Optisches Idealbild Mensch?

Ich wette es kennt jeder von euch:

Beispiel Schule:

Ihr sitzt im Klassensaal und wartet darauf euere Klassenarbei zurückzubekommen. Dabei werdet ihr vielleicht nervös.
Dann der Schock!
Ihr habt eine 5 geschrieben.
Dabei habt ihr doch so fleißig für die Arbeit gelernt, aber warum denn nur?
Ihr werdet sauer, seid aber gleichzeitig enttäuscht.
Der Nachbar sitzt nebenan und ist schon ganz gespannt darauf, die Note von euch zu wissen, um sich dann daran zu ergötzen.
Ihr redet mit ihm und könnt ihm indirekt die Schadensfreude aus dem Gesicht lesen.
Fast natürlich fangt ihr dann an euch dafür bei ihm zu rechtfertigen!
"'Ach, das war ein Ausrutscher! Es wird nicht wieder passieren", redet ihr in Kurzform.

Ich persönlich kenne die Situation aus Sicht beider Seiten und meistens fängt die Rechtfertigung erst richtig nach der Schule an. Obwohl ich jedes mal versuche es zu verhindern, scheint es fast unabwendbar zu sein sich ein eigenes Idealbild für die äußere Umgebung zu schaffen. In diesem Fall ist es die Rechtfertigung, die die Optik bewahrt.

Ich finde ein solches Verhalten furchtbar und kann einfach nichts dagegen tun, wenn ich gerade nicht aufpasse, was ich denke.

Warum glaubt ihr urteilt der Mensch so über die Anderen?
Und warum erstellt sich der Betroffene eine optische Täuschung? (die sowieso jedes mal total offensichtlich ist)

Aus erster Hand kenne ich die Erfahrung nicht, weil im einzigen fach, das nicht meine Staerke war, mein Banknachbar noch schlechter war als ich und wir in der Regel ueber die Noten schwiegen - aber ich denke mal, dass der Nachbar, der schadenfroh ist, eigentlich nur froh darueber ist, dass seine Note besser, er selbst also besser ist - und die eigene Scham kann darauf beruhen, dass man von sich selbst mehr erwartet - gegenueber sich selsbt und den anderen gegenueber.

Hauptproblem wuerde ich sagen, ist, dass der Mensch sich mit anderen vergleicht: wer ist schoener, wer ist schlauer, wer ist reicher, wer ist schlanker, wer hat die groesseren Brueste, ...

@mathew
Gute Beobachtung! Du hast Recht viele Leute Rechtfertigen ihre schlechten Noten, das tue ich unter anderem auch häufig. Man will halt verhindern das andere einen für einen kompletten Idioten halten. Ein großer Teil des Leides was schlechte Noten angeht ist immer das andere davon erfahren und man dann an Status verliert. Vorallem wenn man im Umfeld von ein paar Einser Schülern ist wird das unter Umständen alles sehr unangenehm denn unter Leuten die sich auf gleichem Niveau befinden wie man selber wirkt alles nicht ganz so schlimm... auch wenn man objektiv betrachtet auf dem Arbeitsmarkt dadurch keine wirklich besseren Chancen bekommt.

Jeder gesunde Mensch versucht sich vor anderen Gut darzustellen und lässt im Normalfall auch die gute Darstellung anderer zu. Welchen Sinn würde es machen in dieser Situation zu sagen : "Ich habe gelernt ohne Ende aber hab trozdem eine 5. Bin wohl scheisse doof kann man nichts dran ändern." Das ändert nichts an der Sitaution schmälert das Selbstvertrauen und lässt einen minderwertiger darstehen was auch verluste in Rang oder Ansehen bedeuten kann.

Hat schon gute Gründe warum man das tut und ist auch gut so.

Habs letzten Samstag erlebt.....Prüfung der Truppführerausbildung....4 Kameraden sind da durchgefallen....naja die Reaktionen waren, dass diese es dann auf die Fragestellungen geschoben haben, angebliche Missverständnisse in den Antworten und Interpretationsfragen. Allerdings haben alle anderen es ja auch geschafft doch suchte man den Fehler in den Fragestellungen. Bei Themen, die eigentlich sitzen müssen, wo man sich nich durch Fangfragen verunsichern lassen darf.

