisten Menschen denke ich haben kein sonderlich gut ausgeprägtes Körpergefühl, aber vlt eine Ahnung.

Katori schrieb:Ist ganz individuell, aber die meisten Menschen denke ich haben kein sonderlich gut ausgeprägtes Körpergefühl, aber vlt eine Ahnung.

Bei den Todesfaellen, die ich bisher miterlebt habe, war zwar klar, dass die Personen bald sterben wuerden, aber der Zeitpunkt war bei allen absolut unvorhersehbar.

Alarmi schrieb:Ich habe jetzt hier schon mehrfach gelesen, dass geschrieben wurde, man wolle die letzten Stunden, den letzten Tag, die letzten Momente fuer sich alleine. Aber mal ehrlich - wenn man nicht gerade Selbstmord begeht, woher weiss man, wann das ist?

Leider (oder auch zum Glück) kann man dies natürlich nicht unbedingt im Voraus wissen.
Jedoch denke ich, dass es auf Seiten der Ärzte oder der Schwestern gewisse Erfahrungswerte gibt, wie lange es in etwa noch dauert nach z. B. Einstellen der künstlichen Ernährung oder Stopp der Flüssigkeitszufuhr.

@Wanda1981
Wenn Du kuenstlich ernaehrt wirst und Fluessigkeit bekommst, kriegst Du in der Regel sowieso nicht mehr mit, ob jemand bei Dir ist oder nicht. Aber sehe ich das richtig, dass es Dir nur um das Sterben im Falle von lebenserhaltenden Massnahmen geht?

@Alarmi also es läßt sich bestimmt nicht minutiös bestimmen, was aber auch völlig irrelavant ist.

@Alarmi

Naja, in dem Fall eines plötzlich eintretenden Todes wie z. B. Verkehrsunfall bleibt eh kein Handlungsspielraum mehr um sich noch großartig nach Wünschen zu richten.

Freitod ist für mich eher keine Option.

Somit bleibt fast nur noch der Tod in einem Krankenhaus nach z. B. längerer Krankheit oder schweren Verletzungen. Und in den Fällen beeinflusst der Wunsch nach Unterlassen lebenserhaltener Maßnahmen, keine Wiederbelebungsmaßnahmen usw. ja doch die weitere Lebensspanne und es gibt dementsprechende Erfahrungswerte.

@Katori
Deshalb sage ich ja, wie kann man das umsetzen, dass am Schluss tatsaechlich niemand da ist, weil man eben nicht genau weiss, wann dieser Zeitpunkt ist!

@Wanda1981
Meine beiden Grossmuetter sind nach Krankheit gestorben. Allerdings beide zu Hause. Bei beiden war nicht abzuschaetzen, wann es passiert. Ich denke doch, es ist, sofern nicht Maschinen abgestellt werden, eher die Ausnahme, dass man beispielsweise den Todestag bestimmen kann.

@Alarmi ist doch ein leichtes, man sucht sich eine Stelle aus, und bleibt da einfach, was natürlich nur geht, wenn man nicht krankheits/altersbedingt bettlägerig ist. Ansonsten müssen einen die Angehörigen oder Nahestehende Personen halt wohin bringen.

@Katori
Um den Ort des Sterbens geht es doch ueberhaupt nicht, sondern darum, ob beim Sterben jemand dabei sein soll oder nicht!

@Alarmi

In den von Dir beschriebenen Situationen (zu Hause) ist es natürlich schwieriger einen ungefähren Todeszeitraum abzuschätzen, zum einen weil nicht immer Personen mit entsprechenden Erfahrungen zugegen sind und zum anderen nicht in dem Maße Körperfunktionen überwacht werden können wie das in einem Krankenhaus der Fall wäre.

Ich habe mich mit dem Thema intensiv aufgrund meiner Patientenverfügung beschäftigt. Mein Ausgangspunkt ist vielleicht etwas anders, da ich zum Sterben in ein Krankenhaus verlegt werden möchte. Natürlich kann man auch dort nicht minutiös den Todeszeitpunkt vorhersagen, aber die Wahrscheinlichkeit zu erkennen ob jemand die Nacht nicht überlebt ist etwas höher.

Mit der Möglichkeit in hohem Alter und an den damit verbundenen körperlichen Gegebenheiten zu sterben habe ich mich nicht weiter beschäftigt, da in dem Fall eh keine näherstehenden Verwandten usw. mehr existieren.

Ich finde, wichtig ist, was man selber will.
Möchte man alleine sein, dann hat das respektiert zu werden und zwar unbedingt.

Was ich sehr schwierig finde, ist, sich zu einem gegebenen Zeitpunkt vorzustellen, was man vielleicht nach 10, 20 oder 30 Jahren usw. wollen wird.

Andererseits ist hier die Rede von einer Patientenverfügung.
Gültigkeit hat im Ernstfall nur das, was man als letztes äußert.
Wenn man z. B. bei Bewusstsein ist und dem widerspricht, was man in seiner Patientenverfügung geschrieben hat, dann gilt natürlich das, was man selber in dem Moment sagt und nicht etwa die Verfügung.
Die Patientenverfügung soll nur dann helfen, wenn man sich nicht mehr äußern kann (oder auch bei Demenz, sofern dann auch keine Anzeichen, die man als einen Wunsch deuten könnte, entnehmbar sind).

Und klar, in einer Klinik ist es oft absehbar, wann die letzten Stunden beginnen. Nicht immer, aber doch oft. Hängt natürlich auch oft davon ab, wie intensiv beobachtet wird.

Ich denke, diese Ambivalenz was man denn nun wollen würde, liegt mit darin begründet, dass wir westlichen Industriemenschen so ziemlich alles was Krankheit, Alter und Pflegebedürftigkeit anbelangt aus dem Alltagsleben verbannt haben und es keine klassische Großfamilie mehr gibt.

Viele von uns befassen sich ja mit dem Thema Sterben und Krankheit erst wenn es sie selbst direkt, oder indirekt betrifft. Kenne Viele die noch bei keinem Sterbevorgang zugegen waren und teils recht diffuse Vorstellungen davon haben wie das dann womöglich ablaufen könnte!

Gibt Kulturen da wird man von Anfang an gemeinschaftlich begleitet, ob nun bei Geburt, Krankheit, oder beim Sterben, ich denke wir modernen Menschen von Heute schieben viel zu Vieles von uns weg, was eben auch mit zum Leben und Erleben als Mensch gehört.

Sollte ich später einen Leidensweg bezüglich meines Sterbevorgangs vor mir haben, doch ich denke es gäbe mir doch eine Art Sicherheit dabei liebevoll und respektvoll begleitet zu werden.

Finde es z.B. sehr wichtig, dass da Jemand da ist, der mir meinen Mund feucht hält, mir eventuell die Hand hält und beruhigend Zuneigung vermittelt!

Ich behaupte mal, dass auch all jene, die hier hypothetisch über den Tod, ihren eigenen Tod reden, - ALLE eigentlich am Leben hängen. Und ich behaupte weiterhin, dass jeder in der Stunde seines Todes - ob aus Krankheit, Unfall, sonst ein Umstand - Angst hat. Auch Angst vor dem Alleinesein, der Endlichkeit des Lebens. Und ich glaube, dass man seinen Beitrag, ein guter Mensch zu sein - auch darin leistet, in solchen Momenten einfach da zu sein und jemanden auf die andere Seite zu begleiten - ihnen den Frieden zu geben, die Angst zu nehmen.

Und ich behaupte, dass niemand ein sabberndes, röchelndes, krankes, dahinscheidendes Etwas in denjenigen sieht, sondern geliebte Menschen, die man nun loslassen muss.

Vielleicht ein kleiner Denkansatz an all jene, die alleine oder mit Fremden sein wollen, den Hinterbliebenen damit auch einen Abschluss zu ermöglichen - für ihr eigenes Seelenheil.

Gibt ja auch Fälle, wo man keinen Abschied nehmen konnte und sovieles ungesagt bleibt...

Ich bin im Moment in einer Phase, wo ich beinahe täglich an den Tod denke, nicht nur an meinen eigenen, sondern auch an den meiner Familienangehörigen. Meine Eltern sind nun in dem Alter, wo es doch mal ganz schnell passieren kann.

Mir zieht sich das Herz zusammen, wenn ich nur daran denke.

Wenn es früher oder später bei mir so weit sein sollte, dann ziehe ich es vor, alleine zu Sterben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn jemand von meiner Familie neben mir sitzt und weint. Wenn Pflegekräfte mich begleiten wollen, dann soll mir das egal sein, aber bitte nicht mein Kind.

Vielleicht hat man ja Glück und stirbt unerwartet und wacht einfach am nächsten Morgen nicht mehr auf.

Ich hatte bei der Kirche an einem halbjährigen Seminar zur Sterbebegleitung teilgenommen und bei Krankenhausbesuchen festgestellt, daß meine Anwesenheit vom Patienten nicht besonders gefragt war.

Es ist auch Auslegungssache, bei der Kirche meinte man die Begleitung sei "sehr wichtig".
Nach Abschluß des Seminars wollte der Pastor von den Teilnehmern, daß sie unentgeltlich Sterbende in Hospizen und Krankenhäusern besuchen, während die Kirche die abgeleisteten Stunden den Krankenkassen in Rechnung stellt.