Spiegelverkehrte Wahrnehmung

@geodei

geodei schrieb:kann schon sein, dass das bei den Einfallspinseln ein wenig anders ausfällt *zwinker*

glaub ich nicht ;)

@geodei:
Ich würde nicht sagen, dass es eine Selbstwertbestätigung ist, sondern es ist einfach eine Sinngebung im Leben.
Manche Menschen sind z.B. so stark emotional belastet, dass nur eine etwas wahnsinnige Haltung zur Realität ihrem Leben noch einen Sinn gibt.
Der Mensch braucht eine Richtung. Er braucht einen Sinn.
Bei manchen Menschen liegt der Sinn des Lebens z.B. im Handeln an sich, in Gegenwart, im Tun an sich. Diese handeln dann wohl eher intuitiv.
Bei anderen muss ein bestimmtes Ziel mit dieser Handlung verknüpft sein, z.B. Geld, Erfolg, oder halt Stolz. Das ist nicht immer negativ. Warum sollte man keinen Erfolg im Leben haben wollen?

Wenn nun ein traumatisches Erlebnis die Realität des Individuums derartig zerreißt (wir leben in einer symbolischen Welt; stell dir deine Realität als eine Art Bildschirm vor), dass der Bildschirm an einer Stelle einen Riss hat oder gar ein Loch, dann wird die menschliche Psyche dieses Loch mit einer künstlich erschaffenen Bedeutung füllen. Es ist ähnlich dem blinden Fleck im Auge - das Gehirn füllt es einfach aus.

Und somit werden alle "blinden Flecke" auf der Bildschirmfläche gefüllt. Wenn nun der Bildschirm so stark beschädigt ist, dass ein sehr großer Teil ausgefüllt werden muss von der Psyche, dann verzerrt sich das Realitätsabbild immer mehr und dies kann auch zu Wahnsinn, Schizophrenie usw. führen.

"Gott" ist also ein Lückenfüller für den Bildschirm des Kollektives.

@mastermind
auch hier ist es wieder eine Frage der Perspektive.
Für den einen ist es ein Riegel, für den anderen die längste Praline der Welt.
Der eine spricht vom Lückenfüller, der Andere vom Klebstoff, wieder ein anderer sieht überhaupt kein Loch.

@mastermind

ja du hast schon recht
die Sinngebung, ist sich selbst und seinem Leben einen Sinn zu geben.

Schade ist nur, dass es gerade mal 20% sind die das zustande bringen
und die anderen oft nicht mitkriegen, ob sie es nun sind, die das finanzieren müssen.

Wenn man sich so eine Welt voller Leben vorstellt in der eigentlich alles einen Sinn hat, in dem es um eine funktionierende Wechselwirkung geht....

und ausgerechnet der Mensch das einzige hier ist, das sich selbst einen Sinn geben muss, dann kann man schon nachdenklich werden.

@rockandroll:
Du verstehst das nicht.
Ich rede nicht von einem Außenstehenden, der das beobachtet, sondern ich rede von subjektiver Realitätserschaffung.
Um ein Individuum lebensfähig zu machen, muss dem Bewusstseinsinhalt (und auch dem Unbewussten) eine bestimmte Bedeutung zugeschrieben werden, es muss ein großes Ganzes ergeben.

@mastermind
und was hab ich jetzt nicht verstanden?

Man hat viele alte Menschen ganz allgemein zum Leben befragt.
Wie haben sie gelbt, was hätten sie anders gemacht, was war der Sinn ihres Lebens usw.
Am Ende stellte sich also raus, dass die Menschen rückblickend auf ihr Leben nur die eine einzige Frage beschäftigte:
"Hat sich mein Leben für mich gelohnt, oder habe ich es "umsonst, für nichts, sinnlos etc." gelebt?"

