Bedingungsloses Grundeinkommen - Steuervereinfachung nach Götz Werner
09.11.2013 um 10:54
Ich wäre schon für eine Art bedingungsloses Einkommen, wenn es das Wirtschaftssystem nicht ins Stocken bringen würde.
Warum? Weil ich und viele andere Menschen dann endlich ohne Stress und psychischen Druck studieren und dabei noch top Leistungen erzielen könnten.
Heutzutage muss man sich immens hoch verschulden oder reich geboren sein/geerbt haben, um sich den Traum vom Studium und der Arbeit, zu der man jeden Tag wieder gern hinkommt, erfüllen zu können. Wenn man den vollgepackten Bachelor nicht in der Regelstudienzeit schafft, dann entfällt auch ein möglicher Baföganspruch. Und schon kann man Sklavenarbeit machen. Dabei muss man bis zum 4.Semester des 6 semestrigen Bachelors ALLE Module bestanden haben - und das ist eine gewaltige Menge arbeit in einer Naturwissenschaft.
Heutzutage ist es so, dass du in deinem Leben ohne Rücklagen und schnellem Arbeiten ein Verlierer bist und bleibst. Es zählt nur Effizienz und Kostenersparnis für die Unternehmen und den Staat. Wenn du ungewollt ein langsamer Mensch bist, im Sport nie die Schnellste, im Job eher sorgfältig und genau arbeitest und in der Schule und Universität länger als der Durchschnitt brauchst, um ein hochkompliziertes physikalsiches Prinzip zu verstehen und auch noch schnell mit Zahlen rumzurechnen, dann hast du heutzutage einfach die Arschkarte gezogen.
Keiner nimmt da Rücksicht auf deine Schwäche der Langsamkeit - auch wenn das eigentlich nicht! automatisch bedeutet, dass man gleich dumm ist und keine Topleistungen mit einem langsameren Hirn vollbringen kann. Diesen langsameren Menschen fehlt die Finanzierungsgrundlage, weil sie zwar hoch arbeitsmotiviert sind, sie aber kein Arbeitgeber haben will, da schnellere Arbeitskräfte ja billiger Ware herstellen oder eine Dienstleistung erbringen.
Ganz ehrlich? Ich wäre seelig, SEELIG und würde denjenigen abgöttisch verehren, der mir bedingungslos ein ausreichendes Kapital für mein Studium geben würde!
Ich würde mich auf den Arsch setzen, vollzeit studieren, top Noten schreiben und in meinem zukünftigen Job mein Bestes geben. Aus reiner Dankbarkeit und weil ich meinen Teil für die Gesellschaft zurückgeben möchte.
Dabei rede ich von einer Erbschaft, einer Schenkung oder einem (Lotto-)Gewinn. Ein Bankkredit ist nicht geeignet für die Studienfinanzierung, da er genau wie Bafäg einen immensen Druck und Stresspegel erzeugt. Denn den muss man auch noch mit Zinsen zurückzahlen, egal ob du gleich nach dem Studium einen Job findest, oder nicht.
Und wäre es nicht dumm, trotz eines BGE nicht zusätzlich weiterzuarbeiten? Man könnte sein Einkommen damit quasi ganz einfach verdoppeln und wer möchte kein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung besitzen? Mit zusätzlich erwirtschaftetem Einkommen könnte man sich einen hohen Lebensstandard sichern. Und vor allem ökologisch und tierschützend Einkaufen, ohne Kinderarbeit zu unterstützen. Ein BGE würde dafür nicht ausreichen, da damit gerade einmal die Miete einer 2-Zimmerwohnung + Nebenkosten finanziert werden könnte (wenn man von einem BGE in Höhe von ca. 400-500€/Mon. ausginge).
Wisst ihr, was ich momentan mache?
Ich arbeite ohne vorherig durchgeführte Ausbildung als Postzustellerin auf 6-stunden-Basis bei TNT Post, übergangsweise für ein Jahr. Bei 6 (meist +2 Überstunden) Stunden Arbeitszeit täglich verdiene ich 750€ NETTO im Monat (Das war der einzige Arbeitgeber, der mich einstellen wollte).
Das ist Sklavenarbeit.
Ich darf bei JEDEM Wetter, d.h. auch Sturm und Glatteis mit dem Fahrrad bis zu 60KG Post zustellen und das unter Zeitdruck!
Die Zusteller müssen eine Produktivität von 50 Briefen pro Stunde, unabhängig von der Größe des Zustellbezirks und der Anzahl der zu fahrenden Kilometer am Tag, einhalten. Wenn man etwas langsamer ist, aber ansonsten top zustellt, ohne Fehler, mit wenigen Rückläufern und kaum Reklamationen und dabei noch freundlich zu den Kunden ist, gibt es asbald eine Abmahnung und man wird innerhalb von 2-4 Wochen gekündigt.
Zudem arbeite ich 1 Stunde am Tag UNENTGELDLICH für das Unternehmen, da ich weniger als 2 Jahre in dem Unternehmen angestellt bin. Das verlangt der neue Tarifvertrag. Eigentlich bekommen wir nämlich 8,50€ Brutto Mindestlohn ab Jan 2014 (Wer länger als 2 Jahre dabei ist, bekommt einen höheren Satz, knapp 9€ und mehr). Durch die verlangte 10%ige Mehrarbeit pro Tag für Zusteller, die seit weniger als 2 Jahren angestellt sind, hebelt TNT Post die Lohnerhöhung gekonnt aus. Denn ich bekomme somit nicht mehr Lohn für die selbe Arbeitszeit, nein, ich muss ja eine halbe Stunde länger unentgeldlich arbeiten, was meine Arbeitszeit ja verlängert. Somit haben sie für Neulinge einfach nur aus einem 6 Stundenvertrag einen 6 einhalb-Stundenvertrag gemacht. Sozial gerecht ist was anderes.
Zudem bekomme ich nur 20 Tage im Jahr Urlaub und KEIN Weihnachtsgeld, weil ich ja nicht schon 2 Jahre oder länger bei TNT arbeite. Würde ich das tun, gäbe es natürlich min. 150€ Weihnachtsgeld (je nach Länge der Anstellung noch mehr). Außerdem bekomme ich auch keine 50€ BRUTTO (nach Abzügen wären das vielleicht 25€ NETTO) Einmalzahlung, die wegen des neuen Tarifvertrages einmalig im Oktober ausgezahlt wurde, weil ich ja weniger als 2 Jahre bei TNT beschäftigt bin... -.-
DAS ist Diskriminierung!
Wieso sollte ich eine hohe Produktivität anstreben, wenn ich doch eh nur dafür durch Mehrarbeit bestraft werde? Wieso sollte ich nicht sofort die Sklavenarbeit kündigen, weil TNT Post ja eh keine neuen Mitarbeiter haben will nach diesem Lohnverfahren?
Achja, da war ja was wegen Studium und dass man ja eine berufliche Ausbildung braucht. Deswegen mache ich diesen SCHEIß Job! Ich lege pro monat 300€ von meinen 750€ zürück, damit ich mein Studium im nächsten Jahr zu Ende machen kann. 450€-Job neben dem Studium würde mir zwar die Miete ganz knapp ( Nahrung und Kleidung kaufen geht dann auch nur durch Kindergeld, was mir noch zusteht) finanzieren, jedoch muss ich ja auch noch irgendwie die Semestergebühren von 200€ pro halbem Jahr bezahlen!
Eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte, Bürokauffrau in Industrie und Schiffahrt oder im Pharmabereich wollte man mir nicht geben. Ich hatte mich bei knapp 50 Unternehmen und Betrieben darauf beworben, als Alternative zum Studium. Entweder war ich zu intelligent mit meinen Studiensemestern und dem 1,9ner Abischnitt, oder die haben sich daran gestört, dass ich nicht so extrovertiert und egoistisch bin. Jedenfalls reichte es meist nur bis zum Vorstellungsgespräch und Probearbeiten.
Bin ich jetzt die Einzige, der es so ergeht?