Gruppen
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Hamburger Trümmermörder 1947

429 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Hamburg, Ungeklärt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 16:30
Hallo @AngRa , hallo @alle !
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Rätselhaft für mich ist, dass in der Nähe des Leichenfundortes ein schwarzbrauner Bambus Gehstock gefunden worden ist, der dem alten Mann zugeordnet wird. Momentan kann ich keinen Grund erkennen, warum der Stock am Fundort der Leiche zurückgelassen worden ist.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht.

Eine einfache Erklärung wäre das der Mann "vor Ort" getötet wurde und er im "bekleideten Zustand" den Ort betrat. Das würde die Einschätzung der Polizei, er sei in den späten Abend- oder Nachtstunden, wo es schon dunkel oder dämmrig war, getötet worden. Ansonsten gibt diese Einschätzung bei dem Zeitraum vom 23. - 25.1. keinen Sinn.


Gruß, Gildonus

Anzeige
melden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 16:43
@Gildonus

Der Annahme, dass der alte Mann mit dem Gehstock den späteren Fundort noch lebend betreten hat, steht entgegen, dass die Polizei ausgeschlossen hat, dass jemals der Fundort der Leichen der Tatort war.

Vier Leichen waren in Hamburg gefunden worden. Man muß das Wort "gefunden" zweimal lesen. Denn es steht nach den heutigen Ermittlungen unumstößlich fest, daß der Fundort niemals der Tatort war. Der Mörder hat sehr wahrscheinlich sogar seine Opfer erst nach der Tat in die Mauern unserer Stadt gebracht. Vielleicht mit einem Kraftwagen. Dafür sprechen die Spürenuntersuchungen am Tatort. Nirgends das Zeichen eines vorhergegangenen Kampfes, aber manchmal eine Schleifspur auf spitzen Trümmersteinen.

https://www.abendblatt.de/archiv/1952/article200158387/Raetsel-um-den-Truemmermoerder.html

Wenn der Gehstock dem alten Mann tatsächlich gehört hat, dann muss es einen anderen Grund dafür geben, warum der Täter den Stock mit zum Fundort genommen und ihn dort sogar zurückgelassen hat. Vielleicht hat der Täter damit Trümmer aus dem Weg beseitigt und er war sich wohl auch sicher, dass der Stock keinerlei Rückschlüsse auf die Identität des Opfers zulässt. Das ist aber auch kein wirklich überzeugender Grund.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 17:00
1) ich würde vermuten, dass die Zuordnung des Spazierstocks zu dem Mann über Fingerabdrücke des Mannes auf dem Stock erfolgt sein dürfte?

2) der Fundort des Mannes liegt fernab der Fundorte der weiblichen Opfer. Es wäre denkbar, dass er abweichend von den anderen Opfer tatsächlich in der Nähe des Fundortes ermordet wurde.

3) Es wäre denkbar, dass der Täter die Leichen jeweils noch bekleidet an den Ablageort gebracht hat und erst dort entkleidet hat, dabei aber den Spazierstock verloren hat

4) Könnte es sein, dass entweder das männliche Opfer oder der Täter Zahnarzt war und den Zahnersatz bei dem weiblichen Opfer gefertigt hat? Dann wäre es nicht erstaunlich, dass die Ermittlungen zur Identität des Opfers über Fragen bei Zahnärzten erfolglos waren...


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 17:27
@otternase

Dass die Zuordnung des Spazierstocks über Fingerabdrücke des alten Mannes erfolgt ist, wäre natürlich eine denkbare Möglichkeit. Fingerabdrücke vom Täter dürften fehlen, weil der Handschuhe getragen hat.

Beim alten Mann kommt noch hinzu, dass er keine Zähne im Mund hatte. Ich gehe aber davon aus, dass eine gepflegte Erscheinung wie er durchaus Zahnersatz hatte. Nur hatte er das Gebiss vermutlich abgelegt, weil er zu Bett gehen wollte und zum Tatzeitpunkt vielleicht schon im Bett lag. Das wiederum spricht dafür, dass er abends vor dem Zubettgehen dort getötet worden ist, wo er geschlafen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne Zahnersatz unterwegs war oder dass der Täter ihn unter Zwang dort hin gebracht hat. Somit bin ich nicht so recht davon überzeugt, dass er sich in Begleitung des Täters zum späteren Fundort begeben hat und dort getötet worden ist.

