Boykott - Eine schwarze Liste

corn schrieb:Wer z.B. für einen Rüstungskonzern arbeitet ist skrupellos und verliert besser heute als morgen seinen Job.

Wer bei nem Rüstungskonzern arbeitet hat zumindest Arbeit im Gegensatz zu paar Millionen anderen! Bleib auf dem Teppich, man kann sich heutzutage seinen Job nicht mehr aussuchen! Wenn man Glück hat kann man sich die Branche aussuchen aber auch ein Rüstungskonzern braucht nen Sachbearbeiter und ne Sekräterin genauso wie ne Küchenservicefirma zur Verpflegung der Angestellten!

Nur Klein-Erna in ihrer beschränkten Sichtweise würde behaupten, daß wenn keiner mehr in einem Rüstungskonzern arbeiten würde, wir den Weltfrieden hätten bzw. ein Mensch besser in Armut leben sollte, als für so eine schreckliche Firma zu arbeiten!

Ich weiß nicht, auch, wenn man sich seinen Arbeitgeber nicht mehr aussuchen kann (?), entscheide immer noch ich, für wen ich arbeite.

Es kann mir keiner erzählen, daß jemand der qualifiziert ist, eine Sachbearbeiter-Tätigkeit für z.B. einen Rüstungskonzern auszufüllen, keine Stelle woanders findet.

Es ist die moralische Entscheidung jedes einzelnen, ob er/sie lieber in einer Spediton/Einzelhandeslfirma/wasweißich arbeitet, oder bei einem Waffenhersteller.
Wer da morgens noch in den Spiegel schauen kann, bitte.

Ich für meinen Teil kann für einen arbeitslosen Feind-Firma-Verweigerer mehr Respekt aufbringen, als für einen moralischen Wendehals, der sein Geld in der Rüstung verdient.
Am besten noch mit dem verlogenen Hinweis, "irgendeiner muß es ja tun".

Nun erklär das mal der Putzfrau die Abends die Räumlichkeiten eben jenes Konzerns reinigt.

Mit der speziellen und hohen Qulifikation kann man sichs sicherlich aussuchen aber die wenigsten haben eine solche!

*Qualifikation

Aber das ALG2 etc. für den "arbeitslosen Feind-Firma-Verweigerer" können dann schon die Arbeiter im Rüstungskonzern erwirtschaften?

Vor allem isses quatsch, irgendwer übernimmt einen Job immer auch wenns grad net der Jobverweigerer ist. Gäbe es weltweit keine Arbeitslosen - lol was für eine abstrakte Vorstellung - wäre das wohl was anderes aber so ...

Stimmt. Wenn die Europäer plötzlich alle zu Wohlstandsmoralisten werden sollten dann stehen immernoch Milliarden Menschen bereit, die lieber heute als morgen anfangen und davon haben einige noch nicht mal eine Wahl, weils nur noch ums nackte Überleben geht. Die machen dann alles!

Ich bin auch der Meinung bevor man verhungert, nimmt man absolut jeden Job an vom Straßenkehrer bis zur Putzfrau für nen Rüstungskonzern.

Man muß keine spezielle oder gar hohe Qualifikation haben, um als Sachbearbeiter irgendwo tätig sein zu können.
Und wer einen Schreibtisch in einem Rüstungskonzern belegt, kann das mit Sicherheit auch woanders.

Und ich muß auch der Putzfrau nichts erklären; wenn sie wissentlich dort arbeitet, obliegt es nicht mir, sie umzustimmen, und wenn sie nicht in der Lage ist, die Zusammenhänge zu begreifen, ist es sowieso nicht wichtig.
Wenn ich eine Putzkraft wäre, könnte ich mir eh aussuchen, WO ich verdammt noc mal putze, ich muß nicht den Dreck einer z.B. Giftgas-produzierenden Chemie-Fabrik wegräumen!

Ich verstehe die Diskussion nicht.
Die völlig unpolitische Personallisten-führende Bürokraft in einem KZ im 3. Reich war demnach also völlig okay, es ist ja nur Arbeit.
Nein?
Wo ist der Unterschied?

Und was das ALG2 etc. betrifft, noch (wenn auch nicht mehr besonders ausgeprägt und nicht mehr lange) leben wir in einem Sozialstaat, und das ist auch verdammt noch mal gut so.

supp_ari schrieb:Vor allem isses quatsch, irgendwer übernimmt einen Job immer auch wenns grad net der Jobverweigerer ist.

Genau das meine ich ja; wenn ich es nicht mache, macht es jemand anderes.
Sicher, und? Was ist das für eine Argumentation?
Wenn ich nicht die Umwelt verschmutze, wird es jemand anderes tun ...
Das ist nur eine billige und bequeme Ausrede, sich moralisch nicht mit der Konsequenz seines Handelns auseinander zu setzen.
Wenn ich nicht in den Krieg ziehe, werden sich garantiert auch andere finden, die das machen werden ...

Daak schrieb:Wenn ich eine Putzkraft wäre, könnte ich mir eh aussuchen, WO ich verdammt noc mal putze

Nein, könntest du nicht - Willkommen im Realen Leben!

Ich putze in diversen Privathaushalten auf Nebenjobbasis und kann dir sagen es ist reines Glück wo man landet! Man kann froh sein wenn man überhaupt was findet - auch als Putzfrau!

supp_ari schrieb:Nein, könntest du nicht - Willkommen im Realen Leben!

Ich putze in diversen Privathaushalten auf Nebenjobbasis und kann dir sagen es ist reines Glück wo man landet! Man kann froh sein wenn man überhaupt was findet - auch als Putzfrau!

