Ist Armut selbstverschuldet?

Wer vor Jahren noch prima mit seinem Einkommen auskam, stellt fest, dass das
heute nichtmehr so einfach ist und auch nicht, den eimal erworbenen Standard
zu halten und obwohl die Kinder aus dem Haus sind, überlegt man, ob man nicht
das Auto abschafft und damit die Garage nicht mehr braucht, die Zeitungen
abbestellt - informieren kann man sich ja im Internet -, das Rauchen aufgibt,
das sowieso schädlich ist und in absehbarer Zeit zum Luxus wird, die Katze
meuchelt, da sich ihr Unterhalt auf ca. 50 Euronen im Monat beläuft und ob
man ein Steak essen geht, das umgerechnet über 30 DM kosten würde, überlegt
man sich zweimal oder wird Vegetarier und außerdem ein Kulturmuffel, weil
Konzert- und Theaterkarten offenbar Besserbetuchten vorbehalten sind.

ramisha schrieb:Wer vor Jahren noch prima mit seinem Einkommen auskam, stellt fest, dass das
heute nichtmehr so einfach

Ein wahres Wort.

Mir ging es genauso. Mit dem € haben sich einige die Taschen voll gemacht, und der Normalverdiener merkt, dass sein Lohn stark abgewertet worden ist.

Ich musste einige Jahre durch genau das, was du oben beschreibst. Scheiss-Spiel.

@Paka
Es gibt in keinem anderen Land als in Deutschland soviele Soziale Einrichtungen die einem helfen!
In manch anderen Ländern kannst du nicht mal zum Arzt gehen ohne das der vorher die Hand aufhält!
Natürlich gibt es auch Schicksale sowie @Doors bezgl. Schlecker beschrieben hat, Menschen die unverschuldet in Armut geraten sind. ( hierfür zahle ich auch gerne Steuern das man diesen Menschen wieder hilft )
Trotz allem bin ich noch immer der Meinung das man in Deutschland nicht hungern muss!
Auch wenn dies provokant klingen mag, ich zeuge keine 8 Kinder wenn ich mir selbst nicht die Butter aufs Brot leisten kann!
Was ich damit sagen möchte ist: das du in einem Land lebst, auch mit allem negativen Facetten, es ein gutes Land ist! Öffne du mal deine Augen sieh was ihr Deutschen schon alles geschafft habt, trotz oder gerade der vielen Krisen! Ihr seit ein stolzes Land, die Wirtschaft floriert und haltet unseren Euro hoch in Kurs!
Und nein, ich verschliesse meine Augen vor einem kapitalistischen Märchen nicht, ich kenne nur Länder die ausserhalb der Grenzen Deutschlands liegen, frage sie mal ob sie heute schon Mutterschaftsgeld, Sozialhilfe, Notstandshilfe, Arbeitslosengeld bekommen haben?

@Eton73
Leben wir wirklich in einem Sozialstaat?
Man kann doch nicht einfach Menschen verhungern lassen.

Die Verwaltung soll alle Erkenntnisse über Tod einer Mutter und ihres 2-jährigen Kindes in Burbach offenlegen.

Nachdem einer Mutter aus Saarbrücken und ihrem Kind die Hartz-IV-Leistungen komplett gestrichen wurden, schien sich niemand mehr dafür interessiert zu haben, wie diese Familie ohne Geld für Miete, Heizung, Strom, Lebensmittel und Krankenversicherung überleben konnte.
Nur rein zufällig, durch auffälliges Verhalten in der Öffentlichkeit, sei das Jugendamt auf die Frau mit ihrem Kind aufmerksam geworden.

@Eton73
ich empfehle dir dann gerne das Buch "Arm durch Arbeit" dann siehst du manche Dinge vielleicht anders.

Working Poor ist ein phänomen, dass immer vermehrt auftritt. Und ja es gibt Leute die verhungern weil sie arm sind, auch hier in der Schweiz.

@Eton73

Ich merke nur, dass du nicht wirklich einen Plan von der Wirklichkeit hast.
Siehe @Lilientod s Beispiel. Und davon gibt es noch mehr.

Und die Behauptung, dass Deutschland das beste Sozialsystem hätte, kommt sehr oft von rechter oder konservativer Seite. Da nützen auch Extrembeispiele aus anderen Ländern nichts.

@darkylein

Danke für die Buch Info! Natürlich gibt es Fälle die einem unter die Haut gehen, aber deswegen ist doch der ganze Staat nicht schlecht!
@Lilientod
Erschütternd, bin selbst Mutter! Aber wie ich auch oben @darkylein schon gesagt habe, der Staat macht auch gute Dinge, nur werden solche selten erwähnt!

@Paka
Rechter, konservativer Seite? Nein, nur dankbar aufgefangen zu werden wenn ich Hilfe benötige!

@Eton73

Eton73 schrieb:der Staat macht auch gute Dinge, nur werden solche selten erwähnt!

Ich musste spontan an Stuttgart 21 denken :D

@Eton73

Aber eben da so viele durch die Maschen schlüpfen, ist der Staat nicht perfekt. Keiner sagt was von der Staat sei nur schlecht. Aber er hat eben schlechte Seiten und die müssen nicht sein.

