Wehrpflicht soll wieder eingeführt werden

SvenLE schrieb:Von daher plädiere ich wieder dafür.

Naja, das Ding heißt aber nun mal "Wehrpflicht" und nicht "billige Arbeit in der Pflege-Pflicht". Der Zivildienst ist ja eigentlich nur die Ausnahme für diejenigen, die aus Gewissensgründen keinen Waffendienst leisten wollen.

Und damit taugt das nicht als Begründung. Dann müsste man schon so konsequent sein und einen verpflichtenden Dienst einführen, der Wahlweise bei der Bundeswehr oder im Sozialbereich abgeleistet werden kann.

Wenn ich mich richtig erinnere, war einer der Gründe für die Aussetzung der Wehrpflicht, dass am Ende mehr Zivis im Dienst waren als Leute bei der Bundeswehr und dass deshalb mit Klagen zu rechnen war.

@brigittsche
Was dazu kommt, waren so Sachen, dass Zivi mehrere Monate länger zu leisten war als Wehrdienst. Das konnte mitunter Auswirkungen haben auf geplante Anschlusstätigkeiten oder Pläne. Dafür gab es als Zivi mehr Geld, da Kost und Übernachtungskosten bei der BW nur gezahlt wurden, wenn man krank war oder Urlaub hatte, selbst wenn man Heimschläfer war. Man bekam also für Nicht Anwesenheit mehr Geld.
Oder wenn man die Grundausbildung im Ausland machte, da wurde man dann nach der Grundi in die Stammeinheit versetzt, befördert und bekam nur noch die Hälfte vom Geld. Dafür nen Strich mehr auf der Uniform. Und bei weitem nicht jeder Zivi war in der Pflege etc, das wollten nämlich auch viele nicht. Stellen in Jugendzentren etc waren durchaus beliebt. Oder Essen auf Rädern ausfahren

Simplizissimus schrieb:Im Übrigen müssen alle Schüler Polens ab der 9. Klasse den Umgang mit Waffen bzw. Schusstechnik erlernen.

Soll generell so ein Osteuropa-Ding gewesen sein hörte ich. Also historisch.

Naja Länder wie Polen oder Finnland lebten weniger in einer akuten naiven Blase. Wobei das negativ wertend ist. Einerseits ist es ja auch gut, wenn man sich nicht (mehr) um manches so akute Sorgen machen muss. Und ja, irgendwie verständlich saß noch ein Trauma nach dem 2.WK und dem Kalten Krieg im Raume. Eine Art gewolltes oder gefühltes Abschalten nach Jahrzehnten der Spannung scheint irgendwie nachvzollziehbar.

Andererseits: Die Bedrohungslage steigt auch für uns wieder stark. Also muss man alte Träumerei oder Dogma sein lassen und gesellschaftlich und politisch nachziehen bzw. sich wieder wappnen.

Viele haben legitime oder nachvollziehbere Gründe sich manchem zu entziehen. Individuell ist das ok.

Aber am Ende brauchen wir halt in der Summe genug Menschen die bereit sind, allgemein (Hauptberuf im entsprechenden Sektor) oder situativ (z.B. dann über Reserve oder ehrenamtliches Wirken im Katschutz/Rotkreuz-Orgas/THW/etc.) dann ihren Beitrag zu leisten.

Das ist die Quintessenz. Ob mit oder ohne Zwang. In einer idealen Welt möglichst ohne bzw. mit so wenigen Zwängen wie möglich.

Shurke schrieb:Und jeder motivierte hat bereits jetzt die Möglichkeit durch ein freiwilliges soziales Jahr.

Ich frage mich, ob man nicht einen "richtigen" Anreiz schaffen könnte, so dass die Zeit am Ende auch nicht so verloren wirkt.

Also beispielsweise stärkere Anrechnung beim NC (Studium), höheres Bafög danach, Möglichkeit parallel bereits eine Ausbildung zu starten und schon währenddessen Leistungen zu erbringen, Integration mit bestimmten Ausbildungen/Studiengängen im zivilen Bereich etc. Man kann sich ja vieles ausdenken und das auch offensiv kommunizieren.

Ich wurde damals eingezogen und das Schlimmste war, dass mir quasi ein Jahr gestohlen wurde, während alle anderen schon in den Beruf starteten. Wenn man aber mit der Zeit danach etwas anfangen kann (das tolle "Dankesschreiben" zählt nicht...), wäre die Bereitschaft sicher höher.

frauZimt schrieb:Was alles gegen die Wehrpflicht angeführt wird...
Darwinsche Auslese eben. Findet in allen Lebensbereichen statt

brigittsche schrieb:Das beinhaltet dann auch durchaus Leute, die z. B. körperlich behindert sind, aber andere Fähigkeiten haben

Jetzt sind wir in diesem Thread schon bei natürlicher Auslese und Einsatzmöglichkeiten für Behinderte.

