Sturz einer Unbekannten aus einem Hotelzimmer in Berlin

hoptimistin schrieb:Als Gynäkologin gehe ich davon aus, dass die Patientin eine Mastektomie (Entfernung der Brust) Links hatte und man durch Eigengewebe vom Bauch mit einem gestielten TRAM-Lappen wiederaufgebaut hat.

Lässt sich anhand der OP-Technik und der Narbenentwicklung ein wenig eingrenzen, wann, wo und von wem eine solche OP durchgeführt wurde? Evtl. könnten ja dann Patientenakten weiterhelfen. Es gelingt ja auch immer wieder, Menschen auf Basis zahnärztlicher Behandlungen zu identifizieren. Wobei: Die scheinen in dem Fall ja auch nicht weitergeholfen zu haben...

Pony2.4 schrieb:Ich hab mal geschaut, wo dieses Aue liegt (aus dem Link im Eingangspost hab ich, dass es in Sachsen ist). Im Grunde ist das ein Kaff im Nirgendwo. Chemnitz und Zwickau sind in der Nähe, ebenso die polnische Grenze.

Die tschechische Grenze, nicht die polnische.

Ich vermute, dass sie einen Bezug zu Aue hatte. Denn die erkennungsdienstliche Behandlung war durch sie nicht planbar, anders als die falschen Identitäten, der Hotelaufenthalt, die Legenden zu Wohn- und Geburtsort. Wenn sie nicht eigens für eine Straftat, die zur erkennungsdienstlichen Behandlung in Aue führte, angereist ist, müsste sie also einen Bezug dorthin haben. Die abgelegene Lage spricht ebenfalls dafür. Wenn man sich einen Ort für die Begehung einer Straftat aussucht, dann doch eher einen mit guter Erreichbarkeit (Auto bzw. ÖPNV)? Über ein Fahrzeug scheint nichts bekannt zu sein, jedenfalls hatte sie wohl kein Fahrzeug auf dem Hotelparkplatz abgestellt.

falstaff schrieb:Lässt sich anhand der OP-Technik und der Narbenentwicklung ein wenig eingrenzen, wann, wo und von wem eine solche OP durchgeführt wurde?

Leider nein - die Narbenentwicklung ist individuell unterschiedlich. Die OP Technik führen in der Regel eher Brustzentren oder größere Kliniken durch.

KimByongsu schrieb:Welche Gründe sind denkbar, sich eine falsche/neue Identität zu verschaffen? Mir fehlt die Phantasie. Wäre sie eine untergetauchte Straftäterin, hätte die Polizei doch vermutlich ihr Inkognito bereits gelüftet. Das kann es also wohl nicht sein. Ich stelle es mir aufwendig vor, sich eine wasserdichte neue Identität zu verschaffen. Das macht man doch nicht einfach mal so zum Spaß?

Es könnte sich auch um eine Langzeitvermisste handeln, die man für längst tot hält.

Raissa schrieb:Es könnte sich auch um eine Langzeitvermisste handeln, die man für längst tot hält.

Wenn sie heute etwa 60 Jahre alt war, müsste sie 1959/60 geboren sein. Damit war sie 1989/90, also beim Ende des Kalten Krieges, Wiedervereinigung usw. um die 30. Das wäre ein Alter, in dem man durchaus nochmal neu anfangen kann.

Vielleicht hat sie die damaligen Gegebenheiten und Umwälzungen "im Osten" (DDR? Sowjetunion?) genutzt, um ein neues Leben anzufangen? Damit meine ich durchaus nicht, dass das politische Gründe gehabt haben muss, oder dass sie etwas mit einem Geheimdienst zu tun hatte o. Ä.

Auch rein private Motive wären denkbar. Es gab damals z. B. einige Fälle von Frauen sich von ihren Familien getrennt haben um in den Westen zu gehen obwohl sie kleine Kinder hatten und sich niemals wieder gemeldet haben.

Auch das will ich der unbekannten Toten nicht unterstellen (!!!), aber es zeigt doch, dass es damals offenbar Leute gab, die die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche auch privat zu einem radikalen Neuanfang genutzt haben. Und das könnte vielleicht auch erklären, warum die betreffende Dame nie von ihrer Familie gesucht wurde.

