maxcalador schrieb:Ja, das glaube ich ganz sicher. Das ist bei erschreckend vielen Suiziden so, dass niemand etwas ahnt bevor es zu spät ist.
Leider ist dem so. Hätte meine Mutter wohl auch gesagt, wenn es mir geglückt wäre vor fast sechs Jahren. Wobei ich dafür sorgen wollte, dass man mich nicht findet und ich auch keinen Brief geschrieben habe (er wäre von ihr eh falsch interpretiert worden).
Allerdings ist das eben oft so, wenn der Betroffene weiß, dass er in seinem Umfeld nicht offen reden kann. Und leider ist es halt auch Tatsache, dass, wenn man sich versucht zu öffnen, das gleich abgewiegelt, lächerlich gemacht oder man bezichtigt wird, der Aufmerksamkeit wegen zu lügen (und sich selbst psychische Erkrankungen anzudichten).
Da kommen dann so Sprüche, wie “Anderen geht es viel schlechter, als dir.” oder “Warum bist du depressiv, du hast doch alles.”; wahlweise (Zitat meines Onkels, aber auch oft von anderen gehört) “Mach’ ein bisschen Sport und setz’ dich abends hin, schreib’ drei positive Dinge auf, die du an dem Tag erlebt hast. Dann sind die Depressionen schnell vorbei.”, “Red’ nicht drüber! Damit zeigst du Schwäche. Man muss doch funktionieren.”.
Und dann steht man als Betroffener da, in einer Gesellschaft, die Betroffenen sagt, sie sollen offener mit ihren Erkrankungen umgehen, wenn sie dies aber tun, werden sie zurückgewiesen und zum Schweigen gebracht. Und dann lachen wir, funktionieren, lassen die Tränen nicht mehr raus oder das Gefühl, falsch zu sein, zu versagen (das hat nichts mit beruflichem Erfolg zu tun) usw.
Irgendwann knallt’s und niemand hat niemals nie nicht nichts gewusst oder gar geahnt.
ABER: um Bezug auf den Tod von RK zu nehmen. Wir wissen NICHT, was zu seinem Freitod geführt hat. Wir wissen nicht, ob er psychisch oder physisch erkrankt war (das wissen, wenn überhaupt jetzt die Angehörigen, uns geht es auch nichts an).
Es gibt ja auch Suizide, die nach medizinischen Diagnosen begangen werden (siehe Gunther Sachs).
Wichtig ist nur: die Familie hat jetzt Gewissheit; kann also eine Art Abschluss finden (wobei erst jetzt sicherlich das Gedankenkarussell bei manchen Themen anfängt) und trauern.
War es ein Suizid, was wohl wahrscheinlich ist, so hatte RK seine Gründe dafür. Da gibt es keine Schuld oder Mitschuld.