Ihr Lieben!

Eine kleine Frage machte sich des Nachts breit in meinem Hirn, als ich mich, wie so oft, mit den Religionen Indiens befasste.

Wie Leben Jains in Deutschland?

Beispielsweise stehen Jains, so wie orthodoxe Juden, vor dem großen Problem des so gut wie nicht vorhandenen öffentlichen Speiseangebots. Ganz zu schweigen von anderen alltäglichen Gebräuchen.
Glaubt ihr, es ist schwierig, die religiösen Regeln hier umzusetzen?
Kennt jemand von euch eventuell sogar in Deutschland lebende Jains oder Gemeinden?


Bei meinem total oberflächlichen Googlen stieß ich überwiegend auf den Namen Anshu Jain. Wer den Medienrummel um diese Person nicht mitbekommen hat, hier ein ausführlicher Artikel: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/jainismus-dem-besitz-entsagen-11780507.html

Doch beschäftigen sich die meisten Artikel darüber mit der Frage, ob ein Jain so viel Geld verdienen/besitzen darf. Das ist mir zu einseitig. Dennoch eine gute Einführung!

Ich dachte, das könnte vielleicht eine spannende Sammlung/Eruierung werden.




Eine kurze Zusammenfassung und Erläuterung von Wikipedia, für Leute, die den Jainismus nicht (mehr) auf dem Schirm haben:

(Oh Mann, ich schäme mich so sehr, Wikipedia zu kopieren. Aber ich habe nur etliche Bücher zur Hand mit ellenlangen Erklärungen und brauchte eine schnelle Einführung)

Philosophie

Der Jainismus geht davon aus, dass sich in der Welt zwei Prinzipien gegenüberstehen: Geistiges und Ungeistiges. Das Geistige beruht auf einer unendlichen Anzahl individueller Seelen (Jiva). Das Ungeistige umfasst die fünf Kategorien: Bewegung, Ruhe, Raum, Stoff und Zeit. Alles Stoffliche ist beseelt, nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Pflanzen oder Wasser.

Die ursprüngliche Reinheit und Allwissenheit der Seele (Jiva) wird jedoch durch feinstoffliche Substanzen, die als Folge von Karma eindringen, getrübt. Der Jiva lässt sich nach dem jeweiligen Reinheitsgrad durch farbliche, olfaktorische, haptische sowie geschmackliche Abstufungen kategorisieren, wobei z. B. das mögliche Farbspektrum des Jiva von Schwarz, Dunkelblau über Taubengrau, Feuerrot, Gelb bis Weiß reicht. So attestiert eine gelbe Geistesmonade dem Träger ausgeglichene Wesenszüge. Jedwede karmische Tat, ob intentionell oder nicht, zwingt zum Verbleib im Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara), bis alles Karma getilgt ist.

Eine Reinigung der Seele wird im Jainismus durch sittliche Lebensweise und strenge Askese erreicht. Ist eine Seele von allen Verunreinigungen befreit, so steigt sie in den höchsten Himmel auf, um dort in ruhiger Seligkeit zu verharren. Dieses Stadium erreichen jedoch nicht alle Seelen. Die sogenannten abhavya jivas („unfähige Seelen“) können aufgrund ihrer natürlichen Veranlagung nie aus dem Samsara befreit werden.

Ethik

Die drei universellen ethischen Grundprinzipien, bezeichnenderweise auch als die Kleinen Gelübde (Anuvratas) der Laienanhänger des Jainismus genannt, sind Ahimsa (Gewaltlosigkeit gegenüber allen immanent beseelten Existenzformen), Aparigraha (Unabhängigkeit von unnötigem Besitz) und Satya (Wahrhaftigkeit).

Jain-Nonnen und -Mönche nehmen bei ihrer Ordination die folgenden fünf Großen Gelübde (Mahavratas) auf sich:

   Ahimsa (Ablassen von Töten und Verletzen von Lebewesen),
   Satya (Verzicht auf nicht wahrheitsgemäße Rede),
   Asteya (sich nicht an fremdem Eigentum vergreifen),
   Brahma (keine unkeuschen Beziehungen eingehen),
   Aparigraha (nur lebensnotwendige Güter besitzen).

Wegen des Ideals der Nichtverletzung von Lebewesen ernähren sich Jainas so, dass keine Tiere dafür leiden oder sterben müssen und Pflanzen nur im unvermeidlichen Maß geschädigt werden. Sie ernähren sich üblicherweise (lakto-)vegetarisch, manche auch vegan. Die indische Stadt Palitana wurde zur vegetarischen Stadt erklärt, da dort viele Jains leben.

Bedingt durch diese Prinzipien üben Anhänger des Jainismus nicht jeden Beruf aus, weshalb sie beispielsweise oft im Handel und im Bankgewerbe, d. h. in den Städten arbeiten. Wegen der Strenge der Lebensführung war die Jaina-Gemeinde nie sehr groß. Die Laien konnten wegen des Gewaltlosigkeitgebots weder in der Landwirtschaft arbeiten (beim Pflügen könnten Lebewesen verletzt werden), noch durften sie sich dem Kriegshandwerk widmen.

Dieser ethische Rigorismus, der zugleich auch schon einen starken soteriologischen Charakter in sich trägt, führt zuweilen bei älteren durch Tapas-Übungen (Kasteiungen und meditative Praktiken) geläuterten Jain-Mönchen im Extremfall so weit, dass sie sich durch Samlekhama (Hungerfasten und körperlicher Passivität) gänzlich der Welt entäußern, da nur so der Jiva von neuerlichen karmischen Verunreinigungen (ob positiver oder negativer Natur) bewahrt bleibt.


Quelle: Wikipedia: Jainismus




Ich danke euch jetzt schon einmal für regen Informationsaustausch und Ideen.

Chu

P.S.: Wenn ihr Tipps zu Allgemeiner Literatur haben möchtet, fragt bitte nach. Ich habe es hier so einfach und kurz wie möglich gehalten, habe aber noch einen Haufen Literaturquellen hier :)