@hoptimistin
Ich habe die Vermutung einer DIEP-OP auch schon geäußert. Ich habe nämlich die gleiche Narbe.
Wird aber nicht gerne gesehen von den Admins. Ob die Polizei sowas weiß?
Vielleicht wären sie dankbar über die Info einer Gynäkologin.
Sonst könnte man doch die Brustzentren anfragen. Das wird ja in ausgesuchten Kliniken gemacht.
In Köln fallen mir 4-5 Adressen ein, in Düsseldorf 3. Überschaubar also

sören42 schrieb:ch vermute, dass sie einen Bezug zu Aue hatte

Pony2.4 schrieb:Was sie da wohl gemacht hat? Und in welcher Form ist sie dort wohl polizeilich in Erscheinung getreten? Sie wird wohl irgendeinen Bezug dorthin haben.

Nach einer Krebstherapie steht einem Patienten ein Reha Aufenthalt zu. Gibt es in Aue oder in der Nähe von Aue eine oder mehrere Reha-Kliniken?

brigittsche schrieb:Vielleicht hat sie die damaligen Gegebenheiten und Umwälzungen "im Osten" (DDR? Sowjetunion?) genutzt, um ein neues Leben anzufangen?

Dann hätte sie ja aber 30 Jahre Zeit gehabt, ein neues soziales Umfeld aufzubauen. Dass sie aus ihrem alten Umfeld niemand vermissen würde, wäre dann ja noch verständlich. Aber warum hätte sie aus ihrem neuen Umfeld niemand vermissen oder wiederkennen sollen?

falstaff schrieb:Aber warum hätte sie aus ihrem neuen Umfeld niemand vermissen oder wiederkennen sollen?

Das ist ein guter Punkt, so weit hatte ich nicht gedacht.... Allerdings würde mir spontan einfallen, dass sie vielleicht im "goldenen Westen" dann doch nicht recht Fuß fassen konnte, aber andererseits auch nicht mehr zurück konnte oder wollte....

Das Hotel, in dem die Unbekannte sich aufhielt, wirbt auf der Website mit der Nähe zum Benjamin Franklin Klinikum. Das Benjamin Franklin Klinikum verfügt über eine Fachabteilung für Brustkrebs:
https://haema-cbf.charite.de/schwerpunkte/mammakarzinom_und_gynaekologische_tumore/

Könnte es sein, dass sie sich dort in der Schildhornstraße einquartierte um Behandlungen, bzw. eine weitere Therapie im Benjamin Franklin Klinikum zu machen?

Kreuzbergerin schrieb:Könnte es sein, dass sie sich dort in der Schildhornstraße einquartierte um Behandlungen, bzw. eine weitere Therapie im Benjamin Franklin Klinikum zu machen?

So eine Therapie wird man dann aber kaum mit einer falschen Identität durchführen können denke ich, Bar wird sowas wohl kaum bezahlt.

Es scheint ja schon um ein ernsthaftes Vergehen gegangen zu sein, sonst wäre sie nicht erkennungsdienstlich behandelt worden. Und wenn dann einer bei der Frage "wo wohnen sie denn" sein Handy zückt und durch google maps scrolled, dann muss das doch auffallen.

Wenn man davon ausgehen, dass sie sich die falsche Identität erst in diesem Moment ausgedacht hat, dann ja. Das würde ich aber nicht unbedingt tun. Wir wissen, dass sie in mindestens zwei Fällen unter jeweils unterschiedlichen falschen Namen aufgetreten ist. Es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass die erkennungsdienstliche Untersuchung das erste mal war, dass sie eine falsche Identität verwendet hat. Unterm Strich, liegt natürlich der Verdacht nahe, dass das nicht nur durch einen dummen Zufall ins Visier der Polizei geraten ist, sondern tatsächlich in irgendwelche illegale Aktivitäten involviert war. Da halte ich es für wahrscheinlicher, dass sie sich bereits vorher ihr Alias zurecht gelegt hatte.

@Kreuzbergerin
Ja, das könnte sein, weil man diese OP nicht im Wald und Wiesen Krankenhaus macht. Wenn Du aus der Provinz kommst, musst du das wahrscheinlich in der Stadt, also in einen zertifizierten Brustzentrum machen. Oder beim plastischen Chirurgen.
Ich denke schon, dass man die OP auch einfach bar bezahlen kann.
In der plastischen Chirurgie, wo ich diese OP hatte, waren viele Patientinnen aus dem Ausland, weil es damals die erste Adresse war.
Da hat das ja auch nicht die KV bezahlt

@Kreuzbergerin
Ich kenne die Abteilung des Benjamin Franklin seit 2016, in der Tat sind dort viele Patientinnen aus dem Ausland, die hier nicht versichert sind.