@Paka
Gebe ich dir absolut Recht! Der Staat ist nicht perfekt, aber er ist nicht schlecht zum Vergleich mit anderen Ländern!
@Lilientod
Bin Britin und kenne Stuttgart 21 nicht wirklich!? Sorry.....

Mehr als eine Million ArbeitnehmerInnen in der BRD arbeiten für einen Brutto-Stundenlohn von weniger als 5,- (in Worten: FÜNF) Euro. Ganz legale "Working Poor".
Ja, selbst schud, diese Leute. Wären sie doch Vorstandvorsitzende, Aufsichtsratsmitglieder oder Manager bei einem DAX-Konzern geworden. Aber nein, sie wollten ja unbedingt Friseurin, Gärtner, LKW-Fahrer werden oder sonst einen exotischen Beruf ergreifen. Das haben sie nun davon.

In meiner Stadt gibt es ca. 40% Kinderarmut und in meinem Stadtteil über 60%. Das sind Zahlen von 2008, müsste aber noch in dem Spektrum schwanken.
Die Kinder haben es sich wohl kaum ausgesucht und die Sache selbstverschuldet.

@Doors
Echt mal.

Mein Stadtteil hat eine Arbeitslosenquote von über 30%. Die sind alle zu faul, das haben sie nun davon, dass sie sich keine Arbeit aus dem Ärmel ziehen können.

XenonNo1 schrieb:Jeder kann sich selber seinen "American Dream" erfüllen.

Wenn da nur nicht die böse Konkurrenz wäre. Den American Dream kann man sich heute wohl selbst in Amerika nur noch sehr selten verwirklichen.

Lilientod schrieb:Leben wir wirklich in einem Sozialstaat?

In Deutschland denke ich: ja.

Es gibt ein soziales Netz, in welchem Menschen aufgefangen werden, die, aus welchen Gründen auch immer, ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können.

Lilientod schrieb:Man kann doch nicht einfach Menschen verhungern lassen.

Doch kann man und tut man auch. Außerhalb Deutschlands. @Eton73 hat so Unrecht nicht.

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Armut ist keine Schande, aber das ist alles, was man Gutes über sie sagen kann.

@Plan_B
Danke :) !
Wie gesagt, nicht alles ist gut und perfekt, und da und an muss noch gefeilt werden! Aber das gesamt Paket ist im Gegensatz zu anderen Ländern sehr human! Schade, das der Deutsche sein Land manchmal so schlecht redet, ich mag Euch ;) ... Auch wenn ihr meine Handtücher immer von der Liege klaut....,, schmunzel ,,

@Plan_B

allmotlEY schrieb:In Deutschland denke ich: ja.

Wenn ich andere Länder mit DE vergleichen würde dann schon.

Das bedeutet aber nicht das DE 100% Sozial ist.

Zum Beispiel sind die Tricks der Jobcenter gezielte Sanktionen.

Lilientod schrieb:Das bedeutet aber nicht das DE 100% Sozial ist.

100% erreicht niemand.
Selbst das, was Deutschland heute bietet ist kaum finanzierbar. Der Level ist hoch. Mehr gibt das System nicht her.

Die Keysibuna hat die Palette der möglichen Ursachen schön übersichtlich aufgelistet.
Ich möchte gerne noch etwas ergänzen in Bezug auf die Ursachen von einigen Ursachen:
Wir werden de facto regiert von Kartellen (Pharma-Öl, Strom, Lebensmittel); diese besitzen die größte wirtschaftliche Macht. Wie Ihr alle wisst, sind die Ölpreise wieder enorm gestiegen, ebenso ziehen die Strompreise immer mehr an, und zwar steigen alle diese Preise erheblich mehr, als es gerechtfertigt ist: die Profitgier der Konzerne ist die treibende Kraft. Nicht wenige können den Strom nicht mehr bezahlen. Und statt mit dem Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Das ist oft wegen der Entfernung oder wegen den Gegenständen, die man mitnehmen muss, nicht möglich, z.T. ist das Fahren mit der Bahn trotz hoher Spritpreise noch teurer, wenn man für 3 Haltestellen pro Fahrt 15 Euro zahlen muss. Das grenzt an Wahnsinn.
Die Politik lässt sich bestechen, unter Druck setzen, z.T. sind Spitzenpolitiker in deren Vorständen.
(Ich will nicht ins Detail gehen). Das Hemd ist ihnen i.d. Regel näher als der Rock.
Im Rahmen der Sparmaßnahmen wird bei den Gruppen stets gekürzt, die keine Lobby haben: Kranke, Senioren, Behinderte, Schüler; gespart wird an Kultur und Bildung, allgemein trifft es meistens die Geringverdiener. Die Lohnpolitk ist sehr unsozial und ungerecht.
Immer mehr kleine, oft alte Betriebe müssen Konkurs anmelden, denn sie können dem Wettbewerb nicht mehr standhalten. Von einem gesunden, atomistischen Markt sind wir weit entfernt.
Nur wenn wir die eigentlichen Ursachen kennen und uns auch politisch interessieren und etwas engagieren, anstatt zu resignieren, haben wir überhaupt einen gewissen Einfluss auf die Missstände hierzulande. Über die Verschwendung von Milliarden Euro an Steuergeldern könnte man auch ein Buch füllen.

Lieber Gruß!