@geodei:
Jeder erschafft doch seine Realität selbst, und diese Realität kann nicht anders aussehen, als was uns rein physikalisch vorgegeben ist.
Man muss ganz und gar nicht nachdenklich werden.
Das zielt doch schon wieder auf eine Wertung ab. ;)

"Sinn" ist eben nur die Tatsache, die subjektive Realität als eine Ganzheit wahrzunehmen und sich in dieser zurechtzufinden. "Sinn" gibt es objektiv nicht. Sinn, Bedeutung, Wahrheit - alles trifft doch nur auf das Abbild der Wirklichkeit in unserer subjektiven Wahrnehmung zu, nur dort haben diese Begriffe eine Bedeutung, oder?

@mastermind

lieber Mastermind,
da trennen sich unserer Meinungen ein Bisschen

das macht aber nichts, der Mensch hält an sich fest, bis sich die Welt so weit geändert hat, das wir uns alle einen neuen Standpunkt suchen müssen, um sie zu beschreiben.

@rockandroll:
Ja, richtig, anders formuliert wäre das:
"War ich in meinem Leben glücklich?"
Bzw. bin ich es jetzt, im Alter?

Was nicht ganz stimmen kann ist, dass jemand einfach kein Loch sieht, oder es für ihn nicht existiert. Natürlich, objektiv gesehen gibt es überhaupt kein Loch, es gibt auch keinen "Bildschirm" der Realität, das ist nur analog.
Tatsache ist jedoch, dass man sich seine Realität selbst erschafft, und wo Lücken sind (und dies trifft eben nur auf subjektive Realität zu, da nur dort ein SINN sein kann), werden diese ausgefüllt.
Das lässt sich sogar anhand psychologischer Experimente nachweisen.

@geodei:
Inwiefern?
Wie ist denn deine Meinung?

@mastermind

mastermind schrieb:Was nicht ganz stimmen kann ist, dass jemand einfach kein Loch sieht, oder es für ihn nicht existiert.

Warum kann das nicht stimmen?
Ich kenne einige, die noch nie irgendein Loch/psychologisches Vakuum usw. irgendwo erkannt zu haben meinen. Und wenn doch, dann haben sie es zumindest geschickt verborgen.

@mastermind

meine Meinung ist inzwischen mindestens so kompliziert wie das Leben unseres Planeten selbst (ich weis ja, dass ich in manchen Dingen ein Depp bin)

Ich denke, dass irgendwann unser Ego, für das wir ja soviel an Energie investieren,
um es so wichtig zu machen wie es nur irgendwie möglich ist - irgend wann platzt und wir alle
anfangen den Planeten Erde in ein blühendes Paradies zu verwandeln

Und essen werden wir Früchte die wir mit den Tieren teilen

mit schönen Gärten und Häuschen am See und wir werden keine Monokulturen mehr haben, sondern alles wächst in und nebeneinander

und die restliche Zeit werden wir damit verbringen die Wüste zu bewässern oder schöne Töpfe und aller"Hand" praktische und nützliche Dinge zu basteln ;)

@rockandroll:
Vielleicht verstehen wir uns nicht richtig.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das Subjekt dieses Loches nicht bewusst ist und auch nie wird. Das fängt z.B. schon dabei an, dass wir uns an die ersten Lebensjahre so gut wie gar nicht erinnern können. Das wird dann auf irgendeine Weise ausgefüllt. Man entspringt quasi der Ewigkeit. Wo kommt man her?
Um einen Sinn da hineinzubekommen, bedarf es dem Mythos als Lückenfüller.
Dieses "Loch" - und dies ist und bleibt eben nur Analogie, es gibt kein "Loch" in dem Sinne, vielleicht fehlendes Puzzleteil, naja das Konzept verstehst du ja - haben wir alle.

Nun kann z.B. etwas passieren wie ein Verkehrsunfall in jungem Alter, bei dem die Eltern ums Leben kommen. Es kann sein, dass sich das Subjekt nie daran direkt erinnern wird, sondern indirekte Hinweise auf etwas, auf ein Ereignis schließen lassen, wo man aber nicht genau weiß, was es ist.
Man darf auch nicht vergessen, dass die Fantasie eines Kindes von der rational geprägten erwachsenen Realität von Grund auf verschieden ist.
Vielleicht gibt es nur Erinnerungsfetzen, oder bestimmte Fantasien, vielleicht ein Märchen, wo die Eltern wegfahren oder so.

Oder nehmen wir mal an, du hattest aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums einen Blackout (ist mir schon öfter passiert ;) ). Dann konfabulieren wir eine Geschichte. Nicht zwangsläufig, aber das kann passieren. Das kann auch z.B. ein Traum sein.

Wikipedia: Konfabulation

@geodei:
Das ist eine durchaus romantische Vorstellung des Lebens.
Das Weltbild des Friedens ist mir bekannt, für mich jedoch nichts weiter als ein infantiler Wunsch - ein Ersatz.
Denn wo ist der Trieb?
Das Ego entspringt rein aus der Tatsache, dass wir zwischen "Ich" und "Außenwelt" unterscheiden. Es ist an sich also nichts Schlechtes, sondern eine psychische Konstellation. Gibst du dein Ich und dessen Bedürfnisse auf, wirst du sterben oder bist bereits tot.

Wie siehst du das?

Achja:
Die Welt ist nicht kompliziert, man muss nur Verbindungen feststellen. In der Physik ist es das Gleiche: Man stellt Zusammenhänge zwischen scheinbar unvereinbaren Sachen fest.

@mastermind
ganz ehrlich weiss ich jetzt nicht genau worauf Du hinaus möchtest.

ein kleines Resümee:

Du sagst Das Leben weist für viele ein Loch/ein psychologisches Vakuum auf, das aber objektiv nicht da ist. Soweit kann ich folgen.
Dieses wird dann mit allerlei "Sinn/Unsinn ;)" gefüllt, damit das Lebens lebenswert bleibt. Das sehe ich auch so.

Nun sage ich, dass es durchaus auch Menschen gibt, wie Dich zB., die kein Loch sehen, es zwar theoretisch nicht abstreiten, aber dennoch für sich nicht erkennen können.

Was hab ich überlesen?

@rockandroll:
Okay, so wird ein Schuh draus. (Hab übrigens nicht gesagt, dass ich kein Loch sehe. ;) )
Gut. :)

@mastermind

schau dir mal mein Avatar an ;)

Ich hatte schon so vieles, wonach Dein Ego samt Triebe noch immer begehrt!
Ich war mal Wichtig und mal weniger Wichtig, ich hab mir die Finger und noch einiges dazu verbrannt und seit ein paar Jahren und Monaten hab ich mich auf die Suche nach dem wahren Sinn gemacht.
Nach dem ich schon früher festgestellt habe, dass es mit dem ewigen Wirtschaftswachstum zu Ende geht und irgendwie kaum noch Platz für 7 bis 9 Milliarden EGOmanen und Triebtäter gibt, die sich grenzenlos entfalten wollen

bin ich auch hier auf Allmy gelandet und hab noch das eine oder andere dazugelernt und hoffe auch noch das eine oder andere dazuzulernen.

@mastermind
ok :)
Wenn Du es also doch siehst, womit füllst Du es dann?

@rockandroll:
Hm....
Die Psychotiker füllen ihr Loch gänzlich, ohne dass sie es mitkriegen. Weil das Loch zu groß ist.
Der Neurotiker erkennt ein Loch, etwas, was keinen Sinn macht in seinem Leben. Beispielsweise Gedanken oder Gefühle, die nicht im Zusammenhang mit seiner Gegenwart stehen. Etwas ist noch nicht geklärt.
Wenn das Loch nicht allzu groß ist, und man das dazugehörige Teil wiederfindet (ich weiß, es ist alles SEHR metaphorisch), dann kann man es so auch wieder schließen.
Es kann aber ein sehr hässliches Bild sein, was man nicht sehen will.
Somit sieht man ganz automatisch das fehlende Teil nicht und sucht nach einem Ersatz.

Alle psychischen Probleme, wenn sie nicht physiologischer Natur sind, sind emotionaler Art. Ich wollte einfach mal drüber sprechen. ;)