Aber auch wenn man aus dem Ausland kommt und nicht in D versichert ist wird man sich ausweisen müssen, vor allem wenn es sich um eine längere Therapie handelt, denke kaum das ein Krankenhaus einfach so jemand aufnimmt und der dann Bar bezahlen kann.

falstaff schrieb:Weiterhin ist es möglich, dass der Bezug zu der falsch angegebenen Adresse weit in die Kindheit der Frau zurückreicht und aus dieser Zeit einfach keine brauchbaren Daten mehr vorliegen. Es könnte die Adresse sein, an der sie die prägenden Jahre ihrer Kindheit verbracht hatte - die vergisst man normalerweise nie.

Soest, Arnsberg, Möhnesee, das ist alles ungefähr die gleiche Ecke. Ich denke, die Unbekannte hat einen starken Bezug in diese Region, woher auch immer. Das ist in meinen Augen kein Zufall wenn man sich als Verschleierung der eigenen Identität real existierende Adressen aus ein und derselben Gegend angibt.

Misetra schrieb:Auf dem Foto wirkt sie sehr abwesend mit einem leeren Gesichtsausdruck, hatte vermutlich eine schwere Depression, die letztlich auch zum Suizid geführt hat, vielleicht sogar kombiniert mit Wahnvorstellungen.

So ein Polizeifoto würde ich nicht überbewerten. Die Leute die so zum Foto aufgestellt werden haben selten einen fröhlichen Gesichtsausdruck.

Ich finde den Gedanken mit dem Hotelaufenthalt in Bezug zu evtl. Behandlung im Klinikum wirklich eine gute Idee..
Und auch die mögliche Erklärung für die Bauchnarbe..

Man würde zwar annehmen, dass es doch irgendeinem Arzt oder Pfleger usw. auffallen müsste, wenn er die Frau vom Aufenthalt her kannte, aber manchmal ist es so, dass man das wirklich ggf. gar nicht mitbekommt.

Könnte ja sein, dass sie im Hotel falsche Daten angibt und im Krankenhaus die Richtigen? Ich meine sowas wird doch von der Krankenkasse auch bezahlt bei Krebs oder nicht.
Und das würde doch bestimmt auffallen, wenn die Krankenkasse nicht stimmen würde?

Obwohl ich auch schon von Leuten gehört habe, die keine Krankenkasse hatten und einfach die Karte einer anderen Person genutzt haben, aber dann frage ich mich, ob es nicht dann irgendwann in der Krankenakte auffallen würde..
Wie ist es denn bei Privatversicherten? Zahlen die nicht vorher selbst in bar oder Karte usw. und holen sich das Geld dann ggf. von ihrer Krankenkasse zurück? Dann würde es nicht auffallen.

Vielleicht wäre ein kurzer Tipp an die Polizei doch nicht verkehrt? Also von der Gynäkologin hier? Man kann das sonst sicher auch per Email oder so, wenn man Bedenken hat...
Ich denke lieber einmal zuviel als zu wenig und wenn es von einem bzw. einer Expertin kommt, dann um so besser...Vielleicht haben die das auch schon überprüft, aber schaden kann es doch nicht, im Gegenteil.

TheirSlave schrieb:So ein Polizeifoto würde ich nicht überbewerten. Die Leute die so zum Foto aufgestellt werden haben selten einen fröhlichen Gesichtsausdruck.

Ich würde auch keine medizinische Diagnose anhand eines Fotos stellen wollen.

Was mich wundert, ist das wohl auch Zahnärzte/Zahnchirurgen nicht weiterhelfen konnten. Man hört häufiger in den Medien, dass diese bei der Identifikation helfen können und hier haben wir einen Fall, in dem die Frau eine Ober- und Unterkieferprothese hatte, die an implantierten Metallstiften im Kiefer befestigt wurde. Für mich als Laien hört sich das nach umfassenden Eingriffen an.

TheirSlave schrieb:Soest, Arnsberg, Möhnesee, das ist alles ungefähr die gleiche Ecke.

Richtig.

Die Entfernung zwischen Soest und Arnsberg beträgt etwa 20 km Luftlinie. Der Möhnesee liegt ziemlich mittig davon.

Waytogo schrieb:Was mich wundert, ist das wohl auch Zahnärzte/Zahnchirurgen nicht weiterhelfen konnten.

Die Frage ist: Wie häufig wird solch eine Zahnprothese eingesetzt? Meine Mutter hatte auch so eine. Meine Großeltern hatten hingegen eine, die einfach eingesetzt wird.