Wie tief kann das Niveau noch sinken?

brigittsche schrieb:Das beinhaltet dann auch durchaus Leute, die z. B. körperlich behindert sind, aber andere Fähigkeiten haben

Nannte sich T7. Das waren Kameraden, die früher wegen irgendwas ausgemustert wurden, aber dennoch tauglich waren. Die hatten dann quasi eine Grundausbildung mit individuellen Einschränkungen , danach dann aber normaler Dienst in der Stammeinheit

Atrox schrieb:Jetzt sind wir in diesem Thread schon bei natürlicher Auslese

Also, das habe ich zumindest nicht geschrieben, nur um das mal klarzustellen.

Und was ich meinte, hat @abberline m Gegensatz zu Dir richtig erkannt.

@brigittsche
Hier gibt's ein paar genauere Infos dazu.

T7 (verwendungsfähig mit starken Einschränkungen in der Grundausbildung, innendiensttauglich)
...

Auf T7 gemusterte Männer mussten nicht die reguläre Grundausbildung ableisten. Stattdessen erhielten sie eine eingeschränkte Grundausbildung gemäß den bei der Musterung festgestellten Einschränkungen.

Quelle: Wikipedia: Tauglichkeitsgrad

frauZimt schrieb:Aber die Jungen profitieren von dem, was ihre Eltern aufgebaut haben.
Wenn jahrzehntelang sehr viel mehr Geld in die Aufrüstung investiert worden wäre, wären Infrastruktur, Bildungssystem etc. noch schlechter ausgestattet .

Okay, du führst allen Ernstes die marode Infrastruktur und das desolate Bildungssystem an. Als Beispiel was die Eltern "aufgebaut" haben. Abgebaut wäre treffender. Das sich die heutige Jugend für die desolate Lage auch noch bedanken soll, weil hâtte man aufgerüstet wäre es noch schlechter...
Hui.

frauZimt schrieb:Ist das gerecht? Was konnten die Kinder für Hitler?

Und was hat nun das Leid der Kriegskinder argumentativ mit der Wehrpflicht heute zu tun? Weil die es sehr schwer hatten, ist Wehrpflicht angebracht??

paxito schrieb:die Eltern "aufgebaut" haben. Abgebaut wäre treffender. Das sich die heutige Jugend für die desolate Lage auch noch bedanken soll, weil hâtte man aufgerüstet wäre es noch schlechter...

Stimmt es ist schon schwer in Deutschland für die Jugend im Vergleich..."hier Land einfügen"

Fedaykin schrieb:Stimmt es ist schon schwer in Deutschland für die Jugend im Vergleich..."hier Land einfügen"

Noch ein Argument für den Norst: Weil es der Jugend in Burkina Faso, Myanmar oder Eritrea schlecht geht, ist die Wehrpflicht richtig.

paxito schrieb:Noch ein Argument für den Norst: Weil es der Jugend in Burkina Faso, Myanmar oder Eritrea schlecht geht, ist die Wehrpflicht richtig.

Nein, aber hast du richtig erkannt, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Die Wehrpflichtentscheidung entspringt der Diskussion über äußere Sicherheit.

Fedaykin schrieb:Nein, aber hast du richtig erkannt, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Ja Mensch, wieso bringst du es dann aufs Trapez?

Fedaykin schrieb:Die Wehrpflichtentscheidung entspringt der Diskussion über äußere Sicherheit.

Was für eine Entscheidung? Das es keine geben wird?

paxito schrieb:Ja Mensch, wieso bringst du es dann aufs Trapez?

Han ich nicht, hast du.

paxito schrieb:Was für eine Entscheidung? Das es keine geben wird?

Odie Entscheidung ob und wie man sie einführt.

Wie du selbst sagtest sind ander Aspekte ja unerheblich.

Fedaykin schrieb:Han ich nicht, hast du.

Nö. Ich hab noch nie geschrieben, das es der Jugend irgendwo anders so schlecht geht und deshalb die Wehrpflicht okay. Das kam von dir.

Fedaykin schrieb:die Entscheidung ob und wie man sie einführt.

Ah. Die hypothetische Entscheidung entspränge als dieser Diskussion. Die reale Entscheidung, das man sie nicht einführt (sondern einen freiwilligen Wehrdienst) aber nicht?

Fedaykin schrieb:Wie du selbst sagtest sind ander Aspekte ja unerheblich.

Nö, das kommt wieder von dir. Ich hab das mit keiner Silbe gesagt. Halte ich auch für falsch.

paxito schrieb:Nö. Ich hab noch nie geschrieben, das es der Jugend irgendwo anders so schlecht geht und deshalb die Wehrpflicht okay. Das kam von dir.

Du hast argumentiert das der Zustand überhaupt für die Frage relevant wäre was die Jugend sonst noch so betrifft.

paxito schrieb:Die reale Entscheidung, das man sie nicht einführt (sondern einen freiwilligen Wehrdienst) aber nicht?

