Der Mensch Jens Söring

Was ich immer sehr ärgerlich finde ist, dass die Anmorderation über Söring schon sehr schlampig ist. Habe kürzlich durchgezappt und da kam ein kurzer Bericht, in dem schon der Moderator meinte, dass er "unschuldig säße" - so, als ob es eine Tatsachenbehauptung wäre. Von Medien erwartet man schon, dass sie zumindest etwas kritischer hinterfragen.

Die Bezeichnung "Jünger" finde ich dahingehend gelungen, da man wirklich viel Vertrauen zu Söring aufbringen muss, um ihm zum folgen - er antwortet ja nur auf bestimmte Fragen, andere lässt er löschen oder zensieren. Würde ich unschuldig im Gefängnis sitzen, dann könnte ich doch zumindest auf alle Fragen antworten, ohne ständig meine Geschichte drehen zu müssen. Auch die Sache mit der DNA - die meisten der "unbekannten" Spuren stammen vermutlich von den Opfern, da er von der Familie der Haysoms und von EH keine Unterstützung bekommt, können hier keine Vergleichsproben der Blutsverwandten genommen werden.

Seine wahre Tragik war, dass er praktisch den "Deckel" zu seinem Topf fand - er, das überintelligente, aber auch überbehütete Diplomantenkind mit einer alkoholkranken Mutter und einem dominanten Vater und einer standesbewussten Großmutter, der hervorrangende schulische Leistungen bringt, aber soziale Defizite aufweist, so dass er nie ins normale Leben der peer group integriert wird und mit starkem deutschem Akzent Englisch spricht (auch heute noch - sein Vokabular ist vermutlich 50 Mal so groß wie das des Durchschnittsinsaßen, aber der Akzent) und der (gegen seinen Willen?) im Ausland lebt ...

trifft die überintelligente, aber auch überbehütete Tochter aus gutem Haus deren Eltern beide zumindest mal gerne ordentlich bechern (siehe Alkohollevel er Leichen) - aus einer sehr standesbewussten, traditionellen Familie (die Mutter ist sehr stolz auf die britische Abstammung von Lady Astor). Sie bringt hervorrangede Leistungen, ist auf den besten Schulen, hat aber soziale Defizite und ist schon räumlich von ihren Eltern getrennt (sie kommt sehr jung nach Großbritannien auf die Schule, während die Eltern in Südafrika leben, da ist nichts mit "übers Wochenende mal nach Hause). Sie ist sozial integriert und spricht mit distinktivem britischen Akzent Englisch (was in Virginia auf dem Land sicher auffällt) und wird von ihren Eltern wie ein kleiner Baum von Südafrika nach Großbritannien und dann in die USA "verpflanzt"

Hier ist die Klammer, die die beiden zusammenhält. Bis auf ihren völlig differenten sozialen Status sind sie gleich, sie haben ähnlich schräge Biografien und Probleme, die sich daraus ergeben. Sobald sie den Mund aufmachen, sind sie "geoutet" als "nicht von hier". Und das ist der Punkt, dass er denkt, er hat seine Liebe gefunden, sein Gegenstück ... da es wenig Leute gibt, die genauso viele Übereinstimmungsmerkmale mit ihm haben, nimmt hier das Schicksal seinen Lauf, weil er sie als einzigartige Seelenverwandte wahrnimmt ...

Seine Stärke liegt auch darin, dass er sehr überzeugend argumentiert (in Feldern, die ihm gefallen) und dass er sehr überzeugend Nichtigkeiten vertritt ...

Prinzipiell ist die Argumentationskette gegen ihn erdrückend. Punkt. Kein "normaler" Mensch verhält sich so wie er,wenn er nicht Dreck am Stecken hat.

Sein Problem war, dass er damals kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hatte und keinen Freundeskreis, also keine neutralisierenden Faktoren. er und EH haben sich permanent um sich selbst gedreht und durch ihre Borderline"reinsteigermechanismen", die er unreflektiert übernommen hat (siehe Diagnose) hat er sein Schicksal besiegelt.

@MissMary
wobei ich gerade seine Argumention als nicht besonders stark empfinde. Er ist mMn sehr hartnäckig. z. B. das mit dem Hauskleid von NH, dass sie so niemals jemand Fremden empfangen hätte. Oder die Sache mit dem Kino, die kurze Beziehung zu EH um ein derartiges Verbrechen zu verüben usw. Eigentlich würde man solche Argumente eher als recht kindlich-naiv betiteln. Das ist eben das, was mich immer so verwundert dass erwachsene Menschen, diese immer als gegeben hinnehmen und überhaupt nicht hinterfragen.

