Kunstraub in Dresden

Na da bin ich ja mal gespannt, wie es am Dienstag beim Prozess weitergehen wird, da Erklärungen der Angeklagten erwartet werden.

Tritonus schrieb:Ich z.B. geh viel ins Museum, fahre dafür auch weit. Würde ich nicht machen, wenn ich wüsste, da liegen Duplikate.

Das ist Einstellungssache. Ich würde mir auch Nachbildungen anschauen und mir so ein Bild über die Geschichte und die damalige Zeit verschaffen. Die Juwelen im Londoner Tower wurde auch in Kopien ausgetauscht, da es in den 70er Jahren mal einen Anschlag der IRA dort gab.
Ein Museum kann nicht so schwer gesichert sein gegen Diebstahl und Anschläge. Solche Sachen gehören in einen Bunker. Sobald in Deutschland irgendwo ein Goldschatz aufbewahrt wird, gar öffentlich gezeigt wird, rattert doch schon die Maschinerie der Diebesbanden an. Siehe auch jüngstes Beispiel Goldmünzenraub Manching. Fahrlässig, sowas im Original auszustellen.

Vor Weihnachten geht hier gar nichts weiter. Und wieso rücken die Remmos den wertvollsten Stein nicht raus? Da stellt sich mir die Frage, ob unsere Justiz erpressbar ist.

Der wertvollste Diamant fehlt!

Der „Sächsische Weiße“, ein Brillant mit knapp 50 Karat Gewicht (s. Foto unten), ist das Herzstück der gestohlenen „Epaulette“. Er wurde 1729 von August dem Starken für 200 000 Taler erworben. 100 000 Taler entsprachen damals einer Tonne Gold. „Die Frauenkirche kostete zum Vergleich 280 000 Taler“, sagte Dirk Syndram (67), Ex-Direktor des „Grünen Gewölbes“ im Prozess.

Umgerechnet eine Tonne Gold oder den Wert der Frauenkirche als Verhandlungsmasse? Really? Warum werden da keine Razzien durchgeführt?

https://www.bz-berlin.de/berlin/kein-remmo-deal-vor-weihnachten

Solche Sachen sind im Normalfall unverkäuflich. Die Schmuckstücke sind weltbekannt und ein seriöser Sammler kauft keine Hehlerware. Ein Abnehmer könnte auch wieder nur aus dem Milieu stammen oder jemand sein, der zu den Reichsten der Welt gehört. Das Schmuckstück würde in einem Tresor landen.
Ziel von Kunsträubern ist ja oftmals, dass ein Gelddeal stattfindet. Das gab es schon bei wertvollen Gemälden z.B.. Ein Rückkauf sozusagen über dessen Konditionen geschwiegen wird. Im Falle von bestimmten Diebesbanden ist natürlich auch ein Deal in Form von Strafmilderung für die mutmaßlichen Diebe oder für andere Mitglieder des Clans denkbar, die wegen anderer Straftaten bereits einsitzen. Ob man den Geldforderungen oder anderen Forderungen nachgibt, wird die Öffentlichkeit bestimmt nicht erfahren. Dann würde ich mich allerdings fragen, ob man sich als Museum, als Staat, als Justiz überhaupt in der Art erpressen lassen sollte.
Wenn ich es genau nehme, ist doch die Kronzeugenregelung in Strafprozessen auch so eine Art Geschäft. Oftmals das einzige Mittel, um jemand überhaupt zu einer Aussage zu bewegen.

knackundback schrieb:Warum werden da keine Razzien durchgeführt?

Weil die wohl kaum so dumm sein werden, dieses Stück bei ihrem Bruder, Neffen.... (was auch immer) unter der Matratze zu deponieren.

Und wo will man da anfangen? Einfach jeden Haushalt in Deutschland durchsuchen? Das ist weder rechtlich noch personell machbar. Irgendeinen belastbaren Verdacht muss man ja schon haben.

Lächerlich. Die lachen sich alle ins Fäustchen.
"Klare Zeichen gegen die Clan Kriminalität setzen" sieht für mich anders aus. Und das hat man sich ja eigentlich vorgenommen.

Wen es interessiert:
Die Stellungnahme der Generaldirektorin der staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Wirklich witzig. Musste lachen als ich es gelesen habe.

„Es ist ein riesiger Freudentaumel in den SKD ausgebrochen, dass die einzigartigen Juwelengarnituren wiedergefunden wurden, und wir bekommen Nachrichten aus der ganzen Welt. Wir haben nie zu hoffen aufgehört und es für eine realistische Chance gehalten, dass die Juwelen wieder auftauchen. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass der Schatz Augusts des Starken wieder aufgespürt werden konnte. Wir sind stolz auf Polizei und Staatsanwaltschaft und gratulieren den sächsischen Ermittlungsbehörden zu diesem außerordentlichen Erfolg. Die SKD werden für alle Bürger ein großes Fest ausrichten.“

Quelle: https://www.skd.museum/besucherservice/presse/2022/stellungnahme-von-marion-ackermann-zur-heutigen-mitteilung-der-staatsanwaltschaft-dresden/

xTrina schrieb:Lächerlich. Die lachen sich alle ins Fäustchen.
"Klare Zeichen gegen die Clan Kriminalität setzen" sieht für mich anders aus. Und das hat man sich ja eigentlich vorgenommen.

Die Frage auf die das letztlich hinausläuft ist doch eigentlich die: Lässt man sich auf einen solchen Deal ein oder riskiert man, dass die Beutestücke nie wieder auftauchen weil sie dann am Ende, da unverkäuflich, vernichtet werden?

Ich persönlich bin da hin- und hergerissen: Einerseits sehe ich auch, dass die Clans sich da vermutlich in Fäustchen lachen und ihr Ziel, nämlich den Staat vorzuführen, erreicht haben.

Andererseits sind die Beutestücke unersetzbar, auch nicht, wenn sie versichert wären und der monetäre Wert von der Versicherung ausgezahlt würde. Sowas kann man nicht einfach "nachkaufen" wie ein geklautes Auto oder Smartphone.

Ein Dilemma.

Man darf mit Verbrechern keine Geschäfte machen. Lieber die Pretiosen opfern und die Täter hart bestrafen.

JosephConrad schrieb:Lieber die Pretiosen opfern und die Täter hart bestrafen.

Mich würde mal interessieren, wie das im umgekehrten Fall abliefe. Also die Täter eine kriminelle Vereinigung aus Deutschland und ein entsprechender Raub in der Türkei. Ich nehme stark an, die würden dort beides hinbekommen: Schmuck zurück und Täter bis zum Sanktnimmerleinstag in den Knast (sofern die bis dahin überlebt haben).

@FriedrichA.III
Was schlägst du vor?
Die Folter einführen?

Tritonus schrieb:Was schlägst du vor?

Nichts. Ich finde es nur bemerkenswert, dass solche kriminellen Organisationen in unserem Land über Jahrzehnte (!) immer weitermachen – weil man sie lässt. Dank unserer Breitärschigkeit, die man dann gerne als Demokratie deklariert. (In der Türkei wollte ich zugegebenermaßen auch nicht leben, aber aus anderen Gründen.)

Mir fällt immer wieder auf, wie bei Allmy, und nicht nur hier, die (vermeintlichen) Nachteile von Rechtsstaaten breitgetreten werden und im gleichen Atemzug die "Vorteile" von Unrechtsstaaten. Man könnte das doch mal umgekehrt angehen. Wird leider selten gemacht. Schon gar nicht von Leuten, die die Vorteile eines Rechtsstaates genießen und noch nie von Verleumdung, Erpressung, Armut, Verfolgung, Folter betroffen waren. Sage ich ganz allgemein, ohne jemanden persönlich zu meinen. Fällt mir halt öfter mal auf.

