Warum muss ich als Atheist die christlichen Feiertage mitmachen?

Doors schrieb:Warum sollen alle unter dem Aberglauben einiger leiden?

Du leidest, wenn du einen freien Tag hast? Das tut mir leid. Woran liegt es?

Doors schrieb:Warum sollen alle unter dem Aberglauben einiger leiden?

Stimmt. So freie Tage sind echt was schlimmes.
Alles weg damit. Dann kann ich endlich auch Sonntags einkaufen.
Freizeit wird sowieso völlig überschätzt.

Rasenmayer schrieb:Du leidest, wenn du einen freien Tag hast? Das tut mir leid. Woran liegt es?

Die Leute sollen ja nicht komplett auf Freizeit verzichten, sonder Urlaub dafür nehmen. Dafür bekommen sie tariflich eben ein entsprechend die bisherigen Feiertage (je nach Bundesland unterschiedlich) mehr zur freien Verwendung.
Dann kann der Autonome sich an diesem zusätzlichen Urlaubstag am 1. Mai im Steinweitwurf üben und der von der anderen Seite des Spektrums seinen zusätzlichen Urlaubstag am 3. Oktober mit Bier-und Bundesfahne versüssen.

In einem freien Land sollten auch die freien Tage (aka Feiertage) frei wählbar sein.

cachalot schrieb:Freizeit wird sowieso völlig überschätzt.

Jede Menge Menschen in diesem Land müssen auch Sonn- und Feiertags arbeiten. Ich auch. Ich arbeite, wie die meisten meiner KollegInnen, auf Abruf.

Alternativen:

Feuerwehr-Einsatzzentrale, guten Tag!

So, so, Ihr Haus brennt also. Und die Kinder sind noch drin? Na ja, wissen Sie denn nicht, dass heute Sonntag ist? Rufen Sie bitte nur innerhalb unserer Geschäftszeiten von Montags bis Freitags zwischen 9 und 17 Uhr an. Mittagspause von 12 bis 14 Uhr. In dringenden Fällen rufen Sie bittte unser Hotline an. Kleiner Scherz am Rande. Dort wird ihr Anruf registriert und wir rufen Sie innerhalb unserer Geschäftzeiten zurück.

Wir können jetzt nicht ausrücken. Unsere Signale würden die Sonntagsruhe stören. Daher lassen wir Haus und Kinder kontrolliert abbrennen, wie wir das in der Feuerwehr-Fachsprache nennen. Heisse Asche bitte nicht in die Kunststoff-Mülltonne füllen. Danke für Ihren Anruf. Schönen Tag noch - und Gruss an die Kinder, falls sie noch nicht ganz verbrannt sind.


oder


Guten Tach,
hier ist das Senioren- und Pflegeheim Sonnenuntergang. Würden Sie bitte Ihre Oma bis Freitag vierzehn Uhr abholen. Wir haben Wochenende. Gern nehmen wir Ihre Oma am Montag ab neun Uhr wieder auf. Wenn sie dann noch lebt.


Alle Räder stehen still, wenn der Feiertag es will.



Apropos Sonntagseinkauf: Hier in meiner Heimat gilt die Bäderregelung mit Sonntagsöffnung. Wegen der (dänischen Einkaufs)Touristen ist hier nahezu Shop around the clock möglich. Trotzdem gelten die tariflichen Arbeitszeiten des Einzelhandels.

Doors schrieb:In einem freien Land sollten auch die freien Tage (aka Feiertage) frei wählbar sein.

Ich finde, dass jede noch so freie Gesellschaft einen gewissen Konsens braucht. Ehrlich, so ein bezahlter (!) freier Tag tut niemand weh - okay, tut den meisten Leuten nicht weh. Ich glaube, auch Atheisten, Muslime, Juden, etc. können z.B. das lange Osterwochende gut gestalten.

Doors schrieb:Feuerwehr-Einsatzzentrale, guten Tag!

Natürlich gibt es Berufe, wo es nciht so ist. Mein Mann arbeitet auch in so einem Beruf, bekommt aber die Arbeit am Feiertag in "Geld" oder "Freizeit" wieder abgegolten. Die Frage ist, ob man wirklich einen Mehrwert davon hat, wenn die Läden am Sonntag offen sind? Bei uns in der Gegend (und wir leben ländlich) schließt der letzte Supermarkt am Samstag um 22 Uhr. Der erste macht am Montag um 7 wieder auf. Es gibt mehrere Tankstellen mit kleinen Supermärkten (24h auf), es gibt Restaurants und Fast Food Läden und findige Bauern haben den Automaten am Hof für Grillfleisch, Milch und Eier als Erwerbsquelle entdeckt - es wird niemand verhungern. Im Nachbarkaff gibt es einen Bäcker, der Sonntag von 7-16 Uhr Brot und Kuchen vertreibt.