"Prinzipiell ist die Argumentationskette gegen ihn erdrückend. Punkt. Kein "normaler" Mensch verhält sich so wie er,wenn er nicht Dreck am Stecken hat".

vielleicht war er Masochist..vielleicht wollte er auch nur die Polizei verarschen

"das mit dem Hauskleid von NH, dass sie so niemals jemand Fremden empfangen hätte"

die Freundin von söring hatte doch einen schlüssel zu der Wohnung , söring wäre also auch so reingekommen...

@oehlinho
er ist dort ja nicht eingebrochen, sondern der Esstisch sah danach aus, als ob dort 3 Personen gesessen hätten. 3 Stühle waren etwas weiter vom Tisch verrückt gewesen. Also ist schon anzunehmen, dass die Haysoms ihren Mörder kannten und hineingelassen haben.

Er führte eben an, dass es unmöglich sei, dass sie im die Tür geöffnet hätten, erstens weil sie ihn nicht wirklich kannten und eben die Geschichte mit dem Hauskleid.

@venice ich meine wenn ihm seine Freundin den Haustürschlüssel gegeben hätte , hätte er einfach die tür aufschliesen könnenn...
ist aber nur eine Vermutung von mir!

ja sicher hätte er auch so hineinkommen könnten. Das hätte aber eben nicht zu den 3 verrückten Stühlen am Esstisch gepasst. Denn man ging davon aus, dass der Täter (so hatte es auch JS selber ausgesagt) zuerst mit den Haysoms an einem Tisch gesessen ist.

@Venice2009
Frage mich warum das unmöglich sein soll ?
Er war doch der Freund ihrer Tochter

@Mr.Mystery1990
weil sie ihn wohl nur einmal gesehen hatten und sie keine Fremden ins Haus hinein ließen lt. JS und er war ja fremd für sie, da sie sich nur einmal getroffen hatten. Das meinte ich, mit der etwas seltsamen Argumentation.

dieses Argument "sie hätten ihn nicht reingelassen" finde ich nicht sehr überzeugend..

@Venice2009 @oehlinho

Das mit den drei Gedecken ist zwar korrekt, allerdings ist es ja gut möglich, dass sich EH alleine zum Abendessen angekündigt hat und dann JS einfach mitgenommen hat und den Mord gemeinschaftlich zu begehen.

Wenn ich mich recht erinnere - waren nur zwei Gedecke, das von NH und das von DH - ein dritter Stuhl war aber so verrückt, dass man davon ausging, dass da jemand saß. Wäre ja auch dämlich gewesen, wenn er da mitgegessen hätte (selbst wenn er eingeladen worden wäre) - das verursacht ja alles Spuren.

Könnte auch so gewesen sein, dass er kam, die beiden beim Essen gestört hat, eine Einladung ausgeschlagen hat und sich zu ihnen an den Tisch gesetzt hat. Kann aber auch ganz anders gewesen sein. Fakt ist (glaube ich), dass zwei Gedecke auf dem Tisch standen.

@elvis ich dachte immer einer von den beiden wäre zum tatzeitpunkt in Washington gewesen...

@MissMary

Ich ging immer von drei Gedeckten aus. Das war wohl auch auf den Fotos so zu erkennen, die von Tatort gemacht wurden.
Ich kann aber nicht ausschließen, dass ich das falsch erinnere. Bekanntlich gibt es viele Details in diesem Fall. Morgen habe ich Zeit nochmal nachzuschauen.

@oehlinho

Jein. Das sind zumindest die beiden gängigsten Theorien. Ich selber halte es aber nicht für unwahrscheinlich, dass beide vor Ort waren. Schließlich hat keiner ein Alibi, ist also in Washington nicht gesehen worden und die Tatortspuren sprechen auch nicht dagegen. Man fand ja Blut der Blutgruppe von EH und JS.

http://haysommurders.weebly.com/crime-scene-pictures.html

ich habe einen link gefunden auf dem man den Tatort sehen kann. Man kann ganz klar 2 gedecke erkennen..das 3. muss nicht unbedingt ein gedeck sein...

@oehlinho
der Tisch war für 2 gedeckt, es standen aber 3 Stühle weiter entfernt vom Tisch, so dass es aussah, als hätten die Haysoms einen Gast gehabt. Auf den Fotos ist es allerdings nicht erkennbar.

Erste Spalte, zweites Bild sieht aber schon nach drei Gedecken aus, oder?

soweit ich es noch richtig in Erinnerung habe, war aber nur für 2 gedeckt. Also 2 Teller und 2 Gläser. Kann sein, dass das Platzdeckchen ungedeckt dort lag. EH war ja auch öfters zu Gast bei ihren Eltern.

das sieht für mich aus wie ein weißes undefinierbares etwas, weil die Bildqualität so verschwommen ist...könnte zb auch irgendwelche papiere oder Zeitschriften sein...