Koan lösen, oder die Zerstörung des Egos

Dieser Thread richtet sich ausschließlich an diejenigen unter euch, die sich mit Koans bereits einmal beschäftigt haben. Wer mit dem Begriff nichts anzufangen weiß, den bitte ich, nicht hier nachzufragen, sondern wikipedia zu benutzen.

Hat jemand von euch bereits ein Koan gelößt, mich würden eure Eindrücke dabei interessieren, und wie lange ihr gebraucht habt.

lg Prayer

als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

Hier eine Erklärung von Wikipedia.

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Koan (jap.) - Gōngàn (chin.) (公案 - wörtliche Übersetzung: öffentlicher Aushang) ist im chinesischen Chan- bzw. japanischen Zen-Buddhismus eine Art (sehr) kurze Anekdote oder eine Sentenz, die eine beispiel- oder lehrhafte Handlung oder pointierte Aussage eines Zen-Meisters, ganz selten auch von Zen-Schülern, darstellt.

Verlauf und Pointen dieser speziellen Anekdoten wirken auf den Laien meist vollkommen paradox, unverständlich oder sinnlos. In der Folge kommt es dadurch manchmal zur fehlerhaften Übertragung des Begriffs Koan auf andere unsinnige Kurzgeschichten.

Die Vorläufer der Koans waren berühmte Fragen und Antworten zwischen Meister und Schüler während der frühen Tang- und Song-Zeit, Fragmente einiger buddhistischer Sutren, bedeutungsvolle Reden von Chan-Meistern und Anekdoten über diese Meister. Trotz ihrer vordergründigen Unvernünftigkeit und Sinnlosigkeit verfügen sie über einen historischen Kern, der auch intellektuell nachvollziehbar ist und Aspekte der Chan-Philosophie ausdrückt. Im Chan und Zen werden Koans als Meditationsobjekte benutzt.

Das bekannteste Koan, das inzwischen auch im Westen Allgemeingut geworden ist, ist die Frage nach dem Geräusch einer einzelnen klatschenden Hand (Hakuins Sekishu, von Meister Hakuin Ekaku).

Koans lassen sich häufig durchaus mit rationalen Methoden interpretieren. Nach Maßgabe des Zen sind aber alle denkbaren Lösungen falsch. Der eigentliche Sinn der Koans, ihre wesentliche Funktion erschließt sich nur intuitiv, ohne Worte.

Der Zen-Schüler, der ein bestimmtes Koan aufgetragen bekommen hat (z.B. das Koan Mu), muss dem Meister darlegen, dass er den wahren Gehalt des Koans während der Meditation realisiert hat. Als eine innere Erfahrung ist diese Realisierung nicht zu verwechseln mit einer verstandesmäßigen Erfassung des Problems. Es handelt sich nicht um eine Auslegung des Koans oder eine Erläuterung. Die individuelle Einsicht des Schülers würde auf den Laien oft noch sinnloser wirken, als das Koan selbst. Nur ein Zen-Meister kann beurteilen, ob das Koan bewältigt wurde.

Diese Methode des Übens und der Prüfung wird vor allem in der Rinzai-Richtung des Zen verwendet.

Es gibt verschiedene "Klassen" von Koans, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.

Die bekanntesten Koan-Sammlungen sind das Mumonkan (Die torlose Schranke) gesammelt von dem Zen-Meister Mumon Ekai (1181 - 1260) sowie das Hekigan-Roku (Niederschrift von der smaragdenen Felswand).

Das 18. Koan des Mumonkan lautet beispielsweise (zitiert nach der Übersetzung von Koun Yamada, siehe Literaturhinweis):

"Ein Mönch fragte Tozan: 'Was ist Buddha?' Tozan anwortete: Masagin (麻三斤 - Drei Pfund Flachs)."

Hinzugefügt sind ein Kommentar Mumons:

"Der alte Tozan erlernte ein wenig Muschel-Zen. Indem er die beiden Muschelhälften ein wenig öffnete, zeigte er seine Leber und seine Eingeweide. Das mag wohl so sein. Ihr jedoch sagt mir: Wo seht ihr den Tozan?"

sowie ein Vers:

"Masagin springt hervor!
Worte sind vertraut, noch vertrauter ist der Geist.
Wer über Falsch und Richtig spricht,
ist ein Mensch des Falschen und Richtigen."

Deutlich wird hier die Auffassung des Zen, dass in den existenziellen Fragen Bezeichnungen und Konzepte nutzlos sind. In selbstbezüglicher Weise gilt dies sogar für die Lehren des Buddhismus und des Zen selbst.

Beispiele
Ein Schüler fragte seinen Meister: "Was ist Erleuchtung?" Der Meister antwortete: "Wenn du hungrig bist, iss; wenn du müde bist, schlafe!"
Ein Mönch fragte Joshu: "Hat ein Hund die Buddha-Natur oder nicht?" Joshu antwortete: "Mu."
Einmal ging Banzan über den Markt spazieren. Er hörte, wie ein Kunde zum Metzger sagt: "Gib mir das beste Stück Fleisch, was du hast." - "Alles in meinem Laden ist das Beste", antwortete der Metzger, "Du kannst kein Stück Fleisch finden, was nicht das beste ist." Bei diesen Worten wurde Banzan erleuchtet.
Shuzan zeigte seinen Stab vor und fragte: "Wenn ihr dies einen Stab nennt, so verleugnet ihr sein Wesen. Wenn ihr dies keinen Stab nennt, verleugnet ihr die Tatsache. Also - wie wollt ihr dies nennen?"
Zwei Mönche stritten über eine im Wind flatternde Fahne. Der erste sagte: "Es ist der Wind, der sich bewegt." Der zweite sagte: "Nein, es ist die Fahne, die sich bewegt." Ein zufällig vorbeigehender Meister unterbrach die beiden. "Weder Fahne noch Wind bewegen sich", erklärte er, "es ist der Geist, der sich bewegt"
Ein Mönch fragte Kegon: "In welcher Verfassung kehrt ein Erleuchteter in die gewöhnliche Welt zurück?" Kegon antwortete: "Ein zerbrochener Spiegel spiegelt nie wieder, vom Baum gefallene Blütenblätter kehren niemals an ihren ursprünglichen Ast zurück"

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Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

Hat anscheinend noch niemand gemacht.

I reload my gun, get ready to run
Fuck your life, I'm just having fun
Norther

mir tut es auch irgendwie leid. ist wohl starker tobak für die meisten.
ich habe damit keine erfahrungen aber man meditiert wohl über so ein koan, bis einen die erleuchtung darüber packt.

aber ich schätze, sowas erlebt man nur, wenn man einen meister hat, der einem auch ein entsprechendes koan mitgibt.

hast du denn damit erfahrung @prayer

grüße
ankh

Ankh,

ja, ich war Laienschüler, und bin es im Prinzip auch immer noch, auch wenn ich das Koan damals löste. Meine Erfahrungen darum, lassen sich nur schwer in Worte fassen, denn dieses Gefühl, der absoluten, Vollkomenden klarheit, der Einblick in die Erleuchtung, ist kaum zu beschreiben.

Ich werde versuchen es zu beschreiben, in dem Moment, in dem ich das Koan löste, schien es mir, als würde aller Druck von meinen Schulter genommen, und eine große Ruhe nahm mich in Besitz, ich ging dann zu meinem Meister naja über den Rest möchte ich gerne Schweigen, denn es ist eine sehr persönliche Erfahrung...

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

Ach genau, um es hinzuzufügen, ich bin wohl kaum auf dem Status eines erleuchteten, aber ich habe wie man im Buddhismus sagt "einen Blick in das Nirwana geworfen".

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

ich freue mich für dich! ist sicher eine schöne erfahrung. dachte mir schon, dass du es praktizierst, da du die acht speichen als symbol gewählt hast. ich glaube fest daran, dass ein solcher moment tiefe - schöne - spuren hinterlässt. die christlichen mystiker - wie meister eckhard oder abelaard - berichten wohl von dieser unendlchen liebe und geborgenheit, die sie spürten. sie ließ sie wohl dieses leben des einsiedlers einschlagen, um es wieder zu spüren.

grüße
ankh

p.s: muslimische mystiker (sufis) und budhistische (meister) erleben sicher das gleiche und das stimmt mich froh, denn das eint alle...

Ein kleiner Tip, in Japan heißt ein Meister "Roshi" :)

Hast du selbst denn einmal mit etwas in der Art Erfahrungen gesammelt?

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

nicht wirklich. ich bleibe da irgendwie nicht am ball. ich müsste regelmäßig was tun. aber so ein leichtes gefühl, was daraus werden könnte, habe ich wohl erfahren, als ich es mal schaffte keine gedanken aufkommen zu lassen (beim meditieren).

grüße
ankh

Also mit Koan habe ich nichts am Hut, woltle nur was zum Thema Erleuchtung schreiben.
Naja ich hatte es bis jetzt 2 Mal (beim meditieren) dass mir auf einmal ziemlich warm geworden ist, ein ziemlich heftiges Glücksgefühl hat mich überkommen und vor meinem Geistigen Auge habe ich mich immer mehr einem Goldenen Licht genähert, das war wie eine Art Tor. In den 2 Fällen (ich hoffe ich werde jetzt nicht als Psycho abgestempelt -.-) hab ich mehrere wohlklingende und freundliche Stimmen gehört, sie wurden lauter je näher ich diesem Licht kam.
Was die Stimmen im genauen sagten weiß ich nicht weil irgendwie alle durcheinander geredet haben, sie hörten sich auf jeden Fall ziemlich fröhlich an und ich hab so etwas wie "Ja du schaffst es" oder "Los wach endlich auf" gehört....
Kurz bevor ich bei dem Licht an kam habe ich meine Konzentration verloren, das Licht und die Stimmen verschwanden und das war das Ende der Meditation.
Naja jetzt Frage ich mich was das war, kann es mir nicht ganz erklären ,)

@carnage

Ich glaube ich strebe eine andere Ebene der Erleuchtung an als du, ich suche Klarheit im Diesseits ;)

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

@prayer

Im Westen gibt es eine dem ZEN entlehnte Version des "Koan-Knackens", nennt sich "Enlightment-Intensive". DAs Ergebnis entspricht dem eines gelösten Koans. Diese Erfahrung erlebte ich. Sie entspricht auch DER, die Du mit den anderen Meditationssystemen machen kannst. Interessanterweise funktioniert der ZEN bei westlichen Menschen besonders gut, wenn sie sich ernsthaft darauf einlassen. Liegt wohl an den vergleichbaren "Deformationen" der menschlichen Psyche in beiden Kulturen! -gg*

Mit den "weicheren" Systemen des Ostens erzielen Westler nämlich oft weniger schnell wahrnehmbare Resultate.

"Wir wissen heute, daß der Mond nachweislich nicht vorhanden ist, wenn niemand hinsieht."
David Mermin

"heftiges glücksgefühl"
das war es, was ich danach empfand. ich habe übrigens dazu ein hilfsmittel verwandt. ein gerät, dass lichtpulse und darauf abgestimmte töne produziert. es erleichtert mir das konzentrieren auf das nichts denken.


grüße
ankh

@jafrael,

sehr interessant, und wie lange brauchtest du, um dieses Erlebnis zu erreichen? Kannst du es beschreiben, und auch das herangehen, an dieses?
Aber eigentlich ist Zen kein schneller Weg, da möchte ich dir gerne wiedersprechen, denn man "eilt" nicht, im Zen.

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

@prayer

Stimmt schon, ZEN eilt nicht - aber verglichen mit anderen Meditationsfomen ist ZEN schon ein "schnellerer" Weg. So war das gemeint. Über meine Erfahrungen möchte ich hier nicht sprechen. Habe keine Lust, über die "Subjektivität" dieser Erfahrung von Leuten "belehrt" zu werden, die diese nichzt gemacht haben. Ich habe sie allerdings schon einmal, zweimal hier ins Forum gestellt.. (Die alten Seelen-Threads!)

"Wir wissen heute, daß der Mond nachweislich nicht vorhanden ist, wenn niemand hinsieht."
David Mermin

hat sich jemand von euch beim meditieren mit dem tao te king beschäftigt? ich meine, wenn man die verse liest, hat es schon einen "koan"artigen anklang.

grüße
ankh

@jafrael,

Ja, ok.

Ankh,

nein, es wäre sehr freundlich wenn du das ausführen könntest.

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

Ein Mönch fragte Joshu: "Hat ein Hund die Buddha-Natur ?"
Joshu antwortete "Mu".

Erklär mir das mal einer bitte.

co.kr,

tut mir leid, das werde ich nicht, auch wenn ich dir sonst jede Bitte erfuellen wuerde.

lg Prayer

Als die Sonne sich mit dem Ozean verband, erstrahlte die Welt in goldenem Prupur, und der Gedanke schien müssig, ob dies das Ende wäre.

@co.kr

Alleine über den Ausruf: "Mu" sind Bibliotheken geschrieben worden. Und: KOANs KANN man nicht erklären Das ist ja der Witz. Sie können nur inuitiv erfasst werden Und ob die Intuition des blitzartigen Verstehens echt oder gespielt ist - DAS kann nur ein ZEN-Meister oder ein anderer, der diesen Zustand erlebte unterscheiden.

"Wir wissen heute, daß der Mond nachweislich nicht vorhanden ist, wenn niemand hinsieht."
David Mermin

Oder erklär es mir net, aber hatte Joshu seine Erleuchtung als er Mu sagte?