Das Märchen von der direkten Demokratie

Ich glaub Bortoluzzi sägt sich so eher selbst ab. Das Problem an unserem System ist meiner bescheidenen Meinung nach das Listen-Wahlverfahren.

Wer bei einer Liste einer grossen Partei weit oben ist, kommt mit ziemlicher Sicherheit rein. So war es ja eine kleine Sensation als Nathalie Rickli mehr Stimmen erhalten hat, als Christoph Blocher, was wohl ein Indiz dafür ist, dass ihn einige von der Liste gestrichen haben. Das machen aber viel viel viel zu wenige, denn Blocher kam trotzdem rein. Wer auf Platz 1 auf der Liste ist, hat Narrenfreiheit.

Da kann man noch so oft sagen "XY ist in der Partei SP/SVP aber ein Supertoller Politiker" - ja, es gibt in beiden Parteien durchaus gute Politiker. Solange man die Listen 1&2 im Wahlbüro abgibt, unterstützt man die Populisten.

Und ja, das System muss man sanieren. Denn es ist nicht darauf ausgelegt worden, mit einem Haufen Populisten fertig zu werden. Aber wie geht man dieses Problem an? Die Seriösen Politiker gehen ja eben im Medialen Rummel unter. Die Zeitungen pusten Bortoluzzis Anti-Schwulen-Äusserungen auf, obwohl es möglicherweise besser wäre, dies kurz zu Thematisieren und ihm dann die Mediale Präsenz zu verweigern. Denn solche Äusserungen sind in der "Classe Politique" mMn unwürdig.

Zum Einen muss man erkennen, dass das Niveau der Zeitungen (auch Online) mMn immer mehr in Richtung Blick-Niveau absäuft (der Blick ist das Schweizer Äquivalent zur Bildzeitung), zum Anderen haben die Seriösen Blätter mehr und mehr Probleme um sich über Wasser zu halten.

Bei den Seriösen Zeitungen hat man gerade noch die NZZ und den Tagi (Tamedia-Gruppe).

Jedes Volk bekommt die Regierung die es sich verdient. In der Schweiz - und auch in eigentlich allen Ländern, in denen das Parlament vom Volk gebildet wird - ist es für das Volk eigentlich ein leichtes, die guten Leute rauszukristallisieren und eine Vernüftige Ansammlung von Leuten im Parlament zu bilden.
Einzig, was vielleicht abgeschafft werden sollte ist, dass vorgedruckte Parteilisten abgegeben werden können. Wer dann nämlich die SVP Liste abschreiben müsste, würde sich vielleicht eher überlegen, ob der einen Bortoluzzi noch draufschreibt. Wenn man den jedoch aktiv streichen muss, vergessen es viele und geben die Liste ab ohne den Typen zu streichen.

@Laborant
Leere Listenblätter abgeben und selber schreiben- eine gute Idee.Wobei ich das Problem bei einer gewissen Faulheit der Leute sehe und nich beim versehentlichen nicht streichen.Die vergifteten Stammtischganoven sind bequem genug, einfach die SVP Liste ins Cuvert zu stopfen, ohne überhaupt genau hin zu sehen.Bei den roten "Helden" siehts kaum anders aus.
Und ja, es gibt zwar noch andere gute Zeitungen ausser Tagi und NZZ (z.B der Bund)
, aber dominiert wird die Medienlandschaft vom Boulevard -Journalismus( Auch hier siegt die Faulheit - leichter zu lesen) .Da ist dann die Zeitung mit den grossen Buchstaben höchst verdächtig.Die machen sich einen Spass daraus, die Konkurrenz zwischen SVP und SP noch anzuheizen für Schlagzeilen.

@Laborant
Die Fähigkeit, die richtigen Politiker zu finden, wäre wohl bei vielen vorhanden, jedoch nicht bei allen.Sei es wegen Dummheit, Eigennutz oder der sprichwörtlichen Brett vor dem Kopf.

@mitdenker
Der Bund gehört auch in die Tamedia-Gruppe -> Tagi :)

Grundsätzlich wäre das Ziel die Faulheit des Volks zu brechen, doch wurde eine dermassen bequeme Konsumgesellschaft hingezüchtet, dass man eigentlich nur noch wegschauen mag. Die demokratische Politik ist ein Opfer davon.