Naja, ganz auszuschließen ist es nicht, dass der Täter den Zahnersatz und die Goldkronen angefertigt hat.

Im Zusammenhang mit der etwas älteren Frau wurde erwähnt, dass auch sie gefesselt aufgefunden worden ist. Das lässt den Schluss zu, dass der Täter alle Opfer gefesselt und dann erdrosselt hat mit irgendeiner Schlinge. Diese unblutige Tötungsort dürfte er gewählt haben um am Tatort keine Blutspuren zu hinterlassen. Er muss die arglosen Opfer zunächst überwältigt haben, indem er die Hände gefesselt hat und sie wehrlos gemacht hat. Dann hat er sie getötet. Dabei muss er ihnen nahe gekommen sein, sie berührt haben, indem er ihnen eine Schlinge um den Hals gelegt hat , was auch dafür spricht, dass er in einer gewissen Beziehung zu ihnen stand. Die Ermittler haben wohl angenommen, dass er mit ihnen verwandt war. Das ist natürlich auch möglich.


2x zitiertmelden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 18:09
Hallo @AngRa , hallo @alle !


Jeder hat andere Quellen und jeder ließt die Artikel irgendwie anders.

In deiner Quelle wird ausdrücklich erwähnt alle Opfer seien an den Tatort gebracht worden, in Anderen wird nur bei der "jungen Frau" auf Schleifspuren hingewiesen und von Fesselung ist da nicht die Rede. Für mich ist da schwer zu sagen, was in der "offiziellen Pressemitteilungen" steht und was "freie Schlußfolgerungen" sind.

Geht es nach den jeweils genannten Datum, war der Täter wahrscheinlich bevorzugt am Wochenende aktiv.


Gruß, Gildonus


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 19:28
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Beim alten Mann kommt noch hinzu, dass er keine Zähne im Mund hatte. Ich gehe aber davon aus, dass eine gepflegte Erscheinung wie er durchaus Zahnersatz hatte. Nur hatte er das Gebiss vermutlich abgelegt, weil er zu Bett gehen wollte und zum Tatzeitpunkt vielleicht schon im Bett lag. Das wiederum spricht dafür, dass er abends vor dem Zubettgehen dort getötet worden ist, wo er geschlafen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne Zahnersatz unterwegs war oder dass der Täter ihn unter Zwang dort hin gebracht hat. Somit bin ich nicht so recht davon überzeugt, dass er sich in Begleitung des Täters zum späteren Fundort begeben hat und dort getötet worden ist.
so zwingend finde ich das nicht, der Täter könnte genauso wie er die Kleidung entfernt hat auch das Gebiss nach dem Tod seines Opfers rausgepult haben.

Ohne jetzt zwingend sagen zu wollen, dass der Täter der Zahnarzt der Familie war, so würde das zusammen durchaus Sinn machen: die Goldkronen kann ein Zahnarzt selbst fertigen, heute geschieht es wohl üblicherweise im Labor, aber damals war es vielleicht anders(?), wenn er also schweigt, wenn dazu Anfragen an Zahnärzte rausgehen, kann er dadurch nicht identifiziert werden. Gebisse hingegen wurden wohl auch damals nur in zahntechnischen Labors gefertigt, dh. über das Gebiss wäre das Opfer wohl nicht nur durch seinen Zahnarzt, sondern auch über das Labor identifizierbar gewesen (sofern das Labor und dessen Kundenkartei nicht im Krieg zerstört wurde). Wenn also wirklich der Zahnarzt der Familie der Täter war, dann wäre das Gebiss des Opfers über das Labor ein ultrakurzer Weg nicht nur zur Identifizierung des Opfers, sondern gleich auch noch des Täters gewesen...
Aber auch ganz allgemein halte ich es für sehr gut möglich, dass der Täter das Gebiss zur Vermeidung der Identifizierung des Opfers mitgenommen hat.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 19:45
Dass der Familienzahnarzt der Täter war, halte ich für extrem weit hergeholt. Nur, weil kein ansässiger Zahnarzt die Gebisse identifizieren konnte, soll einer davon evtl. der Täter sein?!?


