Falsche Internet-Tipps behindern Suche nach Dano
Verbrechen vermutet
Herford. Die Polizei hat ihre Suche nach dem fünfjährigen Dano aus Herford vorerst eingestellt. Damit ist der Vermisstenfall faktisch ein Kriminalfall. Auf der 30-köpfigen Ermittlungskommission "Dano" liegt nun die Hauptlast der Arbeit. Deren Beamte müssen derzeit noch ein ganz anderes Problemfeld im Auge behalten: das Internet samt sozialen Netzwerken, in denen angeblich Verdächtige an den Pranger gestellt und Fehlinformationen lanciert werden.
Mittlerweile wurden nach Informationen der Neuen Westfälischen bereits mehrere Personen wegen des Verschwindens von Dano durch die Ermittler befragt. Sie wurden danach alle wieder von der Polizei entlassen. In einem Fall jedoch wurde ein Mann bereits mit voller Namensnennung samt Foto im Internet als angeblicher Verdächtiger dargestellt.
Die Polizei sieht solche Aktionen mit Sorge. Nicht ohne Grund: Im Mordfall Lena im ostfriesischen Leer hatten Falschinformationen über das Internet im März 2012 zu einer regelrechten Pogromstimmung gegen einen unschuldigen 18-Jährigen geführt. Die Polizeiwache der ostfriesischen Stadt war geradezu belagert und die Auslieferung des Unschuldigen verlangt worden.
"Unsere Ermittler haben die sozialen Medien im Blick, und dort eingehenden Hinweisen wird nachgegangen. Bislang haben diese aber zu keinen konkreten Ermittlungsansätzen oder Tatverdächtigen geführt", erklärte dazu Herfords Polizeisprecher Michael Albrecht.
Fünfstellige Belohnung stimmt nicht
Auch eine fünfstellige Belohnung, die unter anderem per Internet unter dem Namen der Familie verbreitet wird, ist mit Danos Eltern nicht abgesprochen, wie es aus deren Umfeld heißt. Die Familie, die unter anderem durch Anrufe belästigt worden war, hatte bereits in den letzten Tagen private Helfer gebeten, keine Stellungnahmen abzugeben. Die Polizei hatte sich auch dafür eingesetzt, dass private Suchaktionen eingestellt und stattdessen nur Flugblätter verteilt werden.
"Bei allem Verständnis für die Sorge um das Kind sollte man die Arbeit der Polizei überlassen", sagte Wolfgang Beus, Sprecher des NRW-Innenministeriums in Düsseldorf. Eigene Aktionen seien sogar kontraproduktiv. "Die Polizei hat bei der Suche und Fahndung ganz andere Mittel zur Verfügung."
Dano wird seit Freitag vergangener Woche vermisst. Er hat möglicherweise in der Nähe der Werre gespielt und könnte ins Wasser gefallen sein, so eine Annahme der Polizei. Die Behörde hatte noch in der Nacht zum Samstag eine Ermittlungskommission gebildet und von Anfang an ein Verbrechen an dem Kind nicht ausgeschlossen. Eine großangelegte Suche mit Bereitschaftspolizisten, Hubschraubern, Feuerwehrbooten, Tauchern sowie Sonartechnik auf und entlang der Werre zwischen Herford und Bad Oeynhausen blieb erfolglos.
Die Durchsuchungen der Wohnblocks im Umfeld von Danos Familie sowie einer Kleingartenanlage führten ebenfalls zu keinem Ergebnis. Donnerstagmorgen war auch die bisher letzte Suche am Sielwehr in Bad Oeynhausen ergebnislos eingestellt worden.
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