mitH2CO3 schrieb am 01.08.2025:Das AuDHS weist darauf hin, dass ein Autist oder eine Autistin ADHS-Anteile haben könnte -und umgekehrt- so dass beide "Störungsbiler" zusammen auftreten können. Es könnte sich dann ggf. um einen Anteil (wie z.B. hohe emotionale Empathiefähigkeit) handeln, der sonst nicht in der Form bei Autisten vorkommt. Beim ADHS'ler könnte es doch auch stärkere autistische Züge geben.
Vllt. könnte man sich ADHS und Autismus als zwei Seiten einer Medaille vorstellen, mit Grenzbereichen zur jeweils anderen Seite. Na ja, das mal nur so als ein mögliches Bild.
Das ist durchaus bei manchen Menschen möglich, halte ich vollkommen im Rahmen.
(Selbst sehe ich bei mir keine ADHS-Anteile; bei mir sind sogar sehr gegenteilige Eigenschaften stark ausgeprägt (z.B.: sehr gute Aufmerksamkeit/Konzentration die typischerweise auch als solche auffällt, Interesse an/ Bevorzugen von Tätigkeiten bei denen diese notwendig ist, überhaupt nicht impulsiv oder motorisch unruhig sondern falle anderen als z.B. sehr still, zurückhaltend, auch bewegungsmäßig ruhig auf, Zitat: "man merkt gar nicht dass du da bist"), und ich muss auch sagen dass ich bei ADHS typische Verhaltensweisen wenig gut nachvollziehen kann, also, sie mir nicht "eigen" sind.
Auch bei der Diagnosestellung (Autismus) wurde das klar ausgeschlossen.)
Empathie fällt mir leicht wenn ich etwas aus z.B. Gelesenem, Fakten abschätzen kann.
Empathie fällt mir schwer, wenn ich allein nach z.B. Mimik, Tonfall... handeln soll.
Beispiel: Jemand ist krank.
Empathisch bin ich dann, wenn ich z.B. die direkten Auswirkungen der Erkrankung/Verletzung sehe (z.B.: das Bein ist geschient und derjenige tut sich mit dem Laufen schwer, Hände sehen stark rissig aus), jemand es nennt (z.B.: Person sagt dass sie etwas nicht tun kann, dass etwas schmerzt, oder auch nur dass sie "krank" ist), oder auch nach von mir eingeholter Information (z.B.: mich darüber informiert was bei der Behandlung von einer Erkrankung, die mir jemand nannte, typischerweise abläuft, z.B. dass eine Chemotherapie oft zu Fatigue, Neuropathie und vielem mehr führt). Ich kann mir dann gut vorstellen, wie belastend die Auswirkungen im Alltag sind.
Empathisch handle ich, indem ich z.B. die Krankheit ernst nehme und nicht als Ausrede werte, Rücksicht nehme, Dinge einsehe, helfe abe auch darauf achte nicht mit Helfen zu nerven.
Was ich nicht kann (exemplarisch am Beispiel "krank"):
- schätzen, ob jemand der nicht deutlich krank/verletzt aussieht und es auch nicht nennt, krank ist
- im Gesprächsverlauf schätzen wie sich die Stimmung verändert und fein nachjustieren (muss mich dann eher an allgemeine Regeln halten)
Libertin schrieb am 02.08.2025:Hier vor allem, was z.B. das Erkennen und Verstehen von Botschaften via Mimik und Gestik sowie auch andere (subtile) soziale Signale wie Andeutungen (also was "zwischen den Zeilen" gesagt/ geschrieben wird) oder auch Ironie, Bildsprachen, Redewendungen usw. betrifft.
Das fällt mir eher schwer - außer Redewendungen, denn die kann man prima auswendig lernen. (So hatte ich z.B. auch im Deutschunterricht nie Probleme mit Texten wie z.B. Glossen, und hatte dabei gute bis oft sogar sehr gute Bewertungen in der Textanalyse bekommen.) Mag auch Witze.
Schwierig wird es hingegen:
- Abschätzung muss anhand von Mimik, Gestik und Tonfall durchgeführt werden (sofern es nicht sehr plakativ ist)
- besonders schwierig: müssen subtile Signale darin erkannt werden (z.B.: jemand bedankt sich oberflächlich nett, aber will ganz dezent "durchblitzen" lassen dass derjenige genervt ist)
Libertin schrieb am 02.08.2025:Nicht umsonst heißt es doch, kennst Du einen Autisten, dann kennst Du einen Autisten. Und doch sind ja gerade diese Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion das Kernkriterum für Autismus schlechthin und das nach wie vor und da vermittelt der Artikel mit solchen Zuschreibungen wie oben mMn ein falsches Bild, da es nicht die eigentliche Kernproblematik von so vielen autistischen Menschen erfasst.