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

01.06.2018 um 23:53
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Die ältere Frau hatte bereits Zahnersatz. Hamburger Zahnärzte wurden befragt. Von den Befragten hat allerdings wohl niemand die zahnärztliche Behandlung durchgeführt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass aufgrund der Beschaffenheit des Zahnersatzes hätte festgestellt werden können, ob die Frau im Ausland oder in Deutschland behandelt worden ist, denn da gab es damals wohl charakteristische Unterschiede. Da in Hamburg nachgeforscht worden ist, spricht einiges dafür, dass der Zahnersatz in Deutschland angefertigt worden ist und dass die Ermittler das auch gesehen haben. Fragt sich nur an welchem Ort der Zahnersatz angefertigt worden ist.
Ich verstehe die Passage

"Eines der Opfer trug eine Zahnprothese - genaue Abbildungen wurden an die Berufsvereinigungen der Zahnärzte und Dentisten geschickt"

in dem Artikel https://www.abendblatt.de/archiv/1952/article200158387/Raetsel-um-den-Truemmermoerder.html so, dass eine ueberregionale Anfrage an die Berufsvereinigung(en) der Zahnaerzte gestellt wurde, und nicht nur innerhalb der Stadtgrenze Hamburgs...
Zumindest legt es der Hinweis auf die deutschen Standesaemter und die Tatsache nahe, dass wohl 60.000 Plakate in alle vier Besatzungszonen geschickt wurden. Ich finde die Zahl jetzt nicht wenig und kann mir vorstellen, dass die Informationen doch recht breit gestreut wurden, laut dem Zeitungsbericht hingen sie in jedem Bahnhof und an Litfasssaeulen (das erinnert mich an die RAF-Fahndungsplakate in den 70ern, die in wirklich jedem Postamt aushingen...)...
Es wurden ja darueber hinaus auch die Bilder bzw. Anfragen ueber die Presse und den Rundfunk verbreitet...
Eigentlich wurde ja das damals Moeglichste getan, das Verbrechen aufzuklaeren...


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

02.06.2018 um 13:53
Im nachfolgendem Link wird über das Buch "Trümmerkind" von Mechtild Borrmann geschrieben.

Die Autorin recherchierte im Hamburger Staatsarchiv. Da ließe sich sicher noch mehr Details finden in den alten Aufzeichnungen.
Für "Trümmerkind" recherchierte sie intensiv im Hamburger Staatsarchiv, fand im Mahnmal St. Nikolai eine alte Hamburg-Karte mit allen zerstörten Straßen.
http://web.archive.org/web/20161204142036/http://www.abendblatt.de/kultur-live/article208869687/Ein-Hamburger-Nachkriegskrimi-ueber-ungeklaerte-Morde.html
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Beim alten Mann kommt noch hinzu, dass er keine Zähne im Mund hatte.
In diesem Artikel wird erwähnt, dass der alte Mann gesunde Zähne hatte.
Der alte Mann war schlank, 1,60 Meter groß. Er hatte graues Haar, einen langen Schnurrbart, blaue Augen, eine leicht gebogene Nase, gepflegte Hände, gesunde Zähne.
Und in diesem Artikel hat der alte Mann keine Zähne.
Diesmal ist es ein Mann, zwischen 65 und 70 Jahren, mit grauem Haar, einem langen Schnurrbart, blauen Augen und leicht gebogener Nase. Seine Hände sind gepflegt, aber er hat keine Zähne. Auch er ist stranguliert worden.
Die Alliierten waren auch in den Mordfällen involviert, es wurde ein britischer Verbindungsoffizier abgestellt.
Auch die Alliierten schalten sich ein und stellen einen britischen Verbindungsoffizier für den Fall ab.
https://oe1.orf.at/artikel/295270
Oberinspektor Stave hat kaum Hoffnung, den Fall aufzuklären, auch wenn ihm Lothar Maschke von der Sitte und Lieutenant MacDonald von der britischen Verwaltung zur Seite gestellt werden
https://www.pcwelt.de/news/Der_Truemmermoerder_-_Gratis-Ebook_zum_Download-Amazon-Geschenk-7333287.html (Archiv-Version vom 25.11.2020)


