Gebühren in der Notaufnahme?

@Ilvareth natürlich steigt der Anteil der Ärzte, die aus dem Ausland kommen. Das hat durchaus verschiedene Gründe.
Teilweise kommen Studis über Förderprogramme nach D und bleiben dann hier ( hatte letztens erst im Nachtdienst einen Studenten aus dem Jemen. Entgegen seines ursprünglichen Planes will er doch nicht in seine Heimat zurück, was ich durchaus verstehen kann).
Und dann gibt's auch die, die einfach in einem funktionierenden Gesundheitssystem arbeiten wollen.
Ein Studi aus Aserbaidschan hat mir mal erzählt, dass sie dort, wenn sie in die klinische Phase des Studiums kommen, tatsächlich dafür bezahlen (also das Krankenhaus schmieren) müssen, um überhaupt an Patienten Ran zu kommen.
Und dass unsere deutschen Ärzte zum Teil aus unserem System flüchten, kann ich absolut nachvollziehen; ich mache es ja auch.
Noch dazu kommt, dass viele unserer Ärzte für z.B. Studien oder Weiterbildungen ins Ausland gehen.
Oder sich hier in den wissenschaftlichen Bereich zurück ziehen. Ich glaube, der wird auch bissl besser bezahlt.

@Ilvareth sry, zu früh abgeschickt...
Über Ärzte von Leiharbeit habe ich konkret noch nichts gehört.
Und was so allgemein den "deutschen" oder "ausländischen" Anteil von Mitarbeitern im Gesundheitswesen angeht: nun, Deutschland ist multi-kulti. Rein schon aus diesem Grund steigt der Anteil der (oftmals ?) vermeintlich nicht-Deutschen.
Von den 15 Stellen meiner Station sind drei Kollegen "rein" Deutsche. Der Rest hat zumindest Eltern mit Migrationshintergrund. Und vier der Kollegen sind frisch "importiert". Da ist sogar für uns die Verständigung schwierig.

Aber um mal zum Thema zurück zu kommen:
Das mit den Gebühren halte ich für zu gefährlich.
Besser wäre doch eine groß angelegte Kampagne zur Gesundheitserziehung. Das hat schon bei HIV und Schlaganfällen oder Herzinfarkten gut funktioniert.
Also anstatt Strafen einzuführen lieber den Menschen vermitteln, wie sie es anders machen sollen.

@grätchen
Mir ist das auch Wumpe, wo der Arzt herkommt, wenn er sein Handwerk versteht. Ich bezog mich damit auf deinem Gedanken, mehr Studienplätze für Mediziner zu schaffen. Das erscheint mir witzlos, wenn das System so gestrickt ist, dass die von uns ausgebildeten Ärzte dann doch abwandern oder in die Forschung gehen. Wenn wir mehr Studienplätze schaffen und dieses Mehr an Ärzten dann aus Systemgründen nicht am Patienten ankommt, ist das rausgeschmissen Geld.

grätchen schrieb:Also anstatt Strafen einzuführen lieber den Menschen vermitteln, wie sie es anders machen sollen.

Eigentlich sollten die Menschen wissen, das Notambulanzen ausschließlich für Notfälle gedacht sind u. tatsächlich lassen sich Leute dort für Dinge behandeln, die sie z. B. am Werktag hätten behandeln lassen könnten beim Hausarzt.

Alphabetnkunst schrieb:Und das sollte mich jetzt stören, weil...?

Ob es Dich stört oder nicht, ist mir egal. Aber ich hatte - und habe noch - den Eindruck, dass Du es nicht verstehst. Eine Diskussion mit einer unnützen Meinung zu versehen, bringt halt nicht weiter.

Aber genug des OT, das musste ich nur mal loswerden.

grätchen schrieb:Das mit den Gebühren halte ich für zu gefährlich.

Es ist eben eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits verringere ich u.U. die Inanspruchnahme durch unnötige Fälle, andererseits halte ich u.U. Menschen davon ab, in notwendigen Fällen die Notaufnahme in Anspruch zu nehmen.

grätchen schrieb:Besser wäre doch eine groß angelegte Kampagne zur Gesundheitserziehung.

Grundsätzlich nicht verkehrt. Aber ob das in einem solchen Fall hilft? Aufklärungskampagnen wirken eher an Stellen, die zumindest grundsätzlich gerne informiert werden wollen. Die stellen aber vermutlich nur das kleinere Problem dar, es dürften eher diejenigen sein, die gar nicht denken wollen, welche die Notaufnahme unnötig verstopfen.

Ilvareth schrieb:Meine Wahrnehmung ist, dass wir gerade in den Krankenhäusern kaum noch deutsche Ärzte haben.

