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Tiefseewesen

3.678 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tiere, Wesen, Tiefsee ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Tiefseewesen

28.09.2008 um 17:33
Klar müssten sicher ganz spezielle Bedingungen geschaffen werden für diese Lebewesen, aber ich glaube nicht, daß man ihnen einen großen Gefallen täte.
Schon alleine Spezille Aquarien unter Dunkelheit, wie es ja jetzt schon in manchen Zoos oder entsprechenden Institutionen im kleinen Rahmen gezeigt wird... :)

Schon mal eine interessante Info so allgemein dazu:
Quelle Weltwoche.ch.

Absinken in dunkelste Nacht


Weltweit gibt es nur sechs Boote, die tiefer als 4000 Meter tauchen können: «Mir 1» auf dem Weg zu einem Flugzeugwrack aus dem Zweiten Weltkrieg.


Die Ozeane bedecken 71 Prozent der Erdoberfläche, ihre Durchschnittstiefe beträgt um die 4000 Meter. Bis heute haben wir weniger als einen Hundertmillionstel aller Meeresböden untersucht. Wir wissen nach wie vor sehr wenig über die meisten Meerestiere und praktisch nichts über jene, die tiefer unten leben, über ihre Verbreitung, ihr Verhalten, ihre Position im Ökosystem. Nach 150 Jahren Ozeanografie haben wir genug entdeckt, um zu begreifen, wie wahnsinnig wenig wir wissen über den grössten Lebensraum der Erde, aber auch genug, um sicher zu sein, dass die Ozeane nicht nur die Wiege allen Lebens gewesen sind, sondern auch entscheidend für das Fortbestehen auf diesem Planeten. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Astronauten auf dem Mond herumspaziert sind, bevor Wissenschaftler den Mittelatlantischen Rücken, die grösste Bergkette der Erde, erforschten und eine elektrisierende Entdeckung machten, die uns die Entwicklung von Leben neu überdenken hiess.

Die Gegenüberstellung mit der Raumforschung ist von Belang. Es ist beinahe so schwierig, zu einem Tiefseeboden vorzustossen, wie ins All zu fliegen. Nicht nur die technischen Mittel sind bemerkenswert ähnlich, sondern auch die Kosten. Beide Umgebungen sind für Menschen ungeheuer gefährlich. Es schreibt sich leicht, dass die Durchschnittstiefe aller Ozeane um die 4000 Meter betrage. Weniger leicht lässt sich vorstellen, was das für menschliche Besucher dieser Regionen bedeutet: Könnten sie in dieser Tiefe auf dem Meeresboden stehen, trügen sie auf Kopf und Schultern das Gewicht einer vier Kilometer hohen Wassersäule und empfänden denselben Druck auf jedem Quadratzentimeter des Körpers. Nimmt man jetzt noch die bittere Kälte und die pechschwarze Finsternis hinzu, so erklärt die für den menschlichen Körper gewaltige physische Widrigkeit dieser Umgebung mindestens teilweise, warum das Meer das letzte unerforschte Terrain unseres Planeten geblieben ist.

Diese physischen Einschränkungen haben geistige nach sich gezogen. Bis vor kurzem war unsere Einstellung dem Meer gegenüber mehr abergläubisch als wissenschaftlich und verfingen sich sogar Wissenschaftler in der anthropozentrischen Fehlüberlegung, unterhalb einer gewissen Tiefe machten Kälte, Dunkelheit und der zermalmende Druck jegliches Leben unmöglich. Ungefähr bis Mitte des 19.Jahrhunderts glaubten die Experten, die Tiefsee sei «azoisch» oder ohne Leben. Doch dann wurde 1860 in der Nähe von Sardinien ein Telegrafenkabel zu Reparaturzwecken heraufgeholt, das drei Jahre in einer Wassertiefe von 2000 Metern gelegen hatte. Wie sich herausstellte, war es von Meerestieren überkrustet. Zufälligerweise war zu diesem Zeitpunkt die Einstellung der Natur gegenüber ohnehin im Umbruch wegen Darwins 1859 erschienener revolutionärer Evolutionstheorie. Nun mussten die Wissenschaftler plötzlich akzeptieren, dass im Lauf eines genügend grossen Zeitraums eine Spezies sich fantastisch an die unwirtlichste Umgebung anpassen konnte, selbst eine scheinbar so öde wie die Tiefsee.

Piccards heroischer Tauchgang

Was also wissen wir heute? Wie tief in die tiefsten Abgründe dringt das Leben vor? Die Antwort lautet: bis zuunterst. Der tiefste bekannte Punkt der Ozeane ist die Challenger-Tiefe im Marianengraben im Pazifik östlich der Philippinen. Das ist ein Gebiet, das man in der Geologie als Subduktionszone bezeichnet, das heisst, dass dort eine der Platten, aus denen die Gesteinshülle der Erde besteht, unter eine andere geschoben wird. 1984 mass das japanische Vermessungsschiff «Takuyo» vermittels eines Mehrstrahlen-Echolots eine maximale Tiefe von 10924 Metern. Das dürfte die bisher präziseste Zahl sein. Aber die Messtechniken variieren, und es gibt andere Gräben im Pazifik, und vielleicht findet sich eines Tages eine kleine Stelle, die noch zehn, zwanzig, dreissig Meter tiefer ist. So oder so: Eine Tiefe von fast elf Kilometern, das ist ungefähr so weit unter dem Meeresspiegel, wie ein Passagierdüsenflugzeug über dem Erdboden ist, wenn es Kondensstreifen hinterlässt.

Und wie tief hinab ist der Mensch bisher vorgedrungen? Wieder lautet die Antwort: bis zuunterst. 1960 tauchte der Schweizer Pionier Jacques Piccard zusammen mit dem Amerikaner Don Walsh in seinem Bathyskaphen «Trieste» in die Challenger-Tiefe und erreichte den Meeresboden in einer Tiefe von 10915 Metern. Piccards Bathyskaph war im Grunde die Unterwasserversion der Stratosphärenballone, mit denen sein Vater Rekordhöhen erreicht hatte: eine kugelförmige Stahlgondel, die an einem riesigen, mit Benzin gefüllten Tragkörper hing. Benzin ist leichter als Wasser, und sie brauchten eine Menge Ballast, um den Bathyskaphen zum Sinken zu bringen. Sie verbrachten zwanzig Minuten auf dem Meeresgrund und sahen durch die winzige Sichtluke einen kleinen Plattfisch im Licht der einzigen Aussenlampe. Dann liessen sie den Ballast ab, und die «Trieste» stieg wieder an die Oberfläche.

Dieser heroische Tauchgang ist nie wiederholt worden. Sein grösster wissenschaftlicher Wert dürfte der bescheidene kleine Plattfisch gewesen sein, der bewies, dass auch am tiefsten Punkt der Erde Wirbeltiere leben und nicht nur primitive Würmer. Als Forschungsinstrument war die «Trieste» nur von begrenztem Nutzen. Sie konnte praktisch nicht manövrieren und schon gar keine Proben aus ihrer Umgebung entnehmen. Doch sie war die unmittelbare Inspiration für eine ganze Generation völlig unabhängiger Tauchboote, in der Regel für zwei Piloten und einen Wissenschaftler, ausgestattet mit Steuerpropellern, Sichtluken, Halogen-Aussenlampen, Armen zum Sammeln von Proben und mit Sensoren verschiedener Art. Keines dieser Tauchboote hat aber die Nenntiefe der «Trieste». Die Mannschaft quetscht sich auch heute noch in eine Titankugel, deren Durchmesser aus physikalischen Gründen kaum mehr als zwei Meter beträgt; doch mittlerweile hängt sie an einem Tragkörper, der in der Regel eher wie der Rumpf eines Helikopters aussieht. Die Konstruktion ist das Resultat von Güterabwägungen betreffend dem Gewicht der Kugel, den Überlebenseinrichtungen für die Mannschaft, den Batterien, die die Motoren speisen, den mitgeführten wissenschaftlichen Instrumenten und – wie immer – den Kosten. Die Tiefseeforschung ist fürchterlich teuer, und ein paar hundert zusätzliche Meter Tiefe führen zu exponentiellen Kostensteigerungen.

«Kaiko» ging leider verloren

Weltweit gibt es zurzeit nur sechs Tauchboote, die tiefer als 4000 Meter tauchen können. Das älteste ist das amerikanische «Alvin» mit einer Nenntiefe von 4500 Metern, das seit 1964 das wichtigste Forschungswerkzeug der Woods Hole Oceanographic Institution ist. (Mit «Alvin» entdeckte Robert Ballard 1986 das Wrack der «Titanic».) Dann kommen das französische «Nautile», das «Sea Cliff» der US-Navy und die beiden russischen «Mir», die alle eine Nenntiefe von 6000 Metern haben. Schliesslich gibt es das japanische «Shinkai 6500», das, wie der Name ahnen lässt, eine Nenntiefe von 6500 Metern hat. Wie in der Raumfahrt lässt sich viel mit unbemannten Geräten machen, eine viel billigere Methode, bei der statt Leben nur Geld aufs Spiel gesetzt wird. Viele ozeanografische Arbeiten werden heute mit solchen Tauchfahrzeugen gemacht. Die so genannten ROVs (Remotely Operated Vehicles) sind durch ein Kabel mit dem Mutterschiff verbunden, von wo aus sie ferngesteuert werden. Das Beeindruckendste dürfte das japanische ROV «Kaiko» gewesen sein, das 1995 zum einzigen Fahrzeug neben der «Trieste» wurde, das den Boden der Challenger-Tiefe erreichte. Im Unterschied zu «Trieste» vermochte es dort richtige wissenschaftliche Arbeit zu leisten, indem es dank mit Ködern versehenen Fallen Exemplare von Amphipoden (garnelenartigen Krustentieren) sammeln konnte. 2003 ging «Kaiko» leider verloren, doch zurzeit wird eine neue Generation hybrider ROVs entwickelt, die ohne Verbindungskabel funktionieren und so programmierbar sein sollen, dass sie wochenlang ununterbrochen einer Aufgabe nachgehen können, ohne auftauchen zu müssen.

Wie tief können Menschen tauchen? Wie man sich vorstellen kann, hängt viel davon ab, wie gut geschützt sie sind gegen die Kälte und den Druck, der pro zehn Meter Tiefe um eine Atmosphäre zunimmt. Kommen freie Taucher gegenwärtig bis 120 Meter tief, ist der Weltrekord im Flaschentauchen mit gewöhnlicher Luft eben vom Briten Mark Ellyatt gebrochen worden, der 313 Meter erreichte. Er brauchte zwölf Minuten, bis er unten war, aber sechs Stunden und vierzig Minuten, um aufzusteigen und gleichzeitig zu dekomprimieren, wobei ihm ständig neue Hilfstaucher insgesamt 24 Luftflaschen brachten. Freie Taucher, die nur mit einer Lunge voll Luft arbeiten, brauchen nicht zu dekomprimieren. («Dekomprimieren» bedeutet hier etwas anderes als «Nase zuhalten und pusten», was man beim Tauchen in geringe Tiefen automatisch tut. Unter Druck wird Stickstoff, der 78 Prozent unserer normalen Luft ausmacht, im Blut gelöst. Hat sich ein Taucher in grosser Tiefe aufgehalten und steigt zu schnell auf, bildet der Stickstoff winzige Bläschen, die sich vor allem in Gelenken ansammeln und sehr schmerzhaft sind. Sie können ihn verkrüppeln und, falls sie sich im Hirn bilden, tödlich sein. Je länger und je tiefer unten ein Taucher war, desto langsamer muss er auftauchen, damit der Stickstoff, ohne Bläschen zu bilden, über die Lungen wieder ausgeschieden werden kann.)

Unterhalb der für Sporttaucher erreichbaren Tiefe wird Sauerstoff äusserst giftig, und Berufstaucher, deren Schutzanzüge beheizt sind, aber keinen Druckausgleich haben, müssen eine exotische Mischung aus Helium, Sauerstoff und Stickstoff atmen. Ihre absolute Limite liegt bei 450 Metern. Experimentelles ungeschütztes Tauchen noch zehn, zwanzig, dreissig Meter tiefer beschränkt sich auf sehr seltene Individuen, die einen Druck von sechzig Atmosphären aushalten. Dabei wird ihnen durch einen Fiberglashelm Gas unter Druck zugeführt, der gross genug ist, dass ihre Lunge nicht kollabiert, und durch eine Art Nabelschnur warmes Wasser zur Vermeidung von Hypothermie. Dies ist ein gefährliches Unternehmen, da die exotischen Gase unter Druck die chemische Zusammensetzung der zerebrospinalen Flüssigkeit verändern. Und nicht nur das: Als ein Experimentaltaucher vor einigen Jahren am Dekomprimieren war, explodierte eine seiner Zahnkronen, weil unter dem grossen Druck Helium in einen Hohlraum gedrungen war. Doch schon lange vor solchen Tiefen brauchen normale Menschen den Schutz der luftdicht verschlossenen Kabine eines Tauchboots, in der sie unter normalem atmosphärischem Druck gewöhnliche Luft atmen können.

Gesprenkelter Schleim

Vor neun Jahren hatte ich das Glück, in einem der russischen «Mir» zum atlantischen Meeresgrund westlich der Kapverdischen Inseln tauchen zu dürfen. Das war ein unglaubliches Privileg, da der einzige Nichtpilotenplatz normalerweise einem Wissenschaftler gebührt und heiss umkämpft ist. Man sagte mir, weniger Menschen seien in fünf Kilometer Tiefe auf dem Meeresgrund gewesen als im All. Der Tauchgang dauerte fünfzehn Stunden: drei bis zum Erreichen des Meeresgrunds, drei für den Aufstieg und neun, während deren wir die kahle, aber faszinierende abyssische Ebene in 5000 Meter Tiefe erkundeten.

Es war ein strahlend blauer tropischer Morgen, als das Tauchboot über die Bordwand der «Mstislaw Keldysh» geschwenkt wurde und mit einer Geschwindigkeit von 30 Metern pro Minute zu sinken begann. Ich klebte an meiner Sichtluke, während das Tageslicht stetig schwand zugunsten von Blau, dann Ultramarin und schliesslich einem tiefen, sonderbar leuchtenden Violett. Der Pilot schaltete alle Aussenlampen aus, und nur noch das schwache Leuchten der Armaturen erhellte unsere enge Kugel. Ich machte viele Notizen, wollte wissen, wann alles Tageslicht verschwinden würde. In 265 Meter Tiefe fiel mir ein, dass ein Kaiserpinguin einmal in dieser Tiefe beobachtet worden war: ein Vogel, der achtzehn Minuten lang auf Fischjagd war. Nach 300 Metern war das Meer draussen ungefähr so dunkel wie Mitternacht. Nach 364 Metern zeigten mir erste nach oben treibende Körnchen phosphoreszierenden «Schnees», dass wir durch Plankton sanken. Nach 500 Metern war es, jedenfalls für meine Augen, draussen völlig schwarz, ausser sonderbaren leuchtenden Strängen, wie mit feurigen Punkten gesprenkelter Schleim. Man ist generell der Ansicht, dass in klarsten tropischen Gewässern und bei senkrechtem Sonnenstand das letzte Tageslicht, das wahrnehmbar ist für jene Wesen (hauptsächlich Garnelen, Tintenfische und Quallen), die jede Nacht aufwärts wandern, um in den obersten Schichten Nahrung zu suchen, 1000 Meter tief vordringt. Für das menschliche Auge kommt es viel weniger weit, und in kälteren Ozeanen mit trüberem Wasser verschwindet schon nach wenigen hundert Metern alles Licht. Biologisch ist das von grösster Wichtigkeit. Nicht nur sind das Vorhandensein und die Qualität des Lichts entscheidend für die visuellen, sensorischen und die Tarnfähigkeiten von Meerestieren, sondern sie begrenzen auch das Vorkommen von Pflanzen, deren Existenz auf Fotosynthese beruht. Deswegen ist die verbreitete Vorstellung von mit Tang bedeckten Tiefseemeeresböden das genaue Gegenteil der Wirklichkeit. Pflanzen und Algen brauchen Licht und können unterhalb 150 Metern nicht mehr wachsen.

Schweigend sanken wir in die Dunkelheit, eine winzige, mit Wärme und Luft gefüllte, drei Menschen bergende Perle, die, verloren in einer Unermesslichkeit schwarzen Wassers, auf einen unbekannten Meeresboden mehr als vier Kilometer weiter unten zufiel. Nach 1500 Metern wurde es in der schwach erleuchteten Kabine kälter und zog ich ein weiteres Paar Socken an. Nach zwei Kilometern hatte ich zwei weitere Paare angezogen. Draussen waren die leuchtenden Lichtpartikel seltener geworden, dafür waren sie gelegentlich zu Sternbildern gruppiert. Da ihre Distanz sich nicht ermessen liess, hätten sie Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien sein können, die den Rändern des Universums entgegenglitten. Grosse Unermesslichkeitsmelancholie ergriff mich, während die beiden russischen Piloten schweigsam auf ihre Instrumente blickten. Sie kannten das schon. Ich dachte die ganze Zeit an all die Wesen da draussen, die ich nicht sehen konnte: Lebewesen, die auf andere Wellenlängen reagieren als Menschen, die sich mit Wärmesensoren, nach Pheromonen und exotischen Tonfrequenzen orientieren und für die diese Welt so wenig dunkel ist wie für eine Fledermaus.

3480 Meter. Absinken in dunkelste Nacht: nirgendwo, nirgendwann, doch in einer Zeitzone, die man als primordial galaktisch bezeichnen könnte, wo Jahre, wie wir Menschen sie kennen, sich auflösen und verschwinden im Dunkel der Vergessenheit. 4212 Meter. Viktor schaltete die Aussenlampen an, um sie zu prüfen, und aus der Schwärze draussen wurde ein milchig-violetter Nebel mit einem dünnen Wirbel aufwärts «schneiender» Partikel. Während wir uns in die Thermoanzüge hineinwanden, bemühten wir uns, ja nicht gegen lebenswichtige Schalter zu stossen. In 4507 Meter Tiefe zeigte das Furono-Sonar noch 271 Meter bis zum Grund an. Sachte, sachte kam uns eine grünlichgraue Mondlandschaft entgegengeschwommen. 4828 Meter. Landung. Ebener Sedimentboden. Eine winzige Krabbe wuselte vorbei. Sonst rührte sich nichts, ausser dem Herzen. Noch nie hatten die Bewohner dieses Planeten Licht gesehen, wie es unser «Mir» verstrahlte, das dahockte inmitten Millionen von Würmern aufgeworfener Sandhäufchen und vor Energie auf allen möglichen Wellenlängen nur so loderte. Überall gab es Spuren von Holothurien, Seewalzen oder Seegurken. Ein bleicher, dreissig Zentimeter langer Fisch wagte sich langsam in den von uns erzeugten Lichtfleck, ein «Rattenschwanz» aus der grossen Familie der Macrouridae, die in allen Ozeanen in allen Tiefen vorkommen. Viktor bewegte seinen Steuerknüppel, und in zügigem Schritttempo glitten wir voran. Knallrote Garnelen mit juwelenartigen Augen, deren Netzhaut in unserem Licht funkelte, wuselten auf gefiederten Rudern durch die Luft (so jedenfalls sah es aus).

Wie können solche Wesen in Druckverhältnissen leben, die uns augenblicklich umbrächten? Die Antwort hat zu tun mit der relativen Nichtkomprimierbarkeit von Wasser verglichen mit derjenigen von Luft. Wir drei im «Mir» hatten jeder schon darüber nachgedacht: über die katastrophalen Folgen einer Panne in dieser Tiefe. Ein Physiker hatte uns gesagt, die Implosion würde uns augenblicklich in Fleischbrühe und Hosenknöpfe verwandeln und die im «Mir» verbliebene Atmosphäre zu einer weiss glühenden mikroskopisch kleinen Perle komprimieren. Unter stetigem Druck kollabiert die Luft in unserem Körper: in den Lungen, den Eingeweiden, im Magen und sogar in den fein gegliederten Knochen wie den Stirn- und Kieferhöhlen. Da der Rest unseres Körpers im Wesentlichen aus Flüssigkeiten besteht, lässt er sich nicht stark komprimieren. Bei einer Seebestattung etwa würde eine hinabsinkende beschwerte Leiche nicht implodieren, weil die Luft allmählich herausgepresst und durch Wasser ersetzt würde. Tatsächlich würde die Leiche nie 5000 Meter tief sinken, da sie bereits unterwegs allerlei Raubgetier zum Opfer fiele. Käme sie jedoch intakt unten an, wäre sie flacher, die Gesichtszüge fielen ein, aber sonst wäre sie wenig verändert. Tiefseewesen hingegen haben keine ungebundene Luft im Körper, weshalb der Druck ihnen nichts ausmacht.

Noch eine Fussnote dazu, was Druck bewirkt: Vor meinem Tauchgang befestigte ich aussen am «Mir» ein Einkaufsnetz mit einem grossen Styroporbecher und einem gewöhnlichen Bleistift. Als ich sie nach dem Tauchgang herausholte, war der Becher zu einem harten Fingerhut geschrumpft, alle Luft aus seinen Poren herausgequetscht worden. Der Bleistift war ein steinharter Stummel geworden, an dessen beiden Enden mehrere Zentimeter nicht komprimierbaren Grafits herausragten.

Zu den verbreiteten falschen Vorstellungen von der Tiefsee gehört auch, dass dort Ungeheuer von erschreckender Grösse und Kraft hausten. Tatsächlich sind die meisten Lebensformen in der Abyssal genannten Tiefe von 4000 bis 6000 Metern oder der Hadal genannten, noch tieferen, klein und spärlich, was vor allem an der Nahrung liegt. Da hier keine Pflanzen wachsen, muss die meiste Nahrung von der Oberfläche kommen. Die Ozeane sind voll von ständig herabsinkendem Nahrungsschnee. In den sehr nahrungsreichen obersten Schichten wachsen und sterben Millionen Tonnen winziger Lebensformen wie Plankton. Die dank ihnen fett gewordenen Fische werden von grösseren Räubern gefressen, die sich in 1000 und 2500 Metern wohl fühlen. In diesen Tiefen dürften sich die wahren Ungeheuer finden, z. B. der seltene Riesentintenfisch Architeuthis. Doch ein Grossteil des Nahrungsschnees, auch die Ausscheidungen der Fische, wird aufgeschlabbert, bevor er den Meeresgrund erreicht. Abyssale und hadale Spezies sind deswegen vergleichsweise klein. Sie gelten als langlebig, denn sie brauchen bestimmt viel Zeit, um genug Energie für die Geschlechtsreife aufzubauen. Schon deshalb ist dringend davon abzuraten, Tiefseefische kommerziell auszubeuten. Niemand weiss, wie gross die Bestände sind, wie schnell sie sich fortpflanzen und welche Folgen es hätte, wenn sie aus der empfindlichen Nahrungskette herausgerissen würden.

Zu den vielen noch ungelösten Rätseln gehört die Frage: Wenn die Artendichte in der Tiefsee oft so gering ist, wie finden sich diese Wesen zu Paarungszwecken? Wie weit kommen sie herum? Wegen der Schwierigkeit, Stichproben zu machen, haben Wissenschaftler erst vor kurzem DNS-Studien begonnen, um festzustellen, wie die Wesen miteinander verwandt sind. Wann – wenn überhaupt je – haben sich die Pazifik-Holothurien von den atlantischen abgespalten, und was könnte uns das verraten über die Schliessung der Panama-Passage vor rund vier Millionen Jahren?

Sonderbare Schlotlebewesen

Nach meinem Tauchgang fuhr die «Keldysh» zu einer Stelle auf dem Mittelatlantischen Rücken, wo die Wissenschaftler zu einer Gruppe hydrothermaler Schlote hinabtauchen wollten. Solche vulkanischen Heisswasserkamine waren 1979 erstmals gesehen worden, obschon Geologen vorher schon gesagt hatten, dass es so etwas geben könnte. Ein echter Schock war die Entdeckung, dass es Lebensformen gab, die in dieser Umgebung gediehen. Denn aus diesen Schloten kam – oft bis zu 300 Grad heisses – Wasser, das reich an Schwefelwasserstoff (dem nach faulen Eiern stinkenden Gas) war, der für die meisten Lebensformen giftig ist. Wovon also ernähren sich diese Schlotlebensgemeinschaften? Die bisher bekannten Organismen brauchen alle Sonnenlicht zum Überleben (entweder direkt, wie die von Fotosynthese abhängigen Pflanzen, oder indirekt, wie jene Tiefseewesen, die sich von Materie ernähren, die von der Meeresoberfläche stammte). Wie sich herausstellte, beruht der Stoffwechsel der Schlotlebewesen aber nicht auf Fotosynthese, sondern auf Chemosynthese vermittels Bakterien, die das chemische Gebräu in nahrhafte Kohlenhydrate umwandeln. Dies war ein weiteres Beispiel dafür, wie das Meer uns immer mal wieder zwingt, unsere festen Vorstellungen zu revidieren, und so tat sich eine neue Perspektive auf die Frage auf, wie auf unserem Planeten Leben entstanden sein könnte.

Seither sind unglaublich alte Bakterien entdeckt worden, die in massiven Felsenrücken unter dem Meeresboden leben. Die grosse Frage ist, ob sie zum Teil dieselbe DNS haben wie Bakterien, die sonst wo im Sonnensystem entdeckt werden könnten: auf dem Mars oder unter den Ozeanen des Jupitermonds Europa. Unsere eigenen, noch immer kaum erforschten und im Wesentlichen unbekannten Ozeane bergen zweifellos verblüffende Geheimnisse sowie Tausende – manche sagen: Millionen – unvorstellbare Tier- und Pflanzenarten. Das wird unser Denken zwangsläufig verändern. Vor neun Jahren sickerte etwas von der tiefen, bewegenden Rätselhaftigkeit planetarischer Prozesse durch die Sichtluke des «Mir» in mich hinein, und ich bin seither nicht mehr ganz derselbe.

Aus dem Englischen von Thomas Bodmer.

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Tiefseewesen

28.09.2008 um 17:36
Leben in ewiger Nacht...


Wie auf dem Festen, so gibt es auch im Meer Tiere, die die Masse meiden und Einzelgänger sind. Und es gibt andere, die sich in riesigen Mengen beieinander halten. Die Millionenstädte des Meeres liegen in der küstennahen Flachsee mit ihren Tangwäldern, und ihre Grenzen erstrecken sich bis in die Bereiche der Kontinentalhänge. Die Elendsquartiere des Meereslebens aber sind die ewig dunklen Abgründe unterhalb der lichtdurchfluteten Schichten, wo die Tiere der Tiefe sich ihren Weg durch eine Nacht ohne Ende suchen und ihr Leben unter Bedingungen fristen müssen, die so ganz anders sind als in den dichtbesiedelten Regionen dort oben. Die meisten dieser Tiefseefische sind klein, denn sie ernähren sich nur von ihresgleichen, vom gefressenen Nachbarn, oder von dem, was an Resten abgestorbenen Lebens aus den höheren Schichten herabsinkt in die lichtlosen Tiefen.



Solange es Meere gibt, ist das Sonnenlicht noch nicht ein einziges Mal bis in diese Tiefen gedrungen. Und doch gibt es dort unten nur einige Fische, die blind sind. Zwischen 250 und 500 Meter Tiefe haben sogar sehr viele Fische sehr große Augen, denn das Dämmerlicht hier verlangt größere und empfindlichere Organe. Auch die Fische noch tieferer Schichten haben wohlentwickelte Augen, und zwar deshalb, weil diese Abgründe eben doch nicht ganz lichtlos sind. Denn was dort unten lebt, erzeugt sich oft genug sein eigenes, geisterhaft durch die ewige Nacht schimmerndes Licht. Zahllose Tiefseewesen, von den echten Fischen bis hinab zu Würmern und Bakterien, besitzen dieses Leuchtvermögen. Manche tragen ganze Reihen von Glühlampen an ihrer Seite, manche besitzen geradezu Scheinwerfer oder farbige Laternen, die sie sogar abblenden können.



Früher haben manche Forscher angenommen, die Abgeschlossenheit dieses riesigen Gebietes endloser Finsternis sei ein Zufluchtsort vieler "lebender Fossile", die hier Äonen hätten überdauern können. Heute ist man jedoch der Ansicht, daß die meisten der sonderbaren Tiefseewesen doch erst verhältnismäßig kurze Zeit dort unten hausen, als Abkömmlinge höherer Meeresschichten, die irgendwann einmal in diese Welt der Dunkelheit hinabgestiegen sind oder hinabgezwungen wurden.

("Life" & Lincoln Barnett, 1956: "The World We Live In").


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Tiefseewesen

28.09.2008 um 17:50
auch die Gefahren sollten bedacht werden....

http://www.blog.mensch-und-haustier.de/2008/02/20/bizarre-geschopfe-bevolkern-die-tiefsee/ (Archiv-Version vom 13.04.2009)


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Tiefseewesen

29.09.2008 um 22:57
hm.. normalerweise schrecken mich so riesige textlawinen immer bissel ab..
aber das hab ich mir mal mit genuss reingezogen :)
da kommt ja richtig jules verne stimmung auf und ich konnte mich da so richtig rein versetzen. ausserdem hab ich wieder ne menge gelernt, many thx samy!


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Tiefseewesen

30.09.2008 um 18:09
^^@ Ach mein lieber nyarla

danke, das ist schön, lustigerweise hatte ich auch an Jules gedacht...so ala Reise zum Mittelpunkt der Erde, oder 20.000 Meilen unter dem Meer....seufz .Solltest du eine Excursion planen, bitte melden und mich mitnehmen, ich passe ja fast ins Handgepäck*


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datrueffel Diskussionsleiter
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Tiefseewesen

01.10.2008 um 11:05
eine, im Jahr 2007 neu entdeckete Lanzenseeigelart

/dateien/mt33891,1222851935,marinelife1


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Tiefseewesen

01.10.2008 um 12:50
Zitat von SamnangSamnang schrieb:Solltest du eine Excursion planen
das mach ich tatsächlich schon seit ich noch ein gaaanz kleiner clown war :)
leider ist niemals was draus geworden...

und trueffels seeigel macht echt was her :)

mit seeigeln hab ich mich aber nie so beschäftigt.
auf wiki gerade erfahren das man bis heute rund 950 arten unterscheidet.
da muss ich sagen hätt ich ausnahmsweise mal mit ner höheren zahl gerechnet..
irgendwie entdecke ich als laie da ständig neue, mir völlig unbekannte arten :D


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T_K_V ehemaliges Mitglied

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Tiefseewesen

01.10.2008 um 13:01
/dateien/mt33891,1222858913,chimaere4

Eine Chimäre ^^


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datrueffel Diskussionsleiter
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Tiefseewesen

01.10.2008 um 13:14
der kandidat erhält 97 Punkte, ab 100 gibts nen lolli :D

die gibt es übrigens auch von vorne :D
/dateien/mt33891,1222859665,2007 3


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Tiefseewesen

01.10.2008 um 13:19
die lustige seekatzen familie mal wieder :)
habs bestimmt schonmal gesagt aber:
ich finds strange wie die sich fortbewegen O0
mal schauen ob ich irgendwo nen video ausgrabe..
*such*


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T_K_V ehemaliges Mitglied

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Tiefseewesen

01.10.2008 um 13:20
Von hinten ist sie Witziger und der deutsche Namme ist :D see kat ze :D:D


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Tiefseewesen

01.10.2008 um 14:48
*sich selbst zitiers:
Zitat von nyarlathotepnyarlathotep schrieb:mal schauen ob ich irgendwo nen video ausgrabe..
*such*
..aber ich war zu plöd und hab versagt ^^
datrueffel hat mir die links zugespielt ;)

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Ghost Sharks
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many thx!


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datrueffel Diskussionsleiter
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Tiefseewesen

01.10.2008 um 14:50
nix zu danken :)
man hilft doch wo man kann


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Tiefseewesen

02.10.2008 um 10:55
Hatten wir die gute Chimäre nicht schon ?

Aber was solls, kann man im Gegensatz zu vielem anderen hier, immer wieder ansehen und lesen*
Have a nice Weekend Jungs*.....wir sind ja alle so lieb...schön** :)


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Tiefseewesen

02.10.2008 um 11:01
Anbei noch einen schönen Seeigel......
vielleicht kennt ja jemand noch die Gattung* ;)

/dateien/mt33891,1222938079,25isvvbOriginal anzeigen (0,1 MB)


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Tiefseewesen

02.10.2008 um 11:04
Hallo Samy,
hast du mal eine Quelle für uns? Könnte es nicht auch eine Muschel sein? Ich such mal rum.


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Tiefseewesen

02.10.2008 um 11:12
Muss vorerst passen und gebe ab an Berufenere.
Scheint aber ein Seeigel zu sein, wie von Samy schon gepostet.


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datrueffel Diskussionsleiter
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Tiefseewesen

02.10.2008 um 11:13
würde adhoc behaupten, dass es sich hierbei auch um einen lanzenseeigel handelt....muss aber intensiver nachschauen...


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Tiefseewesen

02.10.2008 um 11:24
Noch eine interessante Seite zu Seeigeln. www.dieter-kloessing.de . Dann unter Malediven weiterhangeln.


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Tiefseewesen

02.10.2008 um 11:27
Schöne Bilder www.subaqua.ch


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