15-jährige Täterin sticht in Hannover auf Polizisten ein
04.03.2016 um 21:33Anzeige
Der Salafist Pierre Vogel hat sich zum Fall Safia S. mit einem Facebook-Video zu Wort gemeldet. Er, der schon mit der siebenjährigen Safia, vor der Kamera stand, war dazu in Hannover. Und hat dort nach eigenen Angaben einige Gespräche geführt.http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Salafist-Pierre-Vogel-in-Video-aus-Hannover-Wir-wollen-die-Schwester-zurueckgewinnen (Archiv-Version vom 01.07.2016)
Schlecht beleuchtet steht der Mann im Trainingsanzug am Nordufer des Maschsees, hinter ihm liegt die HDI-Arena. Er spricht in eine Kamera und erzählt, wie er die Dinge einschätzt um den mutmaßlichen Messerangriff der 15 Jahre alten Safia S. auf einen Bundespolizisten. Es ist Pierre Vogel, jener Salafisten-Prediger, der vor einigen Jahren gemeinsam mit Safia in Videos auftrat, in denen sie schon im Alter von sieben Jahren mit Kopftuch Koranverse rezitierte. Vogel war in Hannover, um, wie er bedeutungsvoll sagte, „einige Gespräche“ zu führen. Er spricht weitschweifig und großspurig und tritt auf wie ein Ermittler, der den Ruf des Islam verteidigen muss.
Vogel sagt in dem Facebook-Video, er habe Safia S. seit sechs Jahren nicht gesehen, insgesamt habe er sie viermal getroffen. Was wohl heißen soll, man könne nicht ihn mit der Attacke in Verbindung bringen. „Ich finde die Tat falsch“, sagt Vogel. Er glaube, sie habe „zu 99 Prozent“ stattgefunden. Der Angriff hat nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft möglicherweise einen islamistischen Hintergrund. Sucht Vogel wieder Kontakt zu Safia S.? In dem Video sagt er: „Wir wollen die Schwester zurückgewinnen, auch wenn sie einen Fehler gemacht hat.“
Dann aber beginnt Pierre Vogel, Zweifel zu säen. Warum der Polizist nach sieben Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden sei, wenn er doch lebensgefährlich verletzt wurde? Warum nur drei Tropfen Blut auf den Boden im Hauptbahnhof flossen? Dieses Bild stammt aus einem Bericht des NDR. Auch die Absicht von Safia, von der Türkei aus zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zu reisen, bezweifelt der Salafist. „Wer schon in der Türkei ist, der kommt auch nicht mehr zurück.“ Safias Mutter hatte ihr Kind aus Istanbul zurück nach Hannover geholt. Pierre Vogel erzählt, sie sei sogar bei der Polizei gewesen, weil sie Sorge habe, ihre Tochter wolle zum IS.
Zwischendurch kommt ein Paar am Maschsee vorbei, die Szene ist im Video nachgezeichnet. Der Mann beschimpft Vogel als Hassprediger, der an die Wand gestellt gehöre. „Du Dussel“, ruft Vogel zurück.
Gegen Ende hält der Salafist ein Geodreieck ins Bild. Er misst ein kleines Stück ab. „Hier, das ist sechs Zentimeter.“ So lang sei die Klinge gewesen, die das Mädchen beim Angriff benutzt habe. Was er meint: Wer einen „Terrorangriff“ plane, der würde eine andere Waffe wählen. Seine Botschaft ist die Botschaft aller Verschwörungstheoretiker. „Falsche Fakten“ seien im Umlauf. Was Pierre Vogel auch sagte: Wenn sich nicht andere um die Schülerin kümmern, dann tun es die Salafisten.
Der Generalbundesanwalt übernimmt das Ermittlungsverfahren gegen Safia S. Die 15-Jährige hatte Ende Februar einen Bundespolizisten am Hauptbahnhof Hannover niedergestochen. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Das bestätigte die Behörde SPIEGEL ONLINE.http://www.spiegel.de/panorama/justiz/terrorverdacht-gegen-15-jaehrige-generalbundesanwalt-ermittelt-a-1082492.html
Damit scheint sich der Verdacht zu konkretisieren, dass der Angriff des Mädchens einen terroristischen Hintergrund hat. Bereits kurz nach der Tat hatten es erste entsprechende Hinweise gegeben.
Anfang Januar hatte die Mutter der Schülerin eine Vermisstenanzeige gestellt und ausgesagt, sie vermute, ihre Tochter wolle sich der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in Syrien anschließen. Die Mutter konnte die Tochter Ende Januar in Istanbul abholen.
In einer Vernehmung bei der Polizei hatte das Mädchen indes angegeben, dass es sich von den Beamten provoziert gefühlt habe. Inzwischen soll es dem verletzten Polizisten einen Entschuldigungsbrief geschrieben haben.
Bereits als Siebenjährige hatte Safia S. Kontakt zu dem Salafistenprediger Pierre Vogel. In einem Video, das im Netz kursiert, zitiert das Mädchen Koranverse und wird von Vogel gelobt.
planetzero schrieb:Wir wollen es nicht wahrhaben, weil es unserem Weltbild widerspricht, wonach alle Menschen irgendwie gleich sind und unserem westlichen Ethos entsprechend handeln wollen.Das beziehe ich nicht auf meine Person und mein Umfeld. Wir sind in der Lage zu differenzieren.
planetzero schrieb:Und wir wollen es nicht wahrhaben, weil das Zulassen dieser Erkenntnis Konsequenzen hätte, die uns unannehmbar erscheinen.Das ist wohl wahr…doch wir haben aktuell keine Wahl, Konsequenzen zuzulassen.
Ignorieren, Leugnen, Schönreden, Rationalisieren löst aber keinen Konflikt, sondern verschärft ihn.
Rick_Blaine schrieb am 16.03.2016:Das dürfte wohl in der Geschichte der Bundesrepublik das erste Mal sein, dass gegen eine Minderjährige - oder wie es gerne ja gesagt wird, gegen ein Kind - wegen eines terroristischen Mordanschlages ermittelt wird.Die junge Bundesrepublik hat nach 1945 auch fanatische Kinder und Jugendliche "übernommen", wie konnten diese sozialisiert werden? Ich bin mittlerweile dafür, eine Art Forensik für (wenige) Kinder zu schaffen, denn weder Jugendhilfe noch Gefängnis haben die Möglichkeit konsequent pädagogisch und psychiatrisch tätig zu werden.