Gute Lehrer, schlechte Lehrer

Sharasa schrieb:Da rennt man gleich zur Schulleitung,
weil der Lehrer angeblich nicht in der Lage war, den Unterricht so zu gestalten das man was lernen konnte

Stimmt schon. Auf der anderen Seite muss er natürlich auch versuchen, dafür zu sorgen, dass die Handys nicht dauernd während dem Unterricht klingeln und dieser gestört wird.

Ja das ist leichter gesagt als getan. Nimm mal einen erwachsen Schüler sein Handy weg, das ist so, als wenn Du einem Kind seinen Schnuller nimmst. Es sind viele ausländische Schüler dort, oftmals Flüchtlinge und Asylanten und ob Du glaubst oder nicht, mit einem Handy kommen die nicht aus. Die letzten drei Jahre war es schon schlimm (einen Stuhl zwischen die Beine eines Lehrers zu hauen) war noch das harmloseste, was mein Mann erleben musste. Aber genug davon. Jetzt ist es etwas ruhiger, aber die Unzufriedenheit der Lehrer wächst, der Krankenstand hoch und die Schulreform und die Schulleitung stehen nicht gerade hinter dem Lehrer. Vielleicht sehe ich das auch alles zu pessimistisch, weil ich nur soviel Einblick habe, was mir mein Mann erzählt.

@Sharasa
Auf alle Fälle ist es schwierig.
Trotzdem müsste wohl i-ein Konzept her, um diese Missstände zu unterbinden. Ist ja kein Zustand, was du da erzählst, finde ich.

Ja es müsste ein anderes Konzept her, wenn da nicht nur Theoretiker sitzen würden, die kluge Pläne schmieden, aber nicht wirklich wissen, wie es in einigen Schulen aus sieht.

Ein großes Problem ist auch, dass Lehrer in der Regel in so eine Einzelkämpferrolle gedrängt werden, weil die Strukturen in den Schulen eine solche Entwicklung auch begünstigen. Dazu kommt noch, dass sie relativ wenige, wirklich befriedigende Gratifikationen erfahren. Also, es mangelt meines Erachtens massiv an ehrlicher Anerkennung für ihre Leistungen. Das Ansehen des Lehrerberufes in der Öffentlichkeit hat in den letzten Jahrzehnten eher abgenommen. Wenn es dann noch an effektiven Sanktionsmöglichkeiten fehlt, um schwierige Schüler zu mäßigen, dann wird es sehr schwierig, diesen Beruf dauerhaft erfolgreich auszuüben und dazu noch ein einigermaßen gesundes Leben zu führen. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn man den "Doppellehrer" im Unterricht zur Regel machen würde. D.h., jeweils zwei Lehrer pro Unterrichtsstunde einsetzen, die dann im Team zusammenarbeiten.

Leider weiß ich noch nicht, wo hier die Zitierfunktion ist.

Du hast vollkommen Recht. Auch Dein Lösungsvorschlag wurde in der Schule besprochen, aber bis jetzt blieb es nur dabei. Vor einigen Monaten bekam die Schule einen neuen Kollegen, der wurde innerhalb von vier Wochen so verheitzt, das er das Handtuch schmiss. Wie gesagt, ich habe nicht viel Ahnung und so gut wie gar nicht mich mit der Schulreform befasst. Mir macht nur Sorge, das die Schule meinen Mann krank macht.

@Sharasa

Sharasa schrieb:Leider weiß ich noch nicht, wo hier die Zitierfunktion ist.

Markier einfach das, was du zitieren willst, und drück auf "Zitieren" :)

Sharasa schrieb:Mir macht nur Sorge, das die Schule meinen Mann krank macht.

Und das kann doch eigentlich nicht angehen und zeigt, wie falsch es in diesem System läuft. Wenn sowohl Schüler als auch Lehrer mit einem System nicht klarkommen (die Agressivität der Schüler kommt ja wohl auch nicht von irgendwo her), dann muss doch irgendwer mal merken, dass da was falsch läuft.
Warum nichts getan wird, frage ich mich seit Jahren. Bildung ist Ländersache, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es ein Bundesland gibt, in dem der Großteil der Beteiligten zufrieden ist. Oder täusche ich mich?

Luminita schrieb:Markier einfach das, was du zitieren willst, und drück auf "Zitieren" :)

Danke.

Ich weiß nicht wie auf den verschiedenen Schuleinrichtungen in den Bundesländern zugeht. Ich habe jetzt auch nur von einer Schule gesprochen. Zum Beispiel kann ich mir gut vorstellen, das Bayern z. B. eine ganz andere Schulreform hat, als wir hier oben in Mecklenburg.

@Sharasa

Sharasa schrieb:Zum Beispiel kann ich mir gut vorstellen, das Bayern z. B. eine ganz andere Schulreform hat, als wir hier oben in Mecklenburg.

Du sprichst mit einer bayerischen Schülerin ^^ Ich denke auch, dass es sehr anders ist. Hier kommt jetzt bspw. der wunderbare LehrplanPlus, von dem ich Gott sei Dank nicht mehr betroffen bin. Da geht es scheinbar ganz viel um kompetenzorientiertes Lernen, was auch immer das genau heißen soll. Ich höre von meinen Lehrkräften sowohl Positives als auch Negatives darüber. Es bedeutet auf jeden Fall eine Umstellung, und die Schüler scheinen darunter zu leiden, dass die Lehrer teilweise noch gar nicht so genau wissen, was sie eigentlich tun sollen (es gibt noch keine Lehrbücher etc.). Alles sehr kompliziert.

Luminita schrieb: Es bedeutet auf jeden Fall eine Umstellung, und die Schüler scheinen darunter zu leiden, dass die Lehrer teilweise noch gar nicht so genau wissen, was sie eigentlich tun sollen (es gibt noch keine Lehrbücher etc.). Alles sehr kompliziert.

Ja davon kann ich ein Lied singen. Klaus, so heißt mein Mann, ist Vermesseringenieur und hat auch studiert und sollte eigentlich auch in Vermessung unterrichten. Stattdessen muss er jetzt Deutsch für Ausländer geben (was wirklich schwierig ist, weil es an den Sprachkenntnissen auf beiden Seiten fehlt) oder in Geomatik was wieder ein ganz anderes Fach ist. Dann wurde ihm, das ist echt witzig, die Kompetenz als Bauingenieur abgesprochen und vor einem halben Jahr bekam er ein Schreiben, wo ihm mit geteilt wurde, um es mal in ganz einfachen Worten zu umschreiben, das er jetzt auch Schülern das "mauern" beibringen kann, obwohl er von dem Beruf Maurer keine Ahnung hat. Auch in dem Geomatk hat er nicht soviel Ahnung. Das hieß also, Bücher kaufen und symbolisch gesehen, die Schulbank wieder drücken.

Ich finde ein guter lehrer geht auf den schüler so ein wie es für diesen gemäß ist.

Ich bin in den 80ern zur schule gegangen und wurde dort von lehrern oft schlecht behandelt, so das ich viel dadurch gelitten habe. Man hat mir das gefühl gegeben zu blöd für diese welt zu sein, mich bestraft runtergeputzt und ausgelacht.
Ok, vielleicht waren die lehrer damals schon belastet, weiß nicht. Habe den eindruck das dieses schulsystem einfach nur dazu da ist um junge menschen den leistungsdruck einzuhämmern um später als arbeitsdrohne zu bestehen. Das ist jetzt zwar sehr pessimistisch, aber wenn es nur um bildung geht, frage ich mich warum dieser druck.
Jedenfalls sollte ein lehrer oder alle lehrer einfach mal streiken und dafür einstehen das es so nicht zu bewältigen ist. Aber beamte dürfen das ja nicht.

savaboro schrieb:Ich bin in den 80ern zur schule gegangen und wurde dort von lehrern oft schlecht behandelt, so das ich viel dadurch gelitten habe. Man hat mir das gefühl gegeben zu blöd für diese welt zu sein, mich bestraft runtergeputzt und ausgelacht.

Ich glaube das die Lehrer von damals viel mehr Handlungsraum hatten und Schüler nach gut dünken bestrafen konnten. Heute sieht es anders aus. Kinder zeigen Eltern an, die ihnen mal einen Klaps auf den Po gegeben haben und heute ist es doch so, "alle Macht den Schülern." Was Schüler wirklich unter Druck stellen mag, sind die Noten und hier können Lehrer sicherlich subjektiv gesehen Schüler benoten. Ansonsten haben Lehrer nicht viel Rechte und wie schon gesagt, sich still und leise zu verhalten und ständig eine Faust in der Tasche zu machen und das alles noch bei nicht all zu guter Bezahlung. Ist bei uns jedenfalls so. Bei uns in Mecklenburg haben die Lehrer gestreikt und was haben sie erreicht? So gut wie nichts.

Sharasa schrieb:Kinder zeigen Eltern an, die ihnen mal einen Klaps auf den Po gegeben haben und heute ist es doch so, "alle Macht den Schülern."

Wenn es dazu eine rechtliche handhabe gibt und es ungesetzlich ist, warum dann den kindern die schuld geben. Liegt es dann nicht am gesetz? "Alle macht den schülern" ich würde eher sagen "Allen schutz den kindern".

savaboro schrieb:Habe den eindruck das dieses schulsystem einfach nur dazu da ist um junge menschen den leistungsdruck einzuhämmern um später als arbeitsdrohne zu bestehen.

Naja, ich denke schon, es ist wichtig, den Kindern Disziplin beizubringen. Viele verstehen eben nicht, dass von nichts nichts kommt. Das ganze Leben ist finde ich harte Arbeit, und das sollten auch Schüler lernen. Davon, ne ruhige Kugel zu schieben und sich am Ende überraschen lassen, was herauskommt, halte ich nicht viel.

savaboro schrieb:Ich finde ein guter lehrer geht auf den schüler so ein wie es für diesen gemäß ist.

Das sagt sich so einfach ... Beispiel. Ich habe eine 10. Klasse mit 30 Schülern kurz vorm Abschluss. 10 davon wollen nach dem Abschluss auf ein Gymnasium wechseln, stehen stark unter Druck, den Notenschnitt für den Übergang zu erreichen und lernen. Sehr intrinsisch motiviert. Sie nutzen z.B. Freiarbeit und nehmen manchmal auch Aufgaben heim, fragen gezielt nach. Da "läuft" es und ich muss sie ständig differenzieren, weil sie leistungsstärker und leistungsbereiter sind als der Rest.

Dann habe 10 Schüler, die haben nun die Lehrstelle in der Tasche, "keinen Bock" mehr auf Schule und das von mir unterrichtete Fach mögen sie eh nicht und brauchen es nie wieder. Hausaufgaben? Werden nicht gemacht. Man hockt nun eben noch die Zeit ab bis Juni und freut sich schon auf das neue Lehrlingsleben. Die machen nichts ... und wollen auch nicht abgeholt werden. Nirgends. Denen wäre eine Zeitmaschine am liebsten. Für meinen Unterricht Sand im Getriebe. Wir verstehen uns auf einer persönlichen Ebene, daher läuft es noch einigermaßen, zumindest schaffe ich es, sie ruhig zu halten. Vom Sinn, die Prüfung so gut es geht zu bestehen, kann ich sie nicht überzeigen.

Dann habe ich drei Schüler, die keinen Plan haben, noch einige Bewerbungen am Laufen, aber nichts konkretes, aber eigentlich auch keinen Bock auf Schule. Was auch immer mit den Eltern von ihnen ist ... Nach denen müssen wir v.a. schauen, dass sie die Bewerbungsfristen für die weiterführende Schule nicht verpassen, so als Plan B. Sie wollen aber nicht richtig und zwei haben Eltern, die immer sagen "ach, das braucht es nicht, du findest schon noch was". Das sind oft Eltern, die selbst beruflich keinen Fuß gefasst haben.

Zwei Schüler haben massive Probleme ... was sie haben, will ich wegen des Wiedererkennungswertes nicht schildern. Daher ist ihnen der Abschluss egal, sie fehlen viel, holen verpasstes nicht nach und ich erkläre ihnen oft noch was so "nebenher". Allerdings sind sie auch nicht wirklich interessiert. Zwei weitere haben schon gespannt, dass sie den Schnitt fürs Gymnasium dieses Jahr nicht schaffen und werden im Halbjahr, falls das Schulamt zustimmt, freiwillig wiederholen. Sie schreiben nun fleißig 6er und verhalten sich so, dass sie nur 5er oder 6er bekommen, damit sie zur Not durchfallen (was schwierig wird, sie waren am Anfang des Jahres noch voll motiviert). Mit denen habe ich den Deal, dass sie auch so die 6 bekommen, aber bitte meinen Unterricht nicht stören.

Dann gibt es noch fünf "normale". Die machen einfach so mit wie immer.

