Bin ich in meiner Realität Gott?

Guten Tag liebe Forenmitglieder

Ich kann nicht genau definieren, was sich seit Jahren in meinen Kopf abspielt. Seit meiner Pubertät, etvl. sogar schon früher bin ich auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wieso die Realität so ist wie sie ist. Mit "Realität" meine ich nicht meine persönlichen Lebensumstände sondern rede vom Konstrukt in welchem ich mich bewege, tagtäglich auf neue Menschen treffe, Autos an mir vorbei ziehen, sich Wolken am Himmel bilden etc etc.

Was sind all diese Dinge die ich tagtäglich sehe, die Leute mit denen ich spreche und sogar ich selbst, wenn ich in den Spiegel schaue ? Ich stelle die Frage im Bezug auf die Aussage gewisser Personen die beispielsweise sagen, dass die Trennung von mir selbst zu anderen Gegenständen und Personen nur eine Illusion sei, also quasi alles mit allem verbunden ist. Bin ich also blödgesagt die Tastatur auf welcher ich gerade diese Zeilen verfasse, oder wie sind diese Aussagen zu verstehen?

Dann gibt es da ja noch das "Gesetz der Anziehung oder Resonanz", welches besagt, dass man jenes anzieht an was man "denkt, glaubt, fühlt". Wenn ich also beispielsweise Person XY liebe, sie aber meine Liebe nicht erwiedert, ich folglich das "Gesetz der Anziehung" zur Anwendung bringe entsteht dadurch ja ein Paradoxon. Einerseits ist laut dem Gesetz der Anziehung ja alles möglich, anderseits hat die Person ja einen "freien Willen". Versteht ihr was ich meine? Anderst würde es natürlich aussehen, falls Person XY nur eine Projektion meines Unterbewusstseins in meiner ganz eigenen Erschaffenen Realität wäre.

Nichts gegen Homosexuelle, aber ich als Hetero, könnte mir nie und nimmer eine sexuelle Handlung mit einem Mann vorstellen. Wenn jetzt aber "rein hypothetisch" Mann XY das "Gesetz der Anziehung" perfekt zur Anwendung bringt, würde ich in meiner Realität trotzdem nie nach seiner Pfeiffe tanzen, vielleicht aber in seiner Realität?

Leben wir Menschen allesammt in einer kollektiven Realität, oder gibt es 7.5 Milliarden individuelle Realitäten, inder jedes Individum quasi Gott ist und sein Leben selbst frei gestalten kann?

Nehmen wir als Beispiel einen Traum. Im Traum erschafft unser Gehirn eine Welt in der wir Schmerzen und Emotionen empfinden können, uns mit anderen Menschen unterhalten können, es gibt da Autos, Häuser, evtl. auch viel abstraktes. In Wirklichkeit liegen wir aber in unserem Bett. Jeder der schon einmal einen Klartraum hatte, weiss wovon ich rede. Der Traum wirkt im moment des Träumens real. Aber wenn wir aufwachen, stellen wir fest, dass das ganze Konstrukt, die Häuser, die Personen und einfach alles nur eine Projektion unseres Gehirns war, dennoch haben wir mit unseren Sinnen etwas wahrgenommen. Abgesehen davon, dass wir in einem anderen Bewusstseinszustand gewesen sind, zeigt uns das doch, dass unser "Gehirn oder Geist oder whatever" imstande ist, eine wahrnehmbare Form von "Sein" zu erschaffen.

Wisst ihr was ich meine?

Vielleicht noch zur Ergänzung. Wenn ich "Realität" schreibe, meine ich nicht die "Realität, so wie sie wirklich ist" sondern nur die Form wie ich sie mit meinen Sinnen warnehme.

jemde schrieb:Leben wir Menschen allesammt in einer kollektiven Realität, oder gibt es 7.5 Milliarden individuelle Realitäten

Es gibt eine Realität und wir haben jeder eine eigene Wahrnehmung davon. Also 7,5 Milliarden mehr oder weniger unterschiedliche Wahrnehmungen der einen Realität.

Also das "Gesetz der Anziehung " hat bei mir nie funktioniert. Ist auch schwierig, das nachweisen zu wollen.
Wie stellst du dir das vor, ein Gott zu sein? Das kommt auch ein bisschen darauf an, was man darunter versteht. Ein allmächtiges Wesen wahrscheinlich eher nicht. Oder kannst du die Naturgesetze nach deinem Willen verändern oder umgehen?
Als Erschaffer deiner Realität schon eher. Deine Sinne nehmen Informationen auf und dein Gehirn erstellt dir auf diesen Daten eine Realität.
Ob diese Realität dann auch die tatsächliche Wirklichkeit ist, ist unklar. In der Philosophie ist dieses Problem schon länger bekannt, nicht nur erst seit Matrix: Wikipedia: Gehirn im Tank. 100%ige Gewissheit haben wir nie.

Ein anderes Beispiel, welches vielleicht der ein oder andere kennt. Du stehst am Morgen mit einem linken Fuss auf. Regst dich über irgendein Missgeschick auf und kontinuierlich läuft an diesem Tag alles schief. Stau, wo normalerweise nie Stau ist um diese Zeit, oder man verpasst den Bus, Zug aufgrund irgendeines lächerlichen Umstandes, die Katze wird überfahren, man verletzt sich am kleinen Zeh weil man irgend an einer Tischkante reingelaufen ist, Mann sitzt im Restaurant und leert sich Sose übers weise Hemd und so weiter. Ist das dann einfach nur ein blöder Zufall? Und falls ja, wieso passieren solche Missumstände meistens dann, wenn man schon den ganzen Tag schlechte laune hatte?

An Tagen an dennen man gute Laune hat, läuft es ja meistens wie geschmiert. Das liest sich jetzt so plumb, aber ich stelle das bei mir selber sehr oft fest.

Nehmen wir als beispiel einen Bus. Du bist mit einem linken Bein aufgstanden und wartest an der Station. Es eilt, du musst zu einem sehr sehr wichtigen Geschäftstermin und es ist wichtig, dass du pünktlich dort bist. Nun hat aber ausgerechnet heute (wo der Bus doch immer mehr oder weniger Pünktlich ist) 15 Minuten Verspätung. Habe ich diesen Umstand dann angezogen? Und falls ja, was ist dann mit den anderen Insassen des Buses oder mit den Leuten an der Station? Vielleicht hatten die ja mehrheitlich einen positiven Tagesstart. Erhebt sich also meine negative Laune über die positive Laune der anderen Businsassen?

jemde schrieb:Ist das dann einfach nur ein blöder Zufall?

Es ist ein reines Wahrnehmungs- bzw. Erinnerungsproblem. Du überbewertest die "schlechten" Ereignisse bzw. Du vergisst die Tage, an denen Du mit dem linken Fuß aufgestanden bist und nichts passierte.

Endlich kenne ich den Begriff dazu. Die Thematik ist also tatsächlich nicht neu. "Methaphysischer Solipsismus". Kann man denn irgendwie be- oder wiederlegen wieso es nicht so sein könnte?

@jemde

Nein, so etwas kann man nicht widerlegen. Die Illusion ist perfekt genug, dass man keinen Ansatzpunkt findet, die Illusion als Illusion zu beweisen und auf eine Meta-Realität zu schließen, die dieser Illusion zugrundeliegt. Der Begriff "Brain in a vat" (Gehirn im Tank) ist hier bereits gefallen. Also kurz: keine Chance auf schlüssige Widerlegung.

@BioGenEthiker

Alles klar. Nun würde mich noch interessieren, wieso gewisse Personen behaupten, alles wäre eins. Das die Trennung von mir und einem anderen Menschen und alles was eben "ist" nur eine Illusion ist? Ich kenne sogar ein paar Leute die diese Erfahrung während einer Tiefenmeditation gemacht haben. Ich selbst hatte das Privileg leider noch nie.

jemde schrieb:Alles klar. Nun würde mich noch interessieren, wieso gewisse Personen behaupten, alles wäre eins. Das die Trennung von mir und einem anderen Menschen und alles was eben "ist" nur eine Illusion ist?

Warum behaupten Menschen, es gäbe Götter? Oder Geister, UFOs und sonstige Dinge?

jemde schrieb:Ich kenne sogar ein paar Leute die diese Erfahrung während einer Tiefenmeditation gemacht haben.

Warum sollte eine solche Meditation eine Wahrnehmung der Realität bedeuten und keine reine Halluzination sein?

@kleinundgrün

Da ich selber die Erfahrung (noch) nicht machen durfte, kann ich nicht ausschliessen, dass es sich um eine Halluzination gehandelt hat.

Der eine Freund von mir sagte, dass Du in diesem Zustand nicht im Stande bist, über Dinge nachzudenken. Du existierst quasi einfach und wirst mit allwissenheit geflutet. Du weisst dann ganz genau, dass die Dinge so sind. Er sagte mir, es wäre nicht möglich, es mit Worten auszudrücken. Er sagt, Meditation (wenn richtig durchgeführt) sei der Schlüssel zur Erleuchtung alles seins. Alles ist eins, eins ist alles. Es existiert kein Richtig kein Falsch, kein Gut und kein Böse. Alles ist egal, alles ist erlaubt, alles ist möglich. Wir sind selbst die Barriere in unserem Leben, die uns daran hindern unsere Träume zu verwirklichen.

Etwa so klang das, als er mir davon berichtete.

@jemde
Du hast das LoA (Law of Attraction) nicht verstanden. Sich zu wünschen, dass Person XY auf einen steht ist nicht im Sinne des LoA. Es darf niemals auf konkrete Personen angewendet werden, bzw. ganz blöde Idee. Wohl aber sich eine erfüllende Beziehung zu wünschen.

@jemde

Diese Art von All-Einheits-Erfahrung wird auch als "unio mystica" bezeichnet und entsteht, wenn die Schläfenlappen ein bestimmtes Erregungsmuster zeigen. Das Phänomen ist Entgrenzung, also die Distanz zwischen Wahrnehmungsobjekt und Wahrnehmungssubjekt, die gewöhnlicherweise als gegeben empfunden wird, ist auf der Wahrnehmungsebene aufgehoben, so dass alles zu einer Ganzheit verschmilzt und auch das Empfinden der eigenen Persönlichkeit - also das Ich - in diese Ganzheit aufgeht.

Aus diesem Entgrenzungserlebnis heraus lässt sich im Nachhinein schlussfolgern, dass die Distanz zwischen den Dingen, die wir wahrnehmen und uns selber, die wir uns als Ich wahrnehmen, illusorisch sei, weil man ja nun die Alternative erlebt hat. Nachvollziehbar ist diese Schlussfolgerung, aber eben objektiv nicht prüfbar.

jemde schrieb:Da ich selber die Erfahrung (noch) nicht machen durfte, kann ich nicht ausschliessen, dass es sich um eine Halluzination gehandelt hat.

Gerade wenn Du es selbst erlebst, kannst Du nicht beurteilen, was es ist. Etwas, das Dir real erscheint kannst Du kaum auf Realität hin prüfen.

Wenn Du glaubst, alles zu wissen - dann ist das (in dem Moment) Deine Realität.

@kleinundgrün

Es ist ja nicht so, dass mein Freund seit diesem Ereignis behauptet, allwissend zu sein. Viel mehr erklärte er es mir so, dass ich mir vorstellen müsse im Jungel umher zu irren, ohne Koordinaten und Landkarte. Dann plötzlich wird einem die Karte eingeblendet und man "weiss" in dem Moment wohin man gehen muss. Dann wird sie wieder ausgeblendet. Zurück bleibt eine ungefähre Ahnung, wohin man nun gehen soll. Er hatte tiefe Einblicke in den Ursprünglichen zustand des "Seins" wie er es nannte. Man ist einfach nur reines Bewusstsein. Es ist nicht mal ein Ort, sodass man es "dort" nennen könnte. Man ist einfach nur blosse Existenz. Gedanken, Zeit, Emotion, all das exisitert im "Ursprung" nicht.

Er sagte mir, von Dort kommen wir und "dorthin?" gehen wir alle einst zurück.

Es beschäftigt mich schon etwas, denn von alltäglichen Smalltalk ist hier nicht die Rede. Gerade die Gläubigen der Weltreligionen glauben ja auch an Orte nach dem Tod, Himmel & Hölle/Fegefeuer, Nirvana.

Was man mit seiner Fanatasie alles anstellen kann, ist der reine Wahnsinn!
Da ist tatsächlich jeder selbst sein eigener Gott! Man kann sich Dinge einbilden die anscheinend da sind, man kann sich einbilden Menschen die es gar nicht gibt, zu lieben! Oder aber wenn man Musik hört, sich lauter fantastische Dinge vorstellen, oder regelrecht ein Kinofilm im Kopf zu bestimmter Musik laufen lassen und sich im Nachhinein darüber schlapp lachen! Oder sich gewisse paradisische Situationen vorstellen, wie sie sein könnten!
Aber sobald wenn man einen Menschen, den man sich einbildet zu lieben, in der Realität zwingt, sich ebenfalls zu lieben, wird man von anderen Menschen als Spinner abgestempelt! Oder auch, wenn man sich einbildet übermenschliche Kräfte zu bilden oder Gott zu sein!

@jemde

Dies sagen oftmals Leute auch aus der Überzeugung, da im Grunde alle Masse aus dem gleichen besteht, es wird auch vermutet, dass es einen KgT aller gemeinsamen Masse geben könnte! Und natürlich auch wegen Meditationen und Drogengebrauchs, da dort manchmal geistige Zustände erreicht werden können, wo völlig nicht mehr erklärbar sind. Zbsp. das erreichen von anderen Welten, das Sehen von Engeln usw. Und Menschen sich für viel zu wichtig nehmen, da im Grunde alle Menschen aus dem gleichen Material bestehen! ;)

@jemde

jemde schrieb:also quasi alles mit allem verbunden ist.

Das erinnert mich an die Theorie des holografischen Universums.

"Nach Bohm's Theorie ist die drei-dimensionale Realität in der wir leben, nur die Projektion einer tieferen Realität. Auf der Ebene dieser tieferen Realität kann eine Kommunikation augenblicklich und ohne Zeitverzug erfolgen, denn auf dieser tieferen Ebene sind alle Teilchen miteinander verbunden, weil sie alle Teil des gleichen Hologramms sind. Bohm denkt, dass jegliche Trennung, die wir in unserer Realität empfinden auf einer falschen Vorstellung basiert und wir uns über die Zusammengehörigkeit auf der tieferen Ebene nicht bewusst sind."

@Wolkenleserin
Wassn KgT?

stereotyp schrieb:Wassn KgT?

Kreative Gartentechnik. Oder kleinster gemeinsamer Teiler. Im genannten Kontext tendiere ich zum Erstgenannten. :D