Gut, dann habe ich keine Ahnung von Reinigungskraft-Arbeitsmarkt, mag sein.
Das heißt aber nicht, das ich gezwungen würde dort zu reinigen, wo ich es nicht möchte.
Das heißt, wenn ich mir überhaupt darüber Gedanken mache, ansonsten ist diese Diskussion ja sowieso überflüssig.

Daak schrieb:wenn ich es nicht mache, macht es jemand anderes.

Was mich an einen meiner Lieblingsfilme erinnert, "Der Bodyguard" mit Till Schweiger und Chazz Palminteri, als er versucht dem Bodyguard zu erklären, dass sie beide nur ihren Job macht. Er legt Leute um für Geld und wenn ers net macht, tuts ein anderer und der Bodyguard versucht halt genau das zu verhindern. Ohne den einen gäbs den anderen nicht.

Gäbe es keinen Krieg, bräuchte man keine Rüstungskonzerne ABER gäbe es keine Rüstungskonzerne, würde man trotzdem einen Weg finden Krieg zu stiften und auszuführen. Schöner Film dazu übrigens "Lord of war" mit Nicolas Cage.

Daak schrieb:Die völlig unpolitische Personallisten-führende Bürokraft in einem KZ im 3. Reich war demnach also völlig okay, es ist ja nur Arbeit.
Nein?
Wo ist der Unterschied?

Für die Bürokraft wars sicher ok. Bezahlte Arbeit und kein direkter Bezug, wenn sie überhaupt alles wußte! Man kann sich immer alles so zurechtlegen, daß man kein schlechtes Gewissen zu haben braucht als Mensch.

Moralisten gabs aber damals auch schon und ich bleibe bei meiner Grundaussage: Bevor Du Dir Gedanken machst über andere und deren Moral solltest Du direkt bei Dir und in Deinem Umfeld anfangen!

Und denk bitte dran: Selbst wenn Du nur zum Biobauern gehst und Kleidung aus Hanf trägst, gewoben zu fairen Preisen in einem kleinen indischen Dorf, dann blebt immernoch, daß Du IN IRGENDEINER WEISE irgendeinen skrupellosen Weltkonzern trotzdem unterstützt, und sei es nur der Treibstoff für das Schiff, daß Dir Deine Waren bringt etc.

asm0deus schrieb:Und denk bitte dran: Selbst wenn Du nur zum Biobauern gehst und Kleidung aus Hanf trägst, gewoben zu fairen Preisen in einem kleinen indischen Dorf, dann blebt immernoch, daß Du IN IRGENDEINER WEISE irgendeinen skrupellosen Weltkonzern trotzdem unterstützt, und sei es nur der Treibstoff für das Schiff, daß Dir Deine Waren bringt etc.

Ja. Und?
Nur, weil ich in IRGENDEINER WEISE die [...] Weltkonzerne unterstütze (und das tue ich mit Sicherheit, dessen bin ich mir bewußt) heißt das noch lange nicht, daß dieser Umstand mich komplett und vollständig meiner moralischen Verantwortung enthebt, und ich gewissenlos tun und lassen darf was ich will ...

Nur, weil ich merke daß ich nicht so schnell laufe wie ich es vielleicht könnte oder wollte, bleibe ich nicht stehen!

supp_ari schrieb:Was mich an einen meiner Lieblingsfilme erinnert, "Der Bodyguard" mit Till Schweiger und Chazz Palminteri, als er versucht dem Bodyguard zu erklären, dass sie beide nur ihren Job macht. Er legt Leute um für Geld und wenn ers net macht, tuts ein anderer und der Bodyguard versucht halt genau das zu verhindern. Ohne den einen gäbs den anderen nicht.

Dann gäbe es halt beide nicht, und?

supp_ari schrieb:Gäbe es keinen Krieg, bräuchte man keine Rüstungskonzerne ABER gäbe es keine Rüstungskonzerne, würde man trotzdem einen Weg finden Krieg zu stiften und auszuführen. Schöner Film dazu übrigens "Lord of war" mit Nicolas Cage.

Natürlich.
Gäbe es bessere Umweltschutzgesetze, würde "man" trotzdem einen Weg finden, diese zu umgehen.
Das heißt für mich nicht, einen Freifahrtschein zur Umweltverschmutzung zu haben.

Ja gut. Ich gratuliere Dir! Du hast es erkannt und bist auf dem Weg. Ich meins nicht ironisch, ich wünsch Dir wirklich Glück. Aber nur, wenn Du auf eigenen Beinen stehst!

asm0deus schrieb:Ja gut. Ich gratuliere Dir! Du hast es erkannt und bist auf dem Weg. Ich meins nicht ironisch, ich wünsch Dir wirklich Glück. Aber nur, wenn Du auf eigenen Beinen stehst!

War das jetzt Ironie, wurde ich getrollt oder einfach nur verar****?

Das sind Maßstäbe, die ich an mich selber lege ... das heißt nicht, daß ich mir nicht ein moralisches Urteil über andere bilden würde -und wieso auch nicht?-, aber meine Meinung sollte auch in meinen Augen nicht als allgemeingültige Richtlinie gelten, daß maße ich mir nicht an.

Und wenn ich nicht auf eigenen Beinen stehen sollte, wäre ich ein ziemlich heuchlerischer Zeitgenosse, nicht?

Daak, niemand bestreitet, dass jeder einzelne in nem gewissen Maß für sich bestimmen kann was er wie wann und wieso tut aber du scheinst nicht zu verstehen, dass nicht ALLE die Wahl haben! Klar, dir gehts ja auch verhältnismäßig gut. Nur kannst du in der Hinsicht nicht nur deinen eigenen Standpunkt sehen sondern musst halt auch verstehen, dass es immer Menschen gibt die von dem Negativen leben, weil sie eben keine andre Wahl haben.