Doors schrieb:Jede Menge Menschen in diesem Land müssen auch Sonn- und Feiertags arbeiten. Ich auch. Ich arbeite, wie die meisten meiner KollegInnen, auf Abruf.

Och Gottchen wie billig. Du musst also 7 Tage die Woche arbeiten. 52 Wochen im Jahr. Wie tragisch.
Bei dir sind die freien Tage verschoben. Nicht aufgehoben.
Ist schwer zu verstehen. Aber Versuchs mal.

MissMary schrieb:Die Frage ist, ob man wirklich einen Mehrwert davon hat, wenn die Läden am Sonntag offen sind?

Die Einzelhandelsketten sicherlich - sonst täten sie es nicht. Und auch den Kunden scheint es zu gefallen - wenn ich mir die Automassen auf den Parkplätzen vor unseren Supermärkten so ansehe.

@cachalot

Ich war nicht für eine Abschaffung freier Tage, sondern für eine freie Wahl der Feiertage bei entsprechendem Mehrurlaub. Dann kann der Muslim den Ramadan über Urlaub nehmen und der Neoheide zur Sonnenwendfeier.

An der maximalen Wochenarbeitszeit ändert sich nichts. Lediglich das starre Konzept verschwindet und macht Platz für eine individuelle Gestaltung ohne religiöse oder staatliche Vorschriften, wann wer was zu feiern hat.


Aus meinem Archiv zum Thema:

Religiöser Terror!

Muslime setzen in einem deutschen Bundesland schiitischen Feiertag durch.

In Schleswig-Holstein hat eine muslimische Einheitsfront quer durch alle Parteien den Tag der Spaltung des muslimischen Glaubens in Sunniten und Schiiten als landesweiten Feiertag durchgesetzt. Berufstätige sind gezwungen, an diesem Tag ihrer Arbeit fern zu bleiben. Schüler und Studenten dürfen an diesem Tag nicht lernen. Alle Geschäfte werden zwangsweise geschlossen. Radio- und Fernsehprogramme werden entsprechend des Feiertagscharakters ihr Programm ändern müssen. Selbst die öffentlichen Verkehrsmittel müssen an diesem Tag nach Feiertags-Fahrplänen verkehren.

Wann dieser Zwangsfeiertag ist, der von religiösen Fanatikern durchgesetzt wurde?

Am 31. Oktober.

Doors schrieb:Die Einzelhandelsketten sicherlich - sonst täten sie es nicht. Und auch den Kunden scheint es zu gefallen - wenn ich mir die Automassen auf den Parkplätzen vor unseren Supermärkten so ansehe.

Die Frage ist, ob dann wirklich mehr oder nur zur anderen Zeit gekauft wird? Oder halt dann dreimal die Woche statt zweimal.

Ich saß im Studium mal in einer (Gast)vorlesung eines Supermarktchefs der so ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hat, z.B., dass die Leute mit dem höheren Bildungsgrad eher freitags einkaufen, da sie das Wochenende nicht mit Putzen etc. verbringen (oft ist das ja auf Angestellte übertragen), während samstags eher Leute aus einer anderen Schicht einkaufen, weshalb er freitags "Klasse statt Masse" und samstags die Supersonderangebote fährt. Sprich Dr. Müller wird samstags nicht im Getümmel auftauchen, weil sein Lieblingsjoghurt 10 Cent billiger ist.

Teilweise ist das ja auch total die Fehlplanung - siehe 24.12. - die Leute gehen mitunter ja noch bis 12 Uhr Geschenke kaufen und sind megagestresst. Vielleicht ist so eine "staatlich verordnete" Sonntagsruhe nicht verkehrt?

@MissMary

Hier in der Touri-Region steigen die Preise Freitag an und sinken am Montag wieder - egal, ob Lebensmittel im Supermarkt oder Benzin an der Tankstelle.

Doors schrieb:Hier in der Touri-Region steigen die Preise Freitag an und sinken am Montag wieder - egal, ob Lebensmittel im Supermarkt oder Benzin an der Tankstelle.

Das Benzin ist bei uns auch so. Unser Supermarkt hat noch solche Papierschilder :-). Da ändert sich nichts. Wir gehören aber auch nicht zu den Regionen, wo Samstagabend die großen Supermärkte Gemüse für einen Bruchteil des Geldes rausschleudern. Leider.

