Moral, was ist das? Brauchen wir das? Wenden wir das an?

Liebe Gemeinde,

Ist Fliegen töten unmoralisch?
Ist Tierzucht unmoralisch

Diese beiden Threads sind mir gestern besonders ins Auge gefallen und hab dann mal nach dem Stichwort Moral gesucht und es gibt noch mehr Threads in der richtung, viel spass beim durchlesen.
Aber nun zum eigendlichen Thema:
Haben wir Menschen eigendlich eine wirkliche Moral?
Brauchen wir sie, wenn wir sie denn haben?
Leben wir nach diesen Grundsätzen?

Ich denke die meisten Leben nur nach den Grundsätzen der Moral, die ihnen gerade in den Kram passen, wieso sonst gehen so viele fremd?
Wieso sonst verjubeln Banker das Geld anderer in ihrer weltweiten Spielbank(auch Börse genannt)?
Wieso will jeder auf kosten anderer einen Vorteil erarbeiten/erschleichen?
Und nehmt euch nicht bei allen Punkten aus, ihr seid keine Perfekten Gutmenschen, weil es der Menschheit nicht möglich ist sich an diese immaginären Regeln zu halten. Ich selbst nehme mich nicht aus, obwohl ich NICHT Fremdgehe(weil ich nicht will) und anderer Leute Geld nicht verzocke(nicht die möglichkeit aber die Gewissheit das ich es nicht vermehre)

So abschließend noch eine Frage:
Was definiert ihr als Moral?

blutfeder schrieb:Wieso sonst verjubeln Banker das Geld anderer in ihrer weltweiten Spielbank(auch Börse genannt)?

Weil diese versucht haben Profit zu schlagen

blutfeder schrieb:Wieso will jeder auf kosten anderer einen Vorteil erarbeiten/erschleichen?

Weil man nach dem Energieeffizentesten Weg sucht etwas zu tun - Ich würde auch mein Stromkabel an das Netz meines Nachbarn anschließen wollen :P:

Zum Eingangsposting (insbesondere zu den beiden Fragen im Threadtitel) ..


Diejenigen die Moral brauchen, brauchen Moral ... ganz einfach ...

Und diejenigen davon, die dann diese zusammengebastelte Moral anwenden in bestimmten
Fällen, wenden eben dann diese im Leben an ... auch ganz einfach ...


and by the way: Hier - (bei mir) - ist übrigens kein Brauchen von Moral (mehr) ...


Lieben Gruß
Lichti

@blutfeder

Der Satz zur Definition von Moral, der mir als erstes einfiel:

Moral ist, niemand anderem wissentlich zu schaden.

So definiere ich erst mal, einfach ausgedrückt, meine Moral.

blutfeder schrieb:ihr seid keine Perfekten Gutmenschen

Doch bin ich, absolut sicher ...... ;)

blutfeder schrieb:Was definiert ihr als Moral?

Wenn ich anders handle, als es mir (unmittelbar) nützt, weil es anderen hilft oder ihnen sonst schaden würde.

blutfeder schrieb:Ich denke die meisten Leben nur nach den Grundsätzen der Moral, die ihnen gerade in den Kram passen, wieso sonst gehen so viele fremd?

Die Moral "kämpft" ununterbrochen gegen die menschlichen Triebe und das Bestreben, möglichst große eigene Vorteile zu erzielen. Und manchmal verliert sie halt. Bei manchen Menschen öfter als bei anderen.

Die Moral "kämpft" ununterbrochen gegen die menschlichen Triebe und das Bestreben, möglichst große eigene Vorteile zu erzielen. Und manchmal verliert sie halt. Bei manchen Menschen öfter als bei anderen.t

Komisch, hab´noch nie "eine Moral" im Kampf gesehen ... trägt sie Ritterüstung oder sitzt sie gar in einem Panzer ?? *schmunzel-smile* ...

"Moral" ist ein reines Konstrukt ... aus Gefühlen / Erfahrungen / Gedanken zusammengebastelt ...

... ein reines "Ersatz"-Konstrukt ... wenngleich bei jedem ein wenig anders zusammengebastelt ...

für das - was - ist ... denn dies braucht keinerlei Moral ...

... und von wem wohl zusammengebastelt ... einzig & allein von "Menschen" ... bzw. zusammengebalstelt von und aus der Idee eines separaten Ich´s (Ego) ... zumindest hier auf diesem Planeten ...

Mal führt dieses Konstrukt "Moral" zu eher Gutem, mal zu eher Schlechtem ... gleicht sich wohl aus ...

Nur zum Beispiel .. by the way ... "Moral" dürfte eine der Hauptmotivationen in der Vergangenheit gewesen sein, blutige Kriege zu beginnen und bis auf den Tod zu führen ...


Lieben Gruß
Leuchtpust

blutfeder schrieb:Brauchen wir sie, wenn wir sie denn haben?

Ja, ich denke schon, dass wir eine Moral brauchen.
Wenn wir keine hätten, wonach würden wir dann unser Handeln ausrichten? Gesetze zB entstammen doch eigentlich auch nur moralischen und menschlichen Handlungsweisen.

Wonach wir unsere Moral ausrichten, ist natürlich schwieriger. Religion spielt da ja immer noch eine große Rolle, was daran liegt, dass allein die Gebote für viele einen Grundsatz ihrer Moral darstellen.

Moral definiert jeder für sich, von daher gibts da wahrscheinlich soviele verschiedene Anschauungen wie Menschen auf der Welt.

Leuchtpups schrieb:Komisch, hab´noch nie "eine Moral" im Kampf gesehen ... trägt sie Ritterüstung oder sitzt sie gar in einem Panzer ??

???

Leuchtpups schrieb:... ein reines "Ersatz"-Konstrukt

Ersatz wofür?

Leuchtpups schrieb:Lieben Gruß
Leuchtpust

Was nun Pups oder Pust?

zur letzten Frage: immer das, was da steht ... kleinundgrün ... ganz einfach, oder?

zur ersten Frage: für das-was-ist und im eigentlichen (essentiellen) Sinne kein bloßes "was" ist ... :-)

Leuchtpups schrieb:zur letzten Frage: immer das, was da steht ... kleinundgrün ... ganz einfach, oder?

Einmal steht da Leuchtpups und das andere Mal Leuchtpust. So einfach ist das nicht. Also Pust oder Pups?

Aber beantworte doch mal die Frage nach dem Ersatz wofür.

Steht schon alles da ... schönen Tag noch ... :-))

@blutfeder

moral setzt immer ein, wenn es für den jeweiligen menschen zu unmoralisch wird:)

Je weiter man von den betroffenen Menschen entfernt ist, desto weniger setzt die Moral ein.

Überlegt doch mal selber was euch z.B. als Vorgesetzter einfacher fällt: Jemanden persönlich kündigen, oder das per Knopfdruck der Personalabteilung bzw. dem Computer weiterleiten.

Moral sitzt fest verankert in unserem autopiloten. manche leute merken noch nicht mal, dass sie eine haben.
ich möchte sogar behaupten, dass viele tiere ebenfalls über moral verfügen, aber sicher nicht so ausgeprägt wie wir.
und eigentlich ist es nicht für alle ohren vorteilhaft, dass wir dafür ein wort haben, mit dem wir die moral fassen können, denn es gibt viele, deren größter spass ist es, zu zerstören, was sie in die finger bekommen.
deswegen ist es schön, dass moral teilweise ziemlich flüchtig ist.
wenn wir von "menschlichkeit" reden, reden wir von moral.
wenn wir von "mitleid", "güte" und "empathie" reden, reden wir von moral.
moral ist für viele verbindlich und das zeigt, wie fortgeschritten unserer zivilisation ist.
allerdings gibt es auch subjekte, denen die fähigkeit fehlt, sich in andere hineinzuversetzen und die sich mit genuß an anderen abreagieren.
selbst mit einem minimum an gefühlsverstand und emotionaler intelligenz sollte klar sein, dass man damit nicht nur den anderen schaden zufügt, sondern sie ebenfalls zu verbreitern des hasses und der mißgunst macht, wenn man sie mit solchen füttert. und das ist nicht mit "der dunklen seite der macht" zu glorifizieren, sondern es ist einfach das prinzip virulenter psychopathie-kettenreaktionen. jeder kennt frust-phasen, in denen er mit dem gedanken spielt, einen agressor auszuschalten. "doch die moral hindert einen daran" - ein satz, der bei leuten mit (stimulierten) authoritätskomplexen wohlmöglich aversionen auslöst. wir müssen uns die schockierende wahrheit vor augen halten, dass psychopathen die schlimmsten spin doctors von allen sein können und sie die ausdauer und die hemmungslosigkeit dazu besitzen, bis ins perfideste detaill alles und jeden in ein krudes licht zu rücken. sogar die moral ansich.
daher fünde ich die frage nach den beweggründen für amoral viel interessanter.

Und nehmt euch nicht bei allen Punkten aus, ihr seid keine Perfekten Gutmenschen, weil es der Menschheit nicht möglich ist sich an diese imaginären Regeln zu halten.

Vorsicht! :)

Ich bin der "moralinsauerste" Moralist den es überhaupt gibt! Schon mein Vater nannte mich "Moralapostel".

Das Problem mit der Moral ist, daß wir dabei NUR auf uns selbst schauen dürfen, sonst werden wir zum Richter über andere, was niemandem zusteht. Man darf auch andere Menschen nicht mit dieser Haltung belästigen, denn viele verstehen es einfach nicht. Moralisten sind aber meist nur Richter über andere und klammern sich selber aus, das stimmt. Daher sind sie reine Heuchler, die anderen nur etwas vorgaukeln wollen.

Mir hat die Moral dazu verholfen, den "Weg des Gerechten" zu gehen. "Was du nicht willst daß man Dir tu..." Ich bin mein eigener Richter geworden. Der positive Seitenaspekt ist ein völlig reines Gewissen und das vermeiden unnötiger Fehler.

Ich sags mal so. Ich bitte nicht gerne um etwas, auch nicht um Vergebung. Ich mache Dinge nicht gerne wieder gut, weil es so schwer ist. Ich hab ganz persönlich keinen Bock auf Karma. Daher hab ich die Moral und Rechtschaffenheit zu meinem höchsten Gut ernannt und mich ganz weit weg entfernt von allem, was schlecht ist für Andere. Und ich wurde böse "geprüft", aber das gehört wahrscheinlich dazu (zB Freundin vom besten Freund).

Als ich noch jung war habe ich mal so gedacht wie du: das geht gar nicht, das schafft niemand. Das stimmt aber nicht. Man muß mit gelebter Moral auch kein verbrämtes Leben eines zurückgezogenen Höhlenbewohners leben. Wenn man sich dran gewöhnt kann man sie wunderbar in sein Leben integrieren und alle Freuden des Lebens genießen. Wenn man einmal verstanden hat, warum Menschen tun was sie tun, kommt man mit integrierter, integerer Moral vollkommen klar.

Vielleicht braucht man aber eine entsprechend ausgeprägte Empathie oder "emotionale Intelligenz" dazu, allgemeiner formuliert könnte "Moral" sogar eine reine Frage der Intelligenz sein, genau wie der Verstand (auch) eine Frage der Intelligenz ist. Ich bin ziemlich sicher, daß es viele Menschen mit guter ("sauberer") Moral gibt, auch wenn sie vielleicht ganz unbewußt so leben.

Jeder Mensch definiert seine eigenen Moralvorstellungen, manche haben mehr, andere weniger.
Manche haben extrem krasse und andere wiederum erschreckend geringe.

Vieles wird aber durch die Erziehung, sprich von der umgebenden Gesellschaft "beigebracht".

@Jupiterhead

Bevor ich mich den Inhalten widme, möchte ich über die Bedeutung von Moral sprechen; denn sie ist Vieles: Chance, Balast, Gelegenheit, Hürde, Zwang oder das ehrenwerte Streben nach Gleichheit. (Die Gleichheit ist Quatsch, eine absurde Illusion. Aber Moral geht eben davon aus.)

Eine Gesellschaft (Familie, Freundeskreis, Kollegen, Nachbarschaft usw.) legt einen Verhaltenskodex fest, der das Zusammenleben regelt - Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Pünktlichkeit, ein Benehmen nach Knigge können Beispiele hierfür sein. Die Formulierung gesellschaftliche Gesetzgebung gefällt mir deshalb ganz gut.
Staaten konstituieren sich anhand einer Verfassung, Gesellschaften über ihre ganz eigenen Moralvorstellungen. Das ist in etwa ähnlich, obwohl es nicht identisch ist; Gesetze sind verbindlich, Moral kann verbogen, ausgesetzt, ignoriert, angepasst werden. Aber das sind Details der Ausführung, wir wollten über ihre Bedeutung sprechen.

Nett sein, freundlich sein, Anstand wahren, mir auf die Zunge beißen - das sind Dinge, die mich wahnsinnig machen. Auch heute noch, und dabei hat sich das schon gebessert. Im Laufe der Jahre habe ich mich daran gewöhnt. Die Zeit hat mich verändert, mir ist (und Du weißt, worum es hierbei geht) ein Stück meiner Unbeschwertheit verlorengegangen, mein Blickwinkel ist ein anderer, ebenso die Erwartungshaltung meines Umfelds.
Mit der Unbeschwertheit meine ich Mitmenschen, die sich auf mich verlassen wollen, es aber nicht immer konnten; ich meine egoistische Denkweisen, die über meine eigenen Vorlieben nicht hinausgingen; ich meine Gefallen, die ich meinen Mitmenschen mittlerweile gerne tue. Ganz einfach, weil sie mir wichtig sind.

Dass sich einer auf den anderen verlassen können muss, klingt romantisch, abgedroschen, phrasenhaft. Aber das ist eine der Erkenntnisse, die mich Moral neu bewerten lässt. Sie ist kein altertümliches Relikt weltfremder Spinner (mehr), sondern notwendige Bedingung für ein intaktes Miteinander.

In der heutigen Zeit brauchen wir Moral sehr wohl, würde ich mal sagen. Und müssen es auch anwenden, sonst kein Wunder, das alles nur noch schlimmier wird auf dieser Welt.

matraze106 schrieb:daher fünde ich die frage nach den beweggründen für amoral viel interessanter.

warum? Amoral ist doch relativ "einfach" zu leben.

Man braucht sich nur danach zu richten, was die anderen vorleben. Sie verspricht Macht, Ansehen und Reichtum für den, der sie "schlau" und geschickt anwendet. Wer sein Gewissen ausklammert, und das entscheidet sich bereits in der Kindheit, der hat ein oberflächlich gesehen relativ einfaches Leben. Moral, die mit "Gewissen" und "hohen Werten" daher kommt, ist weder in der Allgemeinheit durchzusetzen noch ein einfacher Weg für den Einzelnen. Der Mensch tendiert aber zum einfachen Weg, den Weg des geringsten Widerstandes. Viele Menschen erkennen ihre "Amoral" regelrecht als eine Stärke, eine Notwendigkeit des Lebens um sich durchsetzen zu können.

Ich sage nochmal: die "Moralisten" sollten verdammt aufpassen, welchen Beweggründe ihre eigene Moral hat und sich immer zuerst selber prüfen.

Regelmäßig werden neue Säue durchs Dorf getrieben:

http://www.spiegel.de/panorama/limburger-bischof-flog-first-class-nach-indien-a-850876.html (Archiv-Version vom 20.08.2012)

insgesamt 442 Beiträge

ein Bischof fliegt First Class zum Slum. Das "Upgrade" wurde aber privat bzw. aus Bonusmeilen bezahlt. Naja. Ich sehe noch nicht, wo der Gute jemandem damit geschadet hätte. Das Forum dazu ist recht interessant, weil man gut erkennen kann, wie sich alle darauf stürzen obwohl es eine Lapalie ist. Weiter wird berichtet, daß die sich dort im Bistum Bautechnisch ausleben. Mir selber würde das nicht passieren, ich würde mich für so ein Verhalten vor den Spendern und Steuerzahlern verantwortlich sehen. Im gesellschaftlichen Vergleich ist der "Fall" aber lächerlich, hauptsache SpiegelBILD hat ne Story.

Und wer sein Geld zur Kirche trägt gibt es freiwillig aus der Hand, obwohl er es eigenverantwortlich sinnvoll einsetzen könnte. Es ist menschlich, daß sowas ausgenutzt wird.

Das aufbauschen des Falles lenkt so wunderbar ab von den Dingen, die wir nicht ändern können und *wirklich* schlimm sind.