Tritonus schrieb:Mir fällt immer wieder auf, wie bei Allmy, und nicht nur hier, die (vermeintlichen) Nachteile von Rechtsstaaten breitgetreten werden und im gleichen Atemzug die "Vorteile" von Unrechtsstaaten.

Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Und ich frage mich, wie alle die dann mal gerne die Türkei oder welches Land auch immer heranziehen, es finden würden, wenn sie im Keller der Polizei landen und erst einmal Prügel mit dem Gummiknüppel beziehen würden.

Dass man im Hinblick auf Clankriminalität manches Auge zugedrückt hat, steht auf einem anderen Blatt. Aber es würde ja schon reichen die zur Verfügung stehenden Mittel des Rechtsstaates auszuschöpfen.

brigittsche schrieb:Dass man im Hinblick auf Clankriminalität manches Auge zugedrückt hat, steht auf einem anderen Blatt.

Was aber auch mit massiver Bedrohung und Einschüchterung von Richtern, Staatsanwälten und Polizeibeamten zu tun hat.
Das darf man bei all dem was wir hier schreiben nicht vergessen.

xTrina schrieb:Was aber auch mit massiver Bedrohung und Einschüchterung von Richtern, Staatsanwälten und Polizeibeamten zu tun hat.

Natürlich, aber das ist ja die Folge davon, dass man am Anfang eben zu lange weggeguckt bzw. in durchaus guter Absicht zu milde war.

brigittsche schrieb:dass man am Anfang eben zu lange weggeguckt bzw. in durchaus guter Absicht zu milde war.

Ja. Und wenn es immer so weitergeht und sich nichts ändert, verweise ich auf unseren Nachbarn Holland.
Hier ist bereits alles außer Kontrolle.
Deshalb bin ich auch so gespannt wie Deutschland die Legalisierung von Cannabis umsetzen möchte. Die Clans stehen schon für eine Zusammenarbeit bereit. :D Aber das ist off-topic.

Der Prozess um einen der spektakulärsten Kunstdiebstähle Deutschlands endet. Fünf der sechs Angeklagten erhalten mehrjährige Haft- bzw. Jugendstrafen. Diese fallen milder aus, weil Teile der Beute zurückgegeben worden sind und die Angeklagten die Taten teilweise gestanden haben.

Für drei inzwischen 26, 27 und 29 Jahre alte Männer aus der bekannten Großfamilie verhängte die Strafkammer Haftstrafen von sechs Jahren und drei Monaten, fünf Jahren und zehn Monaten sowie sechs Jahre und zwei Monate. Einer der Zwillingsbrüder bekam vier Jahre und vier Monate Jugendstrafe. (...)

Anfang Januar gab es eine Verständigung zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht, nachdem kurz vor Weihnachten 2022 die meisten der gestohlenen Juwelen zurückgegeben worden waren. Dem umstrittenen Deal hatten vier Beschuldigte zugestimmt, die sich danach über ihre Anwälte zu ihrem Tatbeitrag erklärten.

https://www.tagesschau.de/inland/urteil-gruenes-gewoelbe-100.html

Ich verstehe nicht, warum die Rückgabe einzelner Beuteteile strafmildernd angesehen wurde. Schließlich waren einige Teile beschädigt und zum Verbleib der anderen Teile gibt es anscheinend keine konkreten Hinweise.

Annemaus schrieb:Ich verstehe nicht, warum die Rückgabe einzelner Beuteteile strafmildernd

"Ohne diese Abmachung wären die Schmuckstücke wohl nie in das Grüne Gewölbe zurückgekehrt. Dies müsse strafmildernd gewertet werden."

Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/urteil-gruenes-gewoelbe-prozess-100.html

Die Frage ist, ob man überhaupt noch um den Rest bemüht ist?
Ich meine, hier geht es auch weiterhin um Millionen! Wenn die das bereits zu Bargeld gemacht haben, steht denen das ja auch nicht zu oder?