Doors schrieb:Die Leute sollen ja nicht komplett auf Freizeit verzichten, sonder Urlaub dafür nehmen. Dafür bekommen sie tariflich eben ein entsprechend die bisherigen Feiertage (je nach Bundesland unterschiedlich) mehr zur freien Verwendung.

Urlaube sind für mich aber nicht so selbstverständlich frei zu wählen. Für Urlaubstage bin ich darauf angewiesen, dass meine Kollegen und mein Chef mitspielen. Muss also jedesmal in "Bitte, bitte"-Stellung gehen, wenn ich einen Tag frei haben will und hoffen, dass meine Urlaubsvertretung nicht zufällig auch an dem Tag etwas vor hat.

Den Arbeitnehmern die freien Tage nur nicht zu gönnen, nur weil man aus Prinzip gegen alles ist, was irgendwie christlichen Ursprungs ist?
Auch ne Art von Egoismus. Oder wie du es ausdrückst: Warum sollen alle Arbeitnehmer darunter leiden, nur weil ein paar Atheisten den Gedanken an kirchlichen Feiertagen nicht ertragen können und alles abschaffen wollen? Ist das so schwer, andere etwas zu gönnen, auch wenn man selber nichts damit anfangen kann?

Doors schrieb:Ich war nicht für eine Abschaffung freier Tage, sondern für eine freie Wahl der Feiertage bei entsprechendem Mehrurlaub.

Ist ne Option.
Vorteil, freie Wahl
Nachteil, du musst mit deinem Partner zusammen den Tag bekommen.

Klingt leichter als es ist wenn beide Angestellt sind und beide Betriebe den laufenden Betrieb aufrecht erhalten müssen.
Hast du, jetzt mal mit Blick auf die religiösen Feiertage, keine ausgeglichene Belegschaft kann auch nicht jeder nehmen wie er will. Haste 80% Christen und das dürfte überwiegend der Fall sein, können ein Teil kein Weihnachten mehr feiern. Der Laden muss besetzt bleiben und laufen.
Oder der Betrieb beschließt Betriebsruhe, dann haste wieder den gleichen Effekt wie bei Feiertagen.

Das gleiche bei Ramadan. Solange es nur wenige feiern wollen, kein Thema. Wird der Anteil zu groß heißt es nö, nix Urlaub oder Betriebsruhe.

Das Thema hast du heute schon in den Schulferien. Wer darf wann Urlaub machen. Wir fahren zwar hier in der Produktion die Schichten runter, so das 1/3 bis 40% der Leute aus der Produktion zeitgleich Urlaub machen können. Die mit schulpflichtigen Kindern haben Vorrang. Funktioniert aber auch nur weil Europaweit alle zu dem Zeitpunkt reduzieren und der Bedarf planbar runterfährt.
Müssten wir voll produzieren könnten nur weniger zeitgleich Urlaub nehmen.

Rasenmayer schrieb:Den Arbeitnehmern die freien Tage nur nicht zu gönnen, nur weil man aus Prinzip gegen alles ist, was irgendwie christlichen Ursprungs ist?

Ich bezog mich auch auf nicht-christliche Feiertage wie den 1. Mai oder den 3. Oktober, auf muslimische wie auf neoheidnische Rituale, wenn Du Dich erinnerst.

In den ganzen "rund-um-die-Uhr"-Betrieben musst Du dann an Feiertagen auch irgendwie organisieren, dass genügend MitarbeiterInnen da sind, die den Laden am Laufen halten.

Da mein Arbeitgeber über mehrere Ecken zu einem evangelischen Wohlfahrtskonzern gehört, war eigentlich die "Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche" Voraussetzung. Ich glaube, mich haben sie dann trotzdem nur eingestellt, weil ich mangels Kirchganges gern bereit bin, für KollegInnen christlichen Glaubens die Feiertagsdienste zu Weihnachten oder Ostern abzuleisten.

Ausserdem habe ich, so gesehen, keine Familie - jedenfalls keine kleinen bzw. schulpflichtigen Kinder mehr - da verzichte ich gern zugunsten derjenigen, die das haben.

Als ich noch im Homeoffice gearbeitet habe, zählten im internationalen Medien-Business irgendwelche hiesigen Feiertage ohnehin nicht. In nicht wenigen Jahren habe ich mir nicht genommenen Urlaub auszahlen lassen, obwohl das rechtlich eine Grauzone war.

Doors schrieb:In den ganzen "rund-um-die-Uhr"-Betrieben musst Du dann an Feiertagen auch irgendwie organisieren, dass genügend MitarbeiterInnen da sind, die den Laden am Laufen halten.