Das täuscht. Die meisten sind deutsche Staatsbürger (89% 2016, https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2016/ (Archiv-Version vom 23.06.2018) ), in Krankenhäusern dürfte der Anteil kleiner sein, aber sicherlich nicht in einem Bereich von "kaum".

Ilvareth schrieb:In anderen Ländern sind Ärzte schlechter bezahlt als hier

Bezahlung und vor allem Lebensbedingungen sind in manchen Ländern sicherlich schlechter als hier. Und manche wandern dann auch ab. Wenn mein Haus zerbombt wird, bin ich u.U. besonders motiviert, mir einen anderen Lebensmittelpunkt zu suchen.
Auf der anderen Seite gibt es durchaus auch Hürden für Ärzte aus dem Ausland. Selbst wenn Du mal in einer leitenden Funktion im Ausland tätig warst, fängt du hier ziemlich weit unten an. Das ist nicht gerade leicht hinzunehmen. Auch was den gesellschaftlichen Status an geht, ist Deutschland nicht gerade vorn dabei.

borabora schrieb:Eigentlich sollten die Menschen wissen, das Notambulanzen ausschließlich für Notfälle gedacht sind u. tatsächlich lassen sich Leute dort für Dinge behandeln, die sie z. B. am Werktag hätten behandeln lassen könnten beim Hausarzt.

Aber wo ist denn Notfall definiert? Gibt's da ne Liste?

KFB schrieb:Aber wo ist denn Notfall definiert?

Im Zweifelsfall hilft es, anzurufen und sich zu erkundigen. Ich wurde schonmal in die Bereitschaftspraxis zitiert, obwohl ich lieber noch bis Montag gewartet haette.

KFB schrieb:Aber wo ist denn Notfall definiert? Gibt's da ne Liste?

Du weißt, wie es gemeint ist, oder?

Ilvareth schrieb:Das erscheint mir witzlos, wenn das System so gestrickt ist, dass die von uns ausgebildeten Ärzte dann doch abwandern

Die allermeisten wandern aber nicht ab. Wenn man hier mit der Ausbildung fertig bist, hat man miest auch seinen Lebensmittelpunkt hier begründet. Mit 30 haben viele eine Familie oder sonst sehr gefestigte soziale Strukturen. Die meisten geben so etwas nicht ohne Not auf, um im Ausland mehr zu verdienen.

Und Forschung ist durchaus wichtig und vor allem sind da die (attraktiven) Stellen begrenzt.

Letztlich bleibt es bei der Frage, ob der Arztberuf hierzulande attraktiv genug ist, dass sich eine Ausbildung lohnt und dass man hierzulande gut arbeiten kann.
Im Krankenhaus zu arbeiten ist nicht immer ein Vergnügen, die meisten niedergelassen Ärzte haben ein ganz gutes Auskommen, aber auch das wird zunehmend schlechter. Vor allem in manchen ländliche Gebieten möchte keiner, der nicht gerade altruistisch veranlagt ist, Allgemeinarzt sein. Da ist man quasi immer im Dienst und bei eher älterer "Kundschaft" auch schnell an der Grenze eine lukrativen Tätigkeit.

@KFB
Notaufnahmen sind für lebensbedrohliche Fälle zuständig oder wenn bleibende Gesundheitsschäden zu erwarten sind, falls der Patient nicht schnell behandelt wird. Der Fall ist das etwa nach schweren Unfällen oder bei Verdacht auf einen Herzinfarkt (Engegefühl und Schmerzen in der Brust) oder Schlaganfall (Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen, Lähmungen).

Fundstelle: https://www.google.de/amp/www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/notaufnahmen-lange-wartezeiten-anspruchsvolle-patienten-a-1116540-amp.html

Die Erklärung finde ich recht eingängig.

@borabora
Ich tu mich da echt schwer.

Mit einem gebrochenen Bein würde ich wohl erst am Folgetag (je nachdem, wanns passiert ist) zum Hausarzt gehen - ich würde ja nicht dran sterben.
An 'nem offenen Bruch sterbe ich wahrscheinlich auch nicht, aber da wäre mir die NA schon lieb. Aber doch lieber zum Hausarzt und überweisen lassen?
Naja, gegen die Taxikosten sind die 50€ Gebühr vielleicht ein Schnäppchen :/

@KFB
mit nem gebrochenen Bein - ob offen oder nicht - rufst du den Krankenwagen.
Allein gehst du da sicher nirgends mehr hin.

Außer man ist Joe Simpson

@Anthea
Sicher geh ich dann nicht mehr, aber vielleicht kann mir ein Nachbar zum Taxi helfen.



Und die NA ist nach dieser Definition

Ilvareth schrieb:Notaufnahmen sind für lebensbedrohliche Fälle zuständig oder wenn bleibende Gesundheitsschäden zu erwarten sind, falls der Patient nicht schnell behandelt wird. Der Fall ist das etwa nach schweren Unfällen oder bei Verdacht auf einen Herzinfarkt (Engegefühl und Schmerzen in der Brust) oder Schlaganfall (Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen, Lähmungen).

keine Option.



