Alt, älter ... eklig?

@raitoningu
Was würdest du denn mit einer Schwiegermutter machen,
die den Pflegedienst rausschmeisst bzw. anschreit, sie sollen mal lieber die
Fenster putzen, wenn sie was für tun wollen, und dann
lieber ins Bett pinkelt?

Lebe mal mit so einer Person in einem deinem Hause zusammen, ständig
geht der Feuermelder los, alles stinkt und die Pfleger werden des Hauses
verwiesen.

@spookytooth
Auf jeden Fall sich überlegen, ob so ein zusammenleben noch machbar ist. Ist natürlich nie ein schöner Gedanke.

@MEGXGRIFFIN
Leichter gesagt, als getan.
Sie wollte nicht in ein Altersheim, es war nichts zu machen,
dabei sind wir umzingelt von Altersheimen und jeder zweite
geht am Rollator.

Also hätte ich aus meinem eigenen Haus ausziehen müssen
in eine Wohnung, das habe ich auch nicht eingesehen.
Alles aufgeben, wofür man jahrzehntelang gearbeitet hat?

Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass das Haus noch steht,
sie hat auch gern mal gezündelt (vor dem Kachelofen, weil
sie das Holz nicht mehr reinbekam)...

Du kannst es dir nicht vorstellen!

@spookytooth
Das Problem dabei ist: des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Es gibt einfach keine Möglichkeit, andere zu ihren Glück zu zwingen, wenn Schwiegermutter so leben möchte, dreckig und stinkend, aber selbstbestimmt und ohne Hilfe, macht man da wenig gegen. 

@spookytooth
Oha. Das hört sich echt nicht schön an. Klar soll man keinen Menschen zwingen, aber das war ja schon Selbst- und Fremdgefährdung. 

@spookytooth

Weißt du, manchmal verändern Krankheiten und/oder Medikamente einen Menschen nachhaltig und unwillkürlich.
Ich habe eine ähnliche Erfahrung machen müssen und es war alles andere als würdig und human. Hier hat es monatelang tagtäglich nach Pisse, Kotze und Stuhlgang gerochen. Essen wurde verweigert. Kraftausdrücke und Gegenstände flogen und dennoch war da ein Mensch, der vorher eben nicht so agierte und reagierte und trotzdem haben wir bis zum Ende durchgehalten.
Ein Ende was noch "ekliger" war, als sich die Lunge zersetze und wie bei Tollwut der Schaum aus dem Mund trat. Ich schreibe es jetzt bewußt so, weil es mich tierisch aufregt so abwertend über einen Menschen zu schreiben, wenngleich ich weiß, dass Pflege zu Hause als Laie einen an die Grenzen bringt. Physich, psychisch, finanziell und menschlich.
Dennoch! Es ist menschlich und niemand tut einem soetwas willkürlich an und ferner, weißt du, wie dein Ende mal sein wird?

@spookytooth

Kommt drauf an, war deine Schwiegermutter dement?

@MEGXGRIFFIN
Das stimmt.
Wenn ich aus dem Urlaub kam und das Haus noch stand,
war ich schon froh.


@74
Ich nehme aber doch mal an, dass die von dir benannte Person
Pflege angenommen hat, meine Schwiegermutter hat sie ja
alle rausgeschmissen und wollte nur von ihrem Sohn, meinem Mann,
betüddelt werden.
Seitdem nenne ich ihn Norman (Norman Bates/Psycho).

@raitoningu
Nein sie war nicht dement, ist bis 90 noch Auto gefahren, es
hörte erst auf, als sie mit dem Rollator nicht mehr zum Auto
kam.
Sie ist aus "besseren Kreisen" und hielt sich für Gräfin sonstwas.
Der ganze Ort hat sich aufgeregt, dass ich nicht für den Führer-
scheinentzug gesorgt habe.

Sie ist 1990 bei uns eingezogen, als sie in Rente ging, und bis
2015 hat sie mir das Leben versüßt.

@spookytooth

Nein, diese Person wollte keine Hilfe. Nach einem Krankenhausaufenthalt war klar, dass es zum Ende hin zugeht. Da uns die Ärzte mitteilten, dass es zum Ende hin sein kann, dass der Darm platzt und der Patient Kot ebrechen kann und dergleichen, war klar, das packen wir mental nicht. Denn der Pflegedienst kam ja nur zwei Mal am Tag für jeweils eine Viertelstunde.
Nun bekam der Patient mit, dass wir ihn am liebsten nicht zu Hause gepflegt hätten (aus oben genannten Gründen) und der Terror begann, sobald sie mit dem Krankentransport zu Hause ankam. Das wünsche ich niemanden, wirklich nicht!
Dennoch, diese Person war ein Mensch und vorher, vor der Krankheit und den Medikamenten sogar ein ganz lieber Mensch. Das muß man sich immer wieder vor Augen halten, auch wenn man sich manchmal wirklich das Ende herbeisehnt..

@74
Oh mein Gott, das hast du ja auch was mitgemacht,
tut mir sehr leid.

Ich habe euch nun auch genug erzählt, aber es musste mal raus
und es ergab sich gerade so, ich wollte keinem auf den Schlips
treten, falls es so rüber kam.

Jedenfalls trete ich ab, bevor es unangenehm wird.

@spookytooth

Nächstes mal einfach mal Worte überdenken, ehe man sie absendet, wäre ein Anfang :)

Ich arbeite auch in einem Pflegeheim als Altagsbetreuuerin. Ein Bewohner nimmt in der Gruppenaktivierung immer meine Hand und für mich ist es das tollste Gefühl. 

Auch aktivierende Pflege wie zb Hände waschen , arme habe ich keine Probleme .  

Auch manch so einer Geruch etc. .... Für mich Alltag. 

@74
Ok, komme aus der Krimi-Rubrik (Göhrde Morde),
aber so schlimm fand ich mich gar nicht.

Ich achte darauf.

@spookytooth

Alles gut :) In Diskussionen geht es mitunter schon mal hitzig zu ;)

@spookytooth
 
Naja, klingt schon ein bisschen so.
Aber im Zweifelsfall hätte ich sie vermutlich vor die Wahl gestellt, Absprachen einzuhalten oder vor die Tür - bzw. in eine entsprechende Einrichtung - gesetzt zu werden.

Tut mir leid für dich, dass du das erleben musstest, ist ein Paradebeispiel dafür, warum viele Beratungsstellen im Zweifel eher davon abraten, Angehörige zuhause zu pflegen. Und erklärt, welche Emotionen dich zu solchen Aussagen hier im Thread bringen, in Ordnung finde ich sie trotzdem nicht.

Hab während meiner Ausbildung mal ein paar Monate nebenher in einem Altenheim gearbeitet. (Keine Pflege, nur Beschäftigung und Essen verteilen.) Da gab es einige, denen hätte ich gewünscht, bald "gehen" zu können, weil sie nur noch frustriert und aggressiv waren und man nicht den Eindruck hatte, dass sie ihrem Leben noch irgendwas Positives abgewinnen konnten, obwohl sie teilweise geistig und körperlich noch relativ fit waren. Und andere, die objektiv eigentlich fast nix mehr konnten, trotzdem aber noch zufrieden mit ihrem Leben zu sein schienen.

Weshalb man sich mit allgemeinen Aussagen, wann es Zeit wäre zu gehen, meiner Ansicht nach halt besser zurückhalten sollte.

Meine Nachbarin hat ihren Mann gepflegt... bis zum Ende. Die Angehörigen leisten Übermenschliches u. das kann nicht genug gewürdigt
werden.
Selbstverständlich stossen viele bzw. die Meisten an ihre Grenzen u. darüber hinaus.

Aussenstehende haben immer gut reden, wie man so sagt.

@raitoningu
Ich denke mal, du warst noch nie in einer derartigen Situation wie ich.

Vor die Wahl stellen, Absprachen einhalten....
Hast du mal was von Altersstarrsinn gehört?

Da konnte man nur noch die Streichhölzer wegnehmen und eigentlich
den Herd abdrehen, haben wir aber nicht gemacht.

spookytooth schrieb:Was würdest du denn mit einer Schwiegermutter machen,

Mal abgesehen davon, das ich zu meiner eh keinen Kontakt hab, stelle ich es mir schwieriger vor,
die Schwiegermutter zu pflegen, als wenn es die Mutter wäre, obwohl, kann man auch nicht so
pauschal sagen...

@spookytooth

Nein, genau in der Situation war ich glücklicherweise noch nie und weiß auch, dass das natürlich leicht gesagt ist. Trotzdem gibt es Mittel und Wege, da eine Grenze zu ziehen.

Und doch, vorstellen kann ich mir das ganz gut; habe wie gesagt eine Weile mit alten Menschen gearbeitet und auch schon mit Angehörigen zusammengelebt, die im Alter anstrengend wurden. Zum Glück nicht so schlimm wie bei dir, aber Altersstarrsinn sagt mir durchaus was.

Wer dazu neigt, in seinem Leben die Realität so zurecht zu legen, wie sie ihm passt, d.h. wer sie reduziert, der läuft eher Gefahr, Angst und Ekel in diesem Kontext zu entwickeln, als jemand, der sich dem Leben zu stellen wagt.

Wer Angst vor sich selber hat und sich dem nicht zu stellen wagt, der wird eher Angst und Ekel haben, als jemand, der sich stellt.

Annehmen oder sich verweigern.
Beides hat Folgen.
Eine Reduzierung der Realität gibt es nicht zum Nulltarif.

Wer vor einer Konfrontation flieht, bezahlt diesen "Luxus" teuer bzw. erkauft sich ihn mit Einschränkungen und verlagerten Ängsten.