Und du willst die Situation jetzt auf alle Menschen in D ausweiten.
Find ich gut.

cachalot schrieb:Klingt leichter als es ist wenn beide Angestellt sind und beide Betriebe den laufenden Betrieb aufrecht erhalten müssen.

Das finde ich auch einen wichtigen Aspekt. Ich habe mehrere Konstellationen in meinem Bekanntenkreis, wo ein Partner in einem Betrieb arbeitet, wo laut Betriebsvereinbarung die meisten Urlaube "gesetzt" sind, d.h. "Arbeiterferien im August", lange Wochenenden, Weihnachten frei, etc und der andere Teil in einem Betrieb, wo der Grundsatz gilt "in den Schulferien nur Urlaub für Angestellte mit Kinder unter 18". Frag die mal, wie sehr sie an Ostern und Pfingsten hängen - das sind im Prinzip die einzigen Tage, die sie gemeinsam frei haben.

@cachalot

Alle Welt redet von Flexibilisierung - nur, wenn es um christliche Feiertage geht, soll Schluss damit sein? Der Muslim muss sich für seine Feiertage Urlaub nehmen wie Jude, Hindu und Buddhist. Da wäre ich dann schon für eine flexible Gleichstellung aller Religionen. Ich beispielsweise bin Vokalist. Meine Religion verbietet mir, an Tagen zu arbeiten, in deren Bezeichnung ein Selbstlaut vorkommt. Da muss ich unbedingt aus religiösen Dingen frei haben. Bei vollem Lohnausgleich, versteht sich.

@cachalot
@Rasenmayer

Ich sehe schon, ihr widmet euch diesem "Habt ihr keine anderen Probleme?" jetzt voller Inbrunst.....und das obwohl ihr ganz andere, richtige Probleme habt.
Na ja.

Wisst ihr, wenn ich irgendwas für vollkommen irrelevanten Quatsch halte, befasse ich mich eher nicht damit. Aber das muss natürlich jeder selbst wissen.

Rasenmayer schrieb:Urlaube sind für mich aber nicht so selbstverständlich frei zu wählen. Für Urlaubstage bin ich darauf angewiesen, dass meine Kollegen und mein Chef mitspielen. Muss also jedesmal in "Bitte, bitte"-Stellung gehen, wenn ich einen Tag frei haben will und hoffen, dass meine Urlaubsvertretung nicht zufällig auch an dem Tag etwas vor hat.

Ja, dann nehmen wir einfach neutrale Feiertage, Problem gelöst.

Rasenmayer schrieb:Den Arbeitnehmern die freien Tage nur nicht zu gönnen, nur weil man aus Prinzip gegen alles ist, was irgendwie christlichen Ursprungs ist?
Auch ne Art von Egoismus.

Dass das einfach die Kirche bestimmt hingegen nicht. Das ist einfach richtig so.
Es ist schon paradox.

Rasenmayer schrieb:Oder wie du es ausdrückst: Warum sollen alle Arbeitnehmer darunter leiden, nur weil ein paar Atheisten den Gedanken an kirchlichen Feiertagen nicht ertragen können und alles abschaffen wollen? Ist das so schwer, andere etwas zu gönnen, auch wenn man selber nichts damit anfangen kann?

Die Frage schonmal der Kirche oder Christen gestellt?

Den Taliban ist die Musik ein Greuel, dem Christen ist es das Tanzen:

Wikipedia: Tanzverbot


Ja, die "stillen Feiertage". Damit amoi a Ruah is.


„Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu - uuu - iah!“ (Alois Hingerl, Ex-Dienstmann)

Fierna schrieb:Die Frage schonmal der Kirche oder Christen gestellt?

Was wird dir als Atheist oder den andersgläubigen von der Kirche oder den Christen denn nicht gegönnt?
Du sagst, man solle dann neutrale Feiertage nehmen? Wäre ich einverstanden, wenn es wirklich Alternativ-Vorschläge sind, die tatsächlich keine religiöse oder politische Meinung aufzwingen wollen. Wo keiner ein Problem mit hat...Wird schwierig zu bewerkstelligen sein.

Rasenmayer schrieb:Wird schwierig zu bewerkstelligen sein.

Sicher. Ich betrachte es in absehbarer Zeit auch nicht als realistisch.

Die dogmatische Ablehnung und fehlende Bereitschaft, es wenigstens mal in Erwägung zu ziehen bzw mal zu diskutieren, die hier bei dem ein oder anderen auftritt, finde ich nur sehr, sehr seltsam.