Ich muss selber zugeben, dass ich in den ersten Jahren meiner Wahlberechtigung zwischen SP und SVP hin und her pendelte. Als junger Naivling ist man eben noch sehr empfänglich für Populismus *schäm*.

Vielleicht würde eine unabhängige Infowebseite helfen, welche auf die Versprechen (UND die Ausführung und das Verhalten) der einzelnen Politiker aufdröselt.

Die AfD möchte die direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild, infos gibts dazu ja genug in Deutscher Sprache im Netz

Ja und hier im Eingangspost auch, @quetzal

Nicht so toll:
Immer wieder werden wir Schweizer um unsere direkte Demokratie beneidet.Dies, obwohl sie eigentlich gar nicht so direkt ist.Weil:

1.Kommt eine Sache erst vors Volk, NACHDEM der National und Ständerat das OK gegeben haben.Somit wird alles was wahl- oder geldtechnisch uninteressant ist gleich verworfen.Lobbyisten und Interessenvertreter sei Dank.

2.Werden inzwischen nur noch populistische Initiativen von rechts oder links angenommen.Am liebsten sinnfreie Gesetzesverschärfungen und Anti-Ausländervorlagen.Auch Anti -Abzockervorlagen sind in der schweizerischen Neidgenossenschaft beliebt.Ach ja, und natürlich Anti EU.

3.Gewinnt eh der, der mehr Geld in den Abstimmungskampf stecken kann.Somit gewinnen in der Regel die Interessen der Hochfinanz.

4.Ist die Wahl und Abstimmungsbeteiligung in der Superdemokratie Schweiz lächerlich tief.Die Leute haben keinen Bock, keine Zeit, keine Ahnung...

@mitdenker
Ginge es nach mir,ich würde die Schweiz zu einer Kriminellen Vereinigung erklären,verbieten und auflösen

@Warhead
Das trifft dann aber wohl fast auf jedes Land zu.
Klar hat die Schweiz ne Menge Dreck am Stecken. Aber das haben nunmal alle.
@eckhart
trotz alledem will ich dieses komische System irgendwo zwischen direkt und indirekt nicht gegen eine reine indirekte Demokratie ersetzen wollen.

Nun, in unserer direkten Demokratie bahnt sich die nächste Populismusposse an.Nachdem die Masseneinwanderungsinitiative angenommen, aber nicht sofort umgesetzt wurde, ist mit Ecopop die nächst Einwanderungsbegrenzungsvorlage im Anmarsch.
Eigentlich ein Unding, dass abzulehnen ist, aber von mir angenommen werden wird.
Ich werde dies deswegen tun, weil ich glaube, dass die negativen Auswirkungen der Initiative, so sie denn überhaupt umgesetzt wird, eine Rosskur darstellen könnten und der Pöbel so begreift, dass die EU nicht unser Feind sondern Freund ist.

@mitdenker
Will hier noch anmerken das sich nicht nein zum EWR gestummen habe, weil ich in der EU den Feind sehe, sondern weil ich gern den Souverän behalten will und dies darum, weil ich nicht glaube dass so ein riesen Staat wie die vereinigten Staaten von Europa mit solch unterschiedlichen regionalen Interessen auf Dauer funktioniert.
Was natürlich nicht gegen einen freundlichen Umgang spricht.

@Warhead
Natürlich.Die Schweizer sind eine geldgierige Mafiameute...In Deutschland interessiert sich ja keiner für Geld und via EU ganz Europa wirtschaftlich zu beherrschen ist überhaupt nicht kriminell...

@Glünggi
Man muss die EU nicht lieben, aber zumindest ihre wirtschaftliche Bedeutung, respektive die der bilateralen Verträge, erkennen.Dass ich mich auch nicht von Brüssel beherrschen lassen will, ist klar.

@mitdenker
Ich bin mir bewusst , dass die EU am längeren Hebel sitzt. Wir exportieren den Grossteil in die EU.. nicht umgekehrt.

