Gefährdet Frau Tymoschenko die Fußball-EM?

Juljia Tymoschenko sitzt in der Ukraine fest, und zwar im Knast. Ich dachte erst sie is die Frau von Anatoliy Timoshchuk, dem weltbekannten Bayern-Profi und CL-Finalteilnehmer und deshalb hat der Gauck eine Einladung in die Ukraine nich angenommen. Aber nein, Frau Tymoschenko war mal politische Nr.1 in der Ukraine, also Regierungschefin, bis sie dann wegen Amtsmissbrauch angeklagt und rechtskräftig verurteilt wurde. Jetzt sitzt sie also ihre Strafe ab und soll dabei auch noch ziemlich mies behandelt werden. So mies, dass aus Protest dagegen erste Politiker schon die EM-Vergabe an die Ukraine bedauern und ihre dortige Anwesenheit während der Spiele in Frage stellen. An sich keine große Sache, die haben von Fußball genauso viel Ahnung wie ich und ich bin schließlich während dieser Zeit auch nich vor Ort. Warum also die Aufregung???

Allerdings befürchte ich, dass die Politik mal wieder drauf und dran is den Sport in Geiselhaft zu nehmen, d.h. die Austragung von EM-Spielen in der Ukraine an sich zu gefährden. Ich hoffe soweit kommt es nich. Aber ich bin seit 9/11 vorsichtig geworden. Nichts is seit diesem Tag mehr unmöglich. Vielleicht droht ja jetzt auch ein Sportler-Boykott wie damals bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau?

Wir könnten ja Frau Tymoschenko aus der ukrainischen Haft freikaufen. Geld genug is doch in der Staatskasse. Der Euro wird sowieso immer weniger wert. Warum ihn nich für einen guten Zweck verwenden, solange es noch geht? Dann könnte Gauck auch wieder ohne schlechtes Gewissen auf der Krim auf Staatskosten Urlaub machen und alle wären zufrieden. Es zählt schließlich nur, dass die EM stattfindet und Deutschland endlich mal Spanien in einem Finale schlagen kann und wieder Europameister wird. Das sollte der Merkel doch die Kohle wert sein. Wozu haben wir sie schließlich gewählt, also ich nich, aber ihr???

Ich fordere Freiheit für Frau Tymoschenko und eine saubere EM. Möge der Euro das seinige dazu beitragen. Was meint ihr?

Gruß greenkeeper

wohl kaum. viel wind in den medien aber bis zum EM start wird sich alles geglättet haben.

@greenkeeper

Wobei man schon erwähnen könnte, daß die Vorwürfe gegen die ehemalige Regierungschefin und politische Gegnerin allgemein als unberechtigt eingestuft werden und internationale Proteste schon während der Verhandlung laut wurden. Hier wurde eine politische Gegnerin kaltgestellt.

@Commonsense

Keine Ahnung, ob die Vorwürfe zutreffen oder nich. Die Frage is für mich, ob dadurch die Austragung der Fußball-EM beeinträchtigt werden sollte. Hat die Politik das Recht dazu uns deshalb die EM zu versauen? Ich denke nein.

Gruß greenkeeper

@Commonsense

Commonsense schrieb:Wobei man schon erwähnen könnte, daß die Vorwürfe gegen die ehemalige Regierungschefin und politische Gegnerin allgemein als unberechtigt eingestuft werden und internationale Proteste schon während der Verhandlung laut wurden.

und ihr vermögen von mehreren 100 millionen dollar resultiert woher?


http://www.zeit.de/2007/16/Stahlbarone_und_Gasprinzessin

@old_sparky

Woher weißt Du denn von ihrem Vermögen? Welche Quelle?

@greenkeeper

Zumindest steht es den Politikern frei, die Anwesenheit zu verweigern. So wie es den Sportlern freisteht, den Sport als unpolitisch zu sehen und teilzunehmen.

@Commonsense

Ich finde sowieso Politiker haben in Fußballstadien überhaupt nichts zu suchen. Die sollen lieber ihre Arbeit machen und den Euro retten. Fußball können sie dann nach Feierabend im TV gucken, wie jeder andere Mensch auch. Wozu gibt's die Sportschau?

Gruß greenkeeper

@greenkeeper
na klar, da kann man eben mal, auch wenn gegen Menschenrechte verstossen wird, schnell eine Inhaftierte freikaufen, den Rest ignorieren, Hauptsache es wird Fussball gespielt.........ob die da Hunde töten, die Regierung scheisse ist, wen interessiert das schon, es lebe der Fussball, bitte alles Störende ignorieren, Vuvuzelas raus, Fähnchen an den Balkon und los gehts

@Tussinelda

So seh ich das im Grunde genommen auch. Fußball hat nichts mit Politik zu tun.

Gruß greenkeeper

Die sollten die EM nach Deutschland verschieben :D

@F-117


aber die probleme wären dann quasi nur verschoben statt gelößt

@old_sparky
Ich könnte die Spiele sehen, ohne weit reisen zu müssen, sprich ich müsste kein Urlaub nehmen.
Meine Probleme wären damit gelöst ;)

So wie es ist, ist es doch optimal: Die EM wird in der Ukraine stattfinden UND die Regierung wird bis zum Endspiel zurecht wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen kritisiert werden. Würden wir die EM der Ukraine entziehen, würde spätestens in einer Woche keiner mehr von den dortigen Menschenrechtsverletzungen sprechen.

@schtabea


moment moment, das die ach so liebe frau tymoschenko auch etwas dreck am stecken hat und auch unter ihrer regierung menschen in gefängnissen verreckt sind ist dir hoffentlich nicht entgangen, nur weil die frau etwas mit ihrer partei sehr pro westlich war

greenkeeper schrieb:Geld genug is doch in der Staatskasse.

Zu spät, das haben schon die Griechen.

@Aniara

Aniara schrieb:Zu spät, das haben schon die Griechen.

Die haben das doch längst an die Banken weitergegeben. :(

Aber vielleicht kann ja Karzai helfen. Der hat ja von uns auch genug in den Rachen geschoben bekommen. Fällt die nächste Rate an ihn eben mal aus. Das merkt der doch nich mal. :)

Gruß greenkeeper

Wikipedia: Olympische Sommerspiele 1980

Wikipedia: Olympische Sommerspiele 1984

Schon Mitte der 1970er Jahre gab es Diskussionen, die Vergabe der Spiele an Moskau an Bedingungen zu knüpfen, wie z. B. die Verbesserung der Menschenrechte. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan ab Dezember 1979 forderte US-Präsident Jimmy Carter das IOC auf, die Spiele in eine andere Stadt zu verlegen, zu verschieben oder ganz ausfallen zu lassen. Andernfalls drohte er einen weltweiten Teilnahmeboykott an und verlangte auch gleichzeitig von den amerikanischen Bündnispartnern Solidarität.

Die Außenminister von 36 islamischen Ländern sprachen sich auf einer Konferenz in Islamabad einstimmig für einen Boykott aus. Im Auftrag von Jimmy Carter reiste auch der ehemalige Boxprofi Muhammad Ali in verschiedene afrikanische Länder, um für den Boykott zu werben. In den westlichen Ländern herrschte große Uneinigkeit, ob man sich dem Boykott anschließen sollte oder nicht. Dem United States Olympic Committee (USOC) wurden finanzielle Konsequenzen angedroht, wenn man Athleten nach Moskau entsenden würde. Am 20. Februar 1980 sagte auch das USOC die Teilnahme der USA an den Olympischen Spielen in Moskau ab.

Bei einer Tagung in Rom einigten sich viele westeuropäische NOK auf eine Teilnahme, aber unter Bedingungen, wie z. B. Verzicht auf Nationalflaggen und Hymnen. Das Schweizerische Olympische Comité überließ es seinen Verbänden und Sportlern, ob sie teilnehmen wollten oder nicht. Diese Vorgehensweise war Vorbild auch für andere Länder. So boykottierten z. B. die meisten Reitverbände der westlichen Länder die Spiele, während ihre NOK aber anreisten.

In der Bundesrepublik Deutschland beschloss die Bundesregierung am 23. April 1980 in Übereinstimmung mit den USA über eine Empfehlung an das NOK zum Boykott der Olympischen Spiele in Moskau. In der Versammlung des Nationalen Olympischen Komitees für die Bundesrepublik Deutschland kam es zu heftigen Debatten, die schließlich am 15. Mai 1980 in einer Abstimmung endeten, die mit 59:40 Stimmen für den Boykott ausging.

Die Spiele wurden letztlich von 64 Staaten boykottiert. Die Anzahl der teilnehmenden Länder war so niedrig wie seit 1956 nicht mehr. In Folge dessen wurden die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles von den meisten Ostblockstaaten boykottiert.

Sport ist Sport und Politik ist Politik. Das sollte man nicht vermischen. Man hätte sich halt damals bei der Vergabe ein paar Gedanken machen müssen, jetzt ist es dafür etwas zu spät. Dass sich jetzt einige westliche Politiker im Zusammenhang mit der Fussball-EM profilieren müssen, finde ich eher armselig.

Das ganze "Theater" um Yulia Tymoschenko mutet schon etwas seltsam an. Sie hat gesundheitliche Probleme, welche man angeblich nur im westlichen Ausland behandeln kann. Teilweise kann man aber auch lesen, dass es wohl "nur" ein Problem mit den Bandscheiben ist. Natürlich ist so etwas höchst unangenehm und schmerzhaft, aber dass man für die Behandlung dieser Probleme in die BRD reisen muss, ist ja wohl eher ein schlechter Scherz.

Emodul

Die Frage ist doch eher:
Gefährdet Lukaschenko den Rechtsstaat

@pyramiden

Nun finde ich allerdings, das da ein qualitativer Unterschied besteht. Ich finde den Umgang mit Tymoschenko zwar verurteilenswert, halte aber den Vergleich zum russischen Einmarsch in Afghanistan für hinkend.

Dementsprechend wäre ein Aufruf zum Boykott von Seiten der Politik, gar noch mit Druck verbunden, aus meiner Sicht nicht wünschenswert. Das muss den Teilnehmern selbst überlassen sein.

@old_sparky

Soweit ich das verstanden habe, war Tymoschenko bereits reich, bevor sie das Amt antrat. Ich sage nicht, daß sie ein unschuldiges Opfer ist, behaupte aber, daß dieses Urteil vergleichbar ist mit der Verurteilung des Russen Michail Chodorkowski.
Ich denke, daß hier, wie da, ein mächtiger Einfluss unterbunden werden sollte.