Hier noch ein Bericht mit Zeitzeugen, wie sie den Hungerwinter 1946/47 überlebten:

https://www.abendblatt.de/hamburg/article209500067/Wie-die-Hamburger-den-Hungerwinter-ueberlebten.html


1x zitiertmelden

Hamburger Trümmermörder 1947

02.06.2018 um 15:05
Zitat von WüstensonneWüstensonne schrieb:Und in diesem Artikel hat der alte Mann keine Zähne.
In dem Artikel von web.de aus dem Jahre 2017 sin dso ziemlich alle Auffindedaten nicht im Einklang mit den in allen anderen Artikeln genannten Auffindedaten, die ja auch die Friedhofsverwaltung bestätigt hat.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

03.06.2018 um 21:53
Falls sich nicht einer der erfolglos ermittelnden Beamten oder einer der Buchautoren bemüßigt gesehen hat, sind für die vier Opfer vermutlich niemals Blumen an ihren Gräbern niedergelegt worden. Ab heute ist das jetzt anders.


X1006134Original anzeigen (0,3 MB)


Wie mir der Friedhof ja schon mitgeteilt hatte, sind die damaligen Reihen und Grabstätten-Nummern nicht mehr erhalten. Alle dort jetzt befindlichen Gräber stammen aus dem Jahren 1974/75, sofern nicht auch diese schon wieder abgeräumt sind.


X1006136Original anzeigen (1,1 MB)


Ganz in der Nähe befinden sich jedoch (Armen-)Gräber von "Displaced Persons" (nach Deutschland verschleppte, polnische und russische Zwangsarbeiter, die nach dem Krieg aus politischen oder persönlichen Gründen nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten oder wollten). Auch Gräber mit der Inschrift "unbekannt" sind dabei. Ich nehme an, dass die Gräber unserer Opfer auch so aussahen.


X1006147Original anzeigen (0,8 MB)


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

03.06.2018 um 22:36
@OpLibelle
Vielen Dank!


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

03.06.2018 um 23:24
@OpLibelle

Von mir auch herzlichen Dank!


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

04.06.2018 um 08:04
@OpLibelle

Es ist schön, dass Du mit den vier schönen gelben Rosen ein deutliches Zeichen gesetzt hast, dass die vier Opfer nicht vergessen sind.

------------------------

Kriminalrat Lühr hielt Opfer und Täter für Mitglieder einer Familie. In welcher familiären Beziehung könnten die Opfer zueinander gestanden haben?

Hier nochmals eine Zusammenstellung des Alters der Opfer :

junge Frau, 18-22 Jahre alt

Mann 65-70 Jahre alt

Mädchen 6-8 Jahre alt

Frau 30-35 Jahre alt



Bei dem Mann könnte es sich vom Altersunterschied her um den Vater der 30 bis 35 Jahre alten Frau gehandelt haben. Bei dem 6-8 jährigen Mädchen könnte es sich um die Tochter der 30-35 Jahre alten Frau gehandelt haben. Man hätte anhand der Obduktion allerdings leicht feststellen können, ob die 30-35 Jährige Kinder geboren hat und ob sie somit die Mutter der Kleinen sein kann. Es wurde aber nichts dazu veröffentlicht, dass das der Fall war und Kriminalrat Lühr hat auch nur erwähnt, dass es sich um Familienmitglieder handeln könnte und nichts Näheres dazu ausgeführt. Nach meinem Gefühl spricht das eher dafür, dass Geburten bei der Frau nicht festgestellt werden konnten, so dass die Kleine und die 30-35 Jährige in einem anderen Verhältnis zueinander stehen müssen.