@Glünggi
Deshalb unterstütze ich ja anti EU Initiativen Erst wenn die Leute realisieren, wie sehr unser Wohlstand davon abhängt, werden die Leute gescheiter.Wer nicht hören will, muss fühlen.Und sie werden fühlen, wenn ohne bilateralen Weg alles den Bach runter geht.Einige sitzen hier immer noch auf einem zu hohen Ross.

@mitdenker
Ich bin ma gespannt was zuerst den Bach ab geht, wir oder die Eu und wir mit ihr ;)

@Glünggi
Das ist die andere Frage.Letztlich ist der ganze Kapitalismus im Scheitern begriffen.Also gehen alle miteinander unter - vermutlich.

@mitdenker
Und dann das Ganze nochmal von vorne.. weil wir es einfach nicht anders können ;)
Es ist ja weniger der Kapitalismus als vielmehr die Korruption ein grosses Problem und die hast nunmal leider in jedem System... so scheitern die meisten Systeme aufgrund der Korruption.
Und der Mensch ist nunmal zu tiefst korrupt. Das ist ein globales überkulturelles Phänomen und hat etwas mit dem Menschsein zu tun.
Aber ich fang schon wieder an abzudriften indem ich den Ursachen auf den Grund gehen will... sorry

@Glünggi
Schon richtig, den Ursachen auf den Grund zu gehen ! Es gibt genug Dumme, die lieber andere denken lassen.Dabei ist Neugierde eine der grössten Triebfedern und das Denken die höchste Fähigkeit des Menschen.

@mitdenker
Ich will es nur nicht zu sehr ins OT driften lassen ;)

Ist doch nicht OT.Wir eruiren, weshalb die direkte Demokratie nicht wirklich funktioniert.

@eckhart

eckhart schrieb:Immer wieder werden wir Schweizer um unsere direkte Demokratie beneidet.Dies, obwohl sie eigentlich gar nicht so direkt ist

Stimmt, hier ist eine Mischform. Es ist eine Parlamentarische Demokratie mit direktdemokratischen Elementen, welche dem Volk die Möglichkeit einer Kurskkorrektur an die Hand gibt.

eckhart schrieb:1.Kommt eine Sache erst vors Volk, NACHDEM der National und Ständerat das OK gegeben haben.Somit wird alles was wahl- oder geldtechnisch uninteressant ist gleich verworfen.Lobbyisten und Interessenvertreter sei Dank.

So ein populistischer Schwachsinn kann auch nur aus dem kindlichen Deutschland kommen, das einfach nicht in der geistigen Reife ist die direktdemokatischen Elemente und ihre Möglichkeiten zu begreifen.
Der Rat prüft vor allem die Rechtmäßigkeiten und ja, es kann dabei auch zu Einfluss von Lobbyisten kommen.

Aber sich deswegen generell die Möglichkeit der Initiative durch die Bürger zu berauben, auf diese Idee kommt man auch nur in Deutschland und wohl nur in Deutschland lassen sich so viele blöckende Schafe finden die diese idiotische Argumentation auch noch posaunen.

eckhart schrieb:2.Werden inzwischen nur noch populistische Initiativen von rechts oder links angenommen.Am liebsten sinnfreie Gesetzesverschärfungen und Anti-Ausländervorlagen.Auch Anti -Abzockervorlagen sind in der schweizerischen Neidgenossenschaft beliebt.Ach ja, und natürlich Anti EU.

Wem die Meinung des Volkes nicht passt, der kann nicht sagen dass die Meinung und Initiativen der Bürger falsch sind, sondern der sollte sich mal selbst an seinen Verstand fassen und fragen, in wie weit er denn Demokratie überhaupt verstanden hat.

eckhart schrieb:4.Ist die Wahl und Abstimmungsbeteiligung in der Superdemokratie Schweiz lächerlich tief.Die Leute haben keinen Bock, keine Zeit, keine Ahnung...

Nun, du hast recht, hier ist sie konstant schlecht aber bei euch nimmt sie auch drastisch ab.

eckhart schrieb:3.Gewinnt eh der, der mehr Geld in den Abstimmungskampf stecken kann.Somit gewinnen in der Regel die Interessen der Hochfinanz.

Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren