Folter in christlichen Heimen

@S.Bantu.Biko

Du kannst das mit heute überhaupt nicht mehr vergleichen! Das ist es ja was so schwer zu vermitteln ist.

Mich stört ja ganz besonders die Bezeichnung ,,christlich" für solche Heime.

Das Christentum geht letztendlich auf Jesus zurück. Und wenn man sich dessen Lehren anschaut, dann merkt man, dass in den Jahrhunderten, in den Jahrtausenden nach ihm, so unglaublich viel getan wurde, was alles andere als christlich ist.

Den Glauben mit Gewalt verbreiten? Sicher nicht christlich, denn wo hat Jesus in existierenden Berichten über ihn jemals einem ,,Ungläubigen" das Schwert an den Hals gehalten?

Andere Menschen ,,im Namen des Glaubens" umbrigen? Sicher nicht christlich, denn wo hat Jesus in existierenden Berichten über ihn jemals Menschen ,,im Namen des Glaubens" umgebracht?

Andere Menschen foltern, ausbeuten, missbrauchen? Ebenfalls sicherlich nicht christlich!


Diese Heime klebten sich nur das Wort ,,christlich" auf, um eine hübsche Fassade zu haben. Aber wahrhaft christliche Heime waren es MIT SICHERHEIT NICHT!

@Puschelhasi

Puschelhasi schrieb:relativieren hilft den oft schwer traumatisierten Opfern und ihren Nachkommen nicht weiter, im Gegenteil es verhöhnt ihre Leiden.

Soweit es sich um Relativierung handelt - was mich betrifft, hab ich das ja grad klargestellt und hoffe, verständlich :)

Und ja, natürlich hat die Institution Kirche diesbezüglich einen enorme Aufarbeitungsarbeit vor sich her geschoben,
sowie sie sich ja auch schwer tut, die Kinder von Priestern anzuerkennen und mit Tabu zu belegen

Ein Christ, der Leiden verursacht oder zulässt ist kein Christ.

Der Moloch "Untaten im Namen Gottes" ist doch allerorts in allen Religionen zu finden.

Schändliches Tun unter dem Deckmantel der Religion.

@jafrael

jafrael schrieb:Ich selber habe erlebt und wurde zum Mittäter, was mit einer jungen Lehrerin geschah die NICHT mitmachte ... Ich erspare Dir und mir die Einzelheiten - nur soviel - sie versuchte sich das Leben zu nehmen.

da Du von einer Lehrerin sprichst, nehm ich an, dass Du noch ein Kind warst oder ?
Eine sicher sehr schreckliche und prägende Erfahrung :(

wenn es so war: Einem Kind kann man sicher nicht eine Mittäterschaft bescheinigen, an wen hätte es sich wenden können ?

Aber auch im Falle es Erwachsenseins : so sind schon viele quasi zum "Märtyrer" geworden, wenn sie eingreifen wollten unter Umständen.
Seinem Gewissen zu folgen nach menschlichen und humanen Richtlinien, ist manchmal eine schwere Herausforderung
Wir alle wissen nicht, wie wir in einer solchen Situaton handlen würden, selbst wenn man rein theoretisch auf jeden Fall eingreifen würde und wollte.

Die Entschädigungsforderungen in den USA, Kanada und Australien sind natürlich einer Sondersituation geschuldet. In diesen Heimen versuchte man die Kinder indianischer und austalischer Eingeborener ihrer eigenen Kultur zu entfremden - was ja auch großenteils gelang. Die Erziehungsmethoden dort waren noch härter als unsereins für möglich hielt. Es gibt da inzwischen einige gute Filme über dieses Thema.

@elfenpfad

elfenpfad schrieb:wenn es so war: Einem Kind kann man sicher nicht eine Mittäterschaft bescheinigen, an wen hätte es sich wenden können ?

Ich weiß. Ich zumindest hatte niemanden und ich mußte auch erst 16 Jahre alt werden ehe ich begriffen hatte was da mit mir gemacht worden ist. Also - ehe ich das Lügengebäude der damaligen Erziher und Lehrer durchschaute und auch das war mit einem äußerst drastischen Erlebnis verbunden.

@jafrael
Das kann man wirklich erst in seiner ganzen Tragweite nachträglich erfassen -
vieles wird ja verdrängt, zum Eigenschutz der Seele - eine Gnade für ein Kind !

ich war als sechsjähriges Kind für 6 Wochen in einem Heim der Caritas gewesen
und könnte da auch Beispiele erzählen,
vor allem die psychische "Folter" ist mir gut in Erinnerung geblieben, und einige drastische Strafen für kleine Vergehen ....

@elfenpfad

elfenpfad schrieb:... eine Gnade für ein Kind !

Dieser Gnade wurde ich nicht zuteil. Sondern ich knallte als kleiner Nazi der ich damals war, mit der Lebenswirklichkeit erst zusammen als ich eine öffentliche Schule besuchte - und später dann in der Lehre - und dort Menschen kennen lernte die anders dachten und andere Erfahrungen hatten.

Ist eigentlich Folter in nichtchristlichen Heimen nicht so schlimm? Oder nicht sensationell genug, um erwähnt zu werden? Oder ist christliche Folter schlimmer oder schmerzhafter als unchristliche?
Ich denke da zum Beispiel an die Kinderheime der DDR, die ebensowenig christlich waren wie die von Jafrael erwähnten Nazi-Heime.
Ist schon lustig, wie oft Themen plötzlich interessant werden, weil das Wort "christlich" darin vorkommt.

@konstanz

konstanz schrieb:Ist schon lustig, wie oft Themen plötzlich interessant werden, weil das Wort "christlich" darin vorkommt.

Stört micht auch an dieser Diskussion.

Dass Gesellschaften Kinder und Jugendliche als eine Gefährdung ansehen, zugleich als rechtlose Wesen, mit denen man nach Belieben umspringen kann, ist nicht an Religionen oder Kulturen gebunden. Kinder und Jugendlichen sind und waren immer schon die schwächsten Glieder einer Gesellschaft, die man nach Belieben misshandeln und missbrauchen, ausnutzen und quälen, ausbeuten und opfern konnte und kann.

Das ist nichts spezifisch "christliches" oder "deutsches", was es allerdings keinen Deut besser macht. Verbrechen bleiben Verbrechen, egal, in wessen Namen sie begangen werden.

Das hat doch nichts mit der Religion zu tun, die körperlichen Züchtigungen gehörten seinerzeit zu dem vorherrschenden Zeitgeist. Und dies war nicht nur in den Heimen so, sondern auch in den Schulen

Durch so etwas entsteht teilweise zum Beispiel auch BDSM, womit Antworten für andere Threads gefunden wären....

Katholizismus ist keine Voraussetzung für sadomasochistische Lebensgestaltung, erleichter sie aber ungemein.

@Puschelhasi

ja, ich spreche hier von christlichen heimen, will und kann den missbrauch in deinen genannten heimen nicht ausschließen, allerdings besitze ich derzeit keine informationen darüber

Hier noch n bisserl öl ins Feuer giess:
http://videoportal.sf.tv/video?id=788875e5-f022-417d-bdb0-5e6d37ab4cf8
Viel Spass mit dem Dialekt :)

Es waren nicht nur die sadistische Leitung und die überforderten Schwestern, die unterbesetzt waren und 7 Tage die Woche arbeiteten, schuld an der Situation. Sondern genauso Schuld trägt die Gesellschaft, die sich einen Dreck um das Wohl dieser Kinder scherrte.
Denen jeder Cent für die Betreuung der Kinder zuviel war. Hauptsache weggesperrt und keine Belastung mehr für die Allgemeinheit.
Diesen Schuh trägt nicht die Kirche alleine.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang nur, dass heute wieder der Ruf nach Strafanstalten für auffällige Jugendliche laut wird.