Selbstverständlich - "kennst du einen...". Die Gemeinsamkeiten, wie du ja auch sagst, sind aber klar da.
Selber würde ich z.B. sagen: Unter z.B. 20 (mal typische Gruppen-, Kurs-, Klassengröße) "gemischten" Gleichaltrigen finde ich wahrscheinlich kaum jemandem, bei dem ich sagen würde "mit demjenigen verstehe ich mich gleich klasse", "ja, das machen wir so ähnlich", "ui, der hat auch dieses Hobby". Anders in einer gleichgroßen Gruppe autistischer Menschen...
Und klar ist die Kernproblematik da. Die finde ich auch sehr wichtig, und sie hat auch mir (bin nun ich so schwer betroffen) schon Probleme gemacht. Für mich ist es so, als wenn ein Mensch (fast) keine Mimik hätte, und Gesprochenes (weitestgehend) durch Geschriebenes ersetzt wäre - in etwa. Klar merke ich da die "großen Ausdrücke", z.B. ob jemand lacht, neutral, betont traurig schaut, aber ich merke doch: Da fällt das allermeiste zu "neutral" zusammen, und die anderen beiden Kategorien sind dann mit den Extremen gefüllt, aber das Subtile fehlt.
Libertin schrieb am 02.08.2025:Daß im Gegensatz zu anderen Autisten Nichtautisten wiederum nicht viel mit den Kommunikationsformen und den (unterschiedlichen) Bedürfnissen von Autisten anfangen können mag ja sein, (weiß nicht, ob man das auch hier wirklich so pauschal sagen kann) doch in einer neurotypischen Mehrheitsgesellschaft liegt die Tragweite der Defizite und aller damit verbundenen Konsequenzen (sei es in Form von Ausgrenzung jeglicher Art, keine Möglichkeit an gesellschaftlicher Teilhabe, etc.) nunmal klar auf der Seite der Autisten.
Ich sehe das ja genauso. Unter Ausgrenzung habe ich ferner auch schon gelitten, ich kenne auch die Vorurteile die andere über einen haben nur zu gut.
Libertin schrieb am 02.08.2025: Insofern stehen auch Letztere in der Herausforderung, sich in der Gesellschaft, die nunmal so ist, wie sie ist, irgendwie anzupassen. Zumindest soweit, daß man an ihr weitestgehend teilhaben kann oder zumindest ne Nische gefunden hat, in der es einigermaßen möglich ist.
Meine ganz große Zustimmung. (Kenne ich auch so von anderen Autisten, und bei mir war und ist das auch nich anders. Ganz vieles passt einfach nicht zu einem - manchmal im Großen (hatte z.B. lange Zeit Probleme mit Mobbing, wurde auch in die falsche Schulform "einsortiert"), manchmal im Kleinen (etwa: ein Angebot zu einem Ineresse - aber die Durchführung ist für mich null (autismus-)kompatibel).)
Ich finde es auch einfach so wichtig, darauf aufmerksam zu machen, und wehre mich deutlich gegen ein (auch zu findendes) "nur ein bisschen anders und nerdig". Nein. Den Unterschied zu z.B. Kollegen, oder früher Kommilitonen, die selbige Interessen haben und "nerdig" sind, aber wahrscheinlich nicht autistisch, sehe ich sehr wohl - das sind eben die, wie ich manchmal zynisch sagte, "Ineragierer und Menschenkapierer". Diejenigen, die es z.B. geschickt geschafft hatten, einfach mal durch "nett wirken", anschlussfähig sein... jemanden für dieses und jenes aufzutreiben, wo ich eher, mal so gesagt, "doof in die Röhrer geguckt" habe, wie die das bloß machen.
Dini1909 schrieb:Ich habe mir jetzt Fidget Toys bestellt, aber bisher noch nicht das richtige gefunden. Habt ihr noch Ideen. Meine Finger müssen sich einfach während dem TV gucken bewegen...
Bin da zwar vom sehr ruhigen Typ (kein Bewegungsdrang), aber wie wäre es mit zeichnen? Klar, dabei muss man vom Bildschirm wegschauen, aber je nachdem was du im Fernsehen schaust ggf. eine Möglichkeit. Oder Hausarbeit beim Fernsehen schauen, und sei es, Wäsche sortieren?