Sollte die Mohrenstraße in Berlin umbenannt werden?

@Groucho

Das würde ich nur tun, wenn ich gehbehindert wäre. In allen anderen Fällen wähle ich jene Gruppe, bei der die Wahrscheinlichkeit, eine zufriedenstellende Antwort zu bekommen, am höchsten ist.

@KillingTime

KillingTime schrieb: Beispiel: wenn du jemanden nach dem Weg fragen willst, sprichst du dann mit westeuropäisch aussehenden Passanten oder mit einer Gruppe arabisch aussehender Männer in weißen Kaftans?

Ich spreche jemanden an, von dem ich annehme, dass er in der Nähe wohnt. Das wäre dann beispielsweise eine Mutter oder ein Vater mit Schulkind an der Hand. Deren Outfit, also möglicherweise Kaftan oder Schleier, würde meine Auswahl nicht beeinflussen.

Na, selbstredend! Ich schlage vor, über dem "O" zwei Pünktchen zu setzen. Dann haben wir die gesunde Möhrenstrasse. Die Kosten wäre gering und selbst für die "hochkandidelte" Hauptstadt erschwinglich, auch wird kein Grips erforderlich sein, wie bei der Landebahn weit draussen.

@aubacke

Wieso soll denn die "hochkandidelte Hauptstadt" die Kosten dafür tragen?
Warum bieten denn die, die diese Änderung wünschen, nicht an, für die Auslagen aufzukommen?

emz schrieb:Deren Outfit, also möglicherweise Kaftan oder Schleier, würde meine Auswahl nicht beeinflussen.

Interessant. Du hättest also keine Hemmungen, eine Vollverschleierte oder einen Schwarzen nach dem Weg zu fragen, auch auf die Gefahr hin, dass sie oder er deine Frage oder du ihre oder seine Antwort gar nicht versteh(s)t? Ich wäre da vorsichtiger. :ask:

@KillingTime

KillingTime schrieb:Ich wäre da vorsichtiger. :ask:

Wovor sollte ich mich vorsehen?

Wenn es mit Deutsch nicht klappt, die meisten Menschen können ja Englisch. Und mit Adresse aufschreiben und dann in die entsprechende Richtung deuten, kann das auch ganz gut klappen.

Du warst noch nie im Ausland und musstest mit Sprachhürden umgehen :D ?

emz schrieb:Wenn es mit Deutsch nicht klappt, die meisten Menschen können ja Englisch.

Nach meiner Erfahrung kann in Deutschland fast niemand Englisch. In Polen hingegen sprechen sie alle Englisch, außer vielleicht die alten Leute. In der Türkei versucht man es am Besten auf Deutsch und in Asien auf Pidgin. Aber warum sollte ich es mir unnötig kompliziert machen und nicht gleich einen native speaker anquatschen, der mir auf Deutsch den Weg weist? Für mich klingt das fast so, als müsse ich unbedingt einen Ausländer ansprechen, nur damit ich mich nicht dem Verdacht aussetze, diskriminierend zu sein.

@emz
wieso sollten die Betroffenen dies zahlen? Die haben der Strasse doch keinen rassistischen Namen gegeben......und sollen dann dafür, dass ein Strassenname nicht mehr rassistisch ist, bezahlen? Wie nett, da haben Betroffene sicherlich das Gefühl, das ihr Anliegen verstanden wurde und ernst genommen wird.

@Tussinelda

Findest du die Wikipedia: Mohrenbrauerei eigentlich auch "rassistisch"? Nicht nur, dass die einen Afrikanerkopf als Firmenlogo haben, nein, die stellen sogar Schwarzbier her!

@KillingTime
wie kann denn bitte Schwarzbier rassistisch sein? Da geht es um die Farbe, die ist nicht rassistisch....würdest Du Dich bitte mal mit Rassismus befassen?
Hier mal was zum Thema, der ganze Artikel ist lesenswert
http://www.zeit.de/2016/12/strassennamen-deutschland-kolonialismus-rassismus

Es ist 15 Jahre her, dass sich die Bundesrepublik auf der UN-Weltkonferenz gegen Rassismus im südafrikanischen Durban zu einem ehrenden Gedenken für die Opfer des Kolonialismus und des transatlantischen Versklavungshandels verpflichtete. Im öffentlichen Raum deutscher Städte hat sich dieses Bekenntnis bisher jedoch kaum niedergeschlagen............


Trotz vehementer Proteste der migrantisch-diasporischen Organisationen wird zum Beispiel die Mohrenstraße nicht umbenannt. Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts ist sie auf dem Stadtplan der Residenz verzeichnet. Sie verewigt die diskriminierende, historisch schwer belastete Fremdbezeichnung für schwarze Menschen, die aus dem alltäglichen Sprachgebrauch zu Recht weitgehend verschwunden ist. Ihren bekanntesten bildlichen Ausdruck fand die Kolonialfantasie vom kindlichen, freudig dienenden Afrikaner im Logo der einst in der Straße ansässigen Firma Sarotti. Dem Kolonialwaren servierenden Jungen in Pumphosen wurden nach öffentlicher Kritik der Name "Magier der Sinne" und eine goldene Haut verpasst. Doch das Markenzeichen bleibt wie der Straßenname direkt verbunden mit der Entrechtung der ersten, oft minderjährigen Westafrikaner, die in der Zeit des kurbrandenburgischen Versklavungshandels an den Berliner Hof verschleppt wurden.

Wer sich hier ständig rassistischen Straßennamen und Firmenlogos ausgeliefert sieht, der sollte vielleicht nicht hier bleiben und in ein anderes Land umziehen, wo die Leute nicht solch elende Rassisten sind wie die Deutschen ;)

@KillingTime

KillingTime schrieb:Nach meiner Erfahrung kann in Deutschland fast niemand Englisch.

Wer im Kaftan in Deutschland rumläuft, der kann Englisch.

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:wieso sollten die Betroffenen dies zahlen? Die haben der Strasse doch keinen rassistischen Namen gegeben......und sollen dann dafür, dass ein Strassenname nicht mehr rassistisch ist, bezahlen?

Wieso soll es die Stadt bezahlen, die hat den Namen auch nicht vergeben.

@emz
wer ist denn heute für Strassennamen verantwortlich? Und woher kämen denn die Gelder, um diese umzubenennen, ist das nicht auch Steuergeld, Gebühren etc? Also zahlen ALLE, wenn man so will, ist das nicht fair?

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:Dem Kolonialwaren servierenden Jungen in Pumphosen

Inwieweit der Afrikanerjunge nun tatsächlich verschleppt wurde oder ob er nicht doch seinem Stamm abgekauft wurde, kann ich nicht beurteilen. Wir sind uns aber sicher einig, dass er in Europa bestimmt besser gelebt hat als da unten in Afrika. Zu der Zeit gab es viele schwarze Kammerdiener in Europa, die waren angesehen und sogar Prestigeobjekte: Wikipedia: Kammermohr

@DerFremde
wer sich "ausgeliefert sieht"? Na das ist mal ein statement..die Bezeichnungen sind rassistisch, das ist ein Fakt und das man Rassismus egal wo man sich aufhält, NICHT einfach hinnehmen muss, ist zum Glück mittlerweile so, außerdem geht es auch um Schwarze Deutsche (unter anderem), die sollen auswandern, weil die Nicht-Schwarzen Deutschen lieber ihre Rassismen behalten? Gehts eigentlich noch?

@KillingTime
ja sicher und weil es ihm hier angeblich "besser" ging rechtfertigt dies, ihn ungefragt zu verkaufen, zu verschleppen, ihn ungefragt zum Lakaien zu machen, als Besitz zu betrachten, zu entmenschlichen....na klar doch.......warum nur ist Menschenhandel und Sklaverei verboten....verstehe ich gar nicht, es geht den Opfern doch sicherlich "besser" hier.......

KillingTime schrieb:die waren angesehen und sogar Prestigeobjekte

Willst du das jetzt ernsthaft als irgendwas Positives verkaufen?

@Tussinelda

Fair wäre, wenn man die Bewohner der Straße abstimmen lassen würde, ob sie eine Änderung wollen. Wenn ja, sollte man ihnen die Möglichkeit einräumen, Namensvorschläge einzubringen und schließlich in einer Wahl über den neuen Namen abzustimmen.

@emz
wieso wäre das fair? Kauft oder mietet man den Strassennamen mit? Und was genau würde es aussagen, wenn Menschen lieber einen rassistischen Strassennamen behalten würden? Das dies dann in Ordnung ist? Vorschläge sind sicherlich möglich, aber da muss ich sagen, hat @insideman eigentlich schon alles diesbezüglich auf den Punkt gebracht.

@Tussinelda

Die Zahl derer, insbesonders der schwarzen Deutschen, die sich daran stören dürfte insgesamt eher überschaubar sein. Wenn du und 2 bis 3 andere da Rassismus drin sehen, ist das euer problem. Nicht das der Stadt Berlin oder den Anwohnern dieser Straße, die meinetwegen schon immer dort Leben. Schreib doch mal an die Stadtverwaltung, bin mal gespannt was die dazu sagen.

@Tussinelda
Fair ist vielleicht das falsche Wort, es wäre aber auf jeden Fall gelebte Demokratie.