Trotzdem bleibt als Möglichkeit, dass die 30-35 Jährige die Mutter der Kleinen und die Tochter des Mannes war. Bei der jungen Frau könnte es sich um eine Cousine der Frau und um eine Nichte des Mannes gehandelt haben. Eventuell war auch die Kleine eine Cousine der Frau und eine Nichte des Mannes. Es müsste sich dann um Abkömmlinge von einem Bruder oder einer Schwester des Mannes gehandelt haben.


Kriminalrat Lühr hat offenbar vermutet, dass die vier Unbekannten ermordet worden sind, weil der Mörder sie als Erben oder Miterben aus dem Weg schaffen wollte, so dass er als alleiniger Erbe übrig bleibt. Wenn er eine Erbschaft alleine antreten wollte, hätte er allerdings beim Nachlassgericht nachweisen müssen, dass die Miterben tot sind. Da die Opfer nicht identifiziert worden sind, konnte er das nicht. Diese Möglichkeit hat er sich genommen, weil er die Identifizierung durch das Ablegen der nackten Toten in den Trümmern geradezu verhindert hat.

Der Täter hätte die Opfer also nach dem Verschollenheitsgesetz, das seit 1939 galt im Rahmen eines Aufgebotsverfahrens nach einer gewissen Frist für tot erklären lassen müssen, um in den Genuss des Erbes zu kommen.

Nach den Wirren des zweiten Weltkriegs hat es vermutlich viele Aufgebotsverfahren mit Anträgen auf Todeserklärungen gegeben und es war wohl auch nicht besonders schwierig sie zu erhalten, wenn man behauptet hat, dass die Opfer zuletzt in irgendwelchen kriegsbedingten Gefahrensituationen waren. Leider ist nicht bekannt, ob die Polizei auch in diese Richtung ermittelt hat.


Ermittlungen bei den Standesämtern hat es gegeben.

Alle deutschen Standesämter wurden um die Durchsicht ihrer Sterbebeurkundungen gebeten. Diese Anfrage ging von der Überlegung aus, daß der unheimliche Mörder ein Erbschleicher sein könnte, der einen ganzen Familienverband auslöschte, um sich in den Besitz des Erbes zu bringen. Zur damaligen Zeit fand nicht immer eine ärztliche Leichenschau statt. Deshalb sollte durch die Anfragen überprüft werden, ob die gemeldeten Todesfälle wirklich "echt" waren. Den Standesämtern wurden genaue Personenbeschreibungen der vier Ermordeten übermittelt.

https://www.abendblatt.de/archiv/1967/article200968495/Der-Truemmermoerder-kann-noch-mitten-unter-uns-leben.html

Das klingt so, als habe man in Erwägung gezogen, dass der Mörder andere Tote mit der Identität seiner Opfer versehen hat um den Nachweis für den Tod zu erbringen und das Erbe antreten zu können. Das ist aus meiner Sicht etwas kompliziert gedacht. Mehr Sinn macht da ein Aufgebotsverfahren, wenn er es denn auf ein Erbe abgesehen hatte und hier das Tatmotiv lag.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

04.06.2018 um 08:55
Was die verwandtschaftlichen Beziehungen anbelangt, sind die Möglichkeiten doch fast endlos:
Die 30-35jährige,könnte die (zweite?) Ehefrau des Mannes gewesen sein.

Rein theoretisch könnten alle drei Frauen auch Schwestern gewesen sein. Meine Oma hat mal gesagt, dass es früher gar nicht soooo selten vorkam, dass zwischen den Geschwistern riesige Altersunterschiede waren (Rod Stewarts ältestes und jüngstes Kind liegen - wenn ich mich richtig erinnere - altersmäßig 38 Jahre auseinander...), weil die Frauen ja von jung an Kinder bekamen bis zum Eintritt der Wechseljahre...


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

04.06.2018 um 09:04
@OpLibelle
vielen Dank auch von mir. Eine sehr schöne Geste :-)
Zitat von otternaseotternase schrieb:Nuxe schrieb:Die Opfer müssen ja irgendwo gelebt haben, auch über Jahre. Selbst wenn sie dann nach Deutschland (zurück)gehen hatten sie sicherlich Freunde und Bekannte die von den Plänen informiert waren und eventuell aufgrund der zeitlichen Gegebenheit aufmerksam werden würden.

najaMöglich ist, dass die Familie im Ausland nie recht Anschluss gefunden hat und dort von niemandem vermisst wurde.Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um Rückkehrer handelte, so würde allein die Tatsache, dass sie bereits so früh nach Kriegsende in das zerstörte Deutschland zurückkehrten, darauf hindeuten, dass sie mit dem Fluchtland nicht besonders stark verbunden waren, sondern sobald wie möglich zurück wollten.Verwandte und Freunde in Deutschland könnten in der Zeit des Krieges ums Leben gekommen sein oder zumindest so verstreut worden sein, dass da möglicherweise schon seit Jahren kein Kontakt mehr bestand und diese die Familie schon längst für tot hielten.Verwandte und Freunde im Fluchtland muss es nicht gegeben haben, zumindest keine, die ein so gesteigertes Interesse an der Familie hatten, sich nach deren Rückreise nach Deutschland noch um deren Schicksal zu kümmern.Ausserdem besteht ja die Möglichkeit, dass der Täter ein weiteres Familienmitglied war! Wenn dem so war, so könnte dieser durch Briefe an die Freunde im Ausland ja noch jahrelang vorgetäuscht haben, dass die Familie noch vollständig am Leben ist!In dem Kontext war ich gerade an eine Familie hier bei mir im Haus erinnert, Flüchtlingsfamilie aus Syrien, wohnt im Haus seit rund einem Jahr, Ehepaar mit zwei kleinen Kindern. Die Frau ist vollverschleiert und geht offenbar nur in Begleitung ihres Mannes zum Sprachkurs aus dem Haus, spricht mit niemandem, die Kinder sind zu klein für den Kindergarten, ich nehme an, die Sprachschule hat eine Kinderbetreuung, denn sie nimmt die Kinder dorthin mit, sonst spielt sie mit denen höchstens im Garten hinterm Haus, der Mann sagt zwar "Hallo" und ein paar Mal habe ich mit ihm auf der Treppe gesprochen, aber nichts tiefgreifenderes als "Schönes Wetter heute". Ab und an kommt ein Besucher, vermutlich ein Verwandter, ansonsten haben die keine Besucher.Ich denke, wenn diese Familie morgen aus dem Haus ausziehen würde und wieder nach Syrien ginge, dann würde kein Nachbar und ausser dem einen regelmäßigen Besucher auch sonst niemand hier in Deutschland diese Familie vermissen ... Nicht weil irgendjemand etwas gegen sie hätte, sondern einfach weil sie keinen Anschluss gesucht und gefunden haben...
Ich denke die Situation der damaligen Menschen, die außerhalb ihres Geburtslandes gelebt haben, lässt sich kaum mit der aktuellen Situation von Flüchtlingen vergleichen.
In der damaligen Zeit war man, ohne Internet, Handy und co., sehr viel mehr zu einer Teilhabe an der Gesellschaft genötigt als es jetzt der Fall ist.
Geld musste verdient werden, man kannte noch seine Nachbarschaft und vor allem in Kriegszeiten waren die Menschen stellenweise sehr auf die Hilfe / auf Informationen aus der Nachbarschaft angewiesen. Lebensmittelbeschaffung, Haushaltsführung, Verdunklung, Lebensmittelknappheit...
Du hast völlig recht, es müssen sich nicht unbedingt enge Freundschaften entwickelt haben, jedoch halte ich es wenn ich mich in die damalige Lage der Menschen hinein versetze und an die Bücher und Berichte von damaligen Zeitzeugen erinnere für quasi nicht möglich im Jahr 1930 zu leben wie "deine" Flüchtlingsfamilie es gerade tut.

Das kleine Mädchen könnte gut im Ausland geboren worden sein.

@AngRa
Ja, es ist ein Rätsel in welchem verwandschaftlichen Verhältnis die Opfer zueinander standen. Ich persönlich kann mir vorstellen das das Mädchen das Kind beider Frauen sein könnte. Es wäre aber auch Möglich das die drei weiblichen Opfer Geschwister sind... da gibt es ja echt unendlich viele Möglichkeiten der verwandschaftlichen Beziehung...

Ausgehend von der einzigen bekannten Gemeinsamkeit - dem gepflegten Erscheinungsbild - halte ich es für am wahrscheinlichsten das alle aus dem Ausland kommen.


@all
ich habe in den letzten Tagen auf dem Podcast "True Crime Germany" zwei sehr interessante Folgen gehört, die das Leben in dieser Zeit sehr gut darstellen.
Die eine Folge behandelt "Das Tier von Rummelsburg" (Berlin im 2. Weltkrieg) und die andere "Die Bremer Blocklandmorde" einen Mordfall nach Ende des 2. Weltkriegs.
Für mich haben vor allem die Informationen über die Polizeiarbeit und den Zustand des Polizeiapperats zu dieser Zeit einige AHA-Momente bereit gehalten.
Falls ihr euch auf der Metaebene für die Zeit interessiert kann ich euch die Folgen sehr ans Herz legen. Im allgemeinen ist der Podcast toll.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

06.06.2018 um 21:28
Aufgrund des gepflegten Erscheinungsbildes der Opfer halte ich es auch für am wahrscheinlichsten, dass sie die Kriegsjahre im Ausland verbracht haben und dass sie erst kurz vor ihrer Ermordung nach Deutschland zurückgekehrt sind, so dass sie hier von niemandem erkannt worden sind. Vielleicht war Anlass ihrer Rückkehr, dass sie Kenntnis von einem Todesfall erlangt haben und nach Deutschland zurückgekehrt sind um eventuell ein Erbe anzutreten. Grundlos werden sie nicht so schnell in die chaotischen Nachkriegsverhältnisse zurückgekehrt sein. Es muss meiner Meinung nach sogar einen triftigen Anlass gegeben haben. In der Stadt Hamburg werden sie nach ihrer Rückkehr nicht gelebt haben ( der Bezug von Lebensmitteln über entsprechende Karten wurde ja geprüft), vielleicht haben sie aber kurz im Umland gelebt, wo es auf Höfen wohl noch Lebensmittel gab und die Versorgung einfacher war. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sie beim Täter gelebt haben, der keine Not gelitten haben kann, wenn er über ein Fahrzeug verfügt hat, wovon die Polizei wohl ausgegangen ist.

Ich gehe davon aus, dass viele Zahnarztpraxen im Krieg zerstört worden sind, viele Zahnärzte den Krieg nicht überlebt haben, viele Unterlagen untergegangen sind, so dass aus diesem Grunde schon nicht mehr festgestellt werden konnte, welcher Zahnarzt den Zahnersatz angefertigt hatte. Darauf hat sich der Täter womöglich verlassen können.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

07.06.2018 um 20:11
Nochmal zur Auffindesituation der Opfer. Mir erschließt sich nicht ganz, warum die Opfer in dieser Art abgelegt wurden.

Einerseits war es sicherlich Aufwand für den Täter die Opfer zu transportieren und an den Fundort zu bringen.
Andererseits frage ich mich, bezogen auf die Stadt, die Notsituation und die Zeit... gäbe es nicht „klügere“ Ablageorte? Unterschiedlichere Szenarien (zb ein Opfer mit fremder Kleidung bekleidet, eines nicht, Art der Tötung...). Er scheint nicht unbending darauf bedacht gewesen zu sein größtmögliche diversität herzustellen sondern vielmehr das die Taten als Serie / zusammenhängend erkannt werden. Dies wiederum wirft die Hypothese auf, das er die Ablageorte so gewählt hat, das alle auch gefunden werden und folglich das er sich seiner sehr sicher war.

Ein Täter mit mehr Angst entdeckt zu werden hätte sicherlich zu der Zeit, als Menschen ums überleben kämpfen, auch andere Möglichkeiten gefunden bei denen die Opfer
a) nicht in Zusammenhang gebracht worden wären
b) vielleicht gar nicht gefunden worden wären

Was meint ihr?


2x zitiertmelden

Hamburger Trümmermörder 1947

07.06.2018 um 20:12
@AngRa
Ich stimme dir völlig zu, das wäre auch meine Hypothese. Es gab für die Opfer einen dringenden Grund der Reise nach Hamburg.


melden

Hamburger Trümmermörder 1947

07.06.2018 um 21:34
@Nuxe

Ja, für den Täter war es ein Aufwand die Opfer an die jeweiligen Ablageorte zu transportieren. Die Polizei ist davon ausgegangen, dass er das nur mit einem Fahrzeug bewerkstelligen konnte. Allerdings ist es so, dass zur damaligen Zeit Benzin rationiert war und dass hauptsächlich die Engländer als Besatzungsmacht Fahrzeuge zur Verfügung hatten. Deutsche hatten wohl auch die Auflage Fahrtenbücher zu führen. Die konnten gar nicht ohne Weiteres irgendwo hinfahren. Das sind Informationen, die ich aus dem Buch von Cay Rademacher "Der Trümmermörder" habe. Es ist daher schon alleine ein Rätsel, wie der Täter ein Fahrzeug zum Transport der Leichen organisieren konnte.

Der Täter hätte die Opfer aber nicht dort in den Trümmern abgelegt, wenn ihm das nicht aus irgendeinem Grund vorteilhaft erschienen wäre. Er brauchte einen Ort, an dem die Toten nicht schnell entdeckt werden. Die sollten so lange wie möglich verschwinden.

Ich kann es mir nur so erklären, dass ein Vergraben im Wald wegen der Kälte nicht oder nur unter großer Anstrengung möglich war und auch ein Versenken im Wasser wohl nicht ging, so dass er das Ziel des Verschwinden lassen auf die übliche Weise nicht erreichen konnte. Am Ende hätte man die Leichen dann im Wasser durch die Eisschicht hindurch sehen können wie unter einer Lupe.

Er hat vielleicht darauf gebaut, dass sie erst als Skelette in den Trümmern gefunden werden und dass dann nicht mal mehr festgestellt werden können, wie sie zu Tode gekommen sind. Das Erdrosseln hätte nämlich am Skelett keine charakteristischen Spuren hinterlassen. Vielleicht hätte man dann angenommen, dass die Toten beim Bombenangriff ums Leben gekommen sind oder dass sie später wegen der Kälte erfroren sind. Der gewaltsame Tod wäre vielleicht nie erkannt worden. Gewundert hätte man sich vielleicht auch nicht darüber, dass die Skelette keine Kleidung anhatten, weil man womöglich davon ausgegangen wäre, dass Trümmergänger den Toten die Klamotten ausgezogen hätten um sie zu Geld zu machen.

Ihm muss nicht klar gewesen sein, dass sich in den Trümmern viele Personen auf der Suche nach etwas Brennbarem oder anderen Dingen, die gebraucht werden konnten, aufgehalten haben. Ich meine immer dass ihm die Gepflogenheiten der Menschen in der zerstörten Stadt nicht so bekannt waren, weil er auf dem Land gelebt hat, die Stadt aber von früheren Zeiten her kannte. Viele Menschen haben in den Trümmern herumgesucht und daher war der Ablageort eigentlich nicht gut geeignet. Offensichtlich hat er sich aber auch nicht umstellen können, denn obwohl die ersten Leichen nacheinander schnell gefunden worden, hat er seine Vorgehensweise nicht geändert.


Anzeige

2x zitiertmelden