Warum leben so viele Jugendliche (unter 25 Jahre) vom Bürgergeld?

Do-X schrieb:Abgetan wird von den Motivierern, dass es Menschen gibt, die physisch und psychisch einfach nicht in der Lage sind, den Erwartungen des Gegenübers zu entsprechen.

Die Erwatungshalter/Motivierer sehen einen vermeintlich gesunden Menschen (das eigene Kind) vor sich und nehmen an, dass er dementsprechend leistungsfähig ist.

Ein sehr ehrgeiziger Mensch mit Vorbildwirkung kann uU den Blick auf die Realität seines Gegenübers sehr schwer missdeuten.

Nicht jedes Kind versteht Motivation als etwas Positives, sie kann tatsächlich auch massiven Druck bedeuten.

Es gibt doch Stellenbeschreibungen und auch Erwartungen des Arbeitgebers. Ist das dann massiver Druck?

@Doors

ein bißchen Zahlenmaterial:


Zitat (3)

Bei den jungen Erwachsenen beziehen 7,1 Prozent SGB II-Leistungen – das sind 432.000 junge Menschen unter
25 Jahren. In dieser Altersgruppe greifen neben dem SGB II-System auch andere Unterstützungssysteme,
wie BAföG, Wohngeld o. ä. Die hohe Armutsbetroffenheit zeigt jedoch, dass die Systeme nicht gut
ineinandergreifen und Armut offensichtlich nicht vermeiden.

Quelle: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Familie_und_Bildung/Factsheet_BNG_Kinder-_und_Jugendarmut_2023.pdf

sommer2222 schrieb:Es gibt doch Stellenbeschreibungen und auch Erwartungen des Arbeitgebers. Ist das dann massiver Druck?

Das ist ja etwas Anderes, das betrifft einen ja nicht direkt und geht auch nicht von Menschen in seinem direkten persönlichen Umfeld aus.

Was ich noch dazu schreiben möchte, diese Motivationssache der Eltern zB ist ja eine völlig normale, rein von der Intuiton ausgehende Eigenschaft und überhaupt nicht negativ zu bewerten. Sie kann aber erdrückend, bedrängend sein, so dass sich ein Kind so dermaßen verausgabt, dass es auch zusammenklappen kann.
Sehen die Eltern nicht genau hin, können Sätze wie: "Ich weiß, dass du das schaffst." oder "Wenn du das morgen geschafft hast, gehen wir ein Eis essen." in einem Kind Druck auslösen, weil es denkt, wenn es enttäuscht, sind die Eltern auch enttäuscht. Es will sie nicht enttäuschen.

Jobangebote kann man individuell abwinken. Hier kann man sich selber alle Zeit der Welt nehmen und ohne Druck auf ein gelegtes Ziel hinarbeiten (solange Körper/Geist und Seele mitmachen!)

sommer2222 schrieb:a)Aber man darf sich doch abmelden, oder?

Ja, aber er schreibt er hat sich nach Ablauf abgemeldet. Wenn was abläuft…ist es abgelaufen.

Sterntänzerin schrieb:Immerhin werden die meisten Stellen ja mehr oder minder öffentlich auf allen möglichen Plattformen veröffentlicht, damit möglichst viele potenzielle Interessenten darauf aufmerksam machen. Da gibt es alles von indeed bis interamt, bzw. sehe ich mittlerweile auch ständig Werbung für offene Stellen z.B. an und in Straßenbahnen hängen.

So ist es hier auch. Kaum ein Gebäude, an dem kein Banner hängt.

Do-X schrieb:Nicht jedes Kind versteht Motivation als etwas Positives, sie kann tatsächlich auch massiven Druck bedeuten.

Das finde ich absolut nicht.
Eltern sollten den Kindern Vorbild sein, indem sie Arbeiten als Motivation vorleben, das ist schon mal kein Druck, sondern normal.
Ein Bürgergeldempfänger muss immer damit rechnen, dass sein Kind / Jugendlicher dieses auch in Anspruch nehmen könnte. Keine guten zukünftige Aussichten, falls es sich bewahrheiten sollte.

AgathaChristo schrieb:Eltern sollten den Kindern Vorbild sein, indem sie Arbeiten als Motivation vorleben, das ist schon mal kein Druck, sondern normal.

Eben, meine haben mich an meinem „sportlichen Ehrgeiz“ gepackt, alles etwas schwerer dargestellt damit ich mich freue wenn ich es schaffe. Ich kann mich auch erinnern als ich mir einen Hubschrauber gewünscht habe dass sie mir erklärt haben wir können ihn nur kaufen wenn wir sparen, das habe ich heute noch im Blut.

Do-X schrieb:Sehen die Eltern nicht genau hin, können Sätze wie: "Ich weiß, dass du das schaffst." oder "Wenn du das morgen geschafft hast, gehen wir ein Eis essen." in einem Kind Druck auslösen, weil es denkt, wenn es enttäuscht, sind die Eltern auch enttäuscht. Es will sie nicht enttäuschen.

Sorry, aber das ist doch Quatsch. Wie willst du denn erziehen, wenn nicht mit Lob und Aufmunterung? Die Alternative wären Strenge oder " Mir ist das Gör scheißegal, soll es doch machen was es will"

Frau.N.Zimmer schrieb:Sorry, aber das ist doch Quatsch. Wie willst du denn erziehen, wenn nicht mit Lob und Aufmunterung? Die Alternative wären Strenge oder " Mir ist das Gör scheißegal, soll es doch machen was es will"

Abahatschi schrieb:Eben, meine haben mich an meinem „sportlichen Ehrgeiz“ gepackt, alles etwas schwerer dargestellt damit ich mich freue wenn ich es schaffe. Ich kann mich auch erinnern als ich mir einen Hubschrauber gewünscht habe dass sie mir erklärt haben wir können ihn nur kaufen wenn wir sparen, das habe ich heute noch im Blut.

Ich kann euch beiden nur zustimmen, man muss Kindern vor allem Jugendlichen ein Vorbild sein. Ich kannte es noch aus der Zeit, wo ich als Studentin Nachhilfe in Mathematik erteilt habe, wo einige Schüler von ihren Eltern in meiner Anwesenheit gesagt bekommen haben: "ach ich war in Mathematik auch schon so schlecht".
Ich dann immer so in Gedanken, diese Aussage erschwert mein Job, zudem ist es absolut kontraproduktiv.
Stattdessen ist motivieren und den Kindern bzw Jugendlichen zur Seite stehen, eine bessere Lösung

rhapsody3004 schrieb:Dann ist der Bedarf noch nicht gtr

Den Satz verstehe ich nicht.

LiliXy schrieb:Ich kannte es noch aus der Zeit, wo ich als Studentin Nachhilfe in Mathematik erteilt habe, wo einige Schüler von ihren Eltern in meiner Anwesenheit gesagt bekommen haben: "ach ich war in Mathematik auch schon so schlecht".
Ich dann immer so in Gedanken, diese Aussage erschwert mein Job, zudem ist es absolut kontraproduktiv.

Warum denkst Du, das sei kontraproduktiv? Sollen die Eltern denn lügen und behaupten, sie seien gut in dem Fach gewesen, obwohl das nicht stimmt?

nairobi schrieb:Den Satz verstehe ich nicht.

Dann ist der Bedarf noch nicht groß genug, wenn Unternehmen ungern Hauptschüler einstellen.

Je nach Unternehmen und Ausbildungsberuf sind sie auch schon mit Abiturienten auf die Schnauze gefallen, die angeblich nicht mal richtig Rechnen und Schreiben konnten - hingegen es Hauptschüler je nach Hauptschüler richtig drauf gehabt haben sollen.