Da ich gegen Tetanus geimpft bin wäre nichtmal der offene Bruch ein Grund für die NA, maximal bei entsprechendem Blutverlust.
Aber der könnte ja auch schnell wieder aufhören

borabora schrieb:Du weißt, wie es gemeint ist, oder?

Na ja, das ist eben eine Frage der Vorkenntnisse und des Könnens und Wollens, sich damit zu beschäftigen.
Für den einen sind plötzliche Bauchschmerzen etwas, das halt mal passiert und man abwartet, ob es sich verschlechtert oder b es vielleicht nur Blähungen sind und ein anderer bekommt Panik und braucht eine Untersuchung.
Und das Internet schadet hier eher, als dass es nützt. Wenn man da unbedarft googled hat man bei sich schell mal Krebs diagnostiziert oder irgend etwas anderes, das auch "Bauchweh" als Symptom beinhaltet.

@KFB
-Du blutest so stark, dass Du in einer Blutpfütze stehst
- Du bekommst so schlecht Luft, dass Du nicht genügend Atem zum sprechen hast und Dir ständig schwindelig wird
- Du hast (trotz vorher selbst eingenommenen Schmerzmittel) so starke Schmerzen, dass zu zittert, schwitzt und Dich übergibst
- Dein Schienbeinknochen steht nach einem Sturz in einem eigenartigen Winkel zum restlichen Körper

Das wären Gründe, in die NA zu gehen. Von schweren Sachen wie Unfall mit Polytrauma oder Infarkten etc mal abgesehen.

Nicht kommen sollen Leute
- mit Blasenentzündung
- weil sie plötzlich (also seit ein paar Tagen ^^) auf einem Ohr schlecht hören
- von letzter Nacht nen schlimmen Kater haben
- sich zwei Mal übergeben mussten
- wegen Halsschmerzen
- weil nach dem Poppen das Kondom verschwunden ist und noch "drin stecken" muss...
- sie beim Kac*en einen Wurm ausgeschieden haben


Das waren nur ein paar Fälle aus der letzten Woche 🤷

@KFB

Natürlich muss ein offener Bruch möglichst sofort behandelt werden.
Damit sitzt man nicht lange in der Notaufnahme bzw. geht es damit sofort ins KH.

kleinundgrün schrieb:Für den einen sind plötzliche Bauchschmerzen etwas, das halt mal passiert und man abwartet, ob es sich verschlechtert oder b es vielleicht nur Blähungen sind und ein anderer bekommt Panik und braucht eine Untersuchung.

Im Grunde kann man selbst einschätzen, ob ein Besuch in der Notaufnahme nötig ist oder nicht.

Dort geht es nach Dringlichkeit u. dann muss man eben warten, nicht alle "Notfälle" können auf einmal behandelt werden.

kleinundgrün schrieb:Ob es Dich stört oder nicht, ist mir egal. Aber ich hatte - und habe noch - den Eindruck, dass Du es nicht verstehst. Eine Diskussion mit einer unnützen Meinung zu versehen, bringt halt nicht weiter.

Weiter bei was? Man wird doch nach seiner Meinung gefragt.

Kc schrieb:Was denkt ihr zu diesem Thema? Überhaupt ein Problem?

Und diese zwei habe ich doch klipp und klar beantwortet. ;)


Egal, was hier zelebriert wird, wir ändern hier rein gar nichts, selbst wenn wir hier den Masterplan entwickeln.
Also mach ich eben das, was ich eben kann. Auf die Fragen antworten, auf die ich antworten möchte. Hastn Problem damit? Ach warte, ist mir egal. :D

KFB schrieb:Mit einem gebrochenen Bein würde ich wohl erst am Folgetag (je nachdem, wanns passiert ist) zum Hausarzt gehen - ich würde ja nicht dran sterben.

Nee, wuerdest Du nicht, weil Du mit nem gebrochenen Bein gar nichts mehr machst! Du wuerdest direkt einen Krankenwagen holen! Abgesehen davon sollte man nicht ewig warten, um ein gebrochenes Bein zu richten, weil es sonst nicht gescheit zusammenwaechst!

Alphabetnkunst schrieb:Weiter bei was? Man wird doch nach seiner Meinung gefragt.

Normalerweise ist eine Meinung aber auf etwas basiert....und zwar auf mehr als "ich glaube"!

@grätchen
Und was mache mit meinem Bruch, der nicht offen ist? ;)

borabora schrieb:Damit sitzt man nicht lange in der Notaufnahme bzw. geht es damit sofort ins KH.

Ich dachte, die NA ist im KH :ask: