@Solita Ich mache jetzt mal das, was de Sède hätte machen sollen: Ich stelle Fragen, und maße mir gar nicht an, die Antworten auf diese geben zu wollen...:
Auszüge aus Texten meinerseits:
Nach langem Zaudern nun erzählte Llohomy auch de Sede seine faszinierende Geschichte, und de Sede beschloss - als guter Journalist - sofort, zu recherchieren. Nun, wie dem auch sei, der interessante Teil seines Berichtes über seine Recherche ist der, in dem er angibt, während seiner Arbeit mehrfach von Behörden behindert worden zu sein. Beispielsweise fehlten in vielen Büchern öffentlicher Archive genau die Bücher - oder, sofern diese vorhanden waren, exakt die Seiten, die für ihn bedeutsam waren. Teilweise wurde er auch gar nicht erst in die entsprechenden Archive gelassen - trotz Presseausweis...
Abschließend berichtet de Sede noch, dass zwei mit ihm befreundete Journalisten nach Gisors reisen wollten, um seine Berichte nachzuprüfen. Dummerweise hatten sie ihre Fahrt im Vorfeld angekündigt. Während dieser Fahrt in das kleine französische Städtchen wurde ihnen eine Kugel in den Wagen geschossen...
1.: Warum lässt man aufgrund eines maroden Glockenturms das Militär aufmarschieren?
2.: Ein Glockenturm, der scheinbar jahrelang keinerlei Anzeichen von Baufälligkeit aufwies, denn man hatte tagtäglich bedenkenlos Dutzende Touristen durch die Burg geführt, sollte nun auf einmal baufällig, ja gefährlich sein?
3.: Warum erfuhr niemals jemand, was das frazösische Militär in der Zeit seiner Anwesenheit dort trieb?
4.: Warum gleich einen Sperrbezirk errichten? Spielende Kinder? Wagemutige Jugendliche? Etwas schwammig, nicht wahr?
Seit damals, als das Militär wieder abzog, bis heute, weiß niemand, was die Soldaten dort gesucht oder gar gefunden haben.
1904 wurde in der Normandie in bäuerlichen Verhältnissen ein Mann geboren, der Jahre später eine große und großartige Entdeckung machen sollte: Roger Llohomy. Llohomy wollte ursprünglich Priester werden, doch die Sagen, die sich um die Burg in einem Städtchen namens Gisors (im Vexin liegend) rankten, liesen ihn nicht los. Sie faszinierten ihn, prägten ihn. Und so brach er, obwohl er doch tatsächlich schon die niederen Weihen empfangen hatte, seine Ausbildung zum Priester ab, und lies sich in Gisors nieder. Schon damals gab es Legenden, der Schatz der Templer sei dort versteckt worden. Legenden, die sich durch seine Entdeckungen noch verstärken sollten.
Anfang der Vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts also zog Roger Llohomy nach Gisors und bekam dort eine Anstellung als Burgkastellan. Mittlerweile hatte er geheiratet und seine Frau gebar ihm im Laufe der Zeit mehrere Kinder. Sie hatten eine hübsche Wohnung innerhalb der Burgmauern, und Llohomy verdiente genug für ein gutes Leben, kurz, Familie Llohomy schien glücklich. Doch der Schein trügte, denn der Gedanke an den Schatz, der in derselben Burg, in der er jetzt mit seiner Familie lebte, liegen sollte, hatte Llohomy einmal gepackt, und würde ihn nie mehr loslassen. Sein ganzes Leben lang nicht. Immer wieder holte diese Geschichte, seine Geschichte, ihn ein. Man darf das nicht falsch verstehen. Llohomy war kein geld-, oder ruhmsüchtiger, kein egoistischer Mann, dass er sein Familienglück für einen Schatz, von dem noch nicht einmal sicher war, dass er überhaupt existierte (siehe “Die Tempelritter und ihr - Schatz?”), aufs Spiel setzte, sondern ein sehr ehrgeiziger. Er träumte davon, seinen Kindern eine gute Aussteuer geben zu können, und selbst vielleicht einen Bauernhof in seiner Heimat, der Normandie zu besitzen. Millionärstum? Dekadenz? Nichts für ihn! Jedenfalls begann er 1943 mit heimlichen Grabungsarbeiten im Burghof. Und von diesen soll im morgigen Teil die Rede sein.
Unter unsäglichen Anstrengungen und Gefahren schuf Llohomy des nachts heimlich ein unterirdisches Gangsystem, während er des Tags die Burg pflegte. Ein Beispiel für die Gefahren, denen er sich bei seinen Grabungsarbeiten aussetzte: Er arbeitete mit einer Kabellampe, die er an Hochspannungsleitung angeschlossen hatten, und deren Isoliermaterial stellenweise fehlte...eine Berührung - und...
Wohl auch, weil er sie in dieser Zeit zwangsweise vernächlässigte, verlies ihn seine Frau mit den gemeinsamen Kindern. Doch sollten seine Entdeckungen ihn für diesen Verlust entschädigen.
Ein erster Versuch schlug fehl. Llohomy fand nichts, und als er durch einen Erdrutsch - die Gänge waren nicht gesichert - beinahe erschlagen worden wäre, gab er diesen Versuch auf, und suchte nach einer neuen Stelle zum graben.
1946 stieß er an seiner neuen Grabungsstelle des nachts auf einen...nun, “Hohlraum” trifft es wohl nicht ganz. Es handelte sich um eine romanische Kapelle, sie lag in 16 Metern Tiefe, und zwar ziemlich am Ende eines 13 Meter langen Querstollens. Die Länge betrug dreißig, die Breite neun, und die Höhe exakt 4,5 Meter. Darin befanden sich 19 Steinsarkophage und 30 Truhen aus Edelmetall, die 1,6 Meter tief, 2,5 lang, und 1,8 hoch waren. Llohomy betrat diese über eine Seitenmauer, natürlich unausgefugt, aus der er mehrere Steine herausbrechen musste, und leuchtete sie mit seiner Kabellampe aus. Längen und Höhen, bzw. Tiefen war er leider gezwungen, zu schätzen.
Ab hier nimmt die dramatische Geschichte des Roger Llohomy leider eine traurige und endgültige Wendung, die ich im morgigen Artikel behandeln werde.
Was nun geschah, kann nur als höchst fraglich und seltsam bezeichnet werden. Denn am nächsten Tag meldete Llohomy seine Entdeckung im Rathaus von Gisors. Er war fest davon überzeugt, einen Schatz gefunden zu haben, auf den er auch Anspruch erheben konnte. Aber die Stadtverwaltung tat ihr Bestes, um jeden in Gisors davon zu überzeugen, dass Llohomys Arbeit selbstmörderisch gewesen sei, und er keinen Schatz gefunden habe. Llohomy organisierte zwei Freiwillige, einen ehemaligen Offizier der französischen Armee, sowie seinen Bruder, die sich bereit erklärten, in das Gangsystem hinabzusteigen, um zu untersuchen, was Llohomy dort gefunden haben könnte. Doch Llohomys Bruder gab den Versuch nach nur wenigen Metern auf, und dem Offizier a.D. gelang es zwar, sich der Krypta zu nähern, doch betreten konnte er sie nicht. Llohomys Gänge waren beiden Freiwilligen einfach zu einsturzgefährdet. Denn, wie bereits erwähnt, Llohomy hatte diese nie gesichert. Der Offizier warf einige Steine in der Nähe der unterirdischen Kapelle, und sagte später aus, er habe ein deutliches Echo vernommen, es müsse dort unten also einen größeren Hohlraum geben. Dennoch weigerte der Gemeinderat sich, diese Aussage anzuerkennen, und ließ einen Trupp deutscher Kriegsgefangener heranschaffen, um den Eingang zu Llohomys unterirdischem Reich wieder zuzuschütten. Man verwieß Llohomy der Stadt, und behauptete, er sei wahnsinnig, beschäftigte sich jedoch gleichzeitig in unzähligen Gemeinderatssitzungen mit Llohomys Entdeckung, wie die Protokolle dieser Sitzungen belegen. Eine seltsame Randnotiz, fast unbeachtet, bildet das französische Millitär. Vom Auftauchen der Armee in Gisors wird der nächste Part handeln.