Die reale Entscheidung ist noch gar nicht endgültig getroffen.

paxito schrieb:Nö, das kommt wieder von dir. Ich hab das mit keiner Silbe gesagt. Halte ich auch für falsch.

Ja was denn nun? In wieweit ist es für die äußere Sicherheitslage relevant ob ein Juger Mensch vielleicht keine Zeit für ne Australienreise hat?

Oder das er keinen Sitzplatz in der Vorlesung hat, oder das er bei der KK Zusatz zahlen muss.

Fedaykin schrieb:Du hast argumentiert das der Zustand überhaupt für die Frage relevant wäre was die Jugend sonst noch so betrifft.

Lies nochmal das von dir zitierte. Ich hab nen User kritisiert, das eine marode Hinterlassenschaft nicht dazu geeignet ist die Jugend in die Pflicht zunehmen.

Fedaykin schrieb:Die reale Entscheidung ist noch gar nicht endgültig getroffen.

So steht es im Koalitionsvertrag, lies nach.

Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert

https://www.cdu.de/app/uploads/2025/04/Kurzusammenfassung-Koalitionsvertrag-1.pdf

Fedaykin schrieb:Ja was denn nun?

Wenn du mir verschiedenes Zeug unterschieben willst, was ich nie sagte, frag mich zum Schluss nicht „was denn nun“.
Ich hab zu dem was du da vorbringst überhaupt nix gesagt. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Wäre mir auch beides zu flach, zu unterkomplex und simplifizierend.
Eine Wehrpflicht kann sich nicht nur nach aktueller Bedrohungslage richten, die ändert sich beständig. Wenn man das will, muss das schon langfristiger geplant sein. Adhoc wären wir mangels Infrastruktur und Personal nicht mal in der Lage sie zu stemmen, wenn man auch nur die Option haben will muss das erstmal wieder aufgebaut werden.

paxito schrieb:kritisiert, das eine marode Hinterlassenschaft nicht dazu geeignet ist die Jugend in die Pflicht zunehmen.

Wie haben festgestellt das marode ei e Definitionsache ist an welchen Standard man misst ( wie wäre es mit dem Rest der Welt)

Und das es für die Frage irrelevant ist

paxito schrieb:So steht es im Koalitionsvertrag, lies nach

Ja weil Koalitionsverträge auch ein ecso hohe Halbwertzeit haben.

Steht zunächst, weil vielleicht Mal schauen wie das schwedische Modell so aussieht.

paxito schrieb:Eine Wehrpflicht kann sich nicht nur nach aktueller Bedrohungslage richten, die ändert sich beständig

paxito schrieb:Bedrohungslage richten, die ändert sich beständig. Wenn man das will, muss das schon langfristiger geplant sein. Adhoc wären wir mangels Infrastruktur und Personal nicht mal in der Lage sie zu stemmen, wenn man auch nur die Option haben will muss das erstmal wieder aufgebaut werden.

Schön, wer hat das Gegenteil behauptet?

Oder gefordert?

Fedaykin schrieb:Steht zunächst, weil vielleicht Mal schauen wie das schwedische Modell so aussieht.

So soll es erst mal kommen.

Wenn ich nüchtern überlege: Eigentlich gut. Die Debatte an sich über eine 'klassische' Wehrpflicht oder Dienstpflicht wird in Teilen kontrovers geführt. Feststellend gemeint.

Das hier ist für mich ein Kompromiss, der gut bzw. "besser als nix" ist. Ist es für manche SiPo-Fans (Sicherheitspolitik) ideal? Vielleicht nicht. Ist es für viele andere ausserhalb gewisser Bubbles und Personenkreise entgegenkommend oder bequem wenn am Ende ein relativ freiwilliges Modell bei rumkommt? Ja.

Ich seh das ganz praktisch-nüchtern: Die kommende/neue BuReg (Bundesregierung) präferiert scheinbar dieses Modell bzw. man avisiert am Ende eben jenes. Die politischen Mehrheiten werden vmtl. dementsprechend dann jenes präferieren, ermöglichen.

Simpler: Das sollen/werden wir also kriegen. Ist besser als vorher auch wenn es manchen nicht reicht. Quasi immer noch Freiwilligenarmee mit gewissem 'nudging'. Immerhin kommen so die Streitkräfte (oder ggf. andere Institutionen je nachdem wie genau das Modell am Ende hier bei uns aussehen soll?) überhaupt dann auf das Radar vieler Menschen, die sich sonst ggf. nicht damit befasst hätten. Vermutlich gewinnt man also so Menschen/Zuwachs. Abstrakt mehr als vorher - und wer nicht kann/will, kann/will eben nicht.

Daran werden wir dann sehen, wie hoch am Ende die Zahlen anhand reiner Freiwilligkeit sind und wie "wehrwillig" die Gesellschaft im jetzigen Modus, der jetzigen Zeit ist. Anhand fortlaufender Evaluation kann man dann weitere Maßnahmen eruieren.