Also was sagst uns das? Formelle Schulabschüsse drauf geschissen! Gebt allen eine Chance!

nairobi schrieb:Warum denkst Du, das sei kontraproduktiv? Sollen die Eltern denn lügen und behaupten, sie seien gut in dem Fach gewesen, obwohl das nicht stimmt?

Nein, ich meine damit nicht, dass sie ihre eigenen Kinder anlügen sollen, sie sollten statt mitzuteilen, ob sie schlecht oder gut waren im Fach X, die Jugendlichen motivieren ihr Bestes zu geben und Ihnen Unterstützung zusichern

LiliXy schrieb:die Jugendlichen motivieren ihr Bestes zu geben und Ihnen Unterstützung zusichern

Natürlich. Das tun sie vor allem dadurch, dass sie dem Kind Nachhilfe ermöglichen. Das kostet ja einiges, und man muss das Kind meist fahren usw.
Viele Eltern können ihren Kindern irgendwann hakt nicht mehr gut helfen.

nairobi schrieb:Natürlich. Das tun sie vor allem dadurch, dass sie dem Kind Nachhilfe ermöglichen. Das kostet ja einiges, und man muss das Kind meist fahren usw.
Viele Eltern können ihren Kindern irgendwann hakt nicht mehr gut helfen.

Nein, bei mir war es so, dass die Nachhilfe bei dem Jugendlichen zu Hause stattgefunden hat.
Ja, es hat Geld gekostet, allerdings war es das Wert, weil z.b eine Schülerin ihren erstrebten Abi Schnitt erreichen konnte.

rhapsody3004 schrieb:Also was sagst uns das? Formelle Schulabschüsse drauf geschissen! Gebt allen eine Chance!

Wo nimmst du immer den Quatsch her? Du kannst doch keinen Schulabbrechern, nach der 9. Klasse, in eine Banklehre nehmen. Ein gewisses Maß an Grundwissen ist doch überall erforderlich, auf welches die Berufsschulen aufbauen.

Mir fällt jetzt z.B. kein Lehrberuf ein, bei dem man auf die Grundrechenarten verzichten kann. Englisch wird, an den Arbeitsplätzen auch immer wichtiger, sogar bei uns. Wenn Mitarbeiter aus dem Ausland kommen, ist das oft die einzige Sprache, in der man sich verständigen kann.
Oft hapert es doch auch schon an der Motivation. Wenn sich jemand nicht freiwillig bewirbt, obwohl er täglich an Stellenangeboten vorbeikommt? Wenn er erst vom Amt "geschickt" werden muss? Was soll das dann werden? Das Amt bringt den nicht täglich zur Arbeit.
Berechtigt, haben die AG Bedenken, sich jemanden nur für die Gehaltsliste einzufangen. Einen Azubi wird man ja noch schlechter wieder los. Und ein fauler Apfel kann die den ganzen Korb verderben. Die anderen Azubis gucken sich da vielleicht noch ab, wie weit man es auf die Spitze treiben kann.

AgathaChristo schrieb:Eltern sollten den Kindern Vorbild sein, indem sie Arbeiten als Motivation vorleben, das ist schon mal kein Druck, sondern normal.

Es gibt Eltern, die so sehr in ihrer Arbeit aufgehen, dass sie es selber nicht mitbekommen, wie geschlaucht sie eigentlich sind. Sie funktionieren für die Familie nur noch. Da läuft das Programm akribisch ab, keiner kommt zu kurz. Jeder wird motiviert.
Das kann natürlich vorbildhaft wirken, aber nicht jedes Kind wird dieser Art Vorbildwirkung gerecht. Es kann versuchen, danach zu handeln, indem es sich selber massiv unter Druck setzt, um seine Eltern nicht zu enttäuschen. Was am Ende dabei herauskommt, kannst du hier lesen.

https://www.libermenta.com/behandlungsfelder/stressfaktoren/leistungsdruck/

Do-X schrieb:indem es sich selber massiv unter Druck setzt, um seine Eltern nicht zu enttäuschen.

Schade. Kinder, die Freude am Lernen haben, scheinst du gar nicht zu kennen. Woran liegt es? Gerade die Kleinen sind doch noch unheimlich wissbegierig und saugen auf, wie Schwämme. Die sind doch auch stolz auf jeden Erfolg. Das kann man als Eltern wunderbar fördern indem man lobt.

LiliXy schrieb:Nein, bei mir war es so, dass die Nachhilfe bei dem Jugendlichen zu Hause stattgefunden hat.
Ja, es hat Geld gekostet, allerdings war es das Wert, weil z.b eine Schülerin ihren erstrebten Abi Schnitt erreichen konnte.

Das ist dann natürlich etwas komfortabler. Hatten wir z.T. auch schon. Mehr noch musste man aber fahren (ländliche Gegend). Dann musst Du als Mama die Zeit totschlagen, bis der Unterricht herum ist. Ich bin meist spazieren oder einkaufen gegangen, wenn das möglich war.
Es erfordert einiges, um den Kindern die Nachhilfe zu ermöglichen. Meine Kinder hatten über JAHRE Nachhilfe in Mathe. Ich selbst hatte diese zeitweise auch. Meine Mutter und meine Schwestern hatten es auch nicht so mit Mathe. Ishaltso 🤷‍♀️

rhapsody3004 schrieb:hingegen es Hauptschüler je nach Hauptschüler richtig drauf gehabt haben sollen.

Kommt drauf an, was er/sie richtig drauf hatte. Dann kann er/sie dem ja nachgehen.

rhapsody3004 schrieb:Formelle Schulabschüsse drauf geschissen! Gebt allen eine Chance!

Ein Schulabschluss sagt sicher nicht alles aus.
Aber es ist ein Unterschied, ob jemand regulär mit 19 Jahren und Abitur die Schule verlässt oder mit 15 Jahren mit Hauptschulabschluss.
Das Abitur befähigt zu einem Studium. Der HSA als solcher erst mal nicht.
In der Regel wird man erst mal noch zumindest die Mittlere Reife nachmachen müssen. Und für manche Berufe/Laufbahn ist Abitur Voraussetzung.

Ishaltso 🤷‍♀️

Frau.N.Zimmer schrieb:Wenn sich jemand nicht freiwillig bewirbt, obwohl er täglich an Stellenangeboten vorbeikommt?

Es gibt tatsächlich Leute, die zu faul sind, jeden Tag in ihren eigenen Briefkasten gucken zu gehen. Wenn man noch nicht mal das schafft, wie soll man dann einer geregelten Arbeit nachgehen?

nairobi schrieb:Es gibt tatsächlich Leute, die zu faul sind, jeden Tag in ihren eigenen Briefkasten gucken zu gehen. Wenn man noch nicht mal das schafft, wie soll man dann einer geregelten Arbeit nachgehen?

Ist doch meine Rede :) Einen Arbeits/Ausbildungsplatz zu bekommen ist doch wirklich einfach, in der heutigen Zeit. Man muss das aber auch aus- und durchhalten und da sehe ich die Schwierigkeit.

Frau.N.Zimmer schrieb:Schade. Kinder, die Freude am Lernen haben,

Natürlich kenne ich diese Kinderchen. Ich zeige in diesem Thread nur mal die Kehrseite des hier immer vermuteten gesunden, leistungsstarken, unverwundbaren Arbeiters auf. Das ist ein Wunschdenken unserer gewinnorientierten Leistungsgesellschaft, liebe @Frau.N.Zimmer ,

Auch unter deinen genannten kleinen, motivierten, interessierten, neugierigen Leistungswonneopropoen kann noch vor Berufsbeginn ein vollkommen ausgelutscher, leistungsschwacher Mensch werden - vollkommen ungewollt!