So, wo holt man die nun ab?

@Sharasa
Okay, du toppst grade alles, was ich mir ausdenken könnte :D Das klingt ja wie ein schlechter Scherz. Leider scheint es keiner zu sein. Meine Güte, wie kann man Bildung nur so verhunzen.

@MissMary
Das stelle ich mir nicht einfach vor. So wie du es beschreibst.
Hatte das so wie ich mir einen guten lehrer vorstelle, aus der warte eines ehemaligen schülers (besser gesagt kindes) geschrieben und ich war bestimmt kein musterschüler, ich war einfach kind.
Mir kommt es heute so vor als war es den lehrern einfach zu viele kinder und der druck da, den lehrstoff in rekordzeit durchzunehmen. Da bleiben so kids wie ich war auf der strecke und wurden halt gedemütigt oder der willen gebrochen. Aber ich kann ja noch froh sein, wäre ich 30jahre früher zur schule gegangen, hätte ich auch in der schule schläge bekommen.

Naja, ich denke schon, es ist wichtig, den Kindern Disziplin beizubringen. Viele verstehen eben nicht, dass von nichts nichts kommt. Das ganze Leben ist finde ich harte Arbeit, und das sollten auch Schüler lernen. Davon, ne ruhige Kugel zu schieben und sich am Ende überraschen lassen, was herauskommt, halte ich nicht viel.

Genau in diese Richtung geht es aber leider seit Langem (ich bin selber Lehrer) . Alles muss Spaß machen. Damit macht man sich die Zukunft nur schwerer aber das will keiner hören. Ich werde jedenfalls den Beruf voraussichtlich demnächst beenden. Die ganze Inklusionsgeschichte die unglaublich schlecht umgesetzt worden ist nur die neuste Errungenschaft in einer Reihe schlecht umgesetzter Reformen. Es gibt auch gar keine Anzeichen dafür, dass ich zumindest an unserer Schule diesbezüglich etwas ändert wird. Ich bin schon auf die nächsten Bildungserebnisse gespannt die garantiert wieder schlechter ausfallen werden. Aber dann heisst es wieder nur das die Lehrer die Schuld haben. Ich denke der Lehrermangel wird in Zukunft noch deutlich zunehmen.

Subway schrieb:Naja, ich denke schon, es ist wichtig, den Kindern Disziplin beizubringen. Viele verstehen eben nicht, dass von nichts nichts kommt. Das ganze Leben ist finde ich harte Arbeit, und das sollten auch Schüler lernen. Davon, ne ruhige Kugel zu schieben und sich am Ende überraschen lassen, was herauskommt, halte ich nicht viel.

Das sehe ich etwas anders. Ich denke es ist wichtig kindern in der schule bildung zu vermitteln, und das ist eben harte arbeit. Wird aber weder honoriert noch die mittel dazu zur verfügung gestellt, leider.

Wenn für dich das leben selbst harte arbeit ist, dann ist das noch lange nicht legitim ein kind einem trauma auszusetzen oder zu drillen.
Dann stimmt doch etwas mit unserem gesamten system nicht, wenn das leben harte arbeit ist und man daher als kind schon in diese form gepresst wird. Aber das ist ein anderes thema.
Jedes kind ist anders, ich kenne leute die waren die schlimmsten querschläger und haben in der schule nur scheiße gebaut, heute sind sie verantwortungsvolle unternehmer. Von wegen ruhige kugel schieben, die gehen voll darin auf.

savaboro schrieb:Jedes kind ist anders, ich kenne leute die waren die schlimmsten querschläger und haben in der schule nur scheiße gebaut, heute sind sie verantwortungsvolle unternehmer.

Ja, wahrscheinlich weil sie i-wann doch gecheckt haben, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt.
Mit "harter Arbeit" habe ich gemeint, dass man überall investieren muss, um etwas zu erreichen. Ich denke, das kann man nicht absprechen.
Auch Schüler sollten das finde ich bereits lernen - und ich denke, dazu sind sie auch in der Lage. Alles in einem bestimmten Rahmen natürlich. Aber das Motto "lerne wie und wann du Lust hast, es muss alles immer Spaß machen, muss schnell gehen und darf nicht anstrengend sein" funktioniert mMn nicht, zumindest nicht, wenn man aus eigener Kraft in i-einer Weise etwas erreichen will.