Naja dann kamen so leicht böse Scherze wie "Na da haben wir ja jetzt die vier Freiwilligen, die hinterher den Raum sauber machen" :}

Mal zwischendurch: warum eigentlich "optisches" Idealbild?

In der Theorie ist das "sich Rechtfertigen" schon evolutionär ein kluger Schachzug. Der Mensch ist ein Herdentier und das Ansehen das einem andere Entgegenbringen hängt untrennbar mit dem persönlichen Erfolg zusammen. Dennoch erachte ich es als einen viel größeren Schachzug zu seinen schwächen zu stehen. Das versuche ich auch, ich versuche dann der Peinlichkeit mit Selbstironie etwas von ihrer unannehmlichkeit zu nehmen.^^

Diese Selbstironie ist aber das selbe sie verlächerlicht die Schwäche und lenkt davon ab.

@enclave
Verlächerlicht ja... aber davon ablenken? Ich genieße ehrlich gesagt manchmal den Ruf als tollpatchigen Trottel... man hat enorm viel Narrenfreiheit.

@ the secret: danke xD, alles kritisch/ironisch zu sehen machen die Themen hier im Forum doch aus ;)

@ Cathryn:

ich definiere optisches Idealbild in dem Zusammenhang folgenderweise:

Jeder Mensch versucht optisch sich immer an die Spitze des Eisberges zu stellen.

Ein Beispiel:

Du gehst in eine Stadt und triffst einen Musiker, der irgendwelche außergewöhnliche Musik dir aufzwingt. Vielleicht hat er auch alte, zerfetzte Kleidung an. Dabei kann es sich um einen Penner handeln. Es könnte sich aber auch um eine Inszenierung handeln.

Ich gehe jetzt mal vom 2. Fall aus. Dabei denkst du möglicherweise: "Oh man! Schon wieder solch ein Penner, der Musik rumdudelt und dabei Geld verdienen will."

1. Du stellst dich gedanklich in eine ranghöhere Position ( du stellst dich deinem selbst festgelegten, optischen Idealbild näher)
2. Der Musiker verkauft sein Idealbild in Form der Kleider und der abstrakten Musik für Geld

@mathew02

Also einfacher: wenn ich zu einer Verabredung komme und mein Haar ist zerzaust, schiebe ich es auf den Wind, weil es mir peinlich ist, dass mein Haarspray leer war?

Ich denke, das "Sich-mit-anderen-messen" ist der Hauptgrund fuer Rechtfertigung. Man mass sich in fruehster Zeit, um der staerkere zu sein, man misst sich als Kind mit anderen, um zu sehen wer schneller rennt, schneller Fahrrad faehrt, weiter springt, usw. - und wenn man verliert, versucht man, es auf andere Einfluesse (Rad kaputt, Schuh offen, ...) zu schieben, um nicht als schwach dazustehen.

ich denke, so könnte man es beschreiben

jedoch glaube ich nun, dass die Emotion des Menschen, zu dem Zeitpunkt der Rechtfertigung eine große Rolle dabei spielt, ob die Rechtfertigung einen Positiv- oder Negativeffekt auf den menschen hat

Beispiel: Schulbeispiel

Schlechte Note:

1. Positiveffekt = ich lerne mehr, um die Note aufzubessern

2. Negativeffekt= es macht keinen sinn mehr, ich gebe auf -> Depression oder zumindest Gedankenneuordnung

Das ist ein positiver Aspekt des Älterwerdens:

Man wird rücksichtsloser. Es wird einem zusehends egaler, was die anderen von einem halten oder über einen denken.

Ich weiss, wer ich bin und was ich kann (und auch, was nicht). Da muss ich nicht ständig anderen etwas beweisen, in der Hoffnung, dass sie mich dafür lieben oder zumindest finanziell begünstigen.

I don't have to be everybodies darling anymore!
Umgangsdeutsch:
Ich muss nicht mehr jedem in den A... kriechen.

Und was macht man wenn man jung ist, und einem fast alles egal ist?

@mathew02
Selbst ich war mal jung ;)
Als Heranwachsener begriff ich dann endgültig, daß man viel besser vorankommt,
wenns einem egal ist,was andere dazu meinen. Oder glauben. Oder beurteilen zu müssen.
Ausnahmen wären Freundin oder bester Kumpel.

Und was schlechte Noten betrifft:
Ich geb zu, daß ich in der Ausbildung Glück hatte. Überwiegend die wichtigen Hauptfächer fielen mir leicht. Aber selbst dort ist es manchmal Kopfsache.
In der Berufsschule schrieb ich in Botanik die besten Noten.
Eines Tages hatte ich grad so ne 4.
Am Tag der Arbeitsschreibung stand ich völlig neben mir.
Ist halt ein kurzes Tief des Lebens gewesen,man kann nie immer mental völlig fit sein.

@mathew02

Dieses problem hatte ich bis jetzt nicht, lag wahrscheinlich daran dass ich die Fünfen so gut wie immer abkassiert habe ;) .. meine raktion: Mehr lernen, oder grantig auf mich selbst sein weil ich zu faul war.

Sicher wärs mir manchmal lieber gewesen ne bessere Note zu bekommen, aber da muss ja wohl an einem selbst was nicht stimmen. Und was andere davon halten war mir piepegal. Sollen sies besser oder schlechter machen, das ist nicht mein Leben und darum versuch ich mich erst gar ned mit anderen zu messen.

Sicher will man anderen leuten zeigen wie 'toll' man ist. Aber weist du, bei echten Freunden braucht man sich ned zu beweisen. Die nehmen auch Fehler in kauf. Genau das sollte auch für die Familie gelten.
Kein Mensch ist perfekt und noch kein Genie ist vom Himmel gefallen.

im grunde war es mir egal was die andern für ne note hatten, hauptsache ich war mit meiner zufrieden.
hab ich nich gelernt und dann ne schlechte note bekommen - tja... muss man mit den konsequenzen klar kommen.

andererseits hab cih erlebt, dass wenn ich ne 1 hatte, der rest der klasse keine.. dann kamen so sprüche wie:" wie hastn das gemacht" o.ä.

sowas hab ich nie gesagt, sondern mich eher für den anderen gefreut..
ok, bei manchen dachte ich, dass ´solche´wohl immer so durchs leben kommen...

ich fand auch das diskutieren nach klausuren schitt.."was habt ihr da und da hingeschrieben?" "oh nein, die antwort hab ich nich so" u.s.w.

im endeffekt ist jeder seines eigenen glückes schmied.
und man schreibt die klausuren nich für anderen, sondern für sich- weil man, etwas erreichen will und nich um den anderen leuten gerecht zu werden.

jeder schreibt mal schlechte noten/ gute noten, deswegen braucht man sich nicht über andere lustig oder dergleichen machen.
man muss bedenken, was anderen passieren kann, kann einem selber auch mal widerfahren.

@lateral

Neben mir saß immer eine Einserschülerin. Die hat dann auch immer gemeint "Boah, ne drei is eh voll gut".

Klingt irgendwie manchmal überheblich ;) .. aber ich habs ihr nicht krumm genommen

sie kann sich halt ihren mitmenschen anpassen :D
das sich sowas kontroverses nich gut anhört, hat sie wahrscheinlich nie gerafft...

am besten warn ja auch die, die sagten " ich konnte dat voll nich.. ich hab bestimmt ne 4" und dann hattense ne 1 oder 2 :| :D

Ja, das kenn ich nur allzu gut.
Sowas ärgert dann, besonders weil man es ja eh besser weiß und die Leute das auch besser wissen müssten.

Da fühlt man sich als schlechter schüler, der wirklich ne schlechte note bekommen echt verarscht ^^ ..
Aber mal ehrlich, Noten sind sowas von dermaßen unwichtig. Hauptsache man kommt irgendwie durch die Schule. Und ich muss sagen, mit dem was ich gelernt habe hätt ich sowieso nur einser verdient ;) .. es kommt halt auch auf den Lehrer an, und das ist so!

Auch wenn du es erklärt hast, ich verstehe den Titel immer noch nicht ^^