Warum gibt es in unserer Gesellschaft kaum Empathie mehr?

@Doors
Deine Beiträge sind mir immer ein Augenschmaus. :D

Ja, die darf man natürlich nicht vergessen.
Seien wir froh, dass es sie noch gibt.

Also ich finde nicht, dass keine Empathie mehr herrscht.
Liegt aber vielleicht auch daran, dass wir recht ländlich leben.
Bei uns im Freundeskreis findet sich immer jemand, der hilft oder einem beisteht.
Egal ob Umzug, Depressionen, Autopanne oder Trauerfall. Es ist immer wer da und wir für die anderen auch.
Also in meinem Umfeld kann man ich jetzt nicht feststellen, dass Empathie fehlt.

Angelicais schrieb:Ja, aber warum ist unsere Gesellschaft so hektisch und schnelllebig? Fast jeder denkt oder sagt mehrmals täglich:"Ich habe keine Zeit" Keine Zeit für Empathie, keine Ruhe, keine Zeit für lange Gespräche..

Weil sehr viele Menschen das Glück außerhalb suchen. Sie bleiben nicht bei ihren Gefühlen.
Sie glauben, wenn sie dies und jenes machen, werden sie sich gut fühlen.

Viele Menschen haben sich verloren und gleuben, sie müssten 1000 Sachen machen, damit ihr Leben für sie dann gut aussieht.
Es ist ein Ersatz für das, was sie verloren haben und da es nur ein Ersatz ist, braucht man immer  mehr davon, immer öfter, immer heftiger, denn es ist ja nicht echt, es wirkt nicht.
So versucht man die "Dosis" zu steigern.

Es geht um eine Art von Sucht, die aber nicht als solche klar erkennbar ist, denn sie hat nichts Besonderes, denn viele tun es genauso, also fällt es nicht auf.

Stillstand wird gefürchtet, denn dann könnte man sich selbst spüren und davor haben viele Menschen eine riesige Angst.
Deswegen brauchen sie "Abenteuer", Konsum, Unterhaltung, Action, permanente Beschäftigung.

Um empathisch sein zu können, muss man menschlich bleiben. Das haben aber viele verloren und fürchten sich davor.

Mit "Stillstand" hockten wir immer noch auf dem Baum und würden uns die Läuse aus dem Pelz klauben, um sie zu essen.

Aber ja, die gute alte Zeit, als man bei einem 16-Stunden-Arbeitstag unter lebensgefährlichen Bedingungen in der Industrie oder bei einem Round-the-Clock-Job in der Landwirtschaft noch mal so richtig ruhig und gelassen bleiben konnte.

Böse, böse Moderne. Asphaltdschungel, Anonymität der Grossstadt, Kulturbolschewismus... es lebe die Ewiggestrigkeit!

@ruku sagt da etwas, was ich auch schon länger beobachte.

Viele meinen, das Glück besteht aus einem tollen Haus, Markenkleidung, Porsche etc.
Höher, schneller, weiter lautet die Devise.
Dass der Mensch da irgendwann nicht mehr mithalten kann, ist eigentlich vorprogrammiert.

Ein großes Problem unserer heutigen Zeit liegt mM ja nach darin, dass immer mehr Kinder nicht zu gesunden Egoisten erzogen werden, sondern bereits zu Narzissten. Und das ist tätsächlich nicht gut für eine Gesellschaft, da alle anderen, die nicht mit dieser Ellbogenmentalität aufgewachsen sind, auf der Strecke bleiben..

@NaPalmkatzl

Ob man allerdings ohne Haus und Kleidung glücklicher ist als mit, wage ich dann doch zu bezweifeln.

@Doors

Deswegen habe ich ja tolles Haus und Markenklamotten geschrieben 😼

Glück besteht nicht aus Geld - aber vielleicht aus dem, was man damit macht.

Nicht ausschliesslich, aber auch zB Spenden kann sicher glücklich machen.

Glück ist aber mE nach sowieso ein überbewerteter Begriff, da das Glück nie langfristig existieren, sondern nur für einen Moment eingefangen werden kann.

Wichtiger ist als Glück ist auf Dauer gesehen mM nach Zufriedenheit.

Glück und Glas - wie leicht bricht das. Das weiss schon der Volksmund. Das Glück ist flüchtig und zerbrechlich. Von einer Sekunde zur anderen kann sich alles ändern. Etwas, was man im Glücksrausch gern vergisst.

Da kann ich Dir nur zustimmen!
Und dann wundern sie sich, wie sie so tief fallen konnten..

NaPalmkatzl schrieb:
Viele meinen, das Glück besteht aus einem tollen Haus, Markenkleidung, Porsche etc. 
Höher, schneller, weiter lautet die Devise. 

Ich beobachte eher das Gegenteil: dass sich junge Leute von den Statussymbolen der Alten nichts mehr vorgaukeln lassen. Die wissen dass sie kein Auto brauchen (jedenfalls nicht die Großstadtbewohner) und statt ein halbes Leben lang auf Sparflamme zu leben um sich mit 50 und wahrscheinlich kurz vom unerwarteten Unfall- oder Krankheitstod ein Haus zu kaufen, leben die normal und geben sich mit einer Wohnung zufrieden. Vielleicht ein paar mal umziehen oder eine Eigentumswohnung wenn man genug Geld hat. 
Da kauft keiner Villa, Auto und Diamanten "weil es sich so gehört" oder hat drei Kinder (nicht zwei und auch nicht vier), weil das so Sitte war.

Ne, ich beobachte eher dass Leute bewusster werden und das tun was für sie selbst gut ist, statt blindem Status und Markenkonsum hinterherzulaufen. Die wenigsten kaufen noch Markenklamotten zum Beispiel. Eine Bekannte die in der Branche arbeitet sucht sich gerade einen neuen Job, weil die Kundschaft einfach nicht mehr da ist (und wenn sinds Alte). Und das hat nicht nur mit mangelndem Geld zu tun, denn Reiche gibt es immernoch. Nur geben die ihr Geld lieber an Technik wie Riesen-HD-Fernsehrn und größeren Reisen aus als mit Bugatti oder wie immer sie heißen. Die Leute rennen heute Primarc die Bude ein, diese Tüten sehe ich hier überall. Und dass nun fast 100% der Bewohner Frankfurts sich nichts Besseres leisten könnten selbst wenn sie wollten bezweifle ich nun arg. Zumal der Umsatz in anderen Gebieten stark am steigen ist.  Und auch die Restaurants und Bars sind hier selbst nachts bis oben hin voll, selbst die teuersten Italiener. Geld ist also da. Die Leute geben es nur anders aus.

@Sixtus66

Jetzt muss ich meinen Satz nochmals zitieren: Viele meinen, das Glück besteht aus einem tollen Haus, Markenkleidung, Porsche etc.
--> Ich habe da nie von jungen Leuten gesprochen und auch waren die von mir angeführten Dinge nur Beispiele, deswegen habe ich etc. dazu geschrieben.

Deine Beobachtung, dass junge Leute wieder mehr Bewusstsein für die wichtigen Dinge haben, kann ich leider nur bedingt teilen. Ich komme aus einer Kleinstadt in den Bergen und hier haben die Leute, auch die jungen, mehr denn je die Auffassung, Geld ist das Wichtigste (egal wofür es dann ausgegeben wird) - weil nur wer reich ist und sich alles leisten kann, ist glücklich.

Ich freue mich aber sehr, wenn  viele in den Großstädten angefangen haben umzudenken!

NaPalmkatzl schrieb:Deine Beobachtung, dass junge Leute wieder mehr Bewusstsein für die wichtigen Dinge haben, kann ich leider nur bedingt teilen. Ich komme aus einer Kleinstadt in den Bergen und hier haben die Leute, auch die jungen, mehr denn je die Auffassung, Geld ist das Wichtigste (egal wofür es dann ausgegeben wird) - weil nur wer reich ist und sich alles leisten kann, ist glücklich.

Weil Geld heutzutage fast alles ist.
Geld ist das Wichtigste geworden, was du haben kannst, denn heute kostet wirklich alles Geld.
Und hast du keines, bist du in der sozialen Sicht ein “Versager“.
Das ist die heutige Lebensweise.
Hast du was, bist du was.

@sunshinelight

Ja leider ist das vielfach so!

Die Leute verstehen dabei nur nicht, dass materielle Gegenstände auf Dauer niemals glücklich machen können. 
Im Gegenteil, je mehr sich die Menschen vom Geld abhängig machen (lassen), umso unglücklicher werden sie, weil sie alles dafür opfern - Freizeit, Familie usw. - und nur mehr dem Reichtum hinterher hetzen (oder der Bezahlung von diversen Krediten). 
Und zuletzt müssen sie dann auch noch Angst haben, dass man ihnen das Geld stiehlt (oder sie den Kredit nicht mehr zurückzahlen können).

@NaPalmkatzl
Ja, da verweise ich gerne auf den Film “Klick“ mit Adam Sandler.

Einer der Filme, die die Problematik aufzeigen.

@sunshinelight

Danke für den Tipp! Bisher habe ich den Film bewusst vermieden, weil das nicht mein Filmgeschmack ist, aber dann werde ich ihn mir bei Gelegenheit doch mal ansehen!

@NaPalmkatzl
Wär gut, der Film hat es in sich.
Wirklich gelungen und ergreifend.

@sunshinelight

Da bin ich gespannt! Werde dir dann davon berichten. 

Inwiefern sollte ich emphatisch mit jemandem sein, wenn es mir nichts bring?

@sunshinelight
Ein wahrlich sehr gutes Werk!

@NaPalmkatzl

   NaPalmkatzl
   Die Leute verstehen dabei nur nicht, dass materielle Gegenstände auf Dauer niemals glücklich machen können.

Doch, ich finde schon dass sie jenes können. Ich bin meist sehr glücklich mit allem was ich gekauft habe, ich kaufe ja nicht wahllos